Wie viel Schulden sind zu viel?
Es ist unmöglich, eine Zahl zu vergeben. Niemand kann.
Wenn wir uns Japan heute ansehen, beträgt die Verschuldung (brutto) gegenüber dem BIP rund 240% (netto: 153%).
Der langfristige Zinssatz ist nahe Null. Und es gibt kein Inflationsproblem. Doch verspricht Japans Regierung seit Jahren das Primärdefizit abzubauen.
Zur Erinnerung: Die japanischen Zinsen liegen seit 1999 auf der Nullgrenze (zero lower bound). Und das Haushaltsdefizit beträgt 3,2% des BIP, während sich das Primärdefizit auf 2,9% beläuft.
Das grundlegende makroökonomische Problem Japans ist eine schwache inländische Gesamtnachfrage und die daraus resultierende Notwendigkeit einer Kombination aus sehr niedrigen Zinssätzen und Haushaltsdefiziten, um die Nachfrage und das Produktionspotenzial aufrechtzuerhalten, wie Olivier Blanchard in Zusammenarbeit mit Takeshi Tashiro in einer kürzlich vorgelegten Studie beschreibt.
Durch negative Zinsen und die mengenmässige Lockerung (QE: quantitative easing) hat die Geldpolitik zwar alles getan, was sie konnte. Aber offensichtlich nicht genug.
Es war daher die richtige Politik, Defizite zu verbuchen und den daraus resultierenden Anstieg der Staatsverschuldung zu akzeptieren, bemerkt Blanchard weiter.
Der Schatten-Zinssatz („shadow rates“) in Japan, Graph: PIIE, May 2019