Samstag, 30. August 2008

US-Präsidentschaftswahl und Aktienmarkt

Das Datum für die US-Präsidentschaftswahl rückt näher. Am 4. September wird in den USA entschieden, ob der alte Kriegsveteran, Senator John McCain aus Arizona oder sein junger, demokratischer Herausforderer Barack Obama der neue US-Präsident sein wird. Beide Parteien präsentieren sich bisher wirtschaftsfreundlich. „It’s the Economy, Stupid“. Mit diesem Slogan war Bill Clinton zuletzt für die Demokraten als Sieger aus der Wahl gegangen. Worin unterscheiden sich aber die republikanische und die demokratische Partei? Im wesentlichen in zwei Aspekten, wie Joseph Stiglitz, der frühere Träger des Nobelpreises für Wirtschaft in einem Beitrag in Financial Times Deutschland hervorhebt: 1) Wachstum: Wie wird das Wachstum betrachtet? 2) Staat: Welche Rolle soll der Staat in der Wirtschaftspolitik spielen? Die grösste Sorge der amerikanischen Bürger ist zur Zeit die Wirtschaftslage. McCain hat genau wie Bush vor, die höchste Einkommensklasse zu entlasten. Obama hingegen will Steuern für die Mittelklasse senken und 150 Mrd. Dollar in erneuerbare Energien investieren.

McCain Sektoren: Pharma, Rüstung, Tabak, Atomenergie.
Obama Sektoren: Generika, Bildungswesen, alternative Energien, Einzelhandel.

Frühere Wahlzyklen zeigen, dass der Dow Jones Index im ersten Jahr nach der Präsidentschaftswahl um 3,9% zulegte, wenn die Republikaner die Wahl gewonnen haben. Der Anstieg des Index fiel aber mit 6,0% deutlich höher aus, wenn die Wahl von den Demokraten gewonnen worden ist.

Donnerstag, 28. August 2008

Finanzmarktkrise: Die 9. Bankpleite in den USA

Je länger die Kreditmarktkrise dauert, desto höher steigt das Risiko von Bankpleiten. Eine aktuelle Liste des amerikanischen Einlagensicherungsfonds (FDIC), wonach 117 Banken am Ende des II. Quartals mit Problemen belastet sind, sorgte gestern für Aufsehen. Am Ende des I. Quartals waren es nur 90 Institute. Der staatliche Einlagensicherungsfonds der US-Banken hatte am vergangenen Freitag die regionale Bank Columbian Bank and Trust Company im Bundesstaat Kansas geschlossen. Damit ist die 9. Bank seit Jahresbeginn zusammengebrochen. Die Bank in Kansas verfügt über 752 Mio. Dollar Assets (aktive Mittel) und 622 Mio. Dollar an Deposits (Einlagen).

3 Monats-Swapsatz:


Der Ausblick für die Bankbranche bleibt trüb. Eine Aufhellung scheint nicht vor einem Jahr möglich. Kenneth Rogoff, der frühere Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) warnte neulich, dass auch grosse US-Banken von Pleiten bedroht sind. Die Nervosität lässt sich am Markt für Zinsderivate deutlich ablesen. Der Risikoappetit nimmt spürbar ab. Die Finanzinstitute scheinen jetzt schon vorkehren zu wollen, bevor der Finanzierungsbedarf sich gegen Ende Jahr zuspitzt. Der Libor-OIS-Spread verharrt auf hohem Niveau von 0,7760%. Bemerkenswert ist, dass die Aufschläge für Dezember höher als die für September 2008 oder März 2009 liegen. Das bedeutet, dass die Banken sich vor Verwerfungen am Jahresende schützen wollen. Der Libor-OIS-Spread ist ein indirektes, gutes Mass, um die Verfügbarkeit von Liquidität im Geldmarkt zu messen und die Bereitschaft der Banken zum Geldleihen zu beobachten. Es handelt sich dabei um die Differenz zwischen dem 3 Monats-Libor ($) und der Overnight Index Swap Rate (OIS-Satz). Der Spread liegt im langfristigen Durchschnitt bei 19 Basispunkten.

Mittwoch, 27. August 2008

Geldmarkt: Misstrauen unter Banken hält an – TED-Spread ausgeweitet

Die Subprime-Krise ist noch nicht ausgestanden. Die Wirtschaft befindet sich im Abschwung. An der Börse haben die Bären das Sagen. Die Banken klagen über Geldknappheit. Dennoch negiert die Europäische Zentralbank (EZB) die anschwellende Kreditklemme und will in den nächsten Wochen ihre Regeln für die Bereitstellung von Liquidität an die Kreditinstitute verschärfen. Der Geldmarkt, auf dem die Banken sich gegenseitig über Nacht Geld leihen, bleibt daher angespannt. Der 3-Monats-Libor liegt mit 2,8094% rund 81 Basispunkte über dem Fed Funds Rate (2,0%, Leitzins der US-Notenbank). Der Aufschlag auf den Satz amerikanischen Zentralbank lag im langfristigen Durchschnitt bei nur 12 Basispunkten. Im Februar betrug die Spanne noch 24 Basispunkten.

TED-Spread


Die Banken misstrauen aneinander und halten sich davor zurück, Geld zu leihen. Der Verbriefungsmarkt ist zum Erliegen gekommen. In Europa reichten die Banken rund 90% aller in diesem Jahr neu aufgelegten ABS (Asset Backed Securities) an die EZB weiter, berichtet Financial Times Deutschland. Der TED-Spread, der als verlässlicher Indikator für das Risikomass am Interbankenmarkt gilt, notiert 1,1089%. Die Differenz zwischen dem 3-Monats-Libor und der Rendite der 3-Monats-US-Schatzwechsel liegt im langfristigen Durchschnitt bei 0,47%. Der Anstieg des Aufschlags signalisiert, dass derzeit nicht mit einem baldigen Ende der Anspannungen gerechnet werden kann. Der Ausblick für die Bankbranche bleibt trüb und das lastet wegen der erheblichen Gewichtung des Sektors auch auf der Börse.

Dienstag, 26. August 2008

Subordinated Debt: Nachrangige Schuldverschreibungen

Nachrangige Schuldverschreibungen. Ihre Inhaber müssen mit ihren Ansprüchen hinter die von Inhabern gewöhnlicher Schuldverschreibungen zurücktreten. M.a.W. handelt es dabei um Anleihen, die im Haftungsfall nachrangig zum erstrangigen Fremdkapital bedient werden. Das heisst, wird die Bank, welche die Anleihe emittiert hat, zahlungsunfähig, erhalten zunächst die anderen Gläubiger ihr Geld.

Bailout für Fannie und Freddie: Folgen komplizierter als gedacht

Es ist ein offenes Geheimnis, dass die US-Regierung den beiden amerikanischen Hypothekengiganten Fannie Mae und Freddie Mac finanziell unter die Arme greifen will. Ob die beiden Unternehmen verstaatlicht oder gänzlich privatisiert werden sollen, steht aber bislang nicht fest.

Würde das Finanzministerium Vorzugsaktien („preferred shares“) emittieren und den beiden Unternehmen auf diese Weise Gelder zuschiessen, wären diese Wertpapiere gegenüber den ausstehenden Aktien vorrangig. Das bedeutet, dass die bisherigen Aktionäre in Sachen Dividenden leer ausgehen würden. Der Fall ist aber viel komplizierter, insbesondere im Hinblick auf die Besitzer von nachrangigen Verbindlichkeiten.

Was geschieht mit subordinated debt?

Die nachrangigen Verbindlichkeiten („subordinated debt“) von Fannie und Freddie belaufen sich auf rund 19 Mrd. Dollar. Im Falle einer Verstaatlichung würden Zinsauszahlungen ausfallen. Das würde ein „Credit Event“ bedeuten. Das heisst ein Default-Fall, beidem der Schuldner die Ansprüche des Gläubigers nicht erfüllen kann. Wirtschaftseinheiten, die eine Versicherung gegen den Zahlungsausfall gekauft haben, wären berechtigt, von Verkäufern dieser Versicherungen (d.h. Kreditderivaten) entschädigt zu werden. Das Delikate an der Sache ist aber, dass die Summe der Versicherungen auf die „subordinated debt“ unbekannt ist. Es ist anzunehmen, dass die aktuellen Besitzer von „nachrangigen Anleihen“ sich gegen einen eventuellen Default-Fall versichert haben, indem sie Credit Default Swaps (CDS) gekauft haben. Andererseits ist aber durchaus möglich, dass manche Spekulanten mit Anleihen von Fannie und Freddie kräftig mitzocken, ohne dass die beiden Hypothekenfinanzierer davon informiert sind. Aggressive Spekulanten verkaufen beispielsweise Aktien von Fannie und Freddie (d.h. „short“) und kaufen dafür CDS auf die Anleihen von beiden Unternehmen (d.h. „long“). Sie kaufen Versicherung (d.h. CDS) für Anleihen, die sie gar nicht in ihrem Portfolio haben. Das ist eine Wette um die implizite Garantie der amerikanischen Regierung für die beiden Government Sponsored Enterprise (GSE), wie Gretchen Morgenson in einem Artikel in New York Times beschreibt. Verkäufer von CDS dürften daher sehr geneigt sein, Versicherungen auf die Anleihen von beiden Unternehmen auszustellen, da sie fest davon überzeugt sind, dass die Swaps wegen der impliziten Staatsgarantie niemals ausbezahlt werden müssten. Wer sind aber die Schuldner von Versicherungsleistungen? Sind sie noch zahlungsfähig? In dieser Hinsicht mangelt es sich an Transparenz. Der Käufer eines CDS ist derjenige, der sich versichert. Der Käufer zahlt eine vierteljährige Prämie an den Verkäufer. Der Verkäufer muss im Falle eine Zahlungsausfalls den Käufer entschädigen. Es ist natürlich möglich, dass die US-Regierung die Bailout-Aktion so gestaltet, dass keine CDS-Auszahlungen nötig sein müssen. Die Verwicklungen eines Default-Falles an „subordinated debt“ zeigen aber, wie komplex die Bailout-Aktion ist.

Montag, 25. August 2008

Nur eine Nadel im Kompass: EZB negiert anschwellende Kreditklemme

Die EZB habe nur eine Nadel im Kompass, die auf die Wahrung der Preisstabilität gerichtet ist. Das ist die Phrase, mit der Europas Währungshüter ihren geldpolitischen Kurs verteidigen, v.a. dann, wenn sie die Zinsen erhöhen. Die EZB hat ihren Leitzins im Juli angehoben. Das war ein Fehler, sagt Robert Mundell, Wirtschaftsnobelpreisträger in einem Interview mit dem Manager-Magazin. Die US-Notenbank (Fed) hingegen hat die Zinsen im Bann der Kreditmarktkrise mehrmals gesenkt.

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet hat am vergangenen Freitag das Vorgehen der Notenbanken während der Finanzkrise hervorgehoben, den Finanzinstituten zeitlich befristet zusätzliche Liquidität zu leihen. Trotzdem behaupten die Protagonisten der EZB, dass es im Euro-Raum keinen „Credit Crunch“ gibt. Dabei wird in der Finanzbranche so offensichtlich über Geldknappheit beklagt. Die Subprime-Krise hat bekanntlich zu massiven Wertberichtigungen auf forderungsbesicherte Wertpapiere (ABS) geführt. Die Verluste belaufen sich indes auf rund 500 Mrd. Dollar. Euroland droht jetzt wirtschaftliche Stagnation. Die deutsche Wirtschaft ist im II. Quartal zum ersten Mal seit knapp 4 Jahren geschrumpft. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging saisonalbereinigt gegenüber dem Vorquartal real um 0,5% zurück. Zuletzt hatte es im Sommer 2004 einen BIP-Rückgang gegeben. Die krisenhafte Entwicklung am Geldmarkt ist der beste Indikator über die schwellende Kreditklemme. Der LIBOR-OIS-Spread beträgt zum Beginn der Handelswoche 0,7755%. Im Durchschnitt betrug die Differenz zwischen dem US-Dollar 3-Monats-Libor (aktuell 2,810%) und dem OIS-Satz (aktuell 2,0365%) in den vergangenen fünf Jahren rund 19 Basispunkte. Eine höhere Differenz ist ein Indikator für fehlende Liquidität auf dem Geldmarkt. Der Derivate-Handel signalisiert, dass die Anspannungen am Geldmarkt zuletzt wieder etwas gestiegen sind. OIS sind Derivate, die over-the-counter gehandelt werden. Der Swap bildet die Grundlage eines Credit Default Swaps (CDS).

Sonntag, 24. August 2008

iTraxx Crossover Index: Der wichtigste CDS-Index Europas

Die Prämien für die Absicherung von Kreditrisiken haben zum Wochenausklang etwas abgenommen, nachdem sie im Verlauf der Woche deutlich zulegten. Das zeigen die Kontrakte für den iTraxx Index, den wichtigsten Credit Default Swaps (CDS) Index in Europa. Der iTraxx Crossover Index, der 50 europäische Unternehmen mit spekulativen Creditratings umfasst, ist um 4 Basispunkte auf 563 Punkte gesunken. Ein Index-Rückgang bedeutet eine Verbesserung im Hinblick auf die Wahrnehmung von Kredit-Qualitäten. Ein Anstieg hingegen deutet auf eine Verschlechterung hin. Der Crossover Index war laut Bloomberg am 17. März mit 653 Basispunkten auf einen Rekordwert gestiegen.

Der iTraxx Europe Index, welcher 125 Schuldner mit einem Rating in Anlagequalität (Investment-grade rating) erfasst, ist geringfüfig um 1,25 Basispunkte auf 98,75 Punkte zurückgefallen. Das heisst, dass Gläubiger weniger bezahlen müssen, um sich gegen das Risiko Zahlungsausfall („Default“) abzusichern. Die beiden Schlussstände notieren jedoch höher als eine Woche zuvor. Der niedrigste Wert des Europe Index war laut Bloomberg am 21. Mai mit 75 Punkten markiert. Der Kreditmarkt signalisiert noch keine Entwarnung.

Freitag, 22. August 2008

Ben Bernanke's Fed

Buchbesprechung:

Ethan S. Harris: „Ben Bernanke’s Fed“. The Federal Reserve After Greenspan. Harvard Business Press, Boston, Massachusetts, 2008.


Die Kreditmarktkrise hält die Welt seit genau einem Jahr in Atem. Fast alle Lösungen und Abhilfen, die eingeleitet und geschafft worden sind, um die Subprime-Krise abzuwenden, weisen Aspekte von Bail-out-Aktionen durch die Behörden auf. Die amerikanische Notenbank hat ihrerseits Zinsen massiv gesenkt und eine Reihe von neuen Kreditmarktfazilitäten (wie z.B. TAF, TSLF, PDCF usw.) eingeführt. Die Regierung hat ein Konjunkturpaket geschnürt und Steuerrückzahlungen an Verbraucher beschlossen. Wahrlich kein günstiges Marktumfeld für Ben Bernanke, den relativ neuen Chef der Federal Reserve (Fed), seinen Stempel auf dem Markt aufzudrücken. Die Rolle des Fed-Präsidenten gilt in den USA nicht umsonst als den zweit-mächtigsten Job im Land. Wer ist aber Ben Bernanke?

Alan Greenspan, sein Vorgänger hatte im Markt den Status eines „Rock-Stars“ genossen. Er galt als „Maestro“ und steigerte seine Popularität während seiner Amtszeit stetig. Ethan S. Harris ist Chefökonom von Lehman Brother’s, einer renommierten amerikanischen Investmentbank legt jetzt ein brandneues Buch vor, indem er Greenspan’s „Trackrecord“ analysiert, um dann dazu überzugehen, Bernanke’s Lebenslauf zu bewerten. Im Fokus seiner qualitativen Untersuchungen stehen brenzlige Fragen wie: „Hätte die Fed das Aufkommen der Spekulationsblase am Immobilienmarkt voraussehen sollen? Hat Bernanke die Zinsen „zu viel“ oder „zu wenig“ gesenkt? Wie sieht Bernanke’s „Riskmanagement-Modell“ aus? Wie will der neue Fed-Chef Spekulationsbubbles in Zukunft erkennen und bekämpfen? Welche Rolle spielt dabei Bernanke’s Werdegang? Er war nämlich, bis er das Amt des Fed-Chefs übernahm, als Wirtschaftsprofessor an der Princeton University tätig. Sein Steckpferd: „Great-Depression“; Rezession, hohe Arbeitslosigkeit, tiefe Zinsen, steigende Inflation usw. Parallelen zu heute sind unverkennbar. Ethan S. Harris hat neun Jahre lang bei der US-Notenbank New York gearbeitet. Als Insider bietet er jetzt Einblicke in die Funktionsweise der amerikanischen Zentralbank unter Ben Bernanke. Eine mit Hang zu Details geschriebene, tiefgründige Analyse der Rolle der Fed unter der Schirmherrschaft von Ben Bernanke.

Cezmi Dispinar

Donnerstag, 21. August 2008

Bubble Economy: Kreditkartenschulden – Nächste Blase?

Zunächst platzte die Internetblase und dann die Immobilienbubble. Die nächste Blase hängt bereits über dem Markt wie das Schwert des Damokles: Credit card-debt. Oder mit anderen Worten „Lebensstandard-Blase“, so nennt es CNNMoney.com. Während der Median des Einkommens des typischen Haushalts in den USA zwischen 2000 und 2007 um 1'175 Dollar gesunken ist, erhöhten sich die Ausgaben unverhätnismässig weiter. Einkaufen ohne Plastikgeld ist für die US-Verbraucher unvorstellbar. Niemand will Abstriche am Lebensstandard. Die Kreditkartenschulden belaufen sich aber laut Fed auf mehr als 900 Mrd. Dollar (8% mehr als im Vorjahr).

Nouriel Roubini, Wirtschaftsprofessor an der NYU’s Stern School of Business warnt seit Jahresbeginn davor, dass die Kreditmarktkrise auch diesen Bereich infizieren dürfte. Denn die Kreditkartenschulden werden von den Banken genauso wie die Hypothekenschulden gebündelt, verbrieft und in andere Wertpapiere umstrukturiert. Citigroup hat neulich mitgeteilt, im II. Quartal an mit Kreditkartenschulden verbrieften Wertschriften 176 Mio. Dollar Verlust geschrieben zu haben. Platzen Wertpapiere (Asset-Backed Securities, ABS), die aus Kreditkartenzahlungen stammen, droht ein Domino-Effekt. Denn für Kreditkartenschulden gibt es keine Sicherheit. Die US-Notenbank (Fed) arbeitet daher an einer Reform der Kreditkartenverträge, um mehr Transparenz zum Schutz der Verbraucher herzustellen. Der Kongress schickt sich an, Gesetzesvorlagen zu präsentieren, wonach z.B. eine kurzfristige Erhöhung des Zinssatzes verboten werden soll.

Dienstag, 19. August 2008

Anleihenmarkt: Inflation auf Rekordhoch – Negative Real-Zinsen

Die Inflationsrate legte in den USA im Juli kräftig zu. Auf Jahressicht sind die Verbraucherpreise (CPI) im vergangenen Monat um 5,6% gestiegen. Das ist der höchste Wert seit Dezember 1990. Ökonomen hatten mit 5,1% gerechnet. Die Kernrate der Inflation (ohne die Energie- und Lebensmittelpreise) legte 2,4% zu. Die Erzeugerpreise (PPI) kletterten mit 9,8% auf das höchste Niveau seit 1981. Die Kernrate der Produzentenpreise stieg auf 3,5%, was dem höchsten Wert seit 1991 entspricht.





US-InflationsdatenJuliy-o-y
Verbraucherpreise (CPI)0,8%5,6%
Kernrate0,3%2,5%
Erzeugerpreise (PPI)1,2%9,8%
Kernrate0,7%3,5%


Die Frage ist nun, ob die Inflation ihren Höhepunkt erreicht hat. Grösster Preisantreiber war bisher Energie. Heizöl und Krafstoffe dürften jetzt infolge des nachlassenden Ölpreises wieder billiger werden.

Die Rendite der 10-jährigen Treasuries notiert 3,7991%. Die Inflationsrate übersteigt die Rendite der Staatsanleihen. Wer Treasuries kauft, hat am Ende weniger Geld. Die negative Real-Rendite hat mit Minus 1,80% den niedrigsten Wert seit 1980 erreicht hat.


Die Future-Kontrakte an der Terminbörse CBOT signalisieren eine Wahrscheinlichkeit von 74% für den Fall, dass die US-Notenbank ihren Leitzins bis Dezember unverändert lässt. Die Wahrscheinlichkeit betrug vergangene Woche 62%. Vor einem Monat 49%. Folglich bilden sich Inflationserwartungen zurück. Die Differenz zwischen den Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen (Treasuries) und den inflationsgeschützten Anleihen (TIPS) notiert nun 2,15%. Am 4. Juli betrug der Spread noch 2,60%.

Neue Sorgen um Finanzbranche: TED-Spread steigt

Die Kosten für Kreditnahme über Nacht sind zu Beginn der Handelswoche gestiegen. Der sog. TED-Spread legte auf 1,0073 Prozent zu. Die Differenz zwischen dem 3-Monats-Libor ($) und der Rendite der 3 Monats T-Bills gilt als Indikator für das Risikomass am Interbankenmarkt.



Der eine Grund für den Anstieg des Aufschlages ist die Mitteilung der amerikanischen Bank Wachovia, sog. ARS-Anleihen (Auction Rate Securities) im Wert von 8,5 Mrd. Dollar zurückzukaufen. Erst vergangene Woche hatten die Schweizer Grossbank UBS (19,4 Mrd. Dollar), Citigroup (7,3 Mrd. Dollar), Merrill Lynch (10 Mrd. Dollar) und Morgan Stanley (1,5 Mrd. Dollar) den Rückkauf von ARS-Anleihen angekündigt. Offenbar nimmt der Druck der US-Behörden auf die Finanzinstitute zu, ihre Kunden infolge der Kreditmarktkrise zu entschädigen. Die Generalstaatsanwaltschaft hat Banken vorgeworfen, ARS verkauft zu haben, obwohl sie zu diesem Zeitpunkt wussten, dass der auf 330 Mrd. Dollar geschätzte Markt zusammenbricht und die Papiere an Wert verlieren würden.

Der zweite Grund für die Straffung der Kreditbedingungen ist ein Bericht im Anlegermagazin Barron’s, wonach die weltgrössten Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac kurz davorstünden, vom Staat übernommen zu werden. Der TED-Spread beträgt im langfristigen Durchschnitt 0,47%.

Montag, 18. August 2008

Aktienmarkt-Ausblick: Angst vor Rezession könnte Stimmung verhageln

Die Berichtssaison ist fast zu Ende. Vergangene Woche haben auch die letzten drei DAX-Unternehmen über ihre Zahlen im II. Quartal berichtet. Alles in allem fielen die Quartalsberichte für die ganze Zeitperiode zwischen April und Juli durchwachsen. Ein Drittel der DAX-Konzerne hat Börsianer bitter enttäuscht. Es war die schwächste Gewinnentwicklung seit vier Jahren. Damit rücken nun Konjunkturdaten in den Mittelpunkt des Marktgeschehens. Die Wirtschaft befindet sich aber in einem Abschwung. Die Stimmungsindikatoren zeigen nach unten. Die Angst vor Rezession dürfte Analysten veranlassen, ihre Gewinnschätzungen für 2008 und das kommende Jahr nach unten zu revidieren.

Fazit: Das Umfeld für Aktien bleibt kurz- bis mittelfristig schwierig. Der steigende US-Dollar und der fallende Ölpreis sprechen aber gegen eine harte Landung der Konjunktur. Es muss allerdings vergegenwärtigt werden, dass der Transmissionsmechanismus mit einer zeitlichen Verzögerung ("time lag") funktioniert. Das bedeutet, dass das Sentiment eine Zeit lang negativ tendieren würde. Daher ist nicht mit einer schnellen Stabilisierung der Lage zu rechnen. Die Frage, ob ein grosser Teil der schlechten Nachrichten in den Kursen bereits enthalten sind, bleibt aber offen. Das Glas ist also halbvoll.

Samstag, 16. August 2008

3-Monats-Libor verharrt auf hohem Niveau: LIBOR-OIS-Spread ausgeweitet

Der Overnight Index Swap (OIS) Satz ist im Zusammenhang mit dem US-Dollar 3-Monats-Libor ein geeignetes Risikomass für die Beurteilung der Liquiditätslage am Geldmarkt. Der Spread entspricht der Kredit- und Liquiditätsprämie auf ungesicherten Geldmarktgeschäften. Die Differenz zwischen dem US-Dollar 3-Monats-Libor (aktuell 2,8088%) und dem OIS-Satz (2,0345%) hat sich in den vergangenen Wochen weiter ausgeweitet. Eine höhere Differenz ist ein Indikator für eine angespannte Lage auf dem Geldmarkt. Zum Wochenausklang notierte der Risikoaufschlag 0,7743%. Das bedeutet ein Anstieg zum vergangenen Wochenende.


Die US-Notenbank (Fed) versucht, den 3-Monats-Libor zu drücken. Dazu hat sie neulich im Rahmen ihres Term Auction Facility (TAF)-Programms die Laufzeit des Refinanzierungsgeschäftes von 28 Tagen auf 84 Tage (d.h. 3 Monate) ausgedehnt. Der London Interbank Offered Rate, zu dem eine Bank einer anderen erstklassigen Bank kurzfristige Einlagen überlässt bzw. Kredite aufnimmt, bleibt jedoch hartnäckig auf hohem Niveau. Dafür scheint sich der Spread zwischen dem 1-Monats- und dem 3-Monats-Libor zurückzubilden. Am Kreditmarkt halten aber Anspannungen an. Die zunehmende Anzahl von ARS-Rückkauf-Aktionen von Banken erinnert an die erste Phase der Krise, als die Finanzinstitute wegen der in Schwieriglkeiten geratenen Zweckgesellschaften (SIV) nicht mehr gewillt waren, einander Geld zu leihen.

3-Monats-OIS-Satz:

Freitag, 15. August 2008

CDS-Markt: Kosten von Kreditrisiken leicht zurückgegangen

Die Prämien für die Absicherung von Kreditrisiken sind zum Wochenausklang etwas zurückgekommen. Das zeigen die Kontrakte für den iTraxx Index, den wichtigsten Credit Default Swaps (CDS) Index in Europa. Der iTraxx Crossover Index, der 50 europäische Unternehmen mit high-risk, high-yield Creditratings (d.h. spekulativ) umfasst, ist um 4 Basispunkte auf 555 Punkte gesunken. Ein Index-Anstieg bedeutet eine Verschlechterung im Hinblick auf die Wahrnehmung von Credit-Qualitäten. Ein Rückgang hingegen genau das Gegenteil.

Der iTraxx Europe Index, welcher 125 Schuldner mit einem Rating in Anlagequalität (Investment-grade rating) erfasst, ist geringfüfig um 0,75 Basispunkte auf 92,5 Punkte zurückgefallen. Das heisst, dass Gläubiger weniger bezahlen müssen, um sich gegen das Risiko Zahlungsausfall („Default“) abzusichern. Es handelt sich dabei aber um unwesentliche Rückgänge, sodass keine Entwarnung daraus geschlossen werden kann. Die Kreditkrise ist noch nicht überstanden.

Exkurs:
Die Notierungen erfolgen in Basispunkten (bp). Die Basispunkte sind als Risikoprämie zu verstehen. Je höher die Notierung, desto höher das Risiko. Eine Notierung von 100 Basispunkten für einen CDS bedeutet eine jährliche Prämie von (0,01 x 10 Mio. Euro =) 100'000 Euro. Das heisst, dass die Investoren bereit sind, für das erhöhte Risiko eine Prämie von 1% zu zahlen. CDS-Vereinbarungen beziehen sich i.d.R. auf ein Bündel von Anleihen im Wert von 10 Mio. Euro.

When Markets Collide

Buchbesprechung:

Mohamed El-Erian: When Markets Collide. Investment Strategies for the Age of Global Economic Change. McGraw-Hill, New York, London, 2008.


Ausgebrochen war die Krise vor genau einem Jahr in einem obskuren Segment (“Subprime”) des amerikanischen Immobilienmarktes. Seitdem hält die Katastrophe an und erhitzt die Gemüter fast wöchentlich aufs Neue. Sieben US-Banken sind bislang pleite gegangen. Selbst staatlich gesponsorte Immobilienfinanzierer wie Fannie Mae und Freddie Mac gerieten ernstlich ins Wanken. Niemand war darauf vorbereitet. Weder Privatanleger noch internationale Investoren. Aber auch namhafte Institute wie z.B. Zentralbanken und Aufsichtsbehörden haben das Aufkommen der Gefahr nicht erkennen können. Das Risikomanagement der Finanzbranche hat kläglich versagt. Warum ist aber die überwältigende Mehrzahl der Marktteilnehmer auf dem falschen Fuss erwischt worden?

Weshalb häuft sich die Anzahl von Desastern auf den Finanzmärkten? Kaum wurde das Platzen der Dotcom-Blase verarbeitet, kam es zu einer weiteren Spekulationsbubble. Diesmal auf dem Häusermarkt. Mohamed El-Erian, co-CEO und co-CIO von PIMCO, einer der grössten Investmentgesellschaft der Welt setzt hier an und geht in seinem aktuellen Buch dem sich rasch wandelnden Marktumfeld auf den Grund. Er zeigt auf, welche Herausforderung die säkuleren Transformationen in der globalen Wirtschaft für Investoren bedeuten und wie damit umgegangen werden soll. Er befasst sich zunächst mit „Verwirrungen, Rätseln und Verblüffungen“, die in den vergangenen Jahren das Geschehen auf den globalen Finanzmärkten beherrscht haben. Seiner Auffassung nach ist es für ein erfolgreiches Asset-Management ausschlaggebend, die Anzeichen des aktuellen ökonomischen sowie technischen Wandels richtig wahrzunehmen. Denn die Antriebskräfte der vier Variablen (Wachstum, Handel, Preissetzung und Kapitalflüsse) haben den entscheidenden Einfluss auf die Herangehensweise der Marktteilnehmer, was ihre Asset Allokation betrifft. Die Signale der fundamentalen Veränderung des Marktumfelds, die der Autor als „Geräusch“ bezeichnet, gilt es rechtzeitig zu erkennen. El-Erian macht drei strukturelle Faktoren aus: 1) Eine fundamentale Neuausrichtung der wirtschaftlichen Machtverhältnisse und Einflüsse, was er kurz „Handwechsel“ nennt. Das ökonomische Gewicht der USA nehme nämlich ab, und das der asiatischen Länder steige. 2) Die ausgeprägte Akkumulation des finanziellen Wohlstands. Er verweist v.a. auf das tatkräftige Aufkommen von Staatsfonds, „Sovereign Wealth Funds“, (SWF). 3) Die Proliferation von neuartigen Finanzprodukten, welche richtungsweisend die bisherigen Markthindernisse überwinden. Die Interaktion dieser drei Faktoren werde seiner Überzeugung nach in tiefen Veränderungen der Schlüsselelemente der globalen Wirtschaft und der finanziellen Beziehungen einmünden. Herkömmliche Strategien und Businessmodelle sind daher in diesem Kontext nicht mehr adäquat, um die reale Dynamik der Märkte zu erfassen. El-Erian präsentiert dem Leser dafür konkret, wie ein neutrales Porftfolio für langfristige Anleger aussehen soll. Sein eklektischer Ansatz durchzieht wie ein roter Faden die ganzen Ausführungen in diesem Buch, das sich hautpsächlich an die drei grossen Marktteilnehmer langfristige Investoren, staatliche Geldverwalter und internationale Institutionen richtet. Der Autor war zuletzt als CEO von Harvard Management Company (HMC) tätig. Er hat u.a. 15 Jahre beim Internationalen Währungsfonds (IWF) gearbeitet. Seine Analyse schweift manchmal etwas pathetisch aus, aber es gelingt ihm, seine Zukunfteinschätzungen mit Beispielen aus aktuellen Marktereignissen und Entwicklungen (strukturierte Produkte, SIVs, Verbriefung usw) angenehm zu untermauern. Ein zeitgemässes Buch für moderne Investmentstrategie.

Cezmi Dispinar

Mittwoch, 13. August 2008

TAF: Das neue 84-tägige Refinanzierungsgeschäft der US-Notenbank

Die US-Notenbank (Fed) hat vergangene Woche im Rahmen ihres Term Auction Facility (TAF)-Programms die Laufzeit von 28 auf 84 Tage (d.h. 3 Monate) ausgedehnt. Ein ambitioniertes Ziel ist dabei, den 3-Monats-Libor ($) herunterzubringen. Die erste Versteigerung dieses 84-tägigen Refinanzierungsgeschäfts (3M TAF) fand am Montag statt. Bei dem Auktion-Volumen der Fed von 25 Mrd. Dollar gingen von insgesamt 64 Banken Gebote in Höhe von 54,8 Mrd. Dollar ein. Es ergab sich eine Stop-out rate von 2,75%. Höher als erwartet: Sie liegt 5 Basispunkte unterhalb der 3-Monats-Libor (2,804%).


Aber 50 Basispunkte höher als die Discount Rate (2,25%). Das deutet daraufhin, dass die Banken gewillt sind, sich zu diesem Satz anonym zu finanzieren und der Liquiditätsbedarf nach wie vor hoch ist. Die Finanzierung übers Diskontfenster erfolgt nicht anonym, obwohl es für die Banken billiger wäre. Für die Fed ist es ein Indikator, die Finanzierungskosten der Banken angemessen abzuschätzen. Es ist aber noch zu früh, zu prognostizieren, wann sich der 3-Monats-Libor auf diese Weise zurückbildet.

Stop-out rate: Der niedrigste, akzeptierte Geldkurs bei der Versteigerung.

Dienstag, 12. August 2008

CDS-Markt: Nackte Tatsachen

Mit der zunehmenden Anzahl von Zahlungsausfällen geraten Unternehmen, die Kreditderivate zur Risikoabsicherung verkaufen, ins Wanken. Die American International Group (AIG) hat im II. Quartal einen Verlust in Höhe von 5,4 Mrd. Dollar verbucht. Das riskante Portfolio an Kreditderivaten (Credit Default Swaps, CDS), über welches die grösste Versicherung der Welt verfügt, hat von April bis Juni 5,6 Mrd. Dollar an Wert verloren. Vor Steuern belaufen sich die Verluste an CDS gar auf 26 Mrd. Dollar.

Mit CDS können sich Besitzer von Wertpapieren und Anleihen, die auf riskante Krediten beruhen, vor möglichen Verlusten gegen Zahlungsausfälle schützen. Im angespannten Kreditmarkt fällt jetzt auf, dass auch Spekulanten CDS kaufen, obwohl sie die Basisanleihe nicht besitzen. Diese Marktteilnehmer werden an der Wall Street „nackte“ oder „ungedeckte“ Investoren genannt. Die US-Aufsichtsbehörde (Securities and Exchange Commission, SEC), die Notenbank (Fed) und das Schatzamt (Treasury) konsultieren darüber, ob das „nackte“ CDS-Geschäft in Zukunft regulativ unterbunden werden soll oder nicht. Die Einlagensicherungsbehörde (Federal Deposit Insurance Corporation, FDIC) will ihrerseits eine Offenlegungspflicht für Unternehmen einführen, die CDS verkaufen. Es soll demnach eine Art Anzeigepflicht für Swaps („swap disclosure“) vorgeschrieben werden. Was aus all diesen Überlegungen schliesslich werden wird, sei derzeit dahingestellt. Es steht aber fest, dass etwas unternommen werden muss, um das Vertrauen der Anleger zu stärken.

Sonntag, 10. August 2008

Rohstoffhausse abgebrochen - Inflationserwartungen bremsen sich ein

Inflationserwartungen, gemessen an der Differenz zwischen den Renditen der 10-jährigen Treasuries und der inflationsgeschützten Staatsanleihen (TIPS), betragen derzeit 2,23 Prozent. Seitdem die fulminante Rohstoffhausse abgebrochen ist, bilden sich Inflationserwartungen zurück. Der Ölpreis notiert gegenwärtig auf dem niedrigsten Stand seit drei Monaten. Am Freitag fiel der Rohölpreis je Barrel (159 Liter) unter die Marke von 117 Dollar. Das schwächere Wachstum der Weltwirtschaft geht mit einer abnehmender Nachfrage nach vielen Rohstoffen einher. Insbesondere die sinkenden Energiepreise dürften den Anstieg der Inflation signifikant dämpfen. Die Inflationserwartungen befinden sich zur Zeit laut Bloomberg auf dem tiefsten Niveau seit fünf Jahren.

Rendite der 10jährigen Treasuries:


Die US-Notenbank (Fed) hat am 5. August ihren Leitzins das zweite Mal in Folge unverändert bei 2 Prozent belassen. Aus dem Statement des Offenmarktausschusses der Fed geht hervor, dass die Währungshüter die Zinsen bis Ende Jahr nicht ändern wollen. Die Wachstumsrisiken werden von der Fed im Vergleich zur Sitzung vom 25. Juni etwas stärker betont als die Inflationsrisiken.





US-TreasuryRendite
10 year3,93%
10 year TIPS1,70%
Infl. Erwart.2,23%
30 year4,53%

Samstag, 9. August 2008

Credit Default Swaps (CDS) reflektieren markante Anspannung im Kreditmarkt

Die Wertberichtigungen der Banken belaufen sich seit dem Ausbruch der Kreditmarktkrise vor genau einem Jahr laut Bloomberg mittlerweile auf 497 Mrd. Dollar. Der Markt für forderungsbesicherte Wertpapiere (ABS) ist beinahe zum Erliegen gekommen. Der Geldmarkt wird dank der amerikanischen Notenbank (Fed) über Wasser gehalten. Das Vertrauen der Investoren schwindet dahin. Das sind keine guten Vorzeichen für den ohnehin gebeutelten Markt für Unternehmensanleihen. Gläubiger müssen mehr bezahlen als zuvor, um sich gegen einen Zahlungsausfall (Default) abzusichern. Die Absicherungsprämien steigen. Das zeigt der iTraxx Europe Index, welcher 125 Unternehmen mit Investment-grade (Bonität in Anlagequalität) erfasst. Der Kreditderivate-Index ist am Freitag um einen Basispunkt auf 96 Basispunkte gestiegen.

Das bedeutet, dass die Versicherungsprämie für den Ausfall einer Anleihe im Wert von 10 Mio. Euro im iTraxx Index (5y, Series 9) 96'000 Euro kostet, nachdem sie vorher 95'000 Euro betragen hat. Der iTraxx Crossover Index, der 50 Unternehmen mit high-risk, high-yield Creditratings erfasst, zeigt hingegen, dass das Risiko in diesem spekulativen Segment viel stärker gestiegen ist. Der Crossover Index legte um 2 Basispunkte auf 560 Basispunkte. Damit notiert dieses Barometer für Kreditderivate sechs mal teurer als der iTraxx Europe Index. Noch im März lag die Differenz bei weniger als vier mal.


Exkurs:
Der iTraxx Index ist der wichtigste CDS-Index in Europa. Credit Default Swaps (CDS) werden nicht an der Börse gehandelt. Es handelt sich dabei um „over-the-counter“-Vereinbarungen zwischen zwei Vertragsparteien. Der Handel findet direkt von Bank zu Bank statt. Der Kreditmarkt ist nämlich fast ausschliesslich ein OTC-Markt. CDS-Vereinbarungen beziehen sich i.d.R. auf ein Bündel von Anleihen im Wert von 10 Mio. Euro. Die Notierung erfolgt in Basispunkten (bp). Die Basispunkte sind als Risikoprämie zu verstehen. Je höher die Notierung, desto höher das Risiko. Eine Notierung von 100 Basispunkten für einen CDS bedeutet eine jährliche Prämie von (0,01 x 10 Mio. Euro =) 100'000 Euro. Das heisst, dass die Investoren bereit sind, für das erhöhte Risiko eine Prämie von 1% zu zahlen.

Freitag, 8. August 2008

Geldmarkt: Akuter Mangel an Cash – Fed sucht nach Lösung

Noch nie zuvor war Cash so knapp bemessen wie heute. Vor ziemlich genau einem Jahr kam die anrollende Finanzmarktkrise zum Ausbruch. Sowohl die US-Notenbank (Fed) als auch die Europäische Zentralbank (EZB), und die Schweizer Nationalbank (SNB) haben Geschäftsbanken befristet zusätzliche Liquidität zur Verfügung stellen müssen, um den Geldmarkt zu stabilisieren. Die Differenz zwischen dem 3-Monats-Libor ($) und der Overnight Indexed Swap Rate (OIS-Satz), welche als ein indirekter Indikator der Verfügbarkeit von Liquidität am Geldmarkt gilt, notierte am 31. Juli 2007, bevor es zur Kredit-Klemme (Credit Crunch) kam, auf 10 Basispunkten (d.h. 0,10 Prozent). Heute verharrt der Libor-OIS-Spread auf einem historischen Höchststand von 0,7615%.


3-Monats-Libor:


Das Vertrauen am Geldmarkt ist derzeit völlig hin. Die Unsicherheit ist so gross, dass Marktteilnehmer das Vertrauen nicht nur an andere Geschäftspartner, sondern auch an die Qualität der Wertschriften verloren haben. Der Geldmarkt droht zu versagen. Die Funktionsweise ist heute nur dank Staatseingriffen gewährleistet. Der amerikanische Asset-backed Commercial Paper Markt (ABCP) ist indes laut Bloomberg auf ein Volumen von 729,7 Mrd. Dollar geschrumpft. Am 8. August 2007 betrug der Gesamtwert dieses Marktes für wertbesicherte Papiere 1'220 Mrd. Dollar. Commercial Papers werden vornehmlich von erstklassigen Finanzhäusern begeben. Der TED-Spread, der als Indikator für das Risikomass am Interbankenmarkt gilt, notiert zum Handelsschluss auf 1,1535%. Die Differenz zwischen dem 3-Monats-Libor ($) und der Rendite der 3-Monats-US-Schatzwechsel lag in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt bei 0,5%. Der hohe Aufschlag zeigt, dass die Marktteilnehmer sich mit Skepsis begegnen, da niemand weiss, wer noch wieviel „toxische Assets“ (sprich: hoch risikobehaftete, forderungsbesicherte Wertpapiere wie MBS) hat. Die Fed versucht nun, mit der Einführung von Term Auction Facility (TAF) mit der Laufzeit von 84 Tagen den 3-Monats-Libor zu reduzieren.

TED-Spread:

Donnerstag, 7. August 2008

EZB-Sitzung vom 7. August

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins am Donnerstag unverändert bei 4,25 Prozent belassen. Anfang Juli hatte die Notenbank angesichts der zunehmenden Energiekosten den Zins noch um 0,25% erhöht. Zuvor hatten die Währungshüter die Zinsen wegen der Finanzkrise mehr als ein Jahr konstant gehalten. In der Pressekonferenz sagte EZB-Chef Jean-Claude Trichet, dass die Notenbank „keine Tendenz“ (no bias) habe, was den weiteren Kurs der Geldpolitik im Euro-Raum betrifft.


Der Internationale Währungsfods (IWF) warnte vergangene Woche die EZB vor Zinserhöhung. Zu Recht. „Seit dem Sommer 2007 haben sich die Finanzierungsbedingungen deutlich verschärft. Angesichts dieser Situation würde sich eine geldpolitische Verknappung Risiken in sich bergen“, schreibt der IWF in seinem jährlichen Länderbericht zur Eurozone. Vor rund fünf Wochen hatte die EZB argumentiert, dass der Aufschwung robust sei und die Inflation weiter zu steigen drohe. Folglich hatten die Währungshüter einsam die Zinsen erhöht. Heute liegt es auf der Hand, dass die Notenbank die Lage damals völlig falsch eingeschätzt hat. Die Inflation ist zwar im Juli auf 4,1%, den höchsten Stand seit der Euro-Einführung 1999 gestiegen. Aber zugleich sind viele Stimmungsindikatoren auf den tiefsten Stand seit mehreren Jahren gefallen. Da eine Wachstumsschwäche auf die Inflation drückt und es keine von der EZB bislang fälschlicherweise angenommene „Zweitrunden-Effekte“ gibt und der Ölpreis sich zu stabilisieren begonnen hat, müsste die Notenbank die Zinsen senken. Das Hauptaugenmerk der EZB sollte jetzt auf Wachstum liegen, und nicht auf Inflation.


Geldmarkt: Fed will mit TAF für Entspannung sorgen

Die aktuelle Entscheidung des Offenmarktausschusses der amerikanischen Notenbank (Fed), den Leitzins bei 2% zu belassen, war allgemeinen erwartet worden. Nach Einschätzung einer Mehrzahl von Analysten dürfte die Fed ihren Leitzins bis mindestens Ende Jahr nicht anheben. Die Fed steckt zur Zeit in der Zwickmühle. Zum einen muss sie an Leitzins festhalten, um die schwache Konjunktur zu beleben. Zum anderen muss sie gegen den Inflationsanstieg und die Dollar-Abwertung etwas unternehmen. Aus dem Statement geht aber hervor, dass die Währungshüter die Wachstumsrisiken heute im Vergleich zu der Sitzung vom 25. Juni höher einschätzen als die Inflationsrisiken.

Die Fed bemüht sich zugleich um eine nachhaltige Entspannung am Geldmarkt. Vergangene Woche hat sie im Rahmen ihres Notfallkredite-Pakets einige Veränderung angekündigt. Die Laufzeit von Term Auction Facilities (TAF) wurde beispielsweise von bisher 28 Tagen (d.h. 1 Monat) auf 84 Tage (d.h. 3 Monate) verlängert. Der Sinn dieser Massnahme liegt laut Geldmarkt-Analysten von Morgan Stanley darin, dass die Fed eine synthetische Zinssenkung anstrebt. Die Notenbanker wollen mit der Einführung von TAF (3 Monate) den 3-Monats-Libor zurückbringen. Das würde dafür sorgen, dass sich der TED-Spread (1,1635%) wieder entspannt. Auch der Libor-OIS-Spread (0,7535%) würde sich zurückbilden. Zur Erinnerung: Der 1-Monats-Libor ist schliesslich erst mit der Lancierung von TAF (1 Monat) von 2,70% im Mai auf aktuell 2,46% zurückgeführt worden.

Mittwoch, 6. August 2008

Finanzmarktkrise: Die Rolle der Fed

Die Lage am Arbeitsmarkt verschlechtert sich. Den siebten Monat in Folge geht die Beschäftigung im Privat Sektor zurück. Die Hauspreise fallen. Ein rasches Ende der Krise ist nicht in Sicht. Auch ein Jahr nach Ausbruch der Kreditmarktkrise hat sich die Stimmung am Geldmarkt nicht normalisiert. Die Kosten für die mittelfristige Geldbeschaffung sind nach wie vor sehr hoch. Der Libor-OIS Spread verharrt auf hohem Niveau von 0,7509%. Marktteilnehmer sind extrem zurückhaltend. Sie kaufen keine Wertpapiere, die nicht durch den Staat garantiert sind.

Die Performance der US-Notenbank bleibt in der Bekämpfung der Krise bislang nicht gerade berauschend. Der renommierte Ökonom Nouriel Roubini (New York University) erinnert in einem Interview mit Barron’s daran, dass die Fed vor einem Jahr sagte, die Misere am Häusermarkt würde bald zu Ende gehen. Das ist heute nicht eingetreten. Die Währungshüter gingen nämlich davon aus, dass die Subprime-Krise auf ein bestimmtes, obskures Segment des amerikanischen Immobilienmarktes beschränkt bleiben würde. Dabei ist heute klar, dass auch Unternehmen ausserhalb der Finanzbranche davon betroffen sind. Man kann sogar sagen, dass die gesamte Weltwirtschaft davon kontaminiert wurde. Die Fed hat sich im Hinblick auf das Ausmass der makroökonomischen Effekte auf die Realwirtschaft verschätzt. Mit der Einführung von neuen Fazilitäten hat die Notenbank bloss das Entstehen einer Panik verhindert. Mehr nicht.

Fed-Sitzung vom 5. August

Die US-Notenbank (Fed) hat den Leitzins das zweite Mal in Folge unverändert bei 2 Prozent belassen. Im Vergleich zum Statement der Sitzung vom 25. Juni gab es diesmal nur eine Differenz: „Obwohl Abwärtsrisiken für das Wachstum anhalten, bedeuten Aufwärtsrisiken für die Inflation grosse Sorge für den Ausschuss“. Damals hiess es, „obwohl Abwärtsrisiken für das Wachstum anhalten, sind Aufwärtsrisiken für die Inflation und die Inflationserwartungen gestiegen“. Das bedeutet, dass die Inflationsrisiken heute geringer eingeschätzt werden als vor sechs Wochen.



Fazit: Neutrales Statement. Vorerst ist mit keiner Zinsänderung zu rechnen. Der Spielraum der Fed ist zwar eingeschränkt. Die Währungshüter wollen aber mit niedrigen Zinsen in erster Linie die schwache Konjunktur beleben.

Montag, 4. August 2008

Finanzmarktkrise: Nouriel Roubini erwartet Pleitewelle in den USA

Die Kreditmarktkrise, die vor genau einem Jahr ausgebrochen ist, rollt noch mit aller Wucht an. Nach dem Zusammenbruch des kalifornischen Kreditinstituts First Priority (Bilanzsumme 259 Mio. $) hat sie nun einen neuen Höhepunkt erreicht. Das ist die achte Bank, die in diesem Jahr pleite ging. Im Zuge der Krise sind damit insgesamt elf Banken zusammengebrochen. Kosten werden über den FDIC (Einlagensicherung) gedeckt. Die FDIC kann sich über das Diskontfenster der US-Notenbank (Fed) kurzfristige Liquidität besorgen.

Der renommierte US-Ökonom Nouriel Roubini rechnet damit, dass massenhaft Banken pleite gehen würden. Die Banken hätten bislang nur ihre Subprime-Kredite abgeschrieben. Vor ihnen lägen aber noch Verluste aus dem Konsumentenkreditgeschäft, für die sie keine Reserven hätten, sagte der Wirtschaftsprofessor (New York University Stern School of Business) heute in einem live-Interview im CNBC. Zur Rettung der angeschlagenen Finanzbranche dürften seiner Einschätzung nach die Steuerzahler mit mind. 1'000 Mrd. Dollar zur Kasse gebeten werden.

Bund-Future

Der Verlauf des Bund Futures interessiert in erster Linie Anleiheninvestoren. Steigen die Zinsen, fallen die Kurse des Bund-Futures. Sinken die Zinsen, klettern die Notierungen. Der Bund Future verhält sich also genau umgekehrt zu den Marktzinsen.

Long-Position („Bull“-Strategie):

Wenn der Händler sinkende Marktrenditen für eine bestimmte Restlaufzeit prognostiziert, entscheidet er sich für den KAUF eines Futures.

Short-Position („Bear“-Strategie):

Geht hingegen ein Investor von einer steigenden Marktrendite aus, verkauft er Futures-Kontrakte.


Exkurs:

Als Terminkontrakt (Future) ist der Bund-Future auf eine idealtypische Bundesanleihe standartisiert.

Grundlage ist eine fiktive Schuldverschreibung der Bundesrepublik Deutschland mit einer Nominalverzinsung (Kupon) von 6% und einer Laufzeit von 8,5 bis 10 Jahren.

Der Käufer des Bund Futures erwirbt das Recht, Bundesanleihen im Wert von nom. 100'000 Euro mit der genannten Restlaufzeit zu einem bestimmten Zeitpunkt geliefert zu bekommen.

Ein Verkäufer ist umgekehrt verpflichtet, zum Liefertag die Anleihen bereitzuhalten.

Fälligkeitstermine: März, Juni, Sept., Dez.

Bundesanleihen: Stärkster Anstieg seit 10 Jahren

Die Geldpolitik steht diese Woche im Blickfeld des Marktgeschehens. Am Dienstag trifft sich die US-Notenbank (Fed) zusammen, um über den geldpolitischen Kurs zu beraten. Am Donnerstag findet die Zins-Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) statt. Auch die Bank of England (BoE) wird am selben Tag darüber befinden, ob der Leitzins so wie bisher bestehenbleibt oder verändert wird. Im Vorfeld der Zinsentscheidungen der Notenbanken hat die Rendite der 10-jährigen Bundesanleihen (Bunds) vergangene Woche um 25 Basispunkte nachgelassen und auf 4,358% gesunken. Der Preis der Benchmark-Anleihe legte auf 99,11% zu. Das war der stärkste Anstieg seit September 1998. Der für den Anleihenmarkt richtungsweisende Euro-Bund-Future stieg um 0,13% auf 112,68%.

Angesichts der zunehmenden Risikoscheu der Anleger und der anhaltenden Eintrübung der konjunkturellen Aussichten sind die deutschen Staatsanleihen derzeit sehr gefragt. Deutsche Bundesanleihen zählen zu den risikoarmen und liquiden Kapitalanlagen. Das Marktumfeld der Bundesanleihen gilt als wichtiger Indikator für die Entwicklung des Zinsniveaus im Euroland. Während die US-Staatspapiere seit Jahresbeginn eine Wertentwicklung von 2,6% aufweisen, beträgt die Performance der europäischen Staatsanleihen in derselben Zeitperiode 1,3%.

Sonntag, 3. August 2008

US-Haushalt: Ein Rekorddefizit von fast 500 Mrd. Dollar

Das Weisse Haus rechnet für das nächste Haushaltsjahr mit einem Rekorddefizit in Höhe von 482 Mrd. Dollar. Grund für die Lücke in der Staatskasse seien u.a. milliardenschwere Steuerschecks, die Washington an die Bürger zur Ankurbelung des Konsums geschenkt hat, sagte die Sprecherin des Weissen Hauses. Die Summe dürfte tatsächlich höher liegen, da in der Schätzung keine Kriegskosten enthalten sind. Damit steht fest, dass Präsident George W. Bush seinen Nachfolger einen gewaltigen Schuldenberg hinterlassen wird.

Das Wirtschaftskonzept von Neocons beruhte auf der Vorstellung von Reaganomics (Supply Side; angebotsorientierte Wirtschaftspolitik), dass die Märkte sich selbst regulieren und die Ressourcen effizient verteilen. Die Basis war Marktfundamentalismus. Steuersenkungen für Unternehmen und Privathaushalte würden zu mehr Staatseinnahmen führen („Laffer Kurve“). Heute ist es unschwer zu erkennen, dass genau das Gegenteil eingetreten ist. Im Bann der Kreditmarktkrise nimmt die Intensität der staatlichen Interventionen zu. Zur Zeit hält allein die US-Notenbank (Fed) die Finanzbranche über Wasser. Marktfundamentalismus war von Anfang an eine politische Doktrin.

Samstag, 2. August 2008

TED-Spread reagiert auf Notkreditprogramm der Fed kaum

Die US-Notenbank (Fed) hat im Zuge der Kreditmarktkrise eine Reihe von neuen Fazilitäten eingeführt. Nach der Einführung des neuen geldpolitischen Instrumentariums Term Auction Facility (TAF) hatte Fed-Chef Ben Bernanke gesagt, das Ziel der TAF sei, den Anreiz für Banken, Barmittel zu horten, zu reduzieren und ihren Willen, für Haushalte und Unternehmen Kredit zu schaffen, zu erhöhen. Bei der TAF handelt es sich um ein anonymes Auktionsverfahren bei der Diskriktnotenbanken. Die Liste der akzeptierten Wertschriften als Sicherheit ist breit gefasst. Die Laufzeit der Transaktionen beträgt 28 Tage (1 Monat). Nun hat die Fed diese Woche im Rahmen ihres verlängerten Notprogramms die Laufzeit für die TAF auf 84 Tage (3 Monate) erhöht. Es ist anzunehmen, dass die Fed dadurch versucht, Einfluss auf den 3-Monats Libor zu nehmen. Das heisst, dass die US-Notenbank den Zinssatz, zudem sich Banken kurzfristig Geld leihen, herunterdrücken will.


Die Differenz zwischen dem 3-Monats-Libor ($) und der Rendite der 3-Monats-US-Schatzwechsel nennt man TED-Spread. Dieser gilt als Indikator für das Risikomass am Interbankenmarkt. Vergangene Woche lag der TED-Spread zum Handelsschluss (26. Juli) bei 1,0726%. Gestern hat die Differenz zwischen den beiden Zinssätzen die Handelswoche bei 1,1352% abgeschlossen. Das heisst höher als zuvor. Der signifikante Anstieg des Aufschlags deutet darauf hin, dass die Banken sich nach wie vor ungern Geld leihen, da ungewiss ist, wer wieviel „toxische Assets“ (sprich: hoch risikobehaftete Wertpapiere wie z.B. MBS) hat. Im langfristigen Durchschnitt liegt der TED-Spread bei 0,47%. Das Misstrauen zeigt sich ferner daran, dass auch der Libor-OIS-Spread (Ausdruck des Stressausmasses am Geldmarkt) auf 0,73% verharrt.

Fazit: Auch wenn es zu früh ist, darüber zu befinden, haben die aktuellen Stützungsmassnahmen der Fed bisher kaum Spuren am Geldmarkt hinterlassen.