Während
die Staatssschulden in der Euro-Zone in Folge der Finanzkrise, die ja vom
Banken-Sektor ausging, steigen, schrumpft die Wirtschaft. Weil der von Brüssel
verordnete rigorose Sparkurs (fiscal
austerity) durch Lohnsenkungen (internal
devaluation) und Ausgabenkürzungen der öffentlichen Hand
(Haushaltskonsolidierung mitten in einer Depression) die Rezession vertieft.
Die Binnennachfrage kommt zum Erliegen und die Wirtschaftsleistung stockt.
Was
ist zun tun?
Wesentliche
theoretische und empirische Belege stützen die Idee, dass ein Deficit Spending den Output steigern und
die Erholung der Wirtschaft fördern kann, schreibt Pontus Rendahl in einem lesenswerten Artikel ( „A case for balanced-budget stimulus“) in
Voxeu.
Eine
Multiplikatorwirkung („balanced-budget
stimulus“) kann die Wirtschaft auf einen steileren Weg der Erholung bringen,
bemerkt der an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der University of Cambridge tätige Dozent.
Es
gibt seiner Meinung nach drei wesentliche Bedingungen, unter denen der
fiskalische Multiplikator leicht mehr
als 1 betragen kann, unabhängig von der Art der Finanzierung, erklärt Rendahl.
Drei
Bedingungen für einen grossen budgetneutralen Multiplikator (balanced-budget multiplier) sind wie
folgt:
(1) Wenn
die Zinsen in der Nähe oder auf Null Untergrenze sind, werden Bargeld und Bonds
als perfekte Substitute wahrgenommen. Ein ausgeliehener US-Dollar
(Kreditvergabe) ist nicht mehr ein ausgeborgter US-Dollar (Kreditaufnahme) und
Bargeld wird gehortet. In der Abbildung ist zu sehen, wie die Cash-Reserven der
Geschäftsbanken bei der Fed von 2003 bis heute angestiegen sind.
Cash-Reserven
der Banken bei der Fed, Graph: Pontus
Rendahl, University of Cambridge
Unter
diesen besonderen Umständen ändern sich die Gesetze der Makroökonomie. Ein
Dollar, der vom Staat ausgegeben wird, ist nicht mehr ein Dollar, der anderswo
gespart wird. Ein Dollar wird stattdessen unter der Matratze aufbewahrt. Auch
die dem Say‘sches Gesetz (jedes
Angebot schafft seine Nachfrage selbst) unterliegende Logik bricht zusammen, legt Rendahl dar. In
einer Liquiditätsfalle schafft das
Angebot eines Gutes (z.B. Arbeit) nicht seine Nachfrage selbst, sondern führt
unmittelbar zu einem Anstieg der Nachfrage nach Bargeld.
(2)
Wenn die Arbeitslosigkeit in der Nähe oder auf der natürlichen Rate liegt, ist
es laut Rendahl unwahrscheinlich, dass Mehr-Ausgaben zu einem wesentlichen
Anstieg des Output (d.h. BIP) führen. Die Arbeit ist teuer und die Unternehmen
finden es vielleicht schwierig, die erforderlichen Arbeitskräfte zu
rekrutieren, um die Produktion zu erweitern. Eine Erhöhung der Ausgaben der
öffentlichen Hand kann zu einem Anstieg der Preise führen.
Wenn
aber die Arbeitslosigkeit hoch ist,
läuft die Geschichte anders. Der grosse Pool an inaktiven Arbeitnehmern
erleichtert die Rekrutierung von Arbeitskräften und Unternehmen dürften das
Geschäft erweitern. Eine Erhöhung der Staatsausgaben kann einen Anstieg der
Produktion herbeiführen, mit vernachlässigbaren Auswirkungen auf die Preise. Crowding-out stellt unter diesen Umständen
keine unmittelbare Gefahr dar.
Die
Kombination der Ideen, die aus (1) und (2) herrührt, impliziert, dass der
fiskalische Multiplikator, unabhängig von der Finanzieungsquelle, nahe bei 1
liegen dürfte (Haavelmo Theorem).
(3)
Wenn die hohe Arbeitslosigkeit hartnäckig
ist, erhöht eine steuerfinanzierte Erhöhung der Staatsausgaben den Output und
senkt die Arbeitslosenquote, sowohl in der Gegenwart als auch in Zukunft. Ein
Anstieg der Nachfrage der öffentlichen Hand erhöht den gesamten Weg der wirtschaftlichen
Erholung. Ein mit Steuermitteln finanzierte Anstieg der Staatsausgaben setzt
eine Bewegung in Gang, sodass die Ausgaben Ausgaben erzeugen.
PS:
Mehr
zum Thema „balanced-budget“ in diesem
Blog: hier.
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