Europa
hat seine Probleme falsch diagnostiziert und auf den falschen strategischen
Kurs gesetzt, schreibt Larry Summers
in einem lesenswerten Artikel („Growth,
not austerity is best remedy for Europe“) in FT.
Abgesehen
von Griechenland, das nur 2% der
Euro-Zone repräsentiert, ist die Quelle der Probleme nicht eine schlechte
Haushaltsführung (profligacy). Die Staatsquote
von Spanien und Irland lag am Vorabend der Krise jeweils tiefer als die von
Deutschland. Hohe Haushaltsdefizite sind viel mehr ein Symptom als eine Ursache
der Probleme in der Euro-Zone, hebt der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.
Europas
Schwierigkeiten stammen aus Mangel an Nachfrage. In einer finanziellen
Situation, wo die Zinssätze die Wachstumsrate der Wirtschaft übersteigen,
geraten Verschuldungsprobleme aus Kontrolle. Europa soll das Augenmerk nach dem
Wachstum richten. Die Austerität ist die falsche Richtung, unterstreicht der ehemalige
US-Finanzminister (1999-2001) im Kabinett von Bill Clinton.
Empirische
Untersuchungen aus unterschiedlichen Staaten Europas zeigen, dass die
wirtschaftspolitischen Massnahmen, wenn die Wirtschaft unter Nachfragemangel
steht und die Zinsen nahe Null-Untergrenze verlaufen, welche das Haushaltsdefizit um 1% reduzieren,
i.d.R. einen Multiplikator von 1 bis
1,5 haben, legt Summers dar. Das bedeutet,
dass eine Kürzung der Staatsausgaben um 1% (im Verhältnis zum BIP) oder eine
Steuererhöhung um 1%, die Wachstumsrate des BIP um 1 bis 1,5% reduziert.
Die
Sparmassnahmen wirken in Sachen Kreditwürdigkeit wahrscheinlich
kontraproduktiv, argumentiert der ehemalige Wirtschaftsberater (bis November 2010)
des US-Präsidenten Obama.