Vor
ein paar Tagen hat Alan Greenspan
seinen Nachfolger in Schutz genommen. Angriffe auf Ben Bernanke, sagte er in
einem Gespräch mit FT, sind vollkommen unangemessen und destruktiv. Greenspan
hat recht, schreibt Paul Krugman in seiner
lesenswerten Kolumne („Not Enough
Inflation“) am Freitag in NYT.
Warum
sind aber die Angriff auf Bernanke so zerstörerisch? Die Angreifer wollen, dass
die Fed auf die Bremse tritt, wenn sie gerade aufs Gas treten sollte.
Grundsätzlich wollen die Rechten, dass die Fed besessen von Inflation ist,
während die Wahrheit nahelegt, dass wir besser dran wären, wenn die Fed
Arbeitslosigkeit mehr Aufmerksamkeit schenken würde, legt Krugman dar.
Im
Einzelnen: die Besessenheit von Inflation: seit mindestens drei Jahren warnen
rechtsstehenden Ökonomen, Experten und Politiker vor einer galoppierenden
Inflation, die gleich um die Ecke lauert, und sie liegen damit immer noch
falsch, erklärt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises. Die Inflation verläuft
an diesem Punkt ein wenig unterhalb der von der Fed festgelegten Zielmarke.
Nun
hat die Fed ein Doppelmandat: die Fed soll sich sowohl um die Beschäftigung als
auch um die Preisstabilität kümmern. Und während wir gegenwärtig mehr oder
weniger Preisstabilität gemäss Definition der Fed haben, ist die Wirtschaft bei
weitem nicht bei Vollbeschäftigung. Das bedeutet laut Krugman, dass die Fed zu
wenig unternimmt, nicht zu viel.
Jahresteuerung gemäss BPP, Graph: BPP Index via Prof. Paul Krugman
PS: Das
Billion Prices Project (BPP) verwendet die Preise via Internet, um eine
angemessene Messgrösse in Bezug auf die Jahresteuerung zu gestalten, welche
völlig unabhängig von öffentlichen Behörden ist. Die Daten decken sich nicht
perfekt mit den CPI-Daten, sollten sie auch nicht. Aber der BPP-Index ist
genauso "still" wie die offizielle Zahlen (Verbraucherpreis-Index).
Krugman
unterstreicht zugleich, dass eine aggressivere Geldpolitik der Fed zur
Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu einer Inflation über dem Zielwert von 2%
führen könnte. Aber der an der University
of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor erinnert an das Doppelmandat:
wenn die Fed sich weigert, trotz einer katastrophalen Leistung in Sachen
Beschäftigung auch nur das geringste Risiko in Sachen Inflation einzugehen, verstösst
sie gegen ihre eige Gründungsurkunde. Und darüber hinaus wäre ein Anstieg der
Inflation auf 3% oder sogar 4% für die Wirtschaft sogar fast sicher hilfreich.
Bernanke
mag zwar darauf bestehen, dass er und seine Kollegen von der Politik nicht
tangiert werden, aber diese Behauptung ist mit den Massnahmen der Fed schwer
abzugleichen oder vielmehr mit dem Fehlen von Massnahmen, erläutert Krugman.
Wie
viele Beobachter feststellen, zeigen die Prognosen der Fed selbst, dass in den
kommenden Jahren mit einer niedrigen Inflation und hoher Arbeitslosigkeit zu
rechnen ist. Angesichts dieser Aussichten versteht sich mehr mengenmässige
Lockerung der Geldpolitik („quantitative
easing“) von selbst. Doch die kürzlich veröffentlichten Sitzungsnotizen des
geldpolitischen Ausschusses der Fed vom 13. März belegen, dass die Fed geneigt
ist, nichts zu unternehmen, bis die Dinge sich verschlechtern.
Was ist also los? Krugman
denkt, dass die Fed-Vertreter, ob sie es zugeben oder nicht, sich
eingeschüchtert fühlen und amerikanische Arbeitnehmer den Preis für ihre
Schüchternheit zahlen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen