Freitag, 21. Oktober 2022

Energiepreise: Es ist Zeit, eine Katastrophe zu verhindern

The globally transmission of energy prices


In Europa hat eine schwere Energiekrise die Inflation auf ein Rekordniveau getrieben, was die Haushalte belastet und sich sogar in den kommenden kalten Wintermonaten zu verschärfen droht.

Während die Importpreise rasant ansteigen, ist das Verbrauchervertrauen so schwach wie noch nie. Und die Stimmung in der Wirtschaft verschlechtert sich. 

Die Regierungen setzen vor diesem Hintergrund auf Strategien zur Krisenbewältigung: Preisobergrenzen, Steuern auf Gewinnüberschüsse und Rationierung.



Der Russland-Ukraine-Krieg stellt einen großen "Terms of Trade"-Schock (*) für die Wirtschaft der Eurozone dar, bei dem die Importpreise überproportional zu den Exportpreisen gestiegen sind, Graph: Madison Faller, JPMorgan, Oct 18, 2022. 


Sonntag, 16. Oktober 2022

US-Notenbank exportiert Rezession weltweit

Don’t fight the Fed and beyond


Die Zentralbanken erhöhen die Zinssätze so schnell wie seit mehr als 40 Jahren nicht mehr. Und Anzeichen von Stress mehren sich inzwischen.

Seit März hat die Fed ihren Leitzins von nahezu null auf über 3 % angehoben, zuletzt dreimal in Folge um 0,75% (auf eine Bandbreite von 3% bis 3,25%). 

Eine Anhebung der Zinssätze führt i.d.R. zu niedrigeren Aktienkursen, höheren Anleiherenditen und einem stärkeren Dollar.

Die meisten Analysten erwarten jedoch nach wie vor keine Wiederholung der globalen Finanzkrise (GFC) von 2007-09 und berufen sich dabei 1) auf die Regulierung, die die größten Banken widerstandsfähiger gemacht hat, 2) neue Instrumente der Zentralbanken (QE, forward guidance usw.) und 3) weniger verschuldete US-Haushalte.



Die Liquidität der Staatsanleihen versiegt gerade weltweit, Graph: Bloomberg TV, Oct 13, 2022.

Sonntag, 9. Oktober 2022

Phantom der monetären Staatsfinanzierung

Monetizing the deficit or Monetized borrowing


Das Twitter-Video einer jungen Bundestagsabgeordneten (Grüne) für München hat neulich einen heftigen Shitstorm auf der Internet-Plattform des Kurznachrichtendienstes ausgelöst.

Vorwurf: Eine fehlerhafte Darstellung des Konzeptes der monetären Staatsfinanzierung bzw. der Implementierung der Geldpolitik (Wirkungsmechanismus). 

Was aber dabei aufgefallen ist, dass die Kritik sich gänzlich auf die Grundsätze der neoklassischen Wirtschaftstheorie bezieht.

Das heisst, dass es konkret um bekannte, aber inzwischen mehrfach widerlegte Mythen geht, wie z.B. 


«Wir müssen im Rahmen unserer Möglichkeiten (Mittel) leben», 

«Die Regierungen müssen ihr Budget ausgleichen», 

«Wir müssen unseren Gürtel enger schnallen», 

«Niemals Schulden machen» und 

«Austerität: TINA, es gibt keine Alternative».


Die empirische Evidenz legt nahe, dass den Regierungen Kanadas, Japans, des Vereinigten Königreichs, der USA und der Schweiz nie "das Geld ausgehen" kann.

Das Geld ist immer da.



Wie höhere Zinssätze zu finanziellen Verwerfungen und Störungen führen können: Die Volatilität des britischen Marktes und die Intervention der BoE, Graph: FT, Oct 08, 2022

Donnerstag, 6. Oktober 2022

Risiken von Derivaten und Bailout von Banken

Bank of England as “buyer of last resort”


Es geht um das jüngste kritische Geschehen im britischen Anleihemarkt.

Im Zentrum stehen die Derivate: komplexe Finanzinstrumente, die es Anlegern ermöglichen, auf die Wertentwicklung von Vermögenswerten zu wetten. 

In diesem Fall sind es Staatsanleihen, und v.a. Spekulationen, möglicherweise mit Auswirkungen auf die gesamte finanzielle Stabilität des Vereinigten Königreichs.



Trading with borrowed money (leverage), derivatives, collaterals, margin calls and bailouts of the banks, Graph: Acemaxx-Analytics, Oct 05, 2022


Mittwoch, 5. Oktober 2022

The Value of a Whale

Buchbesprechung

Adrienne Buller: The Value of a Whale – On the Illusions of Green Capitalism, Manchester University Press, 2022.


Wale sind elegante, intelligente und sozial-versierte Säugetiere: sie atmen Luft durch die Lunge. Weniger bekannt ist, dass sie als "Sentinel-Arten" für unser eigenes klimatisches und ökologisches Schicksal gelten. 

Wale haben nämlich eine ähnliche Bedeutung wie Bäume im Wald. Doch halten wir sie für schützenswert? 

IWF-Forscher versuchen vor diesem Hintergrund, herauszufinden, was der Wert eines Wals ist. Und sie einigen sich auf einen Wert von 2 Millionen Dollar pro Exemplar (nur für Großwale), was sich auf eine beeindruckende Summe von 1 Billion Dollar für den bestehenden weltweiten Bestand summiert. 

Im Laufe ihres Lebens binden Großwale im Durchschnitt das Äquivalent von 33 Tonnen Kohlendioxid, was mehr pro Pfund ist als ein Baum. Das heisst: ein grosser Speicher für Kohlenstoff. 

Wal-Kot enthält ausserdem Stickstoff, Phosphor und Eisen, wichtige Nährstoffe, die das Phytoplankton im Wasser sprießen lassen. Diese Meeresalgen sind 50% der weltweiten Sauerstoffproduktion verantwortlich.

Die IWF-Forscher schlugen zum Schluss ihrer Studie ernsthaft vor, in den Schutz der Wale zu investieren, statt in andere Methoden zur Kohlenstoffbindung. Sie schätzten die Kosten für einen solchen Schutz auf bescheidene 13 Dollar pro Person auf der Erde. 13 Dollar!

Samstag, 1. Oktober 2022

Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation

Swiss Monetary Base and Inflation


Die Schweizer Nationalbank (SNB) hat die Geldpolitik weiter gestrafft und den Leitzins um 0,75% auf 0,50% erhöht. 

Ziel ist, dem erneut gestiegenen Inflationsdruck entgegenzuwirken.

Die Inflation stieg im August auf 3,5% und dürfte vorerst laut SNB erhöht bleiben. 



Notenbankgeldmenge in der Schweiz, Graph: Schweizer Nationalbank (SNB), Sept 28, 2022 in: Quarterly Bulletin 3/2022.