Dienstag, 17. April 2012

TIC-Daten: Netto-Kapitalzuflüssse in US-Staatspapiere


Das TIC (Treasury International Capital) ist die Kapitalverkehrsstatistik des US-Schatzamtes, wo der Kauf von US-Schuldtiteln von ausländischen Investoren erfasst werden. Das US-Finanzministerium (Treasury) veröffentlicht jeden Monat detaillierte Information dazu, wer im Ausland wie viele amerikanische Staatspapiere (US-Treasury Bonds, Anleihen staatlicher Agenturen uw.) kauft. Ein Anstieg der TIC-Daten deutet darauf hin, dass die ausländischen Investoren US-Staatsanleihe suchen.

Das TIC-System sammelt Daten für die USA über die grenzüberschreitenden Portfolioinvestitionen (Ströme und Bestände) zwischen US-Bürgern (einschliesslich der in den USA basierten Niederlassungen von Unternehmen mit Sitz im Ausland) und Ausländer (einschliesslich von Offshore-Niederlassungen von US-Unternehmen) ein, beschreibt das US-Schatzamt das eigene Bericht-System.

Tim Duy weist in seinem Blog eine methodologische Änderung in der Konstruktion der Daten der vergangenen Monaten durch das US-Finanzministerium hin. Das Schatzamt verwendete bisher eine jährliche Erhebung von Depotbanken, Broker usw., um die Bestände der ausländischen Investoren an US-Staatsanleihen zu schätzen und mit Bezug auf diese Daten den monatlichen Bericht zu erstellen. Dies hat zu anhaltenden „transactions bias“ im Verlauf des Jahres geführt, v.a. zu einem Aufbau an Beständen an US-Treasury Bonds in Grossbritanien, die tatsächlich von anderen Ländern, insbesondere von China beigetragen wurden, hebt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor hervor.

Das Schatzamt hat seit September und Dezember häufigere Erhebungen initiiert und die Erhebungen erfolgen nun monatlich. Wir sehen jetzt das stetige Wachstum in den Beständen Grossbritanniens nicht mehr, hält Duy fest.

TIC-Daten des US-Schatzamtes, Graph: Jonathan Marymor & Guneet Dhingra, Morgan Stanley

Ein Ausgleich der Revision der britischen Daten nach unten ist die Revision der Daten Chinas nach oben (142 Mrd. $). China ist jedoch nicht die einzige Revision nach oben. Eine interessante Aufwärtskorrektur betrifft Geld-Zentren des Kontinentaleuropa.


TIC-Daten Grossbritannien (vor und nach der Revision der Daten-Konstruktion durch das US-Schatzamt), Graph: Prof. Tim Duy

Es gilt, zu bemerken, dass die häufigere Befragung „custodial bias“ in den Daten nicht eliminiert, betont Duy. Das heisst, dass wir nicht unbedingt wissen, wer die Besitzer der Schuldtitel am Ende sind. Das Schatzamt erklärt dies so, dass einige ausländische Besitzer (von US-Staatspapieren) mit der Depotverwahrung ihrer Bestände Institutionen beauftragen, die weder in den USA noch in ihrem eigenen Domizil sind. Zum Beispiel kann ein deutscher Anleger die US-Staatspapiere, die er kauft, in die sichere Verwahrung bei einer Schweizer Bank geben.

Dieser „custodial bias“ trägt zu den gross verbuchten Beständen in den grossen Custodial Centers einschliesslich Belgien, der karibischen Banking-Zentren, Luxemburg, der Schweiz und des Vereinigten Königreichs bei.

Während wir nicht wissen, wer die tatsächlichen Besitzer der US-Staatspapiere sind, ist die Korrektur der TIC-Daten nach oben in Luxemburg und Belgien möglicherweise eine weitere Folge der sich verstärkenden Finanzkrise in Europa und des Gerangels um den US-Dollar im vergangenen Herbst, fasst Duy als Fazit zusammen.


Top-Käufer von US-Staatsanleihen (in den vergangenen 3 Monaten), GraphJonathan Marymor & Guneet Dhingra, Morgan Stanley

Japan erscheint als Top-Käufer (+14 Mrd. $) von US-Treasury Bonds den 4. Monat in Folge. Grossbritannien erscheint als Top-Verkäufer (-11 Mrd. $).

Die TIC-Daten für Februar 2012 zeigen einen Gesamt-Netto-Zufluss von 108 Mrd. $. Der Netto-Zufluss besteht aus einem Netto-Zufluss von 65 Mrd. $ in kurzfristige Wertpapiere und einem Abfluss von 5 Mrd. $ aus langfristigen Wertpapieren und einem Anstieg der US-Dollar Verbindlichkeiten der US-Banken.

Der Zufluss von 65 Mrd. $ in kurzfristige US-Staatspapiere im Februar 2012 ist der höchste Zufluss in diese Kategorie seit Oktober 2008.

Keine Kommentare: