Sonntag, 22. Februar 2009

Financial Shock

Buchbesprechung:

Mark Zandi: Financial Shock. A 360 Look at the Subprime Mortgage Implosion, and How to Avoid the Next Financial Crisis. Pearson Education, FT Press, New Jersey, 2009.


Infolge des Zusammenbruchs der Wirtschaft 1932 hatten rund 25% aller Amerikaner ihren Job verloren. Das waren rund 15 Mio. Menschen. Präsident Roosevelt nahm darauf hin im Rahmen des New Deal soziale Reformen in Angriff, um das weit verbreitete Elend zu beenden. Das Thema “Eigenheim” ist damit seit der “Grossen Depression” ein fester Bestandteil einer jeden Wirtschaftspolitik in den USA. Jeder US-Präsident bemüht sich redlich, den Bürgern beim Eigenheimbesitz zu helfen. Kreditbedingungen wurden erleichtert. Steuerliche Erlässe wurden getroffen. Wer beim Hausverkauf Gewinn erwirtschaftet, muss seit zehn Jahren mit weniger Kapitalgewinn-Steuern rechnen. Jedenfalls ist der Gewinn (primary residence) bis 250'000 $ für ledige, und bis 500'000 $ für verheiratete Haushalte steuerfrei.

Präsident George W. Bush hat 2001 den Eigenheimbesitz als Grundsäule seines Wirtschaftsprogramms gepriesen („ownership society“). 2003 hat Bush das Gesetz „American Dream Downpayment Act“ verabschiedet. Das Programm bietet an Haushalte mit geringerem Einkommen günstige Anzahlungsmöglichkeiten bei Hypotheken-Ratenzahlungen an. Um dieses Vorhaben zu stützen, hat die Bush Administration die halbstaatlichen Hypotheken-Finanzierer Fannie Mae und Freddie Mac unter Druck gesetzt, die Finanzierung von Darlehen an Familien mit niedrigem Einkommen zu erweitern. Der regulatorische Rahmen war hingegen ursprünglich regional festgelegt und erwies sich im Verlauf der Geschichte als total uneffektiv und v.a. veraltet, weshalb es im Zuge des Einzugs der Finanzinnovationen auf den Kapitalmärkten auch im Immobilienmarkt zu Exzessen und Ausuferungen gekommen ist. Das ehemalige Fed Board Member Edward M. Gramlich hatte bereits im Mai 2004 vor „trügerischen, irreführenden Praxis“ im Häusermarkt gewarnt. Er schrieb in einer Studie, dass die zunehmende „Subprime-Kreditvergabe mit einem hohen Niveau von Kriminalität, Zwangvollstreckungen und ja sogar in manchen Fällen mit missbräuchlicher Praxis“ einhergehe. Im Subprime-Segment herrschten Wildwest-Verhältnisse. Mehr als die Hälfte der Kredite, die durch Hypotheken gesichert sind, wird von unabhängigen Kreditgebern vermarktet, die keiner staatlichen Aufsicht unterliegen.

Dr. Mark Zandi ist der Chefökonom und Mitgründer von Moody’s Economy.com. Er schreibt klar und ohne Schnörkel und zeigt anschaulich auf, wie von dem bislang bedeutungslosen Subprime-Sektor des Immobilienmarktes eine schwere Krise ausgehen konnte und daraus eine historische Wirtschaftskrise entstand. Viele Hausbesitzer stehen heute finanziell unter Wasser. Die Schulden liegen höher als der Wert der Häuser („negative equity“). Es gelingt Zandi die geschichtliche Entwicklung des amerikanischen Häusermarktes mit allen makro- und mikroökonomischen Einflüssen der Politik an der Zeitachse überzeugend darzulegen. Im letzten Abschnitt präsentiert der Autor zudem seine zehn Vorschläge, wie in Zukunft solche Krisen unterbunden oder zumindest abgemildert werden können. Ein sehr informatives Buch. Unbedingt lesenswert.

Cezmi Dispinar

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