Der
letzte Schrei in der amerikanischen Blogosphäre unter Ökonomen betrifft die ausserordentliche
lockere Geldpolitik der Fed. Da die US-Notenbank im Sog der Krise in einem
aussergewöhnlichen Ausmass Liquidität in die Wirtschaft leitet, lautet die
Kritik aus der rechten Seite des politischen Spektrums in diesen Tagen, dass
die unkonventionelle Geldpolitik der Plutokratie zu Gute kommt. Die
Behauptung, die aufgestellt wird, lautet, dass Ben Bernanke mit QE das Geld an
die Banken schenkt.
Die
konventionelle Geldpolitik ist, wenn die Zentralbank versucht, mit der
Anpassung der kurzfristigen Zinsen, auf den Verlauf der Konjunktur Einfluss zu
nehmen. Die Zentralbank senkt die Zinsen, um die Geldversorgung zu erhöhen, um
einen Einbruch der Wirtschaft zu bekämpfen. Und sie erhöht die Zinsen, um die
Geldversorgung zu verknappen, um damit Inflationsgefahr abzuwenden.
Die
unkonventionelle Geldpolitik (genannt QE:
quantitative easing) kommt zum
Einsatz, wenn die konventionelle Geldpolitik an Wirksamkeit verliert, weil die
Zinsen bereits auf Null liegen. Die Fed kauft langfristige Papiere
(Staatsanleihen und Hypothekenanleihen von staatlichen
Finanzierungsgesellschaften) am Markt auf, um die Zinsen am langen Ende der
Ertragskurve zu reduzieren. Um damit den privaten Verbrauch und die
Investitionstätigkeit von Unternehmen zu fördern.
Es
gibt aber Kommentatoren, die den Unterschied zwischen der konventionellen Geldpolitik
und QE (mengenmässige Lockerung der Geldpolitik) vermischen und offensichtlich
nicht verstehen, was die Fed am Markt kauft. Vor diesem Hintergrund deutet Paul Krugman in seinem Blog auf einen aktuellen Blog-Eintrag
von Mike Kimel hin.
Fed Bilanz, Graph: Cleveland Fed via Prof. Paul
Krugman
Der Spread zwischen den kurzfristigen und langfristigen Renditen hat sich zwar, nachdem die Fed die Anleihekaufprogramme aufgelegt hat, im Verlauf der Krise ausgeweitet. QE ist aber ein Versuch, durch Ankauf von Wertschriften an Zugkraft zu gewinnen, auch wenn die Zinsen auf Null-Untergrenze liegen. Das Ziel ist, den Spread einzuengen, um auf diese Weise die Wirtschaft anzukurbeln. Ein Blick auf die Rohdaten in Bezug auf die Risikoaufschläge zwischen den kurz- und langfristigen Renditen sagt daher nichts aus, hält Krugman fest.
Ob
QE aber eine grosse Auswirkung entfaltet, möchte der an der University of Princeton lehrende
Wirtschaftsprofessor dahingestellt sein lassen.
Kimel
scheint davon auszugehen, dass die Fed MBS
(MBS: mortgage-backed security, d.h.
hypothekenbesicherte Wertpapiere, auch bekannt als „Giftmüll“) kauft. Nein. Die
Fed kauft sog. Agency Debt (Hypotheken-Bonds von staatlich
gesponsorten Finanzierungsgesellschaften), die eine implizite Garantie der
öffentliche Hand (Fannie Mae, Freddie Mac usw.) geniessen und funktional nicht
viel anderes sind als die langfristigen US-Treasury Bonds.
Es
lohnt sich deswegen, einen Blick auf die Fed-Bilanz zu werfen, um zu
beobachten, was die Fed wirklich kauft.
Die Fed hat am Anfang mit
dem TALF-Programm viel Kredit
an die Banken vergeben. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum viele
Kommentatoren heute von „Geld-verschenken“ reden. Aber das Meiste davon ist
inzwischen zurückbezahlt worden, unterstreicht Krugman. QE beruht darauf,
Papiere der staatlichen Hypothekenfinanzierer, die von Fannie und Freddie
ausgegeben werden, zu kaufen. Es handelt sich dabei um die Schuldtitel der
öffentlichen Hand.
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