Samstag, 29. Januar 2022

Bitcoin als Risikoanlage

Bitcoin is moving in tandem with stocks


Bitcoin bewegt sich wie nie zuvor in Kombination mit Aktien, da beide einbrechen.

Der 40-Tage-Korrelationskoeffizient für den digitalen Token und den Technologie-lastigen Nasdaq 100 hat fast 0,66 erreicht, der höchste Wert in den von Bloomberg zusammengestellten Daten seit 2010. 

Crypto-Währungen sind angesichts der Aussicht auf eine Verringerung der Stimulierungsmaßnahmen der US-Notenbank, die spekulativen Vermögenswerten während der Pandemie Auftrieb verliehen hatten, ins Rutschen geraten. 



Korrelation: Bitcoin versus Aktien, Graph: Bloomberg, Jan 25, 2022 

Mittwoch, 26. Januar 2022

Die größte Sorge von Unternehmen: Löhne

Die Löhne sind laut einer aktuellen Datenerhebung (FactSet) die größte Sorge der amerikanischen Unternehmen.

Die nachfolgende Abbildung zeigt die Anzahl der S&P 500-Unternehmen, die in der Gewinnbenachrichtigung für das vierte Quartal 2021 die Aspekte nennen, die Grund zur Sorge bereiten. 

An der zweiten Stelle kommen die Auswirkungen von COVID19. Die dritte Stelle belegt die Unterbrechungen der Lieferkette («supply-chain»), die vierte den Transport und die fünfte die Rohstoffe.



Die Löhne sind die größte Sorge der Unternehmen, Graph: Morgan Stanley, Jan 24, 2022

Montag, 24. Januar 2022

Zweck von Investitionen und Konsum von morgen

The impact of rising income inequality

Der Anteil der Anleihen im Euroraum, die mit einer negativen Rendite gehandelt werden, ist seit dem Höchststand im Jahr 2020 um mehr als ein Drittel gesunken. 

Als Zeichen der allgemeinen Neubewertung, die im Gange ist, da die US-Notenbank in Aussicht gestellt hat, demnächst die US-Leitzinsen zu erhöhen, stieg die Rendite deutscher Bundesanleihen (das Paradebeispiel für Sicherheit in der Region), diese Woche zum ersten Mal seit drei Jahren kurz über Null, wie Bloomberg berichtet. 

Trotz des jüngsten Rückgangs gibt es im Euro-Raum immer noch rund EUR 1,5 Billionen (USD 1,7 Billionen) an negativ verzinsten Anleihen.



EUR-Staatsanleihen, die derzeit eine negative Rendite aufweisen, Graph: Bloomberg, Jan 22, 2022 


Sonntag, 23. Januar 2022

Unterschiedliche Inflationsursachen - unterschiedliche geldpolitische Reaktionen

Nachdem die US-Notenbank Zinserhöhungen für 2022 in Aussicht gestellt hat, wird auch Europa der Ruf nach einem vergleichbaren Vorgehen laut, zumal die Inflationsrate im Euro-Raum zuletzt im Dezember auf 5,0% gestiegen ist.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat neulich in einem Gespräch mit dem französischen Hörfunksender France Inter gesagt, dass die Europäische Zentralbank (EZB) geldpolitisch nicht so aggressiv vorgehen müsse, wie es die US-Notenbank Fed voraussichtlich tun werde:

„Der Zyklus der wirtschaftlichen Erholung in den USA ist dem in Europa voraus“, so Lagarde. 

Andererseits: Es steht fest, dass es sowohl dem Euro-Raum als auch den USA gelungen ist, auf die Pandemie schnell und robust zu reagieren.

Die Erholung der Wirtschaft gestaltet sich jedoch unterschiedlich.



Der unterschiedliche Verlauf der wirtschaftlichen Erholung im Euro-Raum und in den USA, Graph: Laurence Boone, OECD, Jan 2022 

Freitag, 21. Januar 2022

EZB und negativ-verzinste Staatsanleihen

Monetary policy cannot reduce the energy price

Die Rendite der deutschen Staatsanleihen mit 10-Jahren Laufzeit ist am Mittwoch erstmals seit Mai 2019 über null Prozent gestiegen. Im Verlauf des Handels am Nachmittag ist sie allerdings wieder in den negativen Bereich gerutscht: -0,006%.

Das Geschehen am deutschen Anleihenmarkt steht derzeit sicherlich unter dem Einfluss des US-Treasury-Marktes, auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung auf beiden Seiten des Atlantiks unterschiedlich vonstatten geht.



Die Rendite 10-jähriger deutscher Staatsanleihen befindet sich seit Anfang 2019 im negativen Bereich und erreichte auf dem Höhepunkt der Coronavirus-Panik im März 2020 einen Tiefstand von -0,91 %, Graph: Bloomberg, Jan 19, 2022 


Sonntag, 16. Januar 2022

Zinserhöhungen kommen – Wie sieht es mit der Beschäftigung aus?

Recovery from the Pandemic Recession

Die Fed hat mittlerweile einen früheren Beginn des Zinserhöhungszyklus signalisiert. 

Zuletzt haben die Fed-Gouverneure Lael Brainard, Patrick Harker und Charles Evans einen hawkishen Ton in der Öffentlichkeit angeschlagen, der darauf hindeutet, dass die Fed ihre Anleihekäufe bis März auslaufen lassen und die Zinsen anheben wird.

Credit Suisse Research geht nun davon aus, dass die Fed die Zinsen im März anheben wird, was die Erste von vier geplanten Zinserhöhungen in diesem Jahr sein wird. 

Die Fed dürfte demnach im Sommer mit dem Abbau ihrer Bilanz beginnen, sobald der Zinserhöhungszyklus in Gang gekommen ist.



Credit Suisse Volkswirte erwarten 4 Zinserhöhungen durch die US-Notenbank in diesem Jahr, Graph: Credit Suisse, Research, Global CIO Office, Jan 14, 2022

Donnerstag, 13. Januar 2022

Inflation auf 40-Jahreshoch – Was nun?

Hopes for the Peak Inflation 

Die Inflation in den USA ist im Dezember auf 7% im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. 

Der Verbraucherpreisindex (CPI: Consumer Price Index) ist v.a. durch die Preise für Energie (+29,3%) und Nahrungsmittel (+6,3%) getrieben. Aber auch Autos (+11,8%) und Gebrauchtwagen (+37.3%) sind teurer geworden.

Es scheint, dass die Aktienmärkte den Anstieg der US-Inflation im Dezember um 0,5% auf Monatsbasis und 7% auf Jahresbasis als Beweis für die Widerstandsfähigkeit der Verbrauchernachfrage interpretieren, wie Credit Suisse Research kurz notiert hat.



Die Treiber der heißesten Inflationsdaten in den USA seit 40 Jahren, Graph: BloombergTV, Jan 12, 2022


Montag, 10. Januar 2022

Ausverkauf von Anleihen erschüttert Märkte

Supply Shock and Inflation Expectations

Die Preise für Rohstoffe - von Öl über Metalle bis hin zu Lebensmitteln - steigen so stark an, dass sie allmählich mit dem Anleihemarkt gleichziehen.

Bloomberg deutet auf eine Korrelation zwischen Rohstoffen und Anleihen hin. Auf der anderen Seite wächst die Wirtschaft trotz der COVID-Krise und dem darauffolgenden Angebot-Schock bedingt durch die Störungen der globalen Lieferketten (supply-chain) schneller als erwartet.

Die Renditen und Rohstoffe (*) sind i.d.R. die ersten Vermögenswerte, die dies einpreisen. Rohstoffe dienen aber zurzeit auch als Inflationsschutz, wie Kriti Gupta von Bloomberg notiert.

Schließlich sind es die Preisanstiege bei Öl, Metallen, Lebensmitteln und anderen Rohstoffen, die die Verbraucherpreise weltweit in die Höhe treiben.



40-Tage-Korrelation zwischen Rohstoffen und Anleihen, Graph: Kriti Gupta, Bloomberg, Jan 06, 2022.

Donnerstag, 6. Januar 2022

Fed Sitzungsprotokoll und Märkte

Fed’s Agenda: Quantitative Tightening

Am Mittwoch wurde das Sitzungsprotokollminutes») der US-Notenbank (Fed) von 14-15 Dezember 2021 veröffentlicht.

Die Mitglieder des geldpolitischen Offenmarktausschusses (FOMC) notieren mit Nachdruck die bevorstehende Straffung der Geldpolitik und unterstreichen u.a. die folgende Aussage (meine Übersetzung vom Englischen):

«Es könnte sich als gerechtfertigt erweisen, den Leitzins früher oder schneller zu erhöhen, als die Teilnehmer zuvor erwartet hatten. Einige Teilnehmer merkten auch an, dass es angebracht sein könnte, relativ bald nach Beginn der Anhebung des Leitzinses mit dem Abbau der Bilanz der Federal Reserve zu beginnen». 

Obwohl die Fed vor Monaten angedeutet hat, das Anleihekauf-Programm auslaufen zu lassen, hat der Ton nach der Herausgabe der Sitzungsnotizen im Markt Nervosität ausgelöst:

Der Aktienmarkt hat nachgelassen. Vor allem Tech-Aktien kamen unter die Räder. Aber auch der Anleihemarkt hat negativ darauf reagiert. Der US-Dollar hat an Wert gewonnen und der Bitcoin (*) ist heruntergestürzt. 



S&P 500 Gewinnrendite; nom: rote Linie, und real: blaue Linie, Graph: Yardeni Research, Dec 31, 2021 

Montag, 3. Januar 2022

Die Idee der Preiskontrolle als Mittel zur Inflationsbekämpfung

Price controls versus forward guidance

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Isabella Weber hat mit einem Meinungsartikel in The Guardian für Aufsehen gesorgt. Sie fordert Preiskontrollen, um die Inflation zu bekämpfen. 

Sie schreibt: 

Während des Zweiten Weltkriegs führte die Roosevelt-Regierung strenge Preiskontrollen ein und richtete das Office of Price Administration ein. Im Vergleich zum Ersten Weltkrieg waren die Preissteigerungen gering, während der Produktionsanstieg fast unvorstellbar war.

Paul Krugman hat in einem kurzen Beitrag erklärt, warum er diese Idee nicht gut findet:

Preiskontrollen haben gelegentlich ihre Berechtigung, z.B. in Kriegszeiten, wenn die Rationierung weit verbreitet ist.

Es gibt auch ein mögliches Argument für zeitlich begrenzte Kontrollen, um eine Lohn-Preis-Spirale zu durchbrechen, die trotz einer schwachen Wirtschaft anhält, auch wenn dies schwer zu erreichen ist.

Aber wir haben keine schwache Wirtschaft; wir haben Inflation, weil wir eine boomende Wirtschaft haben, bei der die Versorgungskettensupply chain») Schwierigkeiten haben, mit dem Boom beim Güterkonsum Schritt zu halten, und es gibt keine Anzeichen für eine Lohn-Preis-Spirale.

Die Inflation wird sich abschwächen, wenn die Nachfrage weniger verzerrt wird und sich die Lieferketten anpassen. Preiskontrollen würden diese Anpassung nur vereiteln.



Die grundlegende Theorie von Angebot und Nachfrage besagt, dass Preisobergrenzen zu Engpässen führen, Graph: Noah Smith, Substack, Jan 01, 2022

Sonntag, 2. Januar 2022

Anstieg der Geldmenge in der Liquiditätsfalle und Inflation

Was wir seit dem Ausbruch der GFC 2007-2008 beobachten ist, was die Theorie der Liquiditätsfalle genau aussagt: 

1) Wenn die Wirtschaft auf der Null-Zins-Grenze landet (zero lower bound), dann verliert die konventionelle Geldpolitik an Zugkraft, 

2) Das Haushaltsdefizit löst kein «crowding out» aus und 

3) die fiskalischen Multiplikatoren sind viel höher als sonst.

Das heisst, dass die Geldpolitik die Mithilfe von Fiskalpolitik braucht, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln und die Beschäftigung zu stützen. Es ist daher ratsam, von Ausgaben-Kürzungen abzusehen, bis die Wirtschaft nicht mehr schwer angeschlagen erscheint.

Der Anstieg der Geldmenge durch die QE-Politik (d.h. Ankauf von Anleihen am sekundären Markt durch die Notenbanken) ist im gegenwärtigen Umfeld der Wirtschaft nicht inflationär.



Schweizer Notenbankgeldmenge (monetary base) versus CHF Geldmarkt-Zinssätze (12-Monate), Graph: ACEMAXX ANALYTICS, Dec 31, 2021