Montag, 31. Oktober 2011

Wie die EZB Central Banking bekämpft

Als die EZB ihr Programm für den Ankauf von Staatsanleihen ankündigte, liess sie die Finanzmärkte wissen, dass sie die Idee durchaus nicht mag, und sich nicht in vollem Umfang dafür engagiere und die Politik so bald wie möglich umkehren würde.

Die EZB hat ihre Überzeugung tatsächlich so verkündet, dass die Stabilisierung der Kurse der Staatsanleihen, die durch die derartigen Ankäufe erfolge, nur vorübergehend wäre, schreibt Brad DeLong in einem lesenswerten Essay („The ECB’s Battle against Central Banking“) in Project Syndicate.

Es ist schwierig, sich einen selbstzerstörerischeren Weg auszudenken, um ein Program zum Ankauf von Anleihen umzusetzen, hebt der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor hervor. Indem die EZB es von Anfang an klarstellte, dass sie an die eigene Politik nicht traue, hat die EZB das Scheitern des Programms praktisch garantiert. Wenn es so offensichtlich an Vertrauen fehlt, in Bezug auf die Anleihen, die die EZB aufkauft, warum sollten die Anleger anders denken?

Die EZB glaubt weiterhin daran, dass die Stabilisierung des Finanzsystems nicht ein Teil ihres Kerngeschäftes ist. Wie der scheidende EZB-Präsident Jean-Claude Trichet es ausdrückte, hat die EZB nur eine Nadel auf ihrem Kompass: Inflation. Die Weigerung der EZB, als lender of last resort zu agieren, hat dazu geführt, dass eine Ersatz-Institution geschaffen wurde: EFSF, beschreibt DeLong.

Staatsausgaben zwischen Bomben, Brücken und Arbeitsplätzen

Der Begriff „weaponized Keynesians“ wurde vor ein paar Jahren von Barney Frank geprägt, um diejenigen zu definieren, die daran glauben, dass der Staat keine Arbeitsplätze schaffen kann, indem er Brücken baut, oder wichtige Forschung betreibt oder Arbeitnehmer umschult. Aber wenn der Staat Flugzeuge baut, welche nie im Kampf verwendet werden, dann handelt es sich dabei natürlich um Massnahmen zur Rettung der Wirtschaft.

Zur Zeit sind die „Keynesianer mit Waffen“ in voller Kraft, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Montagskolumne („Bombs, Bridges and Jobs“) in NYT. Was die grossen militärischen Verschwender in Erscheinung treten lässt, ist die sich annähernde Frist für das sog. Supercommittee, sich auf einen Plan zum Abbau von Haushaltsdefizit zu einigen. Wenn keine Einigung zustande kommt, wird das Scheitern Kürzungen im Verteidigungshaushalt auslösen.

Angesichts dieser Perspektive stressen die Republikaner, die i.d.R. darauf bestehen, dass der Staat keine Arbeitsplätze schaffen kann, und die sonst zugunsten von weniger Staatsausgaben als Schlüssel für die wirtschaftliche Erholung plädieren, jede Kürzung der Militärausgaben zu widersetzen, erklärt Krugman. Warum? Weil, sie sagen, solche Kürzungen Arbeitsplätze vernichten.

Mario Draghi: Trick or Treat!

Mario Draghi folgt am 1. November Jean-Claude Trichet als Präsident der EZB. Die Amtsübernahme fällt mit dem Beginn der Halloween-Zeit zusammen, wo überall Kürbisaugen leuchten und Fledermäuse flattern.

In der Tat befindet sich die EZB in einem makroökonomischen Teufelskreis, den die EU sich selbst geschaffen hat, wo die EZB sich weigert, die lender of last resort Fazilität bereitzustellen oder die erforderliche expansive Geldpolitik zu liefern. In diesem Umfeld erweisen sich die rigorosen Sparmassnahmen (fiscal austerity) als sich selbst verstärkende Abwärtsspirale.

Wird Draghi an Grusel-Partys in schauderhaften Verkleidungen teilnehmen, indem er den Protagonisten der Zombie Economics folgt, die von Tür zu Tür ziehen und das dunkle Zeitalter der Makroökonomie feiern?




NGDP: Bernankes Volcker-Parallele

(Wonkish)

Paul Krugman stimmt in seinem Blog Christina Romer zu. Die ehemalige Vorsitzende des Council of Economic Advisers des US-Präsidenten Barack Obama hat am Sonntag in einem lesenswerten Artikel in NYT Fed-Vorsitzenden Ben Bernanke aufgefordert, eine nominelle BIP-Steuerung anzunehmen.

Bernanke soll seine Position mit der von Paul Volcker als vergleichbar betrachten, wo der frühere Fed-Vorsitzende drastische Massnahmen ergriff, Inflation zu bekämpfen. Bernanke soll es heute ebenfalls tun, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, so die an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessorin.

Krugman schreibt darauf hin, dass die Volcker-Parallele tiefer ist als die meisten Menschen schätzen. Die frühere Volcker Zeit sei eine Periode gewesen, als die Fed zumindest behauptet habe, Monetarist zu werden, indem sie Ziele für die monetären Aggregate wie M1 und M2 festlegte. Es dauerte aber nicht lange. Im Sommer 1982 hat die Fed das monetaristische Textbuch mehr oder weniger weggeworfen, legt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises dar.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Keynesianismus mit Waffen

Paul Krugman deutet in seinem Blog auf ein „neues Prinzip“ der Volkswirtschaftslehre hin. Es ist natürlich ironisch gemeint, was das „Prinzip“ betrifft. Was aber wahr ist, was die Republikaner jetzt behaupten: „Staatsausgaben können keine Arbeitsplätze schaffen. Aber die Kürzung der Staatsausgaben können Arbeitsplätze vernichten, wenn die Arbeitsplätze sich im Verteidigungssektor befinden“.

Krugman verwendet für die plötzliche Entdeckung der Republikaner den von Frank Barney geprägten Begriff „bewaffneten Keynesianismus“ („weaponized Keynesianism“), dass die Kürzungen der Staatsausgaben Arbeitsplätze kosten und die Arbeitslosigkeit hoch fahren, solange die Ausgaben die Zerstörung (destruction) statt Aufbau (construction) betreffen.

Die Wirtschaftswissenschaft ist nicht Moralität, bekräftigt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor. Soweit es die Schaffung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage angeht, sind Ausgaben Ausgaben: öffentliche Ausgaben sind genauso gut wie private Ausgaben, nicht besser. Ausgaben für Bomben sind so gut wie die Ausgaben für öffentliche Parks, legt Krugman dar. Wie er lange her darauf hingewiesen hat, würden Massnahmen, die sich auf eine wahrgenommene Bedrohung einer angeblichen Invasion durch Alien stützen, schnell wieder die Vollbeschäftigung herstellen würden, auch wenn die Ausgaben für völlig nutzlose Objekte geschähen.

US-Notenbank und nominelle BIP-Steuerung

Christina Romer teilt in einem offenen Brief („Dear Ben: It’s Time for Your Volcker Moment“) in NYT an Fed-Vorsitzenden Ben Bernanke mit, dass „wir mehr aggressive Massnahmen, einschliesslich eine nominale BIP-Steuerung brauchen, um der Wirtschaft zur Heilung zu helfen“.

Im Oktober 1979 lag die Inflation auf mehr als 10% im Jahr und die schrittweise Anhebung der Zinssätze durch die Fed haben das Problem nicht gelösen können. So hat Paul Volcker, der Vorsitzende der Fed die Umsetzung der Geldpolitik dramatisch verändert. Heute erfordert eine ebenso hartnäckige Krise der Arbeitslosigkeit, dass Ben Bernanke seine eigene stille Revolution in Szene setzt, schreibt die an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessorin.

Was hat Mr. Volcker getan? Er argumentierte, dass die Inflation, weil sie vom Wachstum der Geldmenge abhänge, fallen würde, wenn er das Wachstum der Geldmenge drosseln würde. Und er glaubte, dass er durch die Sicherstellung seiner Verpflichtung zur Senkung der Inflation mit einem neuen geldpolitischen Rahmen die Inflationserwartungen der Menschen brechen würde. So hat die Fed begonnen, ein ausdrückliches Geldmengen-Wachstum anzusteuern.

Das Erreichen dieses Ziels verlangte einen entsprechenden Anstieg der Zinsen auf ein beispielloses Niveau. Die Arbeitslosigkeit kletterte über 10% und Volcker wurde an den Pranger gestellt. An dieser Stelle blockierten Bauer auf Traktoren den Hauptsitz der Fed, um gegen hohe Preise zu prostestieren, erzählt Romer.

Samstag, 29. Oktober 2011

EU-Panzerfaust und Italiens Schuldtitel

Die Rendite der italienischen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit ist am Freitag auf 6,06% geklettert. Die EZB ist inzwischen gezwungen, seit Ankündigung des Euro-Rettungsprogramms mehr italienische Staatspapiere am Sekundärmarkt zu kaufen. Da die EZB aber offensichtlich zögerlich ist, das Anleihekaufprogramm zu unterstützen, entfalten die Ankäufe von Anleihen eine sehr geringe Wirkung, bemerkt Kash Mansori in seinem Blog.

Die Skepsis gegenüber italienischen Staatsanleihen wird dadurch verstärkt, hält der Ökonom fest. Mansori deutet auf Paul De Grauwes Essay in voxeu hin, in dem der an der University of Leuven lehrende Wirtschaftsprofesser einleutend vor Augen führt, wie schmerzhaft es ist, zu beobachten, wie die EZB Fehler über Fehler macht.

Jeder will, dass die Krise vorbei ist, aber die Unzulänglichkeiten des jüngsten Plans der EU sind real und werden im Laufe der Zeit nur noch deutlicher. Er sage es ungern, aber er befürchte, dass der feste Schluss jetzt erreicht sei, fasst Mansori zusammen.


Italienische Staatsanleihen (10 Jahre), Rendite, Graph: Bloomberg
Renditeaufschlag (spread) zu deutschen Bundesanleihen mit vergleichbarer Laufzeit beträgt 384 Basispunkte

US-Wirtschaftswachstum im III. Quartal

Während diesseits des Atlantiks Null-Wachstum droht, ist die amerikanische Wirtschaft im dritten Quartal annualisiert um 2,5% gewachsen. Die Wachstumskraft in den USA ist Fiscal Stimulus (Konjunkturprogramme) zu verdanken. Die Stagnation in der Eurozone ist auf Fiscal Austerity (rigorose Sparrmassnahmen) zurückzuführen.

Das Wachstum des realen BIP im dritten Quartal reflektiert v.a. die Beschleunigungen in den Ausgaben des persönlichen Verbrauchs (PCE: private consumption expenditure) und in gewerblichen Anlageinvestitionen sowie eine geringere Abnahme der Staatsausgaben, welche zum Teil durch einen grösseren Rückgang der privaten Lagerinvestitionen ausgeglichen wurden, berichtet das US-Handelsministerium (BEA: Bureau of Economic Analysis).

Eine Wachstumsrate von 2,5% wäre in normalen Zeiten zu erwarten gewesen. Die Wirtschaft würde mit diesem Wachstumstempo mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten können. Aber es ist nicht ausreichend, für die Millionen von Menschen Arbeitsplätze zu schaffen, die während der Rezession ihre Jobs verloren haben. Um das zu erreichen, müsste das Wachstum deutlich höher liegen. Sogar bei einem BIP-Wachstum von 4% würde es Jahre dauern, bis alle freigesetzten Arbeitnehmer Arbeitsplätze finden, hebt Mark Thoma in einem kurzen Artikel in CBS Money Watch hervor.


Das Verhältnis der Beschäftigten zur Bevölkerung im erwerbstätigen Alter, Graph: via Prof. Brad DeLong

FDIC schliesst die 85. Bank in diesem Jahr

Die FDIC (Einlagensicherungsbehörde) hat am Freitag laut Washington Post eine kleine Banken in Illinois geschlossen. Damit ist die Anzahl der Banken, die im Jahre 2011 verstaatlicht wurden, auf 85 gestiegen, nachdem im Vorjahr insgesamt 157 Banken gescheitert sind. Das Tempo der Bankschliessungen hat sich verlangsamt. Zu diesem Zeitpunkt vor einem Jahr waren 139 Bankenpleiten gezählt.

Die verstaatlichte Bank verfügt über ein Anlagevermögen von 37,8 Mio. $ und Einlagen von 33,4 Mio $. Die Kosten der geschlossenen Bank betragen für die öffentliche Hand  6,5 Mio. $.

Bankpleiten:
2011: 85
2010: 157
2009: 140
2008: 25
2007: 3

Freitag, 28. Oktober 2011

Rückschlag: Refinanzierungskosten für Italien steigen

Italiens Refinanzierungskosten sind heute auf einer Auktion von Staatsanleihen auf einen Rekordwert geklettert. Die Renditen sind in der drittgrössten Volkswirtschaft der EU angesichts der bestehenden Sorgen, dass die Bemühungen um eine Lösung der Eurozone-Krise nicht ausreichen werden, stark gestiegen.

Rom hat heute Staatsanleihen im Volumen von 3,08 Mrd. Euro für die Laufzeit von 3 Jahren zu einer Rendite von 4,93% verkauft. Das ist der höchste Zinssatz seit November 2000, wie Bloomberg berichtet. Während die italienischen Anleihen an Wert verloren haben, waren die deutschen Bundesanleihen gefragt.

Der Renditeaufschlag (spread) der italienischen Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen mit vergleichbarer Laufzeit ist von 368 Basispunkten auf 381 Basispunkte gestiegen. Das ist sicherlich ein Rückschlag für die Euro-Retter.


Euro Staatsanleihen (10 Jahre) versus German Bunds (10 Jahre), Graph: Laurence Mutkin, Morgan Stanley

Fiscal Austerity verursacht Leiden

Die Finanzmärkte bejubeln die Einigung, die Brüssel am Donnerstag angekündigt hat. Die Tatsache, dass die europäischen Staats- und Regierungschefs sich auf etwas geeinigt haben, ist eine positive Entwicklung, auch wenn die Details vage bleiben und sich unzulänglich erweisen dürften, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Freitagskolumne („The Path Not Taken“)  in NYT, die der Autor diesmal in Reykjavik, Island verfasst hat.

Aber es lohnt sich, einen Schritt zurück zu tun, um sich das grössere Bild anzuschauen, nämlich das erbärmliche Versagen einer wirtschaftlichen Doktrin.

„Die fragliche Doktrin läuft auf eine Behauptung hinaus, dass in den Nachwehen einer Finanzkrise, Banken gerettet werden musste, aber die allgemeine Öffentlichkeit den Preis dafür gezahlt hat. In einer Zeit der Massenarbeitslosigkeit, anstatt alle öffentliche Bemühungen anzuspornen, Arbeitsplätze zu schaffen, entsteht eine Ära der Austerity, in welche die Staatsausgaben und sozialen Programme zusammengestrichen werden“, erklärt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Die Idee war, dass die Kürzung der Staatsausgaben Verbraucher und Unternehmen veranlassen würde, mehr Vertrauen zu gewinnen. Und dieses Vertrauen würde angeblich die privaten Ausgaben ankurbeln, indem es die deprimierenden Auswirkungen des Rückgangs der Staatsausgaben mehr als kompensieren würde.

Interview: Prof. Scott Sumner, Bentley University

Scott Sumner is Economics Professor at the Bentley University.


Do you think that the Fed is going to embrace the idea of nominal GDP targeting due to the current speech of Chairman Bernanke?

No.

Could you please summarize us the benefits of NGDP in the Lesser Depression?

NGDP targeting would have prevented the lesser depression, as falling NGDP was the main cause.

The economic outlook is frightening. It seems a long way to go. What is your suggestion for the Fed in terms of communication with the Congress and the public in relation to the implication of the next steps (particularly nominal GDP targeting)?

We need a more expansionary monetary policy to increase NGDP growth. Preferably an explicit target of some sort from the Fed. After that occurs we need to cut back unemployment insurance from 99 weeks to the regular 26 weeks.

Donnerstag, 27. Oktober 2011

Trends in Einkommensverteilung

Das durchschnittliche Haushaltseinkommen ist in den USA real (d.h. inflationsbereinigt) von 1979 bis 2007, gemessen nach staatlichen Transfers und Abgaben, um 62% gestiegen, berichtet CBO Director’s Blog.

Das Wachstum war jedoch über die Einkommensverteilung nicht gleich: Einkommen nach staatlichen Transfers und Abgaben (Einkommen nach Steuern) für private Haushalte am oberen Ende der Einkommensskala ist viel schneller gestiegen als das Einkommen der privaten Haushalte in der Mitte und am unteren Ende der Einkommensskala.

Das CBO hat in einer Studie (via Mark Thoma) im Auftrag des Vorsitzenden und ehemaligen hochrangigen Mitglieds des Senatausschusses für Finanzen die Trends in der Verteilung des Haushaltseinkommens zwischen 1979 und 2007 untersucht.

Fazit: Das Einkommen nach Steuern ist für die privaten Haushalte mit dem höchsten Einkommen stärker gewachsen.


Wachstum des Einkommens nach Steuern (USA: 1979-2007), Graph: Congressional Budget Office (CBO)

CBT kündigt neue Massnahmen an

Die türkische Zentralbank (CBT: Central Bank of Turkey) hat gestern ihren aktuellen geldpolitischen Ansatz vorgestellt. Die Aufgabe ist schwierig. Das Ziel ist, durch die Senkung der Inflation die Kreditwürdigkeit des Landes zu steigern, finanzielle Stabilität zu erhöhen, und ein Hard Landing in den kommenden Monaten zu verhindern. Externe Faktoren spielen dabei aber auch eine gewisse Rolle, wie z.B. die Entwicklungen in der Eurozone und die geopolitischen Ereignisse in der Region.

Im Einzelnen hat die CBT (1) die Neigung zu einer strafferen Geldpolitik (tightening bias) bestätigt. Der CBT-Präsident will eine Verschlechterung der Inflationsaussichten und/oder der Inflationserwartungen auf mittlere Sicht nicht zulassen. Die CBT hat (2) signalisiert, dass sie die Liquidität im Bankensystem reduzieren oder zumindest den Preis der Liquidität erhöhen will. Dazu möchte die CBT ein Zinsband (interest rate corridor) einbeziehen, indem sie den effektiven Tagesrefinanzierungssatz (effective daily funding rate) festlegt. Als Grundlage soll der wöchentliche Repo-Satz (one-week repo rate) dienen.


Türkei, repo overnight rate, Graph: James Lord, Morgan Stanley

Frankfurt versus EZB

Paul De Grauwe nimmt sich in einem ausgezeichneten nachfolgenden Artikel („European summits in ivory towers“) in voxeu zum Beitrag von Paul Krugman von gestern die EZB an, die sich weigert, zu tun, was notwendig ist. Die EZB sucht nämlich weiter Zuflucht in einer engen Definition ihrer Rolle inmitten einer schweren Krise.

„Der Punkt ist, dass wir ein paar Jahrhunderte Erfahrung mit Zentralbanken haben und diese Erfahrung zeigt deutlich, dass die lender of last resort Funktion von entscheidender Bedeutung ist“, legt Krugman in seinem Blog dar.

Die Fed ist grundsätzlich gegründet worden, nachdem Amerika auf JP Morgan angewiesen war, in Panik von 1907 diese Rolle zu übernehmen. Und es wurder erkannt, dass man nicht immer auf die Hilfe von JP Morgan zählen könnte, wenn man sie brauchte, erklärt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Nun gibt es gibt einige Leute in Frankfurt, die sich offenbar der These widmen, dass sie Zentralbank Europas sein können, ohne die Funktion von lender of last resort auszuüben, weil ihre Aufgabe stabile Preise sei. Punkt. Basta! „Dies läuft auf eine radikale Theorie hinaus, im Widerspruch zu Erkenntnissen und Erfahrungen. Und es ist die Theorie, die den Euro töten könnte“, fasst Krugman als Fazit zusammen.

Nicht EFSF, nur die EZB kann helfen

„Die EZB hat allein die Macht, die Eurozone Krise zu unterdrücken. Du musst zwischen zwei Wegen entscheiden: der orthodoxe Weg führt zum Misserfolg, der unorthodoxe zum Erfolg“, schreibt Martin Wolf in einem offenen Brief („Be bold, Mario, put out that fire“) an den kommenden EZB-Präsident Mario Draghi in FT.

Die Eurozone sieht einer Reihe von komplexen längerfristigen Herausforderungen gegenüber. Aber die Mitglieder werden die Chance nicht bekommen, notwendige Anpassungen zu realisieren und die erforderlichen Reformen umzusetzen, wenn sie nicht überleben, bemerkt der Chef-Ökonomen der angesehenen britischen Wirtschaftszeitung. Die unmittelbaren Anforderungen schliessen ein, Griechenland auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu bringen, eine Kernschmelze in den Märkten für öffentliche Schuldtitel zu vermeiden und einen Zusammenbruch der Banken zu verhindern. Auf die letzten zwei Punkte kommt es besonders an, beschreibt Wolf.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

EZB muss dringend handeln

Das Fehlen von wirklich neuen Ideen in der Krise ist darauf zurückzuführen, dass wir keine neuen Ideen brauchen. Alles, was wir zum grössten Teil gebrauchen würden, ist in Erinnerung zu rufen, was wir irgendwie vergessen haben, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog mit Bezug auf John Cassidys lesenswerten Essay in The New Yorker.

Das ist ein Thema, welches Krugman am Herzen liegt. „Die Krise, in der wir uns befinden ist, nichts etwas noch nie Dagewesenes. Sie ist eine enge Verwandete der Grossen Depression, milder, aber erkennbar in der gleichen Art von Dingen. Und wir verstehen, oder hatten verstanden, wie die Depression geschehen ist und was in einer solchen Situation zu tun ist, beschreibt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Das meiste, was erforderlich ist, ist recht unkomplizierte Übersetzung von bestehenden Konzepten. Zum Beispiel haben wir ein ziemlich gutes Verständnis von Ansturm auf die Banken (bank runs). Die Ausweitung dieses Rahmens auf das Schatten Bankensystem erfordert etwas mehr als die Einsicht, dass Repo und andere Arten von Obligationen mit kurzer Laufzeit aus ökonomischer Sicht mehr oder weniger mit Einlagen (deposits) gleichbedeutend sind, erklärt Krugman.

Es gibt keinen neuen Keynes

Haben die Finanzkrise und die Grosse Rezession neue wirtschaftliche Ideen hervorgebracht?

Es gibt keinen neuen Keynes, antwortet John Cassidy auf die Frage in einem lesenswerten Essay („Where ist the New Keynes?“) in The New Yorker. Aber es gibt einige wichtige Ideen, die wiederentdeckt worden sind. Hier sind die sechs davon:

(1) Auf das Finanzwesen kommt es an:

Die Lehre dürfte dem Mann auf der Strasse offensichtlich erscheien, aber manche Ökonomen haben es irgendwie vergessen, zu vergegenwärtigen.

(2) Die Blasen auf den Kreditmärkten platzen anders als gewöhnliche Rezessionen.

(3) Positive Rückmeldungen und multiple Gleichgewichte müssen ernst genommen werden.

Mit dem Aufstieg der Theorie der rationalen Erwartungen wurde die Idee, dass die Finanzmärkte und ganze Volkswirtschaften in eine Abwärtsspirale geraten können, auf die mathematische Kuriosität, die „sunspots“ genannt werden, verbannt. Nun ist die Vorstellung wieder zurück, und aus gutem Grund. Sie scheint die Welt ziemlich gut zu beschreiben.

Fiskalpolitik in einer depressiven Wirtschaft

Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts erkennen Ökonomen, dass die Veränderungen im Tempo, mit dem die Wirtschaftssubjekte verbrauchen, Veränderungen im Preisniveau und im Fluss der Produktion hervorrufen, wie z.B. David Hume 1742 im Essay „On the Balance of Trade“ unterstreicht, bemerkt Brad DeLong in seinem Blog.

Veränderungen im wirtschaftlichen Umfeld oder in der Wirtschaftspolitik (Import von Gold resultiert aus einem Handelsüberschuss oder eine Finanzreform, die es Banken erleichtert, Einlagen anzunehmen), welche einen Wandel im Geldbestand der Wirtschaftssubjekte auslösen, führen eine Veränderung im Tempo herbei, wie die Wirtschaftssubjekte Geld ausgeben, was wiederum auf das Preisniveau und das Tempo der Herstellung Einfluss hat, legt der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor dar.

Ausgehend von dieser Perspektive hat die Frage, ob die expansive Fiskalpolitik die nominalen Ausgaben und in einer Welt mit trägen Preisen (sticky-price) den realen Fluss der Ausgaben expandiert, hat eine offensichtliche Antwort: ja, argumentiert der ehemalige Staatssekretär im amerikanischen Finanzministerium.

Warum will die EZB den Euro nicht retten?

„Die EZB ist nicht da, um die Staatsverschuldung zu finanzieren“. Etwa so lautet das Fazit vor und nach fast jedem EU-Gipfeltreffen. Die europäischen Staats- und Regierungschef scheinen die gleiche Sache immer und immer wieder zu machen und unterschiedliche Ergebnisse zu erwarten.

Dabei führt kein Weg daran vorbei, dass die EU den gefährdeten Staaten helfen muss. Natürlich gibt es das Moral Hazard-Problem. Aber das gab es auch vor der Krise: im privaten Sektor. Gemeint sind die Banken.

Die EZB muss die Anleihen der notleidenden EU-Länder kaufen. Die EZB ist die einzige Institution, die eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale unterbinden kann, weil sie ohne Limit Geld drucken kann.

„Wenn die EZB sich dazu verpflichtet, die Anleihen zu kaufen, kann sie die Ansteckung verhindern. Viele Länder haben eine Zentralbank, die der Regierung in der Not unbegrenzt Geld leiht. Zum Beispiel in Amerika und in Grossbritannien. Das muss die EZB auch machen“, argumentiert Paul De Grauwe in einem lesenswerten Interview in faz.net.

In diesem Zusammenhang präsentiert George Soros in einem lesenswerten Essay („My seven-point plan to save the eurozone“) in FT seine 7 Punkte, wie die Eurozone zu retten ist.

Floating Rate Treasuries: Anleihen mit variablem Zinssatz

Es gibt Berichte, wonach das US-Schatzamt Überlegungen anstellt, Floating Rate Treasuries (d.h. Anleihen mit variablem Zinssatz) auszugeben. Während das US-Haushaltsdefizit sich auf 1‘300 Mrd. $ beläuft, erwägt das amerikanische Finanzministerium die Emission von Floating Rate Bonds, was die erste neue Anleihe seit dem Beginn der Ausgabe von inflationsgeschützten Treasury Bonds (TIPS) vor 14 Jahren bedeuten würde, vermeldet Bloomberg.

Das US-Schatzamt habe nach eigenen Angaben die grössten Anleihehändler an der Wall Street um Empfehlungen für die Strukturierung von variabel verzinslichen US-Treasury Bonds gebeten. Geplant sei ein Treffen am 20. Oktober mit 22 Primärhändlern, daruter Goldman Sachs und JP Morgan Chase.
Was ist davon zu halten?

Tim Duy schreibt in seinem Blog, dass er die Idee für interessant hält. Angesichts der Tatsache, dass die Rendite der US-Treasury Bonds mit 10 Jahren Laufzeit rund 2% beträgt, versiegt die Nachfrage nach US-Staatsanleihen allem Anschein nach nicht. Und es sieht wie ein kluger Schachzug aus, möglichst viel Anleihen zu niedrigen Zinsen festzuschreiben, betont der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.

Dienstag, 25. Oktober 2011

Für Zentralbanken mit grösseren und kühneren Aufträgen

Im Zuge der weltweiten Finanzkrise ergab sich ein Konsens, wonach die Rahmenbedingungen für die Zentralbanken, bekannt als inflation targeting zu eng sind.

Die Krise stellt eine deutliche Mahnung dar, dass ein geldpolitischer Handlungsrahmen, der auf die Preisstabilität fokussiert ist, auch auf die finanzielle Stabilität auswirkt, und zwar durch die Preise von Vermögenswerten, Rohstoffen, Kreditwesen, Leverage, Kapitalströmen und Wechselkursen, schreiben Barry Eichengreen, Raghuram Rajan und Eswar Prasad in einem lesenswerten Essay („Central banks need a bigger and bolder mandate“) in FT.

Darüber hinaus sind die Auswirkungen nicht auf ein einziges Land beschränkt. Die Geldpolitik eines Landes greift auch auf andere Länder über, durch grenzüberschreitende Kapitalströme, mit wichtigen Folgen auch für die Finanzstabilität. Es ist daher Zeit, die Mandate und Operationen der Zentralbanken zu aktualisieren. 

Trichet hinterlässt Millionen von arbeitslosen Menschen

Der scheidende Chef der EZB hinterlässt eine Katastrophe:fixiert auf Inflation von 2% hat er die Immobilienblase verschlafen, schreibt Dean Baker in einem lesenswerten Kommentar („Jean-Claude Trichet’s dire tenure at the ECB“) in The Guardian.

Nachdem er die europäische Wirtschaft zerstört hat, wovon feindliche Mächte nur träumen könnten, geht Jean-Claude Trichet Ende Oktober in den Ruhestand. Millionen von Menschen sind in den Ländern der Eurozone wegen seines Mismanagement arbeitslos oder unterbeschäftigt.

Mittlerweile schwankt die Welt am Rande einer anderen Finanzkrise aufgrund des Versagens der EZB, zusammen mit dem IWF, um die Schuldenkrise wirkungsvoll anzugehen. Das Unglaublichste ist v.a., dass Trichet wohl denkt, dass er einen guten Job gemacht hat, bemerkt der amerikanische Makroökonom und der Mitgründer von Center of Economic and Policy Research.

Montag, 24. Oktober 2011

Bank of Israel belässt Benchmark-Zins unverändert

Die Bank of Israel (BoI) hat heute den Benchmark-Zins bei 3,0% unverändert belassen.

Die BoI hatte die Zinsen im Verlauf dieses Jahres viermal erhöht. BoI-Präsident Stanley Fischer hat jedoch vor einem Monat erstmals seit mehr als zwei Jahren den Benchmark-Zinssatz von 3,25% auf 3,0% reduziert.

Die Verbraucherpreise (CPI) sind im September um 0,2% gefallen. Annualisiert beläuft sich die Inflation auf 2,9%.


 Israel, Inflationserwartungen, Graph: Morgan Stanley

Fünf Mythen über Dodd-Frank Act

Nach einer weltweiten Kernschmelze am Finanzmarkt und von den vom Steuerzahler finanzierten Rettungsmassnahmen (bail out) in Höhe von 700 Mrd. $ war die Notwendigkeit für Finanzreformen nach gesundem Menschenverstand eindeutig.

Aber jetzt, obwohl die Wall Street Reform und das Verbraucherschutzgesetz von 2010 (genannt als Dodd-Frank, nach Barney Frank und Christopher Dodd) nur zu greifen beginnen, lancieren Kritiker falsche Angriffe auf das Gesetz, um es zu untergraben. Ob sie absichtlich irreführen oder einfach nur fehlgeleitet werden, liegen sie damit falsch, was die Absicht und die Folgen betrifft, schreibt Christopher Dodd in einem lesenswerten Artikel („Five myths about Dodd-Frank“) in The Washington Post.

(1) Dodd-Frank vertieft den wirtschaftlichen Abschwung:

Die Finanzkrise von 2008 war verheerend: Banken haben damit aufgehört, aneinander Kredite zu vergeben. Der Kreditmarkt ist eingefroren. Die grössten Finanzinstitute standen vor dem Zusammenbruch. Wäre das Dodd-Frank Gesetz gültig gewesen, hätte der Schaden nicht so gross werden können, unterstreicht Dodd.

Die Finanzkrise hat eine Rezession ausgelöst und Millionen von Amerikanern Arbeitsplätze gekostet.

Ist das Euro-System dem Untergang geweiht?

Wenn die europäische Krise nicht so tragisch wäre, wäre sie lustig, in der Art und Weise eines Galgenhumors, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Montagskolumne („The Hole in Europe’s Bucket“) in NYT.

Doch vorerst redet Krugman über die Reinfälle. Griechenland, wo die Krise begonnen hat, ist nicht mehr als ein grimmiger Nebenschauplatz. Die klare und gegenwärtige Gefahr kommt vielmehr aus Italien, der drittgrössten Volkswirtschaft der Eurozone. Investoren, die einen möglichen Zahlungsverzug (default) befürchten, fordern höhere Verzinsung für italienische Staatsanleihen. Und diese höhere Verzinsung steigert die Last der Schulden, was den Zahlungsverzug wahrscheinlicher macht, beschreibt Krugman.

Um den Euro zu retten, muss diese Bedrohung unterbunden werden: Aber das Problem ist hier: all die verschiedenen Vorschläge erfordern letztlich Unterstützung der grossen Volkswirtschaften, deren Versprechen für die Investoren glaubwürdig sein müssen, zu funktionieren. Doch Italien gehört auch zu grossen Volkswirtschaften. Es kann sich eine Rettung durch Kreditvergabe nicht leisten. Und Frankreich, die zweitgrösste Volkswirtschaft der Eurozone, sieht in letzter Zeit wackelig aus.

There is a hole in the bucket, dear Liza, dear Liza“.

Sonntag, 23. Oktober 2011

Mittlerweile in Griechenland

Griechenland sieht an dieser Stelle fast wie ein Nebenschauplatz aus. Doch das Ausmass des kommenden Zahlungsverzugs (default) ist entscheidend, insbesondere mit einigen Spielern, die es zurückweisen, dass ein solcher Zahlungsverzug denkbar sei, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog.

Der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor möchte es deshalb nicht versäumen, den furcheinflössenden Bericht („Greece: Debt Sustainability Analysis“) der Ökonomen der Europäischen Kommision zu erwähnen. Der Bericht ist zwar als „streng vertraulich“ gekennzeichnet, aber er verbreitet sich wie ein Virus.
Im Auftakt steht zu lesen:

„Seit der vierten Überprüfung hat die Situation in Griechenland eine Wende zum Schlechteren genommen, wobei die Wirtschaft sich zunehmend durch die Rezession und die Lohn-Preis-Kanäle abpasst, anstatt durch strukturelle Reformen, die durch den Anstieg der Produktivität angetrieben werden“.


Griechenland, Verschuldung, Szenarien, Graph: via Prof. Paul Krugman

US-Produktionslücke: 6,7%

Die Produktionslücke (outputgap) gibt die prozentuale Abweichung des BIP vom geschätzten gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzials an.

Es sieht so aus, als ob das BIP sich im dritten Quartal trotz allem aufgefangen hätte und die Befürchtungen lindert, dass die USA auf der Schwelle zu einer anderen Rezession stünde. Aber es bedeutet nicht, dass die US-Wirtschaft sich in der Nähe dessen befindet, wo sie sein müsste, berichtet das WSJ online und liefert die folgende bemerkenswerte Abbildung:


US Output Gap (Produktionslücke), Graph: WSJ

„Interne Abwertung“ funktioniert nicht

Paul Krugman erklärt in seinem Blog, warum der Fall Island so interessant ist. Als das Ausmass der Krise deutlich wurde, war Island das Aushängeschild für die Verantwortungslosigkeit, die es mit sich brachte. Inside Job begann mit Szenen aus Island. Michael Lewis ging nicht nach Irland oder Lettland, um die Geschichten über die wahnsinnigen Banker zu erzählen. Ig Nobel-Preise für die Wirtschaft wurden an die Banker Islands verliehen, bekräftigt Krugman.

Island war, kurz gesagt, der schlimmste Fall des Schlimmsten, ein Lehrstück, wie schlimm die Dinge sein könnten. Doch wenn man schaut, wie es sich heute schlägt, im Vergleich zu Volkswirtschaften im allgemeinen in der gleichen Klasse, stellt man das Folgende fest:

Sie können mit verschiedenen Zahlen versuchen, Island im Vergleich zu anderen Volkswirtschaften schlecht aussehen zu lassen. Aber unter dem Strich scheint Island, während es furchtbar gelitten hat, es nicht so schlimm gehabt zu haben, wie andere Länder, die scheinbar weniger schreckliche Fundamentaldaten hatten, legt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor dar.


Arbeitslosigkeit in Island, Irland, Lettland und Estland, Graph: Prof. Paul Krugman

Samstag, 22. Oktober 2011

Wie die Fed das nominelle BIP steuern soll

Wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, mit extrem einer extrem zinselastischen Geldnachfrage, hat die expansive Geldpolitik der Fed, durch den Ankauf von Vermögenswerten gegen Bargeld kaum Einfluss auf die kurzfristige Nominalzinsen, die bereits auf fast Null liegen.

Scott Sumner und David Beckworth legen vor diesem Hintergrund seit geraumer Zeit nahe, dass die Fed als Abhilfe den Ansatz „nominal GDP targeting“ (NGDP: Nominelle BIP-Steuerung) verwenden soll.

Die Idee wird von Paul Krugman und Brad DeLong unterstützt.

Wie soll aber die Massnahme in der Praxis umgesetzt werden?

Die Fed könnte auf ihr stärkstes Instrument „statement“ zurückgreifen, um das nominelle BIP (NGDP) zu steuern, schreibt Matt Yglesias in seinem Blog.



Das nominelle BIP (NGDP), Graph: Goldman Sachs

FDIC schliesst seit Jahresbeginn 84 Banken

Die FDIC (Einlagensicherungsbehörde) hat am Freitag laut Washington Post vier kleine Banken in Georgia (2x), Florida und Colorado geschlossen. Damit ist die Anzahl der Banken, die im Jahre 2011 verstaatlicht wurden, auf 84 gestiegen, nachdem im Vorjahr insgesamt 157 Banken gescheitert sind. Das Tempo der Bankschliessungen hat sich verlangsamt. Zu diesem Zeitpunkt vor einem Jahr waren 139 Bankenpleiten gezählt.

Die verstaatlichten vier Banken verfügen über ein Anlagevermögen von insgesamt 1,968 Mrd. $ und Einlagen von 1,863 Mrd. $. Die Kosten der geschlossenen Banken betragen für die öffentliche Hand  358,7 Mio. $.

Bankpleiten:
2011: 84
2010: 157
2009: 140
2008: 25
2007: 3

Inflationserwartungen fallen wieder

Die kurzfristigen und langfristigen Inflationserwartungen haben sich nach dem Beginn von Operation Twist durch die Fed vorerst in die entgegengesetzten Richtungen bewegt. „Das hat aber nicht lange gehalten. Der Marsch nach unten geht weiter“, bemerkt David Andolfatto in seinem Blog und liefert die folgende bemerkenswerte Abbildung.

Wie in der Abbildung deutlich zu sehen ist, verliefen die Inflationserwartungen vor der Krise relativ stabil um den Wert 2%. Doch nach dem Ausbruch der Krise haben sich die Inflationserwartungen stark zurückgebildet und bis zu einem gewissen Grad sogar negative Werte verbucht.


Inflationserwartungen (USA), Graph: Prof. David Andolfatto

Freitag, 21. Oktober 2011

Partei der Umweltverschmutzung

Im vergangenen Monat hat Präsident Obama ein seriöes Konjunkturprogramm (stimulus plan) vorgelegt, zwar weit hinter dem, was erwartet wurde, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung, wie Paul Krugman in seiner lesenswerten Freitagskolumne („Party of Pollution“) in NYT hervorhebt. Die Republikaner haben es, wie vorherzusehen war, blockiert.

Was ist aber der Plan der GOP für Arbeitsplätze? Die Antwort ist zu einem grossen Teil, mehr Umweltverschmutzung zuzulassen. Sowohl Rick Perry als auch Mitt Romney haben einen geschwächten Umweltschutz in den Mittelpunkt ihrer wirtschaftlichen Pläne gelegt, genauso wie die Republikaner im Senat. Perry hat eine bestimmte Zahl herausgestellt: 1,2 Mio. Jobs. Es scheint auf einer von American Petroleum Institute veröffentlichten Studie zu basieren, indem von vorteilhaften Beschäftigungseffekten von Beseitigung der Restriktionen auf Öl- und Gasförderung die Rede ist. Die gleiche Studie steht auch hinter den Behauptungen der Republikaner im amerikanischen Senat.

In dieser von der Öl-Industrie gestützten Studie wird aber nicht zu Gunsten eines schwächeren Umweltschutzes als eine Strategie zur Schaffung von Arbeitsplätzen argumentiert, bekräftigt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Zocker im Rohstoffhandel mit Folgen

Die Deutsche Bank will die Auswirkungen ihrer Geschäfte mit Agrarrohstoffen auf die Lebensmittelpreise überprüfen. Hintergrund: Ein Bericht von Foodwatch, in dem der Deutschen Bank und der US-Investmentbank Goldman Sachs vorgeworfen wird, mit Rohstoff-Indizes- und Fonds zu schädlichen Preissteigerungen beigetragen zu haben.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Grossteil der Gewinne der Investmentbanken nicht auf intelligente Handelsstrategien zurückzuführen sind, sondern auf die Schaffung von temporären Knappheiten, wie Heiner Flassbeck kürzlich in einem lesenswerten Artikel in FTD beschrieben hat. Dadurch werden systematisch falsche Preise erzeugt. Die Folge: Schaden für die Realwirtschaft.

Die Deutsche Bank gilt als einer der grössten , vielleicht sogar der grösste Zuckerhändler der Welt. Warum engagiert sich eine grosse Bank als Zuckerhändler?