Mittwoch, 11. April 2012

Deutschland wird Japan


Axel Weber, der ehemalige Präsident der Deutschen Bundesbank (2004-2011) hat keine Gelegenheit ausgelassen, vor rasend schnell steigender Inflation zu warnen. Auch sein Nachfolger, Jens Weidmann schlägt in die gleiche Kerbe.

Das Bloomberg Terminal hat gestern Nachmittag die Schlagzeile geliefert, dass die Rendite der deutschen Staatsanleihen mit 2 Jahren Laufzeit zum ersten Mal niedriger notieren als die Rendite der japanischen Staatsanleihen mit vergleichbarer Laufzeit. Die Rendite dürfte dem Trend nach demnächst ins Negative drehen.

"Deutschland wird Japan", bemerkt das amerikanische Blog Pragmatic Capitalism.

Es wurde angesichts der besorgniserregenden Anzeichen viel darüber geschrieben, dass die US-Wirtschaft japanisch werde. Ben Bernanke wurde an den Pranger gestellt.

Es gab aber einige Ökonomen, die dagegen hielten: Paul Krugman in den USA und Heiner Flassbeck in Europa. Die beiden Ökonomen ohne dogmatische Fesseln haben zu bedenken gegeben, dass die Gefahr droht, dass die Euro-Zone in einem depressiven Umfeld der Wirtschaft in Nachwirkungen der Krise wegen der deutschen Inflations-Phobie in eine tief verwurzelte deflationäre Spirale gerät.

Die Bundesbank hat jedoch im Verlauf der Krise immer wieder der Exit-Strategie das Wort geredet, wie in der folgenden Abbildung von FT Alphaville anschaulich dargestellt ist.


Bundesbank Masochismus, Graph: via FT Alphaville

Wenn man aber Axel Weber oder Jens Weidmann zuhört, hat man den Eindruck, dass die Euro-Zone sich als Ganzes in einem Modus der galoppierenden Inflation befindet. Dabei liegt die Teuerung im Euro-Raum auf einem 20-Jahres-Tief wie in Japan.

Es gibt keine wirklichen Anzeichen für eine Inflation. Zumal das Wachstum der Lohnstückkosten unter dem Inflationsziel verläuft. Doch die deutschen Inflationsfalken (oder die Geldmengensoldaten, wie Flassbeck sie bezeichnet) behaupten, dass die Zentralbank keine Liquidität in das System pumpen kann, ohne Inflation auszulösen. Die Geldmenge M2 (M1+Spareinlage) liegt aber in der Euro-Zone auf einem Multi-Jahrzehnt-Tief.

Das Wachstum des Geldaggregats M2 ist heute in der Euro-Zone genau so zusammengebrochen wie das des japanischen Geldaggregats M2 in den 1990er Jahren.


M2-Wachstum: Entwicklung in Japan (1990er Jahre) und in der Euro-Zone in der Gegenwart, Graph: via Pragmatic Capitalism

Die weisse Linie zeigt den M2-Verlauf in Japan und der weisse Kreis stellt den Zusammenbruch des M2-Wachstums in Japan. Die orange Linie zeigt den M2-Verlauf in der Euro-Zone und der rote Kreis führt vor Augen, dass das M2-Wachstum in Europa in gleicher Weise wie in Japan in den 1990er Jahren zusammengebrochen ist.

Fazit: Der Sparkurs, der von der Bundesbank aufgenötigt und von der Merkel-Regierung umgesetzt wird, führt die Euro-Zone in eine Deflation. Kurzum: Die expansive Sparpolitik vertieft die Rezession. Zumal die EZB, die einzige Institution, die das System stabilisieren könnte, mit der „repo-based monetary expansion“ (im Gegensatz zu „quantitative easing“ der Fed) nicht viel Erfolg zu haben scheint, wie die jüngste Entwicklung andeutet.

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