Mittwoch, 31. August 2011

Balanced-Budget: Stimulus ohne zusätzliche Verschuldung

„Es gibt zwei Tatsachen über die aktuelle wirtschaftliche Situation, die nicht geleugnet werden können. Unsere Wirtschaft ist mit einer verzweifelten Notwendigkeit auf staatliche Konjunkturprogramme angewiesen. Und unser politisches System dürfte einen weiteren Anstieg des Haushaltsdefizits nicht zulassen“, bemerkt Robert Shiller in einem lesenswerten Artikel („Yes, We Can Do Stimulus Without Adding Debt. Here’s How”) in The New Republic.

Zusammengenommen lassen die zwei Punkte für die USA nichts Gutes ahnen. Man muss aber nicht schnell einen Widerspruch annehmen, nur weil man Konjunkturprogramme (stimulus) als eine Funktion der Verausgabung von öffentlichen Haushaltsmitteln für die Konjunkturbelebung in Depression (deficit spending) wahrnimmt, muss es nicht bedeuten, wie es funktionieren  muss, hält der an der Yale University lehrende Wirtschaftsprofessor fest.

„Wir müssen zuerst die Tatsache in den Griff bekommen, dass wir ein Konjunkturprogramm (stimulus) brauchen, weil wir einem Problem der unzureichenden gesamtwirtschaftlichen Nachfrage gegenüberstehen. Das ist ein Konzept, welches wir dem Werk von John Maynard Keynes verdanken“, beschreibt Shiller.

Das dunkle Zeitalter der Makroökonomie

In einem Artikel in FT wird berichtet, dass die meisten bekanntesten Namen im Finanzsektor in Sachen Performance so weit ein katastrophales Jahr gehabt haben. Kurzum: Die „masters of universe“ haben kläglich versagt. Darunter John Paulson und Bill Gross.

Vor rund einem Jahr hatte BusinessWeek einen Artikel („Krugman or Paulson: Who You Gonna Bet on?”) gebracht, in dem Paul Krugmans Ansichten mit denen von John Paulson verglichen wurden. Der Artikel übermittelte die Botschaft, was den Ton betrifft, dass „wir dem Milliardär glauben sollen, nicht dem dummen Akademiker“.

Regelmässige Leser Krugmans Blog wissen, dass der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor sich gegen Pimco’s jüngsten Behauptungen, dass die Zinsen nach dem Ende von QE2 durch die Decke schiessen würden, höchst kritisch gestellt hat. Bill Gross bereut inzwischen seine Wette gegen US-Staatsanleihen, wie FT Alphaville beschreibt.

Finanzkrise: Fragen Sie keinen Ökonomen!


Was hat die Finanzkrise verursacht? Auf der 4. Tagung der Nobelpreisträger in Lindau wurde vergangene Woche klar, wie wenig Übereinstimmung es über die Antwort auf die angesprochene wichtige Frage gibt.

„Überraschend nur, dass die Finanzkrise auf der Konferenz, wo sich Nobelpreisträger in Wirtschaftswissenschaften mit jungen Ökonomen zusammengetroffen haben, nicht viel Aufmerksamkeit gezogen hat. In vielen Sitzungen über Makroökonomie und Finanzwesen wurde die Frage nicht einmal erwähnt. Wenn es endlich darüber diskutiert wurde, fielen die gemeldeten Gründe für die Finanzkrise querbeet aus“, schreibt Mark Thoma in einem lesenswerten Artikel („What Caused the Financial Crisis? Don’t Ask an Economist”) in The Fiscal Times.

Waren es Banken, die Fed, zu viel Regulierung, zu wenig Regulierung, Fannie und Freddie, Moral-Hazard-Problematik, schlechtes und absichtlich irreführendes Rechnungswesen, irrationaler Überschwang, fehlerhafte Modelle, Ratingagenturen? Wichtige Faktoren wie z.B. „Run auf Schatten Bankensystem“ wurden kaum angesprochen, bemerkt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.

Dienstag, 30. August 2011

US-BIP: Lücke um 5‘100 Mrd. US-Dollar


BIP ist nicht gleich gesamtwirtschaftliches Produktionspotenzial (potential output) und Produktionslücke (output gap) ist nicht Null. Die Arbeitslosigkeit ist nicht strukturell.

Vor diesem Hintergrund befassen sich Antonio Fatas und Ilian Mihov in einem lesenswerten Beitrag in ihrem gemeinsamen Blog mit der gegenwärtigen politischen Debatte, die kaum vom Fleck kommt. Die politischen Entscheidungsträger walzen das Problem aus. Worum geht es? Das Augenmerk richtet sich nach der Frage, ob der Staat mehr Wert auf das Wirtschaftswachstum oder die Fiscal Austerity legen soll.

Niemand bestreitet, dass der Staat Wege finden muss, Disziplin in die Fiskalpolitik zu bringen, schreiben die beiden Wirtschaftsprofessoren an der INSEAD.

Es gibt aber zwei Grundsätze, die dabei nicht in Vergessenheit geraten dürfen:


US-Wirtschaft, Produktionslücke (output gap), Graph: Antonio Fatas und Ilian Mihov in: On the Global Economy

Ansteckungsgefahr im europäischen Geldmarkt


„Es gibt also kein QE3. Das ist keine Überraschung, da die Erwartungen im Vorfeld der Rede Ben Bernankes heruntergespielt worden sind“, schreibt Perry Mehrling in seinem Blog.

„Was Bernanke nicht gesagt hat, vielleicht nicht sagen konnte, ist die grosse Sorge, mit der die Zentralbanker heute in Europa konfrontiert sind und die Ansteckung daraus, was auch immer dort geschehen kann“, beschreibt der an der Barnard College, Columbia University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Im Mittelpunkt steht die Abhängigkeit der Banken in der Eurozone von den Geldmärkten für die kurzfristige Finanzierung und der jüngste Abzug der US-Money Funds aus diesen Märkten. Anders als im Jahre 2008 ist das Problem nicht eine Dollar-Knappheit, nicht jetzt und auch nicht in naher Zukunft, da die Fed Swap-Fazilitäten für die Liquidität wiedereröffnet hat.

Beispiellose Ungleichheit und Verunsicherung


Jeffrey Sachs ist unzufrieden mit dem unermüdlichen Streben nach höherem Einkommen als Mittel zur Erlangung von „mehr Glück“.

„Wir leben in einer Zeit der grössten Ängste. Trotz des weltweit beispielos vorhandenen Reichtums herrschen grosse Unsicherheit, Unruhe und Unzufriedenheit. In den USA glaubt eine grosse Mehrheit der Amerikaner, dass das Land sich „auf dem Holzweg“ befindet. Pessimismus macht sich rapide breit“, bemerkt der an der Columbia University lehrende Wirtschaftsprofessor in einem lesenswerten Essay („The Economics of Happiness“) in Project Syndicate.

„Vor diesem Hintergrund ist die Zeit gekommen, um die grundlegenden Quellen des Glücks in unserem Wirtschaftsleben zu überdenken. Das unerbittliche Streben nach einem höheren Einkommen führt eher zu einer beispiellosen Ungleichheit und Verunsicherung. Der wirtschaftliche Fortschritt ist wichtig und kann die Lebensqualität wesentlich verbessern, aber nur, wenn er zusammen mit anderen Zielen verfolgt wird“, erklärt der Sonderberater des Generalsekretärs der Vereinten Nationen für die Millennium-Entwicklungsziele.

Montag, 29. August 2011

Alan Krueger: Der neue Wirtschaftsberater im Weissen Haus


Princeton-Ökonom Alan Krueger wurde von Präsident Obama zum neuen Vorsitzenden der Wirtschaftsberater im Weissen Haus nominiert. „Das ist eine sehr gute Nachricht“, bemerkt Mark Thoma in einem kurzen Beitrag in CBS Money Watch.

Krueger ist ein ausgezeichneter Ökonom mit administrativer Erfahrung in Washington, schreibt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor. Krueger, den  Austan Goolsbee ablöst, war 2009 und 2010 Staatssekreäter im Finanzministerium, zuständig für die Wirtschaftspolitik.

Die israelische Zentralbank lässt Benchmark-Zins unverändert


Die Bank of Israel (BoI) hat heute den Benchmark-Zins bei 3,25% unverändert belassen. Die BoI hatte die Zinsen im Verlauf dieses Jahres bereits viermal angehoben. BoI-Präsident Stanley Fischer hat die Zinsen damit den dritten Monat in Folge nicht verändert.

Das Wirtschaftswachstum hat sich in Israel im zweiten Quartal auf 3,3% (von 4,7% in ersten Quartal) verlangsamt, wie das Central Bureau of Statistics am 16. August mitgeteilt hat. Die BoI rechnet mit einem BIP-Wachstum von 4,8% für das gesamte Jahr 2011.

Der Verbraucherpreis-Index (CPI) ist im Juli um 0,3% zurückgegangen. Die annualisierte Inflation beträgt damit 3,4%, was etwas oberhalb des Zielbereichs von 1 bis 3% liegt.


Israels Haushaltsdefizit im Verhältnis zum BIP, Graph: Morgan Stanley

EZB und ihre Paranoia über Inflation


Die EZB hat im Juli 2008 am Vorabend der grössten Finanzkrise seit Menschengedenken etwas getan, was sowohl vorhersehbar als auch dumm war, schreibt James Surowiecki in einem lesenswerten Artikel („Europe’s Big Mistake“) in The New Yorker. Die EZB hat die Zinsen erhöht.

Der Beschluss war vorhersehbar, weil EZB-Präsident Jean-Claude Trichet ein Inflation Hawk ist. Er war besorgt über die steigenden Öl- und Nahrungsmittelpreise.

Der Beschluss war auch bemerkenswert ungelegen. Die Krise war bereits im Gange und das Wirtschaftswachstum in Euro hatte sich auf ein Schnecketempo verlangsamt. Innerhalb von ein paar Monaten ist die Weltwirtschaft zusammengebrochen und die Inflation ist verschwunden.

Die EZB war gezwungen, die Zinsen zu senken, in dem Versuch, eine wirtschaftliche Katastrophe abzuwenden. Die Zinserhöhung im Juli hat die Wirtschaft weiter nach unten gedrückt.


Europe’s Big Mistake, Illustration: The New Yorker

Sonntag, 28. August 2011

Warum ist die japanische Arbeitslosenquote so niedrig?


Warum ist die japanische Arbeitslosenquote so niedrig (weniger als 5%), obwohl das japanische Wirtschaftswachstum seit mehreren Jahren so niedrig verläuft?

Das ist für Noahpinion kein Rätsel, wie er in seinem Blog erklärt. Es gibt mehrere Gründe:

(1) Viele Frauen arbeiten in Japan nicht. Die Arbeitslosenquote ist der prozentuale Anteil der Arbeitskräfte, die keine Arbeit finden kann. Wenn ein Haufen Frauen sagt, „ich bin eine Hausfrau und ich suche keinen Job“, reduziert sich die Arbeitslosenquote, wenn die Wirtschaft sich zum Schlechten wendet, argumentiert Noah.

Laut einem Bericht der Bank of Japan (BoJ) vom Jahr 2010 beträgt die japanische Erwerbsquote 5% höher als die amerikanischen Erwerbsquote, wegen des ganzen Unterschieds in Bezug auf die Frauen. Wenn Hausfrauentum zyklisch wäre, gäbe es eine Möglichkeit, die gesamte Differenz zwischen der amerikanischen und der japanischen Arbeitslosenquote auszumachen. Aber der Vergleich der amerikanischen und der japanischen Arbeitslosenrate ist so, wie wenn man Äpfel mit Birnen vergleichen würde, wegen der unterschiedlichen Geschlechterrollen, beschreibt Noah weiter.


Pro-Kopf-BIP-Wachstum: USA versus Japan, Graph: Noahpinion

Die Vereinigten Staaten von Arbeitslosen


Es gibt 13,9 Millionen Arbeitslose in den USA. Und das sind diejenigen, die auf der Suche nach einer Arbeit sind. Das bedeutet 9,1% der Erwerbspersonen, die weithin bekannte Arbeitslosenquote, berichet David Wessel in WSJ.

Es gibt aber ein paar andere Möglichkeiten, die Arbeitslosigkeit zu betrachten. Es gibt mehr Arbeitslosen in den USA als Einwohner von Illinois, dem 5. grössten US-Bundesstaat.

Es gibt in der Tat mehr arbeitslose Menschen in den USA als Menschen, die in 46 von 50 Bundesstaaten leben, z.B. in Florida, New York und Kalifornien.

Bernanke tadelt die Politik für die Unruhe am Finanzmarkt

Der Präsident der US-Notenbank, Ben Bernanke hat in seiner Rede („The Near- and Longer-Term Prospects for the US Economcy“) in Jackson Hole am 26. August keine weitere Lockerung der Geldpolitik bekanntgegeben. Die Fed will aber darüber auf der Sitzung am 20. Und 21. September beraten. Bernanke hatte schon zuvor angekündigt, die Zinsen bis mindestes Mitte 2013 nahe Null Prozent zu halten. Der Fed-Chef hat in seiner Rede das Wort Fiskalpolitik deutlich mehr als das Wort Geldpolitik verwendet.

Er sagte, dass der politische Streit im Sommer über die staatliche Kreditaufnahme und die staatlichen Ausgaben die Finanzmärkte und wahrscheinlich auch die Wirtschaft zerrissen hat, wie NYT betont. Das Land wäre laut Bernanke durch einen besseren Prozess für die Fassung von finanzpolitischen Beschlüssen gut bedient.


Das BIP (real) im Verhältnis zum Potential BIP (CBO Schätzung), Graph: Prof. Paul Krugman

Das Potential BIP repräsentiert das Niveau, welches  im Einklang mit einer stabilen Inflation steht, aber nicht das absolute Maximum ist, was eine Wirtschaft produzieren kann.

Samstag, 27. August 2011

Was genau ist quantitative easing (QE)?


Unter QE versteht man mengenmässige Lockerung der Geldpolitik. Der Begriff hat sich zwar in den Medien irgendwie eingebürgert, aber die US-Notenbank zieht es vor, von „credit easing“ (Kreditvergabe durch die Fed) statt von „quantitative easing“ zu reden. In diesem Zusammenhang nennt die Fed ihr Anleihekaufprogramm LSAP (large scale asset purchases), weil das Ziel in erster Linie nicht die Ausweitung der Geldmenge (money supply) ist, wie die japanische Notenbank (BoJ: Bank of Japan) die QE-Politik es in den frühen 2000er Jahren ausgeführt hat.

Michael Woodford warnt in einem interessanten Artikel („Bernanke should clarify policy and sink QE3“) in FT vor einer QE3-Politik.

QE1 und QE2 waren darauf ausgerichtet, eine Erhöhung des Preisniveaus zu erreichen, was theoretisch nicht wahrscheinlich ist, bemerkt der an der Columbia University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Kash Mansori ist mit dem Satz einverstanden, wie er in seinem Blog bemerkt. Die Fed hat nämlich gesagt, dass das LSAP sich von der QE-Politik unterscheide, weil es nicht darauf abzielt, die Geldmenge permanent anzuheben. Es war also nie die Absicht, auf das tatsächliche Preisniveau Einfluss zu nehmen. Woodfords Argument steht also im Widerspruch zu der Kritik an QE2, die in den vergangenen Monaten ausgeübt worden ist. Es waren v.a. Inflationistas, die atemlos verkündet hatten, dass die USA wegen QE2 in eine Phase der gallopierenden Inflation gerate.

Bankensektor im zweiten Quartal 2011


Die von der FDIC (Federal Deposit Insurance Corporation) versicherten Geschäftsbanken und Sparkassen haben im zweiten Quartal 2011 insgesamt einen Gewinn von 28,8 Mrd. $ aufgewiesen. Das bedeutet eine Verbesserung um 7,9 Mrd. $ im Vergleich zum zweiten Quartal 2010 (Gewinn: 20,9 Mrd. $).

Das ist das achte Quartal in Folge, dass die Ergebnise eine annualisierte Steigerung verbuchen. Wie in den vergangenen sieben Quartalen waren die geringeren Rückstellungen für Kreditausfälle für den grössten Teil der Gewinnverbesserung verantwortlich.

Eine Mehrheit der Banken (60%) hat Verbesserungen in Bezug auf den Quartalsgewinn im Vergleich zum vergangenen Jahr aufgewiesen. Die Gesamtkapitalrentabilität (ROA: return on assets) ist im Durchschnitt von 0,63% vor einem Jahr auf 0,85% gestiegen, wie die Einlagensicherungsbehörde (FDIC) mit der Vorlage des Quarterly Banking Profile am vergangenen Dienstag mitteilt.

Verbraucherkredite Ausfallquote, Graph: Prof. Mark Perry

Freitag, 26. August 2011

Warum zögert die Fed, mehr für die Wirtschaft zu tun?


Die ganze Welt wartet gebannt auf die Rede des US-Notenbankpräsidenten Ben Bernanke auf dem Zentralbanktreffen in Jackson Hole im Bundesstaat Wyoming. Heute ab 1600 Uhr MESZ. Mark Thoma glaubt nicht, dass Bernanke eine grosse neue Initiative wie z.B. QE3-Programm ankündigen wird.

Thoma denkt, wie er in einem lesenswerten Artikel („Why is the Fed Hesitant to Do More for the Economy?“) in CBS MoneyWatch zum Ausdruck bringt, dass der Fed-Präsident sich vorsichtig äussern wird, um nicht einen Eindruck zu hinterlassen, als ob  eine Straffung der Geldpolitik früher als gegenwärtig erwartet bevorstehen würde. Die Fed hat allem Anschein nach einen Hang zur Richtung Lockerung der Geldpolitik. Aber Thoma wäre überrascht, wenn Bernanke klar machen würde, dass die Fed bereit ist, alles zu unternehmen, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Bernanke dürfte laut Thoma weder versprechen noch andeuten, dass eine bestimmte Aktion unmittelbar bevorsteht.

US-Notenbank wird politisch eingeschüchtert


Investoren warten auf der ganzen Welt gespannt auf Ben Bernankes Rede auf der jährlichen Versammlung der US-Notenbank in Jackson Hole. Alle wollen wissen, ob Bernanke eine neue Politik ankündigen wird, was die Wirtschaft daraus holen könnte, wo es mehr und mehr nach einem quasi-permanten Zustand der mangelhaften Nachfrage und der hohen Arbeitslosigkeit aussieht.

Paul Krugman glaubt nicht, dass Bernanke etwas Signifikantes nahelegen würde, wie er in seiner lesenswerten Freitagskolumne („Bernankes Perry Problem“) in NYT zum Ausdruck bringt. Warum? In zwei Worten: Rick Perry, bemerkt Krugman.

Perry hat bekanntlich Bernanke mit schlimmen Folgen gedroht, falls der Fed-Chef vor der Wahl 2012 eine expansive Geldpolitik verfolgen sollte, als ein Symbol der politischen Einschüchterung, was unsere letzte Hoffnung für die Erholung der Wirtschaft tötet, argumentiert der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

Um zu sehen, wovon Krugman redet, muss man sich fragen, welche Politik die Fed eigentlich in der Gegenwart verfolgt: Bernanke hat im Jahre 2000 eine Reihe von Vorschlägen für die Geldpolitik auf der „Null-Untergrenze“ unterbreitet. Es ist wahr, dass die Forschungsarbeit auf Japans Geldpolitik beruht. Aber Amerika befindet sich gerade genau so in einer wirtschaftlichen Falle wie Japan, nur noch schärfer,so Krugman.

Ist Keynesianismus keine „regular economics“?


Es geht wieder um einen wunderlichen Leitartikel in WSJ (via Mark Thoma). Die Leser wissen, dass er kein Fan von Leitartikeln in WSJ sei, aber selbst er sei nicht auf Robert Barros redaktionellen Beitrag vorbereitet gewesen, bemerkt David Glasner im Blog Uneasy Money. Man braucht nicht ein keynesianischer Ökonom zu sein. Er zähle sich auch nicht dazu, um Barros Artikel einfach seltsam zu finden, betont Glasner.

Barro zieht den Kontrast zwischen Keynesianismus und regelmässigen Wirtschaftswissenschaften (regular economics): „Regelmässige Wirtschaftswissenschaft ist die Ökonomie von Knappheit und Tradeoffs, wo es so was wie einen „free lunch“ nicht gibt, wo man, um etwas zu bekommen, etwas leisten muss“. Keynesianismus ist auf der anderen Seite die Ökonomie des Multiplikators, wo die Staatsausgaben nicht nur auf Kosten des privaten Sektors gehen, sondern auch die Ausgaben des privaten Sektor erstaunlich erhöhen“, argumentiert Barro.

Erstaunt schreibt Barro weiter: „Wenn der keynesianische Multiplikator gültig wäre, wäre das Ergebnis wirklich ein Wunder. Die Empfänger von Lebensmittelmarken bekommen, sagen wir, 1 Mrd. $, aber sie sind nicht die einzigen, die davon profitieren. Eine weitere 1 Mrd. $ taucht auf, was den Rest der Gesellschaft besser stellen kann. Im Gegensatz zur regulären Wirtschaft, ist diese zusätzliche 1 Mrd. $ der ultimative „free lunch“, so Barro.

Donnerstag, 25. August 2011

Dummköpfe, Politiker und Finanzkrise


„Unsere Politiker wissen nicht mehr, was sie tun. .... So haben sie es zugelassen oder sogar aktiv befördert, dass die Finanzkrise und die Euro-Krise in eine „Staatsschuldenkrise“ umbenannt worden sind. .... Dass die Finanzkrise eine Spekulationskrise der Banken war und die Eurokrise eine Krise der mangelnden Inflationskonvergenz zwischen Deutschland und Südeuropa stört die schöne Ideologie vom immer schuldigen Staat und wird deswegen konsequent ignoriert“, schreibt Heiner Flassbeck in einem lesenswerten Beitrag („Nur Dummköpfe glauben an die Schuldenkrise“) in der Badische Zeitung (hat tip to NachDenkSeiten).

Paul Krugman deutet in seinem Blog via einen Korrespondent auf eine Aussage von Wolfgang Schäuble, dem deutschen Finanzminister, dass eine übermässige Staatsverschuldung die Krise von 2008 verursacht habe.

Krugman zitiert, wonach Schäuble gesagt habe, dass es unter Ökonomen weltweit eigentlich unbestritten sei, dass eine der Hauptursachen, wenn nicht der Hauptgrund, der Turbulenzen nicht nur jetzt, sondern bereits im Jahr 2008, die übermässige öffentliche Verschuldung in der ganzen Welt sei.

Goldstandard bedeutet Deflation und Depression


„Vierzig Jahre nach dem Ende des Bretton-Woods-Systems der festen Bindung des US-Dollars an Gold gab es nie zuvor so viel mehr Vertrauen in das Edelmetall als Vermittler von Wert und Sicherheit wie in der Gegenwart“, berichtet Reuters

Die Nachrichtenagentur will vor diesem Hintergrund in einem Interview von Robert Skidelsky wissen, ob ein neuer Goldstandard die globalen wirtschaftlichen Turbulenzen zu Ende bringen würde.

„Es gibt nicht genügend Gold auf der Welt, und wenn Sie wirklich zu einem reinen Goldstandard zurückwollen, dann werden Sie vor Deflation stehen, was die Great Depression wie eine Tee-Party aussehen lassen würde“, antwortet Professor emeritus für Politische Ökonomie an der Warwick University.

Das Bretton-Woods-System basierte auf einer direkten Bindung der Wechselkurse der teilnehmenden Länder an den US-Dollar. Die Zentralbanken waren verpflichtet, Währung gegen Gold zu einem festen Wechselkurs einzutauschen.

Kohlenbergwerk (Keynes) und Aliens (Krugman)


Paul Krugman wird seit ein paar Tagen in der Blogosphäre als „Kriegshetzer“ verleumdet. Begründung: Er habe auf den Zweiten Weltkrieg hingedeutet, der die Great Depression zu Ende gebracht habe. Wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, gibt es eine Menge perverse Folgen, hat Krugman darauf geantwortet.

Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor hat vor rund zehn Tagen in einem TV-Interview mit CNN (Fareed Zakaria GPS) vor Enttäuschung wegen einer  mangelhaften Unterstützung für ein weiteres Konjunkturprogramm nahegelegt, eine gefälschte Alien-Invasion zu inszenieren, um eine Aufbauarbeit wie nach dem Zweiten Weltkrieg zu animieren.

Im Übrigen scheint niemand bemerkt zu haben, schreibt Krugman nun in seinem Blog, dass seine Anregung, eine gefälschte Alien-Bedrohung würde den tiefen Abschwung beenden, nichts weiteres als eine aktualisierte Version von Keynescoalmine“ (Kohlenbergwerk) Gedankenexperiments ist.

Mittwoch, 24. August 2011

SNB auf Erfolgskurs


Die SNB hat am 3. August angekündigt, ab sofort einen 3-Monats-Libor so nahe bei Null wie möglich anzustreben. Das Zielband für den Dreimonats-Libor wurde zugleich von 0-0,75% auf 0-0,25% gesenkt.

Der 3-Monatslibor ist heute auf 0,01% gesunken.

Die Rendite der Schweizer Staatsanleihen mit 2 Jahren Laufzeit ist heute im Verlauf des Handels laut Bloomberg auf Minus 0,01% gefallen.

Negative Renditen deuten darauf hin, dass die Investoren bereit sind, für Sicherheit Zinsverlust in Kauf zu nehmen.

Bemerkenswert ist, dass sich der Spread zwischen den Renditen der deutschen Bundesanleihen mit 10 Jahren Laufzeit und der entsprechenden Schweizer Staatsanleihen von 113 Basispunkten seit Beginn der Woche inzwischen auf 120 Basispunkte ausgeweitet hat.


Schweiz: Zinsstrukturkurve (Staatsanleihen), Graph: SIX Swiss Exchange

Bernanke in Jackson Hole: Operation Twist oder negative Verzinsung?


Der Höhepunkt der Woche findet am Freitag statt. Der US-Notenbankchef Ben Bernanke wird auf dem internationalen Notenbanker-Treffen in den Rocky Mountains, in Jackson Hole eine Rede halten. Wird er eine weitere Runde der QE-Politik (quantitative easing) ankündigen? Oder wird er bei dieser Gelegenheit die weiteren Möglichkeiten der policy tools darlegen, wie die Wirtschaft noch angekurbelt werden kann?

Das Research Team von Morgan Stanley stellt dazu einige interessante Überlegungen an. Jim Caron, der kein QE3-Programm erwartet, nennt konkret die folgenden drei Punkte:

(1) Reinvestition von Zinserträgen aus hypotheken-besicherten Wertpapieren (MBS: mortgage-backed security) und aus Anleihen der staatlichen Hypothekenfinanzierer (agency) und die Verwendung der Erlöse für den Kauf von US-Staatsanleihen mit längerer Laufzeit. Die Anzahlungen (paydowns) belaufen sich pro Monat auf rund 17 Mrd. $.


MS Financial Conditions Index (FCI), Graph: Jim Caron, Morgan Stanley

Schweiz: Kerninflation und deflationäre Tendenzen

Die SNB hat die QE-Politik auf ihre Fahnen geschrieben, um eine übermässige Aufwertung des Schweizer Frankens zu verhindern. Eine anhaltende Aufwertung des Franken verbilligt die Einfuhren und kann auf diese Weise die Erwartungen der Verbraucher und Unternehmen auf einen anhaltenden Rückgang der Preise verstärken.

Wenn in der Hoffnung auf noch tiefere Preise in Zukunft auf die Konsumausgaben verzichtet und vermehrt Geld gehortet wird, können u.U. deflationäre Tendenzen entstehen. Wenn gleichzeitig auch Investitionen zurückgestellt werden, nähme das BIP ab, was am Schluss zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen würde.

Die SNB strebt daher an, die erhöhten Abwärtsrisiken für die Preisstabilität in der Schweiz zu bekämpfen, indem sie die Liquidität am Schweizer Geldmarkt ausweitet: (a) durch einen raschen Anstieg der Giroguthaben der Banken bei der SNB und (b) durch den Abschluss von Devisen-Swap-Geschäften.


Schweiz: Kerninflation und der getrimmte Mittelwert, Graph: ACEMAXX ANALYTICS

Der vorübergehende Anstieg der Teuerung im März ist im Wesentlichen auf einen Sondereffekt aufgrund eines höheren Erhebungsrhythmus der Preise für Bekleidung und Schuhe zurückzuführen.

Wo steuert die Wirtschaft hin?


Was passiert mit dem Output, wenn die Menge an nachgefragten Output plötzlich und unerwartet unter das bestehende Niveau von Output fällt, und wenn die Preise nicht für die Anpassung sorgen können, die beiden ins Gleichgewicht zu bringen?

Nick Rowe skizziert in seinem Blog dafür drei verschiedene Volkswirtschaften, die drei verschiedene Antworten auf die Frage geben. In einer „Apfel-Wirtschaft“ bleibt der Output gleich, in einer „Weizen-Wirtschaft“ fällt der Output mit einer Zeitverzögerung. Und in einer „Haarschnitt-Wirtschaft“ fällt der Output sofort.

„Es gibt nichts Besonderes hier. Es ist nur ein einfacher Punkt, sodass es sich lohnt, darauf hinzuweisen, auch wenn viele Menschen es bereits verstanden haben“, erklärt der an der Carleton University, Kanada lehrende Wirtschaftsprofessor. Die Frage ist, ob die Wirtschaft sich in Richtung einer „Haarschnitt-Wirtschaft“ oder einer „Apfel-Wirtschaft“ bewegt?

Rowe spricht über Volkswirtschaften, die nur ein einziges Gut herstellen, aber dennoch „monetary exchange“ Volkswirtschaften sind.

Geschäftsleute und Makroökonomie

Was ist davon zu halten, wenn der Präsident sich an die Businessmen wendet? Matt Yglesias ist über einen Bericht leicht verärgert, dass Obama sich bei Warren Buffet und Alan Mulally Rat in Sachen Wirtschaft sucht. „Es ist gut, in Erinnerung zu rufen, dass die Geschäftsleute, auch grosse Unternehmer, nicht unbedingt viel darüber wissen, wie die Volkswirtschaft funktioniert“, bemerkt Paul Krugman dazu in seinem Blog.

Wie kann das sein? Wissen sie nicht alles über die Schaffung von Arbeitsplätzen? „Nein, das tun sie nicht“, schreibt Krugman. „Sie wissen alles über den Ausbau einzelner Geschäfte, oft, in der Tat gewöhnlich auf Kosten anderer einzelnen Geschäfte“, argumentiert der Träger des Wirtschaftsnobelpreises. Das ist laut Krugman ein wichtiges und sehr lukratives Geschick, aber es hat sehr wenig mit dem Problem des Wachstums einer ganzen Volkswirtschaft zu tun, deren wichtigster Kunde das Unternehmen selbst ist.

Dienstag, 23. August 2011

Überschussliquidität fliesst in die Einlagenfazilität zu


Die EZB hat vor rund zwei Wochen angekündigt, unlimitiert Liquidität zur Verfügung zu stellen.

Beim Tender (LTRO 6 Monate) am vergangenen Mittwoch wurde den Banken 49 Mrd. Euro zugeteilt. Heute haben die Banken beim Tender (MRO eine Woche) zu einem Zinssatz von 1,50% 133,7 Mrd. Euro in Anspruch genommen. Die Gesamtliquidität ist damit auf 599 Mrd. Euro geklettert. Die Überschussliquidität, die auf rund 140 Mrd. Euro verharren dürfte, scheint in die Einlagenfazilität der EZB zu fliessen, was den EONIA Satz auf sehr tiefen Niveaus hält, wie das Interest Rate Strategy Team von Morgan Stanley erwartet.

Die hohe Aufnahme deutet darauf hin, dass die Banken im Stress sind, was die Refinanzierung am Geldmarkt betrifft. Griechische, irische, portugisische und zypriotische Banken sind in hohem Masse auf die EZB angewiesen.


EZB: Markterwartungen im Hinblick auf die Zinsen, Graph: Elga Bartsch, Morgan Stanley

Schweizer Geldmultiplikator deutet auf keine Inflation hin

Die Geldmenge M3 ist in der Schweiz im Juli mit einer Jahresrate von 5,9% gewachsen. Im Vormonat belief sich die Wachstumsrate auf 4,9%. 

Wie die „Daily Opinion“ der ZKB heute festhält, gelangt die von der SNB ins Finanzsystem gepumpte Liquidität „nach wie vor nur teilweise in den Wirtschaftskreislauf“. Der Transmissionsmechanismus zwischen Geldpolitik und Realwirtschaft stellt damit keine Inflationsgefahr dar.


Schweiz, Liquidität, Geldmultiplikator, Graph: ZKB, "Daily Market Opinion"

Wie die Finanzbranche dem Staat auf der Tasche liegt


Die Banken haben sich auf dem Höhepunkt der Finanzkrise vor rund drei Jahren immense Summen an Hilfskrediten durch die Fed gesichert.

Die US-Notenbank hat die Wall Street mit 1‘200 Mrd. $ gestützt. Die Herausgabe dieser Daten wurde von der Nachrichtenagentur Bloomberg auf Basis des Freedom of Information Act erzwungen.

Fast die Hälfte der Top 30 der Kreditnehmer bei der Fed waren europäische Finanzunternehmen. Die Deutsche Bank, die während der Finanzkrise pathetisch verkündet hatte, keine direkten Hilfen von der deutschen Regierung bekommen zu haben, steht mit 66 Mrd. $ auf der 9. Stelle der Liste, was die Vergabe der Fed-Kredite betrifft.

Montag, 22. August 2011

Was die Fed noch tun soll und kann


Die wirtschaftlichen Bedingungen verschlechtern sich. James Hamilton befasst sich in einem lesenswerten Beitrag in seinem Blog mit der Frage, wie und wann die Fed eingreifen könnte.

Die Renditen der als sicher wahrgenommenen Staatsanleihen fallen angesichts der düsteren Wachstumsaussichten weltweit weiter. Die Rendite der US-Treasury Bonds mit 10 Jahren Laufzeit ist seit Anfang Juli um 100 Basispunkte gesunken, was auf Erwartungen im Hinblick auf eine zutiefst schwache Konjunktur und eine sehr niedrige Inflationsrate im nächsten Jahrzehnt hindeutet, bemerkt der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor.



US Treasury Bonds (10Jahre) Rendite, seit Juli 2011 bis heute, Graph: Fed St. Louis

Sonntag, 21. August 2011

Neue Voodoo Economics


Als John McCain vor fast 12 Jahren die republikanische Präsidentschaftskandidatur anlief, erklärte er, dass Alan Greenspan so entscheidend für die Wirtschaft ist, dass er, wenn der damalige Fed-Vorsitzende sterben würde, eine Sonnenbrille auf den toten Körper legen und ihn hoch stützen und hoffen würde, dass niemand merkt, dass er tot ist. Es lässt sich mit Sicherheit sagen, dass die Ansichten der GOP über die Fed seither abgerutscht ist, schreibt Greg Ip in einem lesenswerten Meinungsartikel („The Republicans‘ new voodoo economics?“) in The Washington Post.

Wenn die Republikaner monetäre Impulse nicht mögen, hassen sie die fiskalische Cousin noch mehr. Sie wollen einen ausgeglichenen Haushalt, je früher, desto besser. Auch dies steht im Widerspruch zu den früheren Ansichten der Partei, hebt Ip hervor.

Die George W. Bush Regierung hat ihre Steuersenkungen 2001-2003 als ein keynesianisches Konjunkturprogramm verkauft. Lawrence Lindsey, ein Top-Berater von Bush, hat die Gegner der Steuersenkungen mit Präsidenten Herbert Hoover verglichen, dessen Besessenheit für einen ausgeglichenen Haushalt im Jahr 1932 die Great Depression verschlimmert hatte, bekräftigt Ip.


Cartoon: Tom Toles in The Washington Post

Samstag, 20. August 2011

Eine zweite Grosse Depression?


Die Volkswirtschaften der USA und Europas haben sich nach neuesten Daten deutlich abgeschwächt. Und das globale Wachstum enttäuscht weiter. Eine vernünftige Frage, die sich stellt, ist, ob die Wirtschaft in einer neuen Great Depression steckt?

„Die einfache Antwort ist „nein“. Die wichtigsten Merkmale der Grossen Depression haben sich noch nicht manifestiert und sie scheinen eher unwahrscheinlich“, bemerkt Simon Johnson in einem lesenswerten Artikel („A Second Great Depression, or Worse?“) in NYT.

„Aber es ist zunehmend wahrscheinlich, dass wir uns in der Mitte von etwas befinden, was fast so traumatisch ist wie eine lange Rezession, die mit einer gewissen Regelmässigkeit im 19. Jahrhundert gesehen wurde, insbesondere wenn die Politik in Hinblick auf die Präsidentschaftswahl in eine gefährliche Richtung steuert“, unterstreicht der ehem. Chefökonom des IWF.

Die Weltwirtschaftskrise hatte drei wesentliche Merkmale, die in den USA und den meisten anderen Ländern, die stark betroffen wurden, zu sehen waren. Keines davon wurde ein Teil der kollektiven Erfahrung seit 2007, erklärt Johnson.

Fancy Theoretiker aller Länder, vereinigt Euch!

Der wunderliche WSJ-Leitartikel („Why Americans Hate Economics“) von Stephen Moore ist derzeit in den USA in aller Munde.

„Was bemerkenswert ist, sind nicht die Ansichten, sondern die uneingeschränkte Umklammerung des Anti-Intellektualismus“, schreibt Paul Krugman in seinem Blog. Der Artikel prangert „fancy theories“ an und lehnt sie ab, weil sie dem „gesunden Menschenverstand widersprechen“.

„Wenn Sie den Magen haben, gibt es eine Menge zu kritisieren, u.a. die Frage, was den gesunden Menschenverstand ausmacht“, bemerkt Krugman. Manche Leute finden es dem gesunden Menschenverstand entsprechend, dass, wenn der Staat Menschen Arbeit gibt, die Beschäftigung steigt. Es bedarf aber schicker (fancy) Argumente von denjenigen wie WSJ, um die Leute vom Gegenteil zu überzeugen.

Aber der Hauptpunkt, worauf Krugman hinweisen will, ist, dass die vergangenen drei Jahre in der Tat eine erstaunliche Bestätigung der schicken Theorien (fancy theories) bedeuten, nämlich die Theorie der Liquiditätsfalle, die Teil des umfassenden Konstrukts des Keynesianismus ist.


Government Saving (linke Skala) versus Rendite der US-Treasury mit 10 Jahren 
Laufzeit (rechte Skala), Graph: Prof. Paul Krugman

FDIC schliesst drei weitere Banken

Die FDIC (Einlagensicherungsbehörde) hat am Freitag laut Washington Post drei weitere Banken in Florida, Georgia und Illinois geschlossen. Damit ist die Anzahl der Banken, die im Jahre 2011 verstaatlicht wurden, auf 68 gestiegen, nachdem im Vorjahr insgesamt 157 Banken gescheitert sind. Das Tempo der Bankschliessungen hat sich verlangsamt. Zu diesem Zeitpunkt vor einem Jahr waren 118 Bankenpleiten gezählt.

Die drei verstaatlichten Banken verfügen über ein Anlagevermögen von 2‘005,6 Mio. $ und Einlagen von 1‘536,9 Mio $. Die Kosten der geschlossenen drei Bank betragen für die öffentliche Hand  363,8 Mio. $.

Bankpleiten:
2011: 68
2010: 157
2009: 140
2008: 25
2007: 3

Freitag, 19. August 2011

Apple ist so gross wie Eurozone-Bankensektor


Apple, das US-Hightech-Unternehmen mit Hauptsitz in Kalifornien ist gemessen an Marktkapitalisierung fast so gross wie der gesamte Bankensektor in der Eurozone gemessen an Euro Stoxx Banks Index mit 32 Bestandteilen.

FT Alphaville ist sich nicht sicher, ob und was das bedeuten soll: „Ist Apple überbewertet oder sind Europas Banken unterbewertet? Oder beides, oder etwa anderes?“.


Apple versus Bankensektor Eurozone, Graph: Scott Barber, Reuters

Wirtschaft verwandelt sich in Japan


Während der private Verbrauch angesichts der abnehmenden Reallöhne stagniert und die Unternehmen wegen der mangelhaften Nachfrage nicht investieren, verordnen Merkel und Sarkozy noch strengere Sparmassnahmen für das Euroland: Lohnkürzugen, Abbau von Sozialleistungen und Schuldenobergrenze mit Verfassungsrang. Und die Aktien- und Anleihemärkte reagieren darauf, weil aus der Wirtschaftsflaute eine Kleine Depression zu werden droht.

„Es sieht wirklich schrecklich aus. Entscheidend ist, dass alles auf eine falsche Art und Weise schrecklich aussieht. Die öffentliche Debatte ist gänzlich mit dem Thema Defizit, Defizit, Defizit in Gedanken verloren. Angeblich hat sich eine Krise heraufgezogen, in der mit dem Angriff der Bond Vigilantes zu rechnen war“, schreibt Paul Krugman in seinem Blog.

„Es ist aber so, dass die Märkte nicht um das Haushaltsdefizit, sondern um das Wirtschaftswachstum besorgt sind. Die Märkte befürchten nicht einen verschwenderischen Umgang mit der Fiskalpolitik (fiscal profligacy), sondern die rigorosen fiskalischen Sparmassnahmen (fiscal austerity), während die Zinsen auf einem historischen Tiefstand verharren“, unterstreicht Krugman.