Die
Republikaner im Repräsentantenhaus haben am Donnerstag ihren Haushaltsentwurf
verabschiedet. Es ist sicherlich das meist betrügerische Budget in der
amerikanischen Geschichte, schreibt Paul
Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Pink Slime Economics“) am Montag in NYT.
Wenn
Krugman von betrügerisch (verlogen, arglistig) redet, meine er es auch so,
betont der Träger des Wirtschaftsnobelpreises. Das Problem mit dem von Paul Ryan ausgedachten Haushaltsentwurf
ist nicht nur seine fast unvorstellbar grausame Prioritäten, wie er Steuern für
Konzerne und Reiche streicht, während die Lebensmittel- und medizinische Hilfen
für die Bedürftigen drastisch abgebaut werden, sondern die angebliche
Verringerung des Defizits, welche vollständig von der Behauptung abhängt, dass
durch die Schliessung von Steuerschlupflöchern Billionen von Dollar an
Einnahmen generiert werden können.
Die
Rede ist also von Schliessungen von Steuerschlupflöchern. Wie Howard Gleckman von überparteilichen Tax Policy Center darauf hinweist,
müsste der republikanische Kongressabgeordnete Ryan bis 2022 genügend
Schlupflöcher schliessen, um jedes Jahr rund 700 Mrd. $ an Einnahmen zu
generieren.
Von
welchen zu schliessenden Schlupflöchern redet Ryan, der ein 98-seitiges
Manifest im Namen eines Haushaltsentwurfs vorgelegt hat?
Keine.
Nicht eine einzige, hebt Krugman hervor: Ryan hat jedoch kategorisch
ausgeschlossen, die hauptsächlichen Schlupflöcher, die Reichen zu Gute kommen,
zu schliessen, nämlich die ultra-niedrige Steuersätze auf Kapitaleinkommen. Das
ist die Lücke, die Mitt Romney
ermöglicht, nur 14% seines Einkommens zu versteuern.
Was
ist also von Ryans Vorhaben zu halten? Gleckman nennt es ein „mystery meat budget“. (PS: Amerikaner
nennen das Fleisch unbekannter Herkunft, oft von minderwertiger Qualität „mystery meat“). Krugman meint, dass der
Füllstoff der modernen Lebensmittelhersteller ekelhafte rosa Schleim (pinkslime) enthalten
mag, aber es sei dennoch Nährwert, Ryans leere Vorhaben hingegen nicht.
Das
heisst, dass Ryans Haushalt verlogen ist. Sein Plan würde das Defizit
vergrössern, auch wenn es im Namen der Defizitverringerung riesige Schmerzen
verursachen würde. Krugman nennt es daher „pink
slime economics“.
Was
ist hier also los? Die Antwort ist vermutlich, dass es das ist, was passiert,
wenn Extremisten die vollständige Kontrolle über den Diskurs einer Partei
übernimmt, argumentiert Krugman. Und wenn Obama wieder gewählt wird, hat dieses
verlorene Budget wichtige Implikationen für die künftigen politischen
Verhandlungen.
Der
an der University of Princeton
lehrende Wirtschaftsprofessor erinnert daran, dass die Obama-Regierung viel des
Jahres 2011 damit verbracht hat, einen sog. Grand
Bargain („grossartige Übereinkunft“) mit Republikanern zu verhandeln, für
einen parteiübegreifenden Plan zur Verringerung des Haushaltsdefizits auf lange
Sicht.
Was
wir laut Krugman aus dem letzten republikanischen Haushaltsentwurf lernen ist, dass
die ganze Verfolgung eines Grand Bargain
eine Zeitverschwendung und ein politisches Kalkül war. Ein nachhaltiger
Haushalt-Deal kann nur funktionieren, wenn beide Partei Verantwortung tragen
und erhlich sind. Und die republikanischen Abgeordneten im Repräsentantenhaus
haben gezeigt, so klar, wie man sich wünschen kann, dass sie daran nicht
interessiert sind.
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