(Nur für Streber)
Eine
bemerkenswerte Besonderheit der anhaltenden Krise sind die unterschiedlichen
Rollen von sicheren Anlagen in der globalen Finanzstabilität. Als Beispiele
sind zunächst die Frage der Bewertung vor der Krise und die abnehmende Menge im
Verlauf der Krise zu nennen.
„In
der Zukunft wird es eine steigende Nachfrage nach sicheren Anlagen geben. Aber
es wird wenig davon zur Verfügung stehen, was ein Preisanstieg für Sicherheit
in den globalen Märkten bedeutet“, schreibt der IWF (hat tip to FT Alphaville) in einem neulich vorgelegten Bericht (Globale
Financial Stability Report).
Auch
Paul Krugman befasst sich in seinem Blog mit dem in letzter Zeit an
Zugkraft gewinnenden Mem „Engpass an sicheren Anlagen“. Die Idee ist, dass die
niedrigen langfristigen Zinsen in den USA und Grossbritannien, d.h. in den
Ländern mit der eigenen Währung, die keine hohe auf ausländische Währungen
beruhenden Schulden haben, die verzweifelte Suche der Investoren nach sicheren
Anlagen widerspiegelt.
Krugman
bringt aber eine gewisse Skepsis zum Ausdruck. Der Träger des
Wirtschaftsnobelpreises denkt nicht, dass es falsch ist, aber er vermutet, dass
die Suche nach Sicherheit ein deutlich sekundärer Faktor hier ist. Sicherlich
ist der wichtigste Punkt, dass die grossen Volkswirtschaften für eine lange
Zeit depressiv verbleiben und dass die kurzfristigen Zinsen daher
wahrscheinlich für eine lange Zeit auch niedrig verlaufen werden, was bedeutet,
dass die langfristigen Zinsen, die ja im Wesentlichen die kurzfristigen Zinssätze
reflektieren, nun niedrig sind.
Langfristige
Staatsanleihen und implizierte Ausfallwahrscheinlichkeiten, Graph: IWF, Safe Assets, in: Globale
Financial Stability Report, Chapter 3, April 2012.
Krugman
deutet auf das Beispiel Japan hin.
Verlauf
der Rendite für japanische Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit, Graph: Prof. Paul Krugman.
Es
handelt sich dabei um einen aussergewöhnlich niedrigen Zinssatz für eine lange
Zeit: ein niedriger Satz, der anhält, trotz Herabstufung durch Rating-Agenturen
und mehr oder weniger Behauptungen, dass japanische Schuldenprobleme sich eines
Tages rächen würden.
Was
besagt aber das Ganze? Sichere Anlagen schienen beispielsweise im Jahr 2005
nicht knapp zu sein, als die Investoren an die Tugenden von giftigen Ramschpapieren
(toxic assets) glaubten. Aber der
entscheidende Punkt über Japan ist, dass jeder, der diese Anleihen gekauft und
gehalten hat, Geld verdient hat, weil die kurzfristigen Zinsen die ganze Zeit nahe
Null lagen, erklärt Krugman.
Der
an der University of Princeton
lehrende Wirtschaftsprofessor argumentiert daher, dass das „sichere Anlagen“-Mem
offenbar impliziert, dass es irgendeine Art Markt-Anomalie in Bezug auf die
hohen Preise (und die niedrigen Renditen) von Anleihen gibt, sodass die
Investoren dazu neigen, Geld zu verlieren, weil sie verängstigt sind.
Fazit: Was wir beobachten, ist laut
Krugman ein wahrgenommener Mangel im Hinblick auf gute
Investitionsmöglichkeiten.
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