Samstag, 31. August 2013

Wie stimulierend sind grossangelegte Anleihekäufe?

Zwei Ökonomen, Fed San Francisco (FRBSF) befassen sich in der aktuellen Ausgabe von Economic Letter (August 2013) mit der Frage, wie das grossangelegte Anleihekauf-Programm (LSAP) der US-Notenbank auf die Wirtschaft wirkt.

Vasco Curdia und Andrea Ferroro kommen zum Schluss, dass Asset-Kauf-Programme wie QE2 bestenfalls bescheidene Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und Inflation entfalten. Die Forschungsergebnisse legen nahe, dass der Hauptgrund, warum diese Effekte begrenzt sind, darin liegt, dass die Marktsegmentierung klein ist.

Das Ausmass der grossangelegten Anleihekäufe hängt stark von den Erwartungen der Zinspolitik ab. Diese Effekte sind schwächer und unsicherer als herkömmliche Zinspolitik, unterstreichen die Autoren. Dies deutet darauf hin, dass die Kommunikation über den Beginn der Leitzinserhöhung (fed funds rate) viel stärkere Effekte hat, als Orientierung (guidance) über das Ende der Ankäufe von Vermögenswerten.

Die Fed könnte sicherlich etwas Hilfe von der Fiskalpolitik gebrauchen, bemerkt Mark Thoma in seinem Blog dazu. Wie Paul Krugman betont, waren die fiskalpolitischen Massnahmen, die im Sog der Finanzkrise von 2008 getroffen wurden, relativ mager und zu kurzlebig.


US-Konjukturpaket als Prozentsatz des BIP-Potenzials, Graph: Prof. Paul Krugman
Das US-Konjunkturprogramm (ARRA) war relativ mager und zu kurzlebig

US-Banken verdienen 42,2 Mrd. USD im zweiten Quartal 2013

Die US-Banken verdienen so viel Geld wie nie zuvor. Der Bankensektor hat im zweiten Quartal, wie die Einlagensicherungsbehörde (FDIC) am Donnerstag bekanntgab, 42,2 Mrd. USD verdient, was einem Zuwachs von 23% im Vergleich zum zweiten Quartal 2012 entspricht. Rund 54% der US-Banken haben im Jahresvergleich einen Gewinnanstieg verbucht. Laut FDIC handelt es sich dabei um das zweite Rekordquartal in Folge.

Die Verluste der Banken ist im Kreditgeschäft im Vergleich zum Vorjahr um 30,7% auf 14,2 Mrd. USD zurückgefallen. Das ist der niedrigste Wert seit sechs Jahren. Und die Kreditvergabe der Banken ist im Vergleich zum ersten Quartal um 1% gestiegen. Wiederbelebte Kreditvergabe fördert Investitionen und den privaten Konsum, was zu mehr Arbeitsplätzen und zu einem schnelleren Wirtschaftswachstum führt.

Wie aus dem FDIC-Bericht hervorgeht, sind es die grossen Banken, die am meisten hohe Gewinne erwirtschaften. Banken mit einem Vermögen von 10 Mrd. USD machen nur 1,5% der gesamten US-Banken aus. Doch beanspruchen sie rund 82% der in der Branche erzielten Gewinne von April bis Ende Juni 2013. Dazu zählen Bank of America, Citigroup, JPMorgan Chase und Wells Fargo, die alle sich dank Rettungsmassnahmen der öffentlichen Hand und niedrigen Finanzierungskosten rasch wieder erholt haben.


Gewinne der US-Banken in den vergangenen fünf Jahren im Vergleich, Graph: FDIC

Freitag, 30. August 2013

Asien-Krise und die gefährdete Weltwirtschaft

Die indonesische Rupiah fällt und fällt. Rette sich, wer kann, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („The Unsaved World“ ) am Freitag in NYTimes. Am zweiten Gedanken soll man aber Ruhe halten und weiter machen, ergänzt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor im gleichen Atemzug.

Die Sache ist, dass der letzte Absturz der indonesischen Landeswährung auf das Jahr 1997-1998 zurückgeht, als Indonesien im Epizentrum der Finanzkrise in Asien stand. Im Nachhinein war die Krise eine Art Generalprobe für die viel grössere Krise, die sich in der fortgeschrittenen Welt ein Jahrzehnt später verschlungen hat, so Krugman. Sollten wir wegen Asien wieder erschreckt werden?

Krugman denkt nicht daran. Man betrachte z.B. das worst-case Land während jener Krise: Indonesien damals, Griechenland heute. Indonesiens Absturz hat zu einer Schrumpfung der Wirtschaft um 13% im Jahr 1998 geführt, was schrecklich ist. Aber eine solide Erholung hat sich um das Jahr 2000 abgezeichnet. 2003 hat Indonesiens Wirtschaft den Höhepunkt der Krise überwunden. Die Wirtschaft war 72% grösser als im Jahr 1997, erläutert Krugman.

Nun soll man damit Griechenland vergleichen, wo die Output seit 2007 um mehr als 20% abgestürzt ist, und immer noch stark sinkt. Niemand weiss, wann die Erholung der Wirtschaft beginnen wird. Und Krugmans Schätzung nach erwarten einige Experten, dass Griechenlands Wirtschaft das Vorkrisenniveau in einem Jahrzehnt erreicht.




Indonesien (1997-1998) und Griechenland (2008-), Vergleich der Entwicklung der Wirtschaftsleistung nach der Krise, Graph: Prof. Paul Krugman

Donnerstag, 29. August 2013

Unternehmen geben vermehrt Anleihen in CHF aus

Das aktuelle Marktumfeld für Schuldtitel in Schweizer Franken bleibt attraktiv, zumal der von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vor zwei Jahren festgelegte Mindestkurs für eine solide Planung sorgt.

Schweizer Unternehmen (von Bell bis Credit Suisse) haben in diesem Jahr laut Bloomberg Anleihen im Wert von 23,2 Mrd. CHF ausgegeben, verglichen mit 24,9 Mrd. CHF im gleichen Zeitraum des Jahres 2012. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der durchschnittliche Wert auf 15,6 Mrd. CHF belaufen.

Investoren fordern für Unternehmensanleihen in CHF fast einen ganzen Prozentpunkt weniger Rendite im Durchschnitt als für Unternehmensanleihen in EUR.

Schweizer Unternehmen waren 2010 im Wettbewerb mit Unternehmen im Euro-Raum wegen der übermässigen Aufwertung des CHF stark getroffen. Nun zeichnet sich eine erhöhte Aktivität am Kapitalmarkt ab.



CHF Investment Grade European Corporate Bond Index, Graph: Bloomberg.com
Ertrag für 1 Jahr: +0,75%, Ertrag im vergangenen Jahr: +5,37%

Mittwoch, 28. August 2013

Euro-Krise: Warten auf Godot

Die EU-Kommission, die EZB und der IWF warten seit sechs Jahren auf die ersten Erholungszeichen der griechischen Wirtschaft, obwohl die Austerität nach wie vor wie ein Damoklesschwert über Griechenland hängt.

Ein Vergleich der Asien-Krise aus den Jahren 1997 und 1998 mit der anhaltenden Euro-Krise führt vor Augen, dass, was heute über Griechenland gesagt wird, warum sich das Land nicht schnell wieder erholt, auch damals über Indonesien gesagt wurde: strukturelle Probleme, Korruption, schwache Führung und so weiter.

Wie Paul Krugman in seinem Blog anhand der folgenden Abbildung zeigt, hat sich die indonesische Wirtschaft jedoch relativ rasch wieder erholt. Warum tut sich aber Griechenland so schwer?

Die Antwort liegt auf der Hand. Es gibt zwei offensichtliche Gründe:




BIP: Asien-Krise (Indonesien) versus Euro-Krise (Griechenland), Graph: Prof. Paul Krugman

Dienstag, 27. August 2013

Was ist die grosse Lehre aus der Grossen Rezession?

Eine der wichtigsten Botschaften im grossartigen Werk von Milton Friedman und Anna Schwartz („A Monetary History of the United States, 1863-1960“) ist, dass die Fed eine grosse Verantwortung für die Schwere der Weltwirtschaftskrise (Great Depression) trägt, schreibt Mark Thoma in einem lesenswerten Essay („The Great Lesson from the Great Recession“) in The Fiscal Times. Schlechte Geldpolitik kann nämlich Wirtschaftskrisen vergrössern und verlängern, argumentieren die Autoren des zitierten Buches überzeugend.

Gibt es eine ähnliche wichtige politische Lehre, die wir aus der Grossen Rezession ziehen können? Ja, sagt der an der Oregon University lehrende Wirtschaftsprofessor. Während das Augenmerk sich auf die unkonventionelle Geldpolitik richtet, betrifft die hauptsächliche Lektion die wichtige Bedeutung der Fiskalpolitik für die Stützung der Erholung der Wirtschaft in einer tiefen Rezession.

Ben Bernanke, der Fed-Vorsitzende hat im Jahr 2002 auf einer Konferenz zur Feier 90. Geburtstages von Milton Friedman gesagt, dass die US-Notenbank die Fehler aus der Zeit der Great Depression nicht wiederholen würde. Es ist laut Thoma der Fed gelungen, während der Krise die meisten der Fehler von damals zu vermeiden. Doch war die verbesserte Reaktion der Fed-Politik auf die Krise, wie wichtig und notwendig sie war, nicht der einzige Grund, Probleme à la Great Depression zu vermeiden.

Deutschland muss investieren, nicht sparen

Der Anteil des Kapitalstocks ist in Deutschland mittlerweile auf 0,5% des BIP gesunken, von 20% im Jahr 1999, schreibt Elga Bartsch von Morgan Stanley in einer heute vorgelegten Forschungsarbeit. Energie, Verkehrsinstrastruktur und Bildung gelten als Felder, wo zusätzliche Investitionstätigkeit vonnöten ist. 

Deutschland hat laut DIW Berlin seit 1999 eine Investitionslücke von 3% des BIP, was pro Jahr einem Wert von rund 75 Mrd. Euro entspricht.

Muss der Staat sparen?

Wenn der Staat einen neuen Kredit aufnimmt, muss sich die Situation im Privatsektor nicht verschlechtern, wenn mit dem geliehenen Geld Vermögenswerte gekauft werden. Wenn der Staat auf Kredit eine Strasse baut, werden die künftigen Generationen davon nicht belastet, weil die öffentliche Hand dadurch versucht, mit realen Vermögensgegenständen (hier im Beispiel Infrastruktur) die Situation zukünftiger Generationen zu verbessern, wie Heiner Flassbeck in seinem Buch „Zehn Mythen der Krise“ sachlich überzeugend darlegt. 


Eurozone: Investitionen in Infrastruktur, Graph: Elga Bartsch, Morgan Stanley
Investitionen in Infrastruktur verschlechtern sich in Deutschland seit mehreren Jahren

Montag, 26. August 2013

Sollen Banken in makroökonomischen Modellen mit berücksichtigt werden oder nicht?

Die Verfechter der Modern Monetary Theorie (MMT) liefen am Wochenende im Twitter (aber auch in der Blogosphäre) Sturm gegen Paul Krugman, wie Michael Gunczy bemerkt.

Warum? Weil Krugman einen kurzen, aber interessanten Eintrag in seinem Blog veröffentlicht hat, und zwar mit dem Titel commercial banks as creator of „money“. Na, siehst du, Krugman gibt endlich zu, dass die Banken Geld schöpfen, schrien die Anhänger von Minsky. Es hat so ausgesehen, als ob Austerians und MMT-Anhänger an einem Strang ziehen würden.

Was stimmt hier nicht? Auch in Krugmans Lehrbuch der Volkswirtschaftslehre steht, dass die Banken Geld schöpfen können. Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor bemerkt aber, dass viele Kommentatoren den Unterschied zwischen der Vorstellung, dass

die Banken Geld schöpfen (was ja mit Multiplikatoren zu tun hat) und und der Vorstellung, dass

die Banken durch die Notenbankgeldmenge nicht daran gehindert werden, Geld zu schöpfen,

nicht begreifen.

Krugmans Widersacher vertreten hingegen die Ansicht, dass die Banken aus dem Nichts Geld schöpfen können. Und sie weisen die Aussage, dass die Kreditvergabe der Banken durch die Einlagen der Kunden eingeschränkt ist, vehement zurück. Und sie bestehen weiter darauf, dass die Notenbankgeldmenge (monetary base) dabei eine wichtige Rolle spielt.

Das ist alles falsch, legt Krugman dar. Dazu später mehr.

Worum geht es aber bei der ganzen Debatte?


IS-LM Modell, Graph: Prof. Paul Krugman

Microsoft, Apple und Monopoleinkünfte

Werden die grössten Unternehmen selbstgefällig? Paul Krugman befasst sich in seiner lesenswerten Kolumne („The Decline of E-Empires“) am Montag in NYTimes mit der Frage, ob diese Unternehmen ihre führende Rolle auf dem Markt verlieren und wir uns um ihre Monopolmacht sorgen sollen.

Steve Ballmers überraschende Ankündigung, den CEO-Posten bei Microsoft aufzugeben, veranlasst Krugman, über Network Externalitäten und Inb Khaldun nachzudenken.

Was die Network Externalities betrifft: man stelle sich den Stand der Computer Industrie um ca. 2000 vor. Allem Anschein nach waren die Apple-Computer besser als PCs. Doch die meisten Desktop- und Laptop-Computer liefen auf Windows-Basis. Warum?

Die Antwort ist laut Krugman, dass jeder Windows verwendet hat, weil jeder Windows verwendet hat. Software war entwickelt, um auf PCs zu laufen. Peripheriegeräte wurden entwickelt, damit sie mit PCs arbeiten. Das sind Network Externalitäten in Aktion. Und es hat Microsoft zu einem Monopolisten gemacht.

Die Schwierigkeit für Microsoft kam mit dem Aufkommen von neuen Geräten zu Tage, deren Bedeutung das Unternehmen bekanntlich nicht erfasst hat. „Es gibt keine Chance“, erklärte Ballmer 2007, dass „das iPhone einen signifikanten Marktanteil bekommt“.

Frankreich und Wettbewerbsfähigkeit in Europa

Das Wachstum in Europa ist seit sechs Quartalen rückgängig. Philipp Hildebrand schreibt in einem Artikel („Die Kosten eines Nichtbeitritts zur EU könnten zu hoch werden“) in der SonntagsZeitung, dass Europa an einem Scheideweg steht, an dem es sich letztlich für oder gegen die weitere Integration entscheiden muss. Der ehemalige Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) deutet auf „enorme Herausforderungen in Europa“ hin.

Was mir gefällt, ist, dass Hildebrand das Argument der Bankenlobby im Hinblick auf die erhöhten Eigenkapitalanforderungen in einer klaren Art und Weise zurückweist. Die Banken vertreten nämlich den Standpunkt, dass die Erhöhung des Eigenkapitals ihre Kreditvergabe einschränke.

Hildebrand sagt, dass diese Sichtweise „analytisch wie auch empirisch falsch“ ist. Die Banken mit robusten Bilanzen haben in den Krisenjahren 2007 und 2008 laut IWF ihre Kreditvergabe weniger stark reduziert als bilanziell schwächere Institute. Die Schlussfolgerung ist also, dass „Banken, die nicht über genügend Kapital verfügen, weniger Kredite vergeben“. Europa muss daher sicherstellen, dass alle Banken angemessen kapitalisiert sind.

Was mir nicht gefällt, ist das „France Bashing“ durch Hildebrand: „Im Verlauf der letzten zehn Jahre haben sich Deutschland und Frankreich immer mehr auseinander entwickelt“. Frankreich muss deshalb dringend Strukturreformen in die Wege leiten, seine Staatsquote  verringern und die Arbeitskosten senken.  Mit anderen Worten muss Frankreich gegenüber Deutschland aufholen, so Hildebrand. Frankreich soll demnach billiger und effizienter werden.


Frankreich: BIP und Komponente, Graph: Morgan Stanley

Sonntag, 25. August 2013

Das fraktionale Reservesystem versus Vollgeld

Brauchen wir ein neues Geldsystem?“, titelt die FAZ über einem langen Artikel zum aktuell heissen Thema, wie die Banken aus dem Nichts Geld schöpfen. Der Autor listet ein paar klassische Argumente der Anhänger der Österreichischen Schule (Austerians) auf: "Die Banken schaffen zu viel Geld, und das Vertrauen schwindet".

Aber es wird im Hinblick auf den Unterschied zwischen der Notenbankgeldmenge (monetary base) und der Geldmenge (money supply) nicht viel Klarheit geschaffen. Was feststeht, ist, dass die Austerians das fraktionale Reservesystem (fractional reserve banking) abschaffen wollen, um das Finanzsystem stabil und sicher zu machen. Um die Geldmengenkontrolle wiederzuerlangen, sollen Banken gezwungen werden, für alle Einlagen der Kunden eine Mindestreserve von 100% zu halten (Vollgeld). Nur die Notenbanken sollen Geld schöpfen dürfen.

Wer aber das fraktionale Reservesystem abschaffen will, müsste u.a. auch Repo und Money Market Funds abschaffen. Das scheint heute weder eine gute Idee noch machbar zu sein.

Die Austerians wollen, dass die Notenbank mehr Einfluss auf die Geldmenge hat. Die Anhänger des Vollgeld-Systems argumentieren daher, dass damit auch spekulative Blasen vermieden werden können. Wenn die Einlagen für die Bankkunden sicherer würden, gäbe es keinen Grund für Bank Runs.

Das Problem der Verwundbarkeit des fraktionalen Reservesystems ist jedoch bekannt, dass eine sich selbst erfüllende Prophezeiung Panik auslösen kann. Wenn die Menschen davon ausgehen, dass eine Bank fehlschlägt, würde sie alle gleichzeitig versuchen, ihre Ersparnisse von der Bank abzuheben, was einen Ansturm auf eine Bank verstärken würde.

Es gibt dafür aber eine Abhilfe: Einlagensicherung, „lender of last resort“-Funktion der Notenbanken und v.a. eine wirksame Bankenregulierung, um die explizite und implizite Garantien (moral hazard Problem) zu reduzieren. Es gilt daher, in Erinnerung zu rufen, dass die primäre Ursache von Spekulationsblasen die Deregulierung der Finanzmärkte ist.


US Notenumlauf, Graph: FRED, Fed St. Louis

Samstag, 24. August 2013

Kein Jahr ohne Blasengeschichte

Seitdem die Fed angedeutet hat, das milliardenschwere Anleihekaufprogramm (85 Mrd. $pro Monat) in den nächsten Monaten zu reduzieren, scheinen die Nerven der Marktteilnehmer überstrapaziert. Das Phänomen „bubble“macht wieder einmal die Runde, mit Bezug auf die sog. Emerging-Markets.

Es waren die historisch niedrigen Zinsen und das schwache Wirtschaftswachstum in den Industrieländern, die dafür sorgten, dass viel Kapital in die Schwellenländer geflossen ist. Immerhin belaufen sich die Kapitalflüsse in die Schwellenländer laut IWF seit 2008 auf 1‘100 Mrd. $. Die Ankündigung der Fed mit dem Stichwort „tapering“ hat jetzt eine Gegenbewegung in Gang gesetzt, was die Gemüter der Investoren erhitzen.

Ob es sich dabei tatsächlich um eine neue Blase handelt, mag dahin gestellt sein. Die Frage ist aber, warum es in den letzten Jahrzehnten so viele Blase entstanden sind. Die 1950er, 1960er und 1970er Jahren waren von Spekulationsblasen weitgehend verschont geblieben. Seit 1985 kommt es nun zu aufeinander folgenden Blasen. In den 1980er Jahren gab es eine Blase am Immobilienmarkt, anschliessend die S&L-Krise. Die Asien-Krise Mitte der 1990er Jahren war auch durch Kapitalzuflüsse gefüttert. Dann die dotcom-Blase, die nach wie vor frisch in Erinnerung ist. Und zuletzt die Subprime-Bubble in den USA mit schweren Auswirkungen auf die globale Wirtschaft. Nun die BRIC-Blase?

Die Anhänger der sog. „Österreicherischen Schule“ (Austerians) schieben die Schuld der US-Notenbank in die Schuhe: easy money. Das heisst, dass die zu lockere Geldpolitik durch die Zentralbanken „bubbles“ auslöst.  Schaut man sich den Verlauf der Zinsen in den USA seit den frühren 1950er Jahren, lässt sich unschwer festhalten, dass die These nicht stimmen kann.



US-Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit, Rendite, Graph: FRED Fed St. Louis

Ist die Idee von der natürlichen Arbeitslosigkeit verrottet?

(Nur für Streber)

Roger Farmer befasst sich in einer neuen Forschungsarbeit („The Natural Rate Hypothesis: An idea past its sell-by date“) mit dem Thema “natürliche Arbeitslosigkeit“ (genannt NAIRU). Mit der „non-acceleration inflation rate of unemployment“ ist die nicht konjunkturbedingte Arbeitslosigkeit gemeint.

Zentralbanken auf der ganzen Welt sagen Inflation anhand von new-Keynesian Modells voraus, wo die Arbeitslosenquote nach einem Schock wieder auf ihr „natürliche Rate“ bezeichnetes  Niveau zurückkehrt. Das ist die Annahme, die Natural Rate Hypothesis (NRH) genannt wird, schreibt der an der University of California Los Angeles (UCLA) lehrende Wirtschaftsprofessor in seiner Studie.

Die NRH hält nicht stand, was die Daten betrifft. Und er stelle daher ein alternatives Paradigma vor, wo erklärt werde, warum das so ist, legt Farmer weiter dar. Er ersetze die NRH mit der Annahme, dass die animal spirits der Investoren eine Grundlage der Wirtschaft sind.

In seinem Modell zeige Farmer ferner, wie diese Idee durch den Bau eines empirischen Modells operationalisiert werde, was die neue keynesianische Phillips-Kurve an Leistung übertreffe. Farmer baut m.a.W. animal spirits in einem Modell mit einem neuen Fundament, welches er die „belief function“ nennt.

FDIC schliesst zwei kleine Banken in Tennessee und Arizona

Die FDIC (Einlagensicherungsbehörde) hat am Freitag zwei kleine Banken in Tennessee und Arizona geschlossen.

Damit sind seit Beginn des Jahres 20 Banken verstaatlicht worden, nachdem im Vorjahr insgesamt 51 Banken gescheitert waren.

Die Zahl der Bankschliessungen im Jahr 2012 markiert mit 51 einen deutlichen Rückgang aus den beiden Vorjahren. Dennoch ist die Zahl ungewöhnlich hoch, da in einer stark wachsenden Wirtschaft jährlich i.d.R. nur vier oder fünf Banken im Durchschnitt geschlossen werden.

Die gestern verstaatlichten zwei Banken verfügen insgesamt über ein Anlagevermögen (assets) von 589,10 Mio. $ und Einlagen (deposits) von 547,6 Mio. $. Die Kosten der geschlossenen Banken betragen für die öffentliche Hand  schätzungsweise 89,5 Mio. $.

Bankpleiten:

2013: 20
2012: 51
2011: 92
2010: 157
2009: 140
2008: 25
2007: 3

Freitag, 23. August 2013

Viel Spass im Inflation-Unterricht

Es macht Spass, über Inflation zu unterrichten, schreibt Antonio Fatas in seinem Blog. Die meisten Menschen, die mit Makroökonomie nicht so vertraut sind, sind überrascht, wenn man die Korrelation zwischen Inflation und Geldwachstum gestützt auf eine grosse Stichprobe von Ländern zeigt. Die Studenten sehen es sich gerne an, wenn man die Hyperinflation anhand einiger Banknoten mit vielen Nullen präsentiert.

Die Vorstellung, dass die Inflation hauptsächlich ein monetäres Phänomen ist, ist für viele Studenten neu. Aus Sicht der Lehrkräfte ist es eine lohnende Übung, über die Geschichte der Inflation zu dozieren.

Es gibt aber ein Problem mit der Art und Weise, die Inflation beizubringen: in vielen Ländern ist die Inflation nun seit Jahrzehnten unter Kontrolle. Und diese Kontrolle rührt nicht aus der Tatsache her, dass die Geldpolitik an einem physischen Rohstoff wie z.B. Gold verankert ist, sondern es ist von den Massnahmen und der Glaubwürdigkeit der Zentralbank abhängig.

In diesem Umfeld ist die Inflation nahezu konstant und die Korrelation zwischen Geldmenge und Inflation ist nicht vorhanden. Abgesehen davon hat es bisher viel Spass gemacht, über Deutschland 1923 und Ungarn 1946 und Simbabwe 2008 zu unterrichten, legt Fatas dar.



US Inflationserwartugen, Graph: Fed Cleveland

Das Zeitalter der Blasen

Investoren verkaufen Aktien und Anleihen Hals über Kopf aus BRIC. Werden die Schwellenländer nun zum Sorgenkind? Mit Anlehnung an den Titel eines der bekanntesten Lieder der britischen Rockband Pink Floyd schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („This Age of Bubbles“) am Freitag in NYTimes: „Another BRIC hits the wall“.

Er habe das ganze Konzept „BRIC“, Brasilien, Russland, Indien und China nie viel gemocht, ergänzt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor. Russland, im Grunde genommen eine Petro-Wirtschaft, gehört überhaupt nicht dazu. Und es gibt grosse Unterschiede zwischen den anderen drei Ländern. Denoch ist es schwer, zu leugnen, dass Indien, Brasilien und einige andere Länder nun ähnliche Probleme erfahren. Und diese gemeinsamen Probleme definieren die Wirtschaftskrise du jour.

Was ist also los? Es ist eine Variante der selben, alten Geschichte: Investoren haben diese Volkswirtschaften nicht weise, aber zu gut geliebt. Und sie kehren nun ihrer ehemaligen Liebe den Rücken. Als Ergebnis stürzen Rupie Indiens und Real Brasiliens ab, zusammen mit Rupiah von Indonesien , Rand von Südafrika und der türkischen Lira und mehr.

Bedroht die Umkehrung des Schicksals jetzt die Weltwirtschaft? Er glaube es nicht, unterstreicht Krugman, während er seine Finger hinter seinem Rücken kreuzt.



US-Staatsanleihen (10Jahre) Rendite, Graph: Prof. Paul Krugman

Donnerstag, 22. August 2013

Warum Innovation die Hilfe eines aktiven Staates braucht

Die Debatte über die Dynamik der Wirtschaftsflaute auf beiden Seiten des Atlantiks hat in diesen Tagen dazu beigetragen, dass u.a. auch das Thema Innovation wieder in den Fokus gerückt ist.

Insbesondere in der amerikanischen Blogosphäre finden sich in den vergangenen Wochen einige lesenswerte Artikel über die Rolle des Staates im Hinblick auf die Innovation.

Mariana Mazzucato schreibt heute in einem lesenswerten Artikel („Why innovation needs the help of an active state“) in FT, dass die Diskussion über die Austerität (und die Beziehung zwischen dem Haushaltsdefizit, der Staatsverschuldung und dem Wirtschaftswachstum) einen entscheidenden Punkt missen lasse. Wie hoch die Verschuldung der öffentlichen Hand oder das Defizit des Budgets ist, ist weniger wichtig als das Faktum, welche Aktivitäten die Steuerzahler tatsächlich finanzieren.

Die an der University of Sussex lehrende Wirtschaftsprofessorin hebt damit die Bedeutung der Staatsausgaben hervor, wenn sie die Sektoren betreffen, wo das Wirtschaftswachstum via Produktivitätserhöhung und Innovation (wie z.B. Bildung, Fertigkeiten, Forschung und neue Technologien) gefördert wird.

Die Rolle der Mathematik in der Volkswirtschaftslehre

Die Ökonomen unterhalten sich gelegentlich gern über die Rolle der mathematischen Formulierungen in ihren Analysen. Das jüngste Beispiel liefert Noah Smith in seinem Blog. Der junge Star-Ökonom in der amerikanischen Blogosphäre schreibt, dass die Mathematik in der Ökonomie (economath) nicht den gleichen Stellenwert hat wie die Mathematik in Physik. Es hat seiner Einschätzung nach hauptsächlich damit zu tun, dass die Ökonomen anhand von anstrengenden Themen zeigen wollen, wie klug sie sind.

Paul Krugman bemerkt in seinem Blog dazu, dass er Smiths Zynismus über den Ökonomen-Beruf teile, aber denke, dass Smith etwas verfehle: Die mathematischen Modelle sind nämlich nützlich, wenn sie richtig eingesetzt werden: sie helfen, klar zu denken, in einer Art und Weise, was blosse Worte es nicht können.

Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor erinnert an die Entwicklung von New Trade Theory Models (neue Modelle der Aussenwirtschaftstheorie), die in Bezug auf das Denken und die Sprache für Klarheit sorgten.

Selbst ähnlich orientierte Länder würden sich am Schluss auf unterschiedliche Produkte spezialisieren. Und weil es in vielen Sektoren steigende Erträge gibt, würden sich aus der Spezialisierung und dem Handel Gewinne erwirtschaften lassen.

Bis dahin waren die Experten für Handel jedoch nicht in der Lage, solche Aussagen zu machen. Erst dann kam das Licht in einem verständnislosen Publikum auf, mit Hilfe von mit Mathematik gestützten Modellen, argumentiert Krugman.

Mittwoch, 21. August 2013

Austerität - Massiv unkontrollierte Experimente an Menschen

Welche Kosten löst Austerität aus? Ein Makroökonom würde darauf in Form einer weiteren Frage antworten: um viel wäre die Wirtschaftsleistung (d.h. das BIP) ohne Austerität höher gewesen? Das heisst im Grunde genommen nichts anderes als Output-Verlust pro Haushalte.

Simon Wren-Lewis liefert in seinem Blog dazu konkrete Zahlen. Es gibt aber Ökonomen, die die Meinung vertreten, dass die wahren Kosten der Austerität dadurch überschätzt werde, weil der Vorteil der zusätzlichen Freizeit, die die Menschen ohne Arbeit geniessen, nicht mitberücksichtigt werde. Das ist natürlich Unsinn. Weil der Rückgang des BIP mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit einhergeht. Und die steigende Arbeitslosigkeit richtet mehr Schaden an, als die Menge an Gütern, die die arbeitslosen Menschen sonst vielleicht hergestellt hätten.

David Stuckler und Sanjay Basu überprüfen in ihrem gemeinsam verfassten, lesenswerten Buch („The Body Economics: Why Austerity Kills“) die Auswirkungen der Austeritätspolitik auf die Gesundheit der Menschen.

Stuckler, Oxford und Basu, Stanford betrachten die Beziehung zwischen Rezessionen und insbesondere Austeritätsmassnahmen in Bezug auf die Gesundheit, einschliesslich der Todesfälle. Die Beispiele sind vielfältig: Die Verbesserungen der Bekämpfung der Kindersterblichkeit und Abbau von Tuberkulose sowie Keuchhusten in den 1930er Jahren waren beispielsweise auf den von Roosevelt vorgestellten New Deal zurückzuführen. Ein aktuelles Beispiel ist das Wiedererscheinen von HIV und Malaria in Griechenland in Folge der austeritätspolitisch bedingten Kürzungen im Gesundheitswesen.




Verlauf des realen BIP in Grossbritannien mit und ohne Austerität, Graph: Prof. Alan Taylor in: „When is the time for austerity?“, voxeu, July 20, 2013

Die Grosse Rezession ist keine Moralität

Warum ist die Austerian Doktrin so attraktiv für Very Serious People (VSP)? Selbst junge Ökonomen wollen heute Staatsausgaben trotz der Massenarbeitslosigkeit senken. „Neuverschuldung wäre fahrlässig“, behaupten sie lässig aus der Uni-Bibliothek heraus, obwohl die nominalen Zinsen nahe null liegen (zero lower bound), wo der Staat praktisch zum Nulltarif Kredit aufnehmen kann. Soll man aber stattdessen zuschauen, wie 26,5 Millionen arbeitslose Frauen und Männer in Europa weiter leiden?

A propos Leid: Die Anhänger der „liquidationistischen“ Schule wie Schumpeter und Hayek fanden, dass es gut und natürlich ist, in einer Depression zu leiden. Nichts sollte unternommen werden, die Schmerzen zu lindern.

Ganz in diesem Sinne hat Raghuram Rajan vor drei Jahren in einem wunderlichen Artikel („Bernanke must end era of ultra-low rates“) in FT angebotspolitische Massnahmen empfohlen. Denn seiner Ansicht kann die Krise nicht durch die Wiederbelebung der Nachfrage gelöst werden. Der an der University lof Chicago, Booth School of Business lehrende Wirtschaftsprofessor hat die Fed bereits deshalb vor drei Jahren aufgefordert, die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik zu beenden.

Die Austerians wollen, dass die Fiskalpolitik sich eher auf das Haushaltsdefizit konzentriert als auf die Schaffung von Arbeitsplätzen. Und die Geldpolitik soll auch das geringste Anzeichen von Inflation zum Anlass nehmen, um die Zinsen sofort zu erhöhen, auch wenn die hohe Arbeitslosigkeit anhält.

Dienstag, 20. August 2013

Deutschland und Niedrigzinsen

Im Herbst stehen in Deutschland Bundestagswahlen an. Es ist kein Zufall, dass das deutsche Finanzministerium mit Pauken und Trompeten in diesen Tagen Ersparnisse in Höhe von 40 Mrd. Euro beim Schuldendienst (2010 bis 2014) ankündigt.

Warum? Weil die Verzinsung von Staatsanleihen gesunken ist. Die deutschen Staatspapiere waren im Sog der Finanzkrise als „sicheren Hafen“ besonders stark gesucht. Niedrige Zinsen und geringere Staatsausgaben kamen dem Schuldendienst zu Gute.

Es ist aber bemerkenswert, dass die deutsche Bundesbank seit dem Anfang der Euro-Krise die Opposition gegen die EZB anführt. Warum? Weil die Zinsen so niedrig sind.

In den USA stehen die Zinsen seit 2009 bei 0,25%. In der Eurozone hat die EZB die Zinsen erst im vergangenen Mai auf 0,5% gesenkt. Die EZB hat sogar im Jahr 2011 die Zinsen mitten in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft zweimal (im April und im Juli) erhöht.

Bankenregulierung und irreführende Behauptungen

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Banken die Vorschläge der Regulierungsbehörden für den Abbau von Leverage Ratio (Verhältnis des Eigenkapitals zur Bilanzsumme) durch höhere Eigenkapitalanforderungen nicht mögen. Eines der Argumente ist, dass die Vorschriften in Sachen Eigenkapital die Kreditvergabe der Banken beeinträchtigen und das Wirtschaftswachstum verlangsamen würde.

Thomas Hoenig nimmt dazu in einem lesenswerten Kommentar („Safe banks need not mean slow economic growth“) in FT Stellung, dass die Grossbanken Einwände erheben, um die Öffentlichkeit zu erschrecken und einen Rückzug aus der guten öffentlichen Ordnung zu provozieren.

Eine der häufigsten Einwände lautet, dass die vorgeschlagene Erhöhung des Eigenkapitals Banken zwingen würde, die Kreditvergabe zu reduzieren und dadurch die Erholung der Wirtschaft zu gefährden. Das ist falsch, hält der Vorsitzende der US-Einlagensicherungsbehörde (FDIC) fest. Die Öffentlichkeit sollte die Verpflichtung im Kontext mit einer stark fremdfinanzierten Bankenbranche als Preis für das Kredit- und Wirtschaftswachstum nicht annehmen.

Eine Überprüfung der Daten seit 1999 über das Verhältnis zwischen Eigenkapital und Kredit-Niveau für die acht global systemrelevant angesehene US-Banken hat ergeben, dass es keine Beweise dafür gibt, dass höhere Eigenkapitalanforderungen das Kreditvolumen auf lange Sicht einschränken würden. Ganz im Gegenteil sind die Banken mit einem dicken Eigenmittel-Polster besser in der Lage, die Kreditvergabe in einer Krise aufrechtzuerhalten, was ein wichtiger Faktor ist, um auf das Tempo der ökonomischen Erholung Einfluss zu nehmen.

Montag, 19. August 2013

Die Pathologie des rechten Flügels der Ökonomie

Die Stagflation der 1970er Jahre hat zu einem Umdenken in der Makroökonomie auf der ganzen Linie geführt. Auch überzeugte Keynesianer räumten ein, dass Friedman/Phelps Recht hatten, schreibt Paul Krugman in seinem Blog. In der Tat kam es zu viel zu viel Zugeständnissen. Und die vertikal verlaufende langfristige Phillips Kurve wurde ein Teil der Lehrbücher.

Die Great Recession und die lange Stagnation (die sich ja derzeit fortsetzt) haben nie solche Zugeständnisse durch die Anti-Keynesianer hervorgebracht, hält der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor fest. Selbst die spektakulärsten Fehlschläge in Sachen Vorhersagen haben nichts anders als faule Ausreden ausgelöst: Es ist Obamacare. Es hat mit der Verzinsung der Überschussreserven zu tun. Es ist die wirtschaftspolitische Unsicherheit.

Was ist aber die Ursache für diese Asymmetrie?

Staat hält Innovation nicht zurück

Jared Bernstein antwortet in seinem Blog auf Robert Shillers Artikel in NYTimes über die Frage, ob der Staat die Innovation irgendwie dämpft oder nicht. Er finde Shillers Kommentare i.d.R. nachklingend und aufschlussreich. Aber dies mal schien Shiller eher verwirrend als erhellend, hält Bernstein fest. Die Stossrichtung des Artikels sei die Sorge, dass Massnahmen des Staates, Innovation zu fördern, diese ebenso unterdrücken können.

Während die „Unternehmenskultur“ immer wichtig sein wird, hat es sich herausgestellt, dass viele Innovationen von wirtschaftlicher Bedeutung in den USA die Fingerabdrücke des Staates tragen. Von Werkzeugmaschinen zu Eisenbahnen, Transistoren, Radar, Laser, Computer, Internet, GPS, Biotechnologie, Nanotechnologie aus den Tagen des Unabhängigkeitskrieges bis heute. Der Staat hat Innovation oft auch vor dem privaten Kapital unterstützt, erklärt Bernstein.

Sonntag, 18. August 2013

Innovation versus Korporatismus

Der Kapitalismus ist Kultur. Um ihn zu erhalten, sind Gesetze und Institutionen wichtig. Aber die viel fundamentalere Rolle wird von dem grundlegenden menschlichen Geist der Unabhängigkeit und der Initiative gespielt, schreibt Robert Shiller in einem Artikel („Why Innovation Is Still Capitalism’s Star“) in NYTimes.

Die entscheidende Rolle des „Geistes des Kapitalismus“ ist ein altes Konzept, was mindestens bis auf Max Weber zurückgeht. Aber es benötigt heute Auffrischung wegen neuer Erkenntnisse und des neuen Denkens. Edmund S. Phelps, Wirtschaftsprofessor an der Columbia University und Nobelpreisträger hat ein neues interessantes Buch geschrieben: "Mass Flourishing: How Grossroots Innovation Created Job, Challange and Change“, Princeton University Press. Und es ist laut Shiller eine komplexe neue Analyse der Bedeutung einer unternehmerischen Kultur.


Edmund Phelps: "Mass Flourishing", Princeton University Press, 2013

Samstag, 17. August 2013

Warum wir uns um Ungleichheit sorgen müssen

Tim Harford hält zwei Gründe fest, warum wir uns um die Ungleichheit sorgen müssen: ein unfairer Prozess oder ein schädliches Ergebnis. Aber die zwei Gründe sind eigentlich nicht verschieden.

Das schädliche Ergebnis und der unfaire Prozess füttern sich gegenseitig. Je ungleicher eine Gesellschaft wird, umso grösser ist der Anreiz für die Reichen, weiter aufzusteigen, um dann die Leiter hinter sich wegzuziehen, argumentiert Harford (h/t to Mark Thoma) in einem lesenswerten Artikel („How the wealthy keep themselves on top“) in FT.

Auf der Spitze der Skala können Plutokraten das Gespräch durch den Kauf von Zeitungen und TV-Kanäle oder die Finanzierung von politischen Kampagnen lenken. Die kaum ausreichend wohlhabenden Menschen dagegen drängen sich verzweifelt, ihre Kinder in die rechte Nachbarschaft zu bringen, mit Kindergarten, Schulen, Universitäten und Praktikum-Möglichkeiten. Wir wissen, wie gross die Lücke zwischen Gewinnern und Verlierern ist.

Das ist, was nicht akzeptabel ist, was den Anstieg der Ungleichheit betrifft: die Erkenntnis, dass je ungleicher die Gesellschaft wird, desto mehr werden wir alle Gefangene dieser Ungleichheit. Die wohlhabenden Menschen fühlen, dass sie sich anstrengen müssen, um zu verhindern, dass ihre Kinder auf der Einkommensleiter abrutschen. Die armen Menschen sehen, wie die besten Schulen, Colleges, sogar Kunst-und Ballet-Unterricht hinter einer Wand von Gebühren oder unerschwinglichen Immobilien verschwinden.

Freitag, 16. August 2013

Haushalt, Politik und Wahrhaftigkeit

Wir alle wissen, wie Demokratie funktionieren soll, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Moment of Truthiness“) am Freitag in NYTimes.

Politiker führen Kampagnen über Themen und eine informierte Öffentlichkeit soll auf der Grundlage dieser Themen die Stimme abgeben, unter Berücksichtung der wahrgenommenen Charakter und Kompetenz der Politiker.

Wir alle wissen, dass die Realität hinter dem Ideal zurückbleibt, fügt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor hinzu. Wähler sind oft fehlinformiert und Politiker sind nicht verlässlich wahrhaftig. Dennoch stellen wir uns gern vor, dass die Wähler am Ende im Allgemeinen Recht behalten und dass die Politiker dafür zur Verantwortung gezogen werden, was sie tun. Ist unser politisches System aber durch Falschinformation und Desinformation so herabgesetzt, dass es nicht mehr funktionieren kann?

Nun betrachten wir den Fall Haushaltsdefizit. Hal Varian, der Chefökonom von Google hat sich bereitgestellt, eine Verbraucherbefragung durch Google laufen zu lassen, ob das Defizit seit Januar 2010 angestiegen oder abgefallen ist. Eine Mehrheit derjenigen, die an der Umfrage teilgenommen hat, sagte, dass das Defizit gestiegen sei. Nur 12% haben korrekt geantwortet, dass das Haushaltsdefizit gesunken ist.

Will Krugman damit sagen, dass die Wähler dumm sind? Nein,überhaupt nicht. Menschen haben ein Leben, Jobs, Kinder zu erziehen usw. Sie verlassen sich darauf, was sie von Autoritätspersonen mitbekommen. Das Problem ist, dass das Meiste, was sie hören, irreführend ist, wenn nicht gar falsch, unterstreicht der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008).



Google Umfrage: „Was denken Sie, wie das Haushaltsdefizit der öffentlichen Hand sich seit Januar 2010 jährlich verändert hat?“, Graph: Google

Pathetische Austeritätslüge in Europa

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Die europäische Wirtschaft ist im zweiten Quartal um 0,3% gewachsen. Die Politiker jubeln. Die Mainstream-Medien Europas erklären das Ende der Double-dip Rezession. Und manche Ökonomen haben die Dreistigkeit, zu verkünden, dass die Austerität funktioniert. 

Christine Lagard, IWF-Chefin und Olli Rehn, EU-Kommissar raten Spanien, die Löhne um 10% zu senken, um damit wettbewerbsfähiger zu werden, wobei sie nicht zur Kenntnis nehmen, dass der Export-Anteil Spanien nicht mehr als 25% des BIP ausmacht.

Rehn, Mitglied der EU-Kommission für Wirtschaft und Währung geht sogar so weit, Spanien zu empfehlen, sich am Beispiel von Irland und Lettland zu orientieren.

Zur Erinnerung: 10% der erwerbstätigen Menschen haben inzwischen Ledttland verlassen, um nie wieder zurückzukommen. Und Lettland hat wegen der Austeritätspolitik fast ein Viertel seines Volkseinkommens verloren. Die "internal devaluation" funktioniert nicht.



Lettland: Erfolgsgeschichte? Mitnichten, Graph: Prof. Paul Krugman

Etwas Wachstum in einem Quartal nach einem schweren Absturz der Wirtschaft ist kein Beweis dafür, dass die Austerität funktioniert.

Donnerstag, 15. August 2013

QE-Politik und Inflation: BoJ versus Fed

Es gibt Ökonomen, die seit dem Ausbruch der Finanzkrise von 2008 angesichts der lockeren monetären Rahmenbedingungen hemmungslos vor Hyperinflation warnen. Öfters wird dabei Geldbasis mit Geldmenge verwechselt.

Insgesamt 23 renommierte Ökonomen haben in einem offenen Brief („Open Letter to Ben Bernanke“)  im WSJ am 15. November 2010 wegen der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing) durch die Fed den Teufel an die Wand gemalt. Darunter befinden sich Niall Ferguson, Kevin Hassett, David Malpass, John Taylor, um nur ein paar Namen zu nennen. Die Behauptung lautet: Die Geldpolitik der Fed ist unverantwortlich und inflationär. Und sie warten immer noch darauf, dass die Hyperinflation im Augenblick ausbricht.

Allan Meltzer hat vor mehr als vier Jahren eine düstere Prognose abgegeben, wonach die Ausweitung der Fed-Bilanz zu einem rasanten Anstieg der Inflation führen werde. Der an der Carnegie Mellon University lehrende Wirtschaftsprofessor war aber bisher nicht bereit, zu zugeben, dass er mit seiner Analyse falsch lag. Ganz im Gegenteil hält Meltzer daran fest, dass die Inflation kommt.

In einem wunderlichen Artikel („When Inflation Doves Cry“) in Project Syndicate hebt er nun hervor, dass die Inflation zur Zeit nicht steigt, weil die  Fed die Überschussreserven der Banken verzinst. Zur Erinnerung: Es handelt sich dabei um einen mickrigen Zinssatz von 0,25%.

„Die Fed hat Billionen von Dollar an Reserven gepumpt. Aber nie haben so viele Reserven so wenig Geldmengenwachstum erzeugt, was weder von Falken (hawks) noch von Tauben (doves) erwartet wurde“, stellt Meltzer als Überraschung fest.

Ist das eine Überraschung? Nein. Es ist genau das, was die Ökonomen (wie z.B Paul Krugman), die die Liquiditätsfalle studiert haben, vorausgesagt haben, passieren würde, wenn die Notenbankgeldmenge (monetary base) ansteigt, während die nominalen Zinsen nahe null liegen (zero lower bound).



Japan: Bank of Japan’s QE-Policy, Notenbankgeldmenge (monetary base) und Überschussreserven der Banken bei der BoJ, Graph: Prof.Paul Krugman

Mittwoch, 14. August 2013

Spanien und Euro-Krise

Spanien ist wieder in aller Munde. Das Land hat in den vergangenen neun Monaten einen Leistungsbilanzüberschuss (2% des BIP) erzielt.

André Kühnlenz befasst sich in seinem Blog mit dem Thema der Stunde und deutet auf Hans-Werner Sinn hin. Der Chef des ifo-Instituts vertritt nämlich die Meinung, dass Griechenland, Spanien, und Portugal im Vergleich zum Durchschnitt der Eurozone um etwa 30% billiger werden müssen, um wieder wettbewerbsfähig zu werden.

Kühnlenz hebt hervor, dass kein grosses Euroland in den vergangenen 5 Jahren seinen Export so stark gesteigert hat wie Spanien. Warum fordert Hans-Werner Sinn aber, dass Spanien seine Löhne und Preise um 30% senkt? Wenn Spaniens Güter und Dienstleistungen im Ausland sehr attraktiv sind, macht es keinen Sinn, dass Spanien die Preise und Löhne senkt. Zumal Spanien einen viel höheren Überschuss im Aussenhandel erzielen müsste, um seine Schulden angemessen zu bedienen.

Worum geht es also?

Sieht man die Euro-Krise als „Staatsschuldenkrise“ an, rücken Handelsungleichgewichte in den Fokus, wodurch die Aufmerksamkeit auf die Wettbewerbsfähigkeit gelenkt wird. Importiert ein Land auf Pump mehr Güter als es im Inland produziert, entsteht ein Defizit im Aussenhandel (extern). Die verschwenderische Haushaltsführung sorgt dann dafür, dass die Verschuldung auch intern ansteigt. So lauten die Argumente der vielen europäischen Verantwortlichen, v.a. aber der deutschen Politiker.

Die Krisenstaaten werden daher gedrängt, die Schulden (mitten in einer schweren Rezession) durch eine harsche Austeritätspolitik zu reduzieren, um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Wettbewerbsfähigkeit ist aber ein relatives Konzept. Die Ausgaben des einen sind die Einnahmen des anderen. Die Welt kann nicht als Ganzes ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessern.



Spanien: Haushalte (Kredite und Einlagen), Graph: Morgan Stanley, Aug 2013

Dienstag, 13. August 2013

Erinnerungen an eine Bank-Rettung in der Schweiz

Die milliardenschwere UBS-Rettung durch die öffentliche Hand war 2008 heftig umstritten. Nun meldet die SNB einen Semerstergewinn von 830 Mio. CHF aus der beispiellosen Hilfsaktion. Ist es ein Grund zum Jubeln?

Was heute festzuhalten, ist, dass es eine Wette war, die die SNB damals auf die Beruhigung der Märkte abgeschlossen hat. Die Politiker aus dem rechten Lager hatten bis kurz vor der Ankündigung des Rettungspakets mit geschwollener Brust öffentlich verkündet, dass die Schweiz im Unterschied zur EU und den USA keine staatlichen Rettungsmassnahmen brauche.

Dank dem Einschreiten der öffentlichen Hand hat die UBS illiquide Wertschriften im Wert von rund 46 Mrd. CHF an eine von der SNB gegründete Zweckgesellschaft auslagern können. Die SNB hat der Zweckgesellschaft (später Stabilierungsfonds genannt) ein Darlehen in Höhe von 54 Mrd. USD gewährt. Seit 2008 erzielt die SNB Zinseinnahmen für dieses Darlehen. Die Bewertung der illiquiden Papiere war für die SNB jedoch von Anfang an wie die Büchse der Pandora.

Die UBS war mit zu wenig Eigenkapital ausgestattet. Dennoch hat die Grossbank von vorneherein auf der Aktiv-Seite der Bilanz angesetzt. Das Management der Bank ging nämlich davon aus, dass es sich dabei um ein Problem der Unterbewertung handelt. Das heisst, dass die Bank mit illiquiden und problembehafteten Vermögenswerten (assets) zu tun hätte.



UBS-Rettung Transaktionsdetails, Graph: UBS

Montag, 12. August 2013

Being Paul Krugman

Ist Paul Krugman die Kim Kardashian der Wirtschaftswissenschaften? Lars Christensen vertritt in seinem Blog („Paul Krugman and reality TV economics“) die Ansicht, dass das reality-TV-Phänomen auf das Fed der Volkswirtschaftslehre übergegriffen hat. Das beste Beispiel sei Paul Krugman. Er sei sicherlich die Kim Kardashian der ökonomischen Blogosphäre. Wie die Kardashians basiere Krugmans Geschäftsmodell darauf, empörende Dinge zu sagen.

Christensen unterstreicht, dass er Paul Krugmans Blog nicht regelmässig lese. Der Grund dafür sei, dass 9 von 10 Blogbeiträgen dem Leser erzählen, wie dumm andere Ökonomen und politische Entscheidungsträger seien und wie klug Krugman selbst sei. Das ist nicht interessant für jemanden, der sich wirklich für Wirtschaftswissenschaften interessiert, so Christensen.

Allerdings möchte der Analyst hinzufügen, dass Krugman in 10% der Blogbeiträge zeige, welch ein wirklich grossartiger Ökonom er sei. Und Christensen lese alle diese Artikel, unabhängig davon, ob er damit einverstanden sei oder nicht. Früher habe er Paul Krugman als Ökonom respektiert. Aber er habe keinen Respekt für Krugmans „tribalistische Verleumdung“ von Ökonomen Kollegen.

Christensens Narrativ erinnert mich an eine wunderbare Szene aus dem herrlich lustigen Film „Austin Powers – The Spy Who Shagged Me“ (1999):

Vanessa Kensington: I will never have sex with you, ever! If you were the last man on earth and I was the last woman on earth, and the future of the human race depended on our having sex, simply for procreation, I still would not have sex with you.
 
Austin Powers: What’s your point, Vanessa?

Warum Milton Friedman im konservativen Diskurs nicht mehr vorhanden ist

Senator Rand Paul hat kürzlich in einem Interview mit Bloomberg-Businessweek gesagt, dass Amerika jedes Jahr ein Haushaltsdefizit in Höhe von 1‘000 Mrd. $ einfährt. Falsch! Das vorhergesagte Defizit beläuft sich auf 642 Mrd. $ für 2013. Und es sinkt eigentlich.

Der potenzielle Präsidentschaftskandidat und selbst ernannte Experte für geldpolitische Fragen hat er im Interview gar nicht gut ausgesehen. Auf die Frage, wen er im Idealfall für den Vorsitzenden der Fed wählen würde, antwortete Paul: Milton Friedman: „Er ist kein Austrian, aber er wäre besser als das, was wir sonst haben“. Was Paul vergessen zu haben, schien, ist die Tatsache, dass Friedman 101 alt gewesen wäre, wenn er noch im Leben gewesen wäre.

Wie sieht aber Friedmans Rolle als Symbol des freien Marktes aus? Die Antwort auf diese Frage sagt viel darüber aus, was mit dem modernen Konservatismus geschehen ist, bemerkt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne (“Milton Friedman, Unperson”) am Montag in NYTimes.

Friedman als den ultimativen Avatar der konservativen Wirtschaftspolitik ist im Wesentlichen aus dem Diskurs der Rechten verschwunden, erklärt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises  (2008). Wie konnte das passieren? Friedman, wie es sich herausstellt, war zu nuanciert und realistisch als eine Figur für die moderne Rechte, welche heute keine Nuancen macht und Realität zurückweist, mit einem bekannten liberal-bias.

Denkt man über Friedman nach, ist festzustellen, dass er der Mann war, der versucht hat, die Ideologie des freien Marktes vor sich selbst zu retten, durch die Lieferung von Antworten auf die naheliegende Frage: „Wenn freie Märkte so grossartig sind, wie kommt es, dass wir Depressionen haben?“.

Sonntag, 11. August 2013

"Interne Abwertung" in der Eurozone

Paul Krugman deutet in seinem Blog auf die aktuelle Analyse („Cross of Euros“) von Alan Taylor und Kevin O’Rourke hin, wo die Autoren die Euro-Krise in historische Perspektive legen.

In der Studie werden alle Probleme angesprochen, die die Euro-Skeptiker hervorgehoben haben, bis auf die Risiken einer fehlenden Bankenunion, bemerkt Krugman dazu.

Taylor und O’Rourke diskutieren auch über die Probleme der „internal devaluation“ (interne Abwertung). Nur in Griechenland, dem Land, das sich in einer ausgewachsenen Depression befindet, gab es einen Rückgang der Löhne.


Griechenland in “internal devaluation”, Graph: Kevin O’Rourke and Alan Taylor in: „Cross of Euros“

Die blaue Kurve: Beschäftigung und die rote Kurve: Löhne und Gehälter

Die Preise für Eigentumswohnungen sind in der Schweiz massiv gestiegen

Die SNB hat bisher stets Wert darauf gelegt, eindeutig und klar zu begründen, dass der Devisenmarkt in Folge der Finanzkrise von 2008 nicht mehr ordentlich funktioniert. Der Mindestkurs von 1,20 CHF pro EUR wurde festgelegt, weil der CHF überbewertet ist.

Der Mindestkurs soll also dazu dienen, Störungen entgegenzuwirken und die damit verbundenen Kosten für die Schweizer Wirtschaft abzuwenden. Es geht m.a.W. nicht darum, mit der Festlegung des Mindestkurses, den Wettbewerb zu verzerren, sondern die Verzerrungen zu beseitigen.

Jean-Pierre Danthine, der Vizedirektor der SNB hat heute in einem Interview mit der SonntagsZeitung gesagt, dass die SNB nur deswegen eine Wechselkurspolitik betreibt, weil das Zinsniveau praktisch bei null liegt.

Die SNB hat also in einer Extremsituation eine aussergewöhnliche Massnahme getroffen. Die Untergrenze von 1,20 CHF pro EUR hält seit dem September 2011 an. Da es in der Schweiz keinen Preisdruck gibt, die Inflation ist seit 21 Monaten negativ, verfügt die SNB über genügend Spielraum, am Mindestkurs festzuhalten.



Wachstum Hypothekarkredite Inland, Graph: SNB in: Bericht zur Finanzstabilität 2013