Will man eine Prognose über die Wirtschaft stellen, muss man die einschlägigen Daten überprüfen und die Indikatoren beobachten. Ein wichtiges Signal, das die Anleihenmärkte geben, kann dabei nicht ignoriert werden.
Die Rede ist von der Renditekurve (yield curve). Die graphische Veranschaulichung des Verhältnisses verschiedener Zinssätze eignet sich insbesondere für die Vorhersage von Rezessionen, wie die empirische Erfahrung nahelegt.
Es wäre daher nicht vermessen, zu sagen, dass die Form der sog. Zinsstruktur-Kurve derzeit wegen ihrer grossen Bedeutung zur Abschätzung der künftigen Entwicklung der Konjunktur das Thema Nr. 1 an der Tagesordnung von Wall Street ist.
Wenn eine Volkswirtschaft gesund läuft, ist der Zinssatz für längerfristige Anleihen i.d.R. höher als der Zinssatz für kurzfristige Papiere.
Der zusätzliche Zins (premium) dient zum Teil als Entschädigung für das Risiko auf die lange Sicht, da die Zukunft unsicher und nicht erschlossen ist.
In letzter Zeit steigen jedoch die Renditen am langen Ende der Ertragskurve langsamer als die am kurzen Ende. Das deutet darauf hin, dass die Händler am Anleihemarkt über langfristiges Wachstum besorgt sind, selbst wenn die Wirtschaft gewisse Vitalität ausstrahlt und die Fed die Zinsen erhöht.
Dazu liefert NYTimes ein paar sehenswerte Abbildungen.
Der folgende Chart zeigt, dass die Renditekurve, gemessen an 10y UST minus 2y UST, flacher wird. Der Renditeabstand ist inzwischen auf 0,34% gesunken, was den niedrigsten Wert seit 2007 markiert.
Die flacher werdende UST-Rendite-Kurve gemessen an 10yUST minus 2y UST, Graph: NYTimes @nytimes June 25, 2018