Dienstag, 17. April 2012

IWF fordert von der EZB Zinssenkung


Der Sparkurs in der Eurozone bremst die Konjunktur. Das Wirtschaftswachstum wird beeinträchtigt. Die Steuereinnahmen schrumpfen. Und die Ungleichheit bei Einkommen weitet sich aus.

Die Euro-Zone braucht (a) eine weitere Lockerung Geldpolitik und (b) eine expansivere Fiskalpolitik, v.a. im Kern der EU, um den Nachfrageausfalle an der Peripherie auszugleichen.

Der IWF fordert von der EU im heute präsentierten Jahresbericht „Weltwirtschaftsausblick“ (World Economic Outlook) mehr Massnahmen gegen die wiederaufflammende Krise.

Olivier Blanchard befürwortet die Einführung einer beschränkten Form von Euro-Bonds.

Die EZB hat einen gewissen Spielraum für eine weitere Senkung der Leitzinsen, da die Inflation den Projektionen zufolge auf mittlere Sicht deutlich unter den EZB-Zielwert von 2% fallen werde und die Risiken von Zweitrundeneffekten aus hohen Erdölpreisen oder steuerlichen Preisdrucks klein erscheinen. Die WEO-Prognosen sehen die allgemeine Inflation (CPI) auf rund 1 ½% fallen, d.h. unter dem Zielwert der EZB, heisst es im IWF-Bericht.


Risiken für Rezession und Deflation, Graph: International Monetary Fund (IMF), in: World Economic Outlook, April 2012

Die niedrige Inflation kann die dringend notwendige Verbesserung der Bilanzen der Schuldner verhindern und den dringend benötigten Anpassungen der Wettbweberbsfähigkeit im Wege stehen. Die unkonventionelle Massnahmen der EZB müssen daher fortgesetzt werden, um für das ordentliche Funktionieren der Kreditmärkte zu sorgen und dabei das Übergehen der Geldpolitik auf die Realwirtschaft erleichtern, legt der IWF  weiter nahe.


Deflation Anfälligkeit Index, Graph: International Monetary Fund (IMF), in: World Economic Outlook, April 2012

Die Antwort von Brüssel und Berlin auf die Krise in der Euro-Krise ist bislang so beschaffen, dass, obwohl am Rand der Eurozone Depression vorherrscht, besessen von der Idee der Inflationsgefahr,noch mehr Sparmassnahmen aufgenötigt werden. Es gibt sogar EU-Beamte, die die irsinnigen Zinserhöhungen durch die EZB im April und Juli 2012 auch heute noch mit Stolz thematisieren.

Die europäischen Entscheidungsträger scheinen entschlossen, ihre Wirtschaft und ihre Gesellschaft von der Klippe zu stürzen, wie Paul Krugman am Montag in seiner lesenswerten Kolumne in NY Times zum Ausdruck gebracht hat.

Fazit: Der IWF bittet die europäischen Staats- und Regierungschefs um Vernunft.

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