Die
gute Nachricht zuerst: Viele Menschen geben endlich zu, dass die Austerität-Politik
nicht funktioniert. Die schlechte Nachricht ist, dass die Aussicht auf eine Kursänderung
schwach verbleibt.
Dies
war der Monat, wo die Vertrauen Fee (confidence fairy) gestorben ist, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten
Kolumne („Death of a Fairy Tale“) am
Freitag in NY Times.
In
den letzten zwei Jahren standen die meisten politischen Entscheidungsträger und
Experten in Amerika im Bann einer destruktiven ökonomischen Lehre. Dieser
Doktrin nach sollen Regierungen auf eine schwer angeschlagene Wirtschaft nicht
so reagieren, wie die Lehrbücher vorgeben, durch Ausgabenerhöhungen, um die
fallende private Nachfrage auszugleichen, sondern mit Sparmassnahmen (fiscal austerity), durch
Ausgabenkürzungen, um die Haushalte zu konsolidieren.
Die
Kritiker haben von Anfang an davor gewarnt, dass die Sparmassnahmen angesichts
der Depression die Situation verschlimmern würden. Aber die „Austerians“ haben
darauf bestanden, dass das Gegenteil passieren würde. Warum? Vertrauen!
Vertrauenerweckende Massnahmen würden die Erholung der Wirtschaft fördern,
nicht verhindern, erklärte Jean-Claude Trichet, der ehemalige Präsident
der EZB. Eine Behauptung, die bei den Republikanern in den USA Widerhall gefunden
hat. Die Idee war, dass die Vertrauen Fee aufkommen und die politischen
Entscheidungsträger für ihre fiskalische Tugend belohnen würde.
Die
Vertrauen Fee ist aber
nirgends zu sehen, nicht einmal in Grossbritannien, wo die Sparmassnahmen vor
zwei Jahren von den politischen Eliten auf beiden Seiten des Atlantiks mit
lautem Hosianna begrüsst wurden.
Doch
haben die europäischen Staats- und Regierungschefs seit Jahren die Augen vor
der Wahrheit verschlossen, mit fadenscheinigen Beweisen darauf bestehend, dass
ihre Massnahmen anfangen würden, zu greifen. Die leidgeprüften Iren wurden
nicht nur einmal, sondern zweimal, im Frühjahr 2010 und erneut im Herbst 2011 hoch
gefeiert. Jedes Mal entpuppte sich der vermeintliche Erfolg als Fata Morgana.
Drei Jahre nach seinem Sparprogramm zeigt Irland noch keine Anzeichen für eine
echte Erholung vor dem Einbruch. Die Arbeitslosigkeit ist auf fast 15%
gestiegen.
Allerdings
hat sich etwas in den letzten Wochen geändert. Mehrere Ereignisse sind
vorgefallen: Der Zusammenbruch der niederländischen Regierung wegen eines Sparpakets.
Der starke Auftritt von François Hollande mit einer vagen Anti-Sparpolitik in
der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen in Frankreich. Ein Wirtschaftsbericht
in Grossbritannien, wonach das Land die schlimmste ökonomische Krise seit den
1930er Jahren erlebt.
Plötzlich
gibt jeder zu, dass die Austerität nicht funktioniert. Die Frage ist aber, was
dagegen getan wird. Krugman befürchtet, dass nicht viel unternommen werde.
Während die Austerians die Hoffnung aufgegeben zu haben, scheinen, hegen sie
immer noch die Angst, dass wir uns, wenn wir die Ausgaben nicht kürzen, auch
wenn die Wirtschaft angeschlagen ist, in Griechenland verwandeln, mit
Refinanzierungskosten, die durch die Decke schiessen, schildert Krugman.
Es
sind inzwischen fast drei Jahre vergangen, seit The Wall Street Journal atemlos davor warnte, dass die Bond
Vigilantes im Angriff seien und die Fremdkapitalkosten daher nicht niedrig
verbleiben würden. Die Refinanzierungskosten haben sich mittlerweile halbiert.
Japan, das Land, welches seit mehr als einem Jahrzehnt mit düsteren Warnungen konfrontiert,
kann sich das Kapital für 10 Jahre zu einem Zinssatz von weniger als 1% leihen.
Nun
argumentieren seriöse Analysten, dass Fiscal Austerity in einer depressiven
Wirtschaft wahrscheinlich unsinnig ist. Während die langfristigen Einnahmen
zurückgehen, schrumptf die Wirtschaft. Und die Schuldensituation verschlechtert
sich. Doch während die Vertrauen Fee wirklich begraben zu werden scheint,
bleiben die Schauergeschichten über das Defizit sehr beliebt.
Fazit: Wir leben in einer Welt der Zombie-Wirtschaftspolitik. Eine Politik, die
durch die Beweise hätten widerlegt werden sollen, dass alle ihre
Voraussetzungen falsch sind, besteht watschelnd trotzdem weiter, fasst Krugman bedauernd
zusammen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen