Freitag, 6. April 2012

Es gibt kaum Inflation


Vor ein paar Tagen hat Alan Greenspan seinen Nachfolger in Schutz genommen. Angriffe auf Ben Bernanke, sagte er in einem Gespräch mit FT, sind vollkommen unangemessen und destruktiv. Greenspan hat recht, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Not Enough Inflation“) am Freitag in NYT.

Warum sind aber die Angriff auf Bernanke so zerstörerisch? Die Angreifer wollen, dass die Fed auf die Bremse tritt, wenn sie gerade aufs Gas treten sollte. Grundsätzlich wollen die Rechten, dass die Fed besessen von Inflation ist, während die Wahrheit nahelegt, dass wir besser dran wären, wenn die Fed Arbeitslosigkeit mehr Aufmerksamkeit schenken würde, legt Krugman dar.

Im Einzelnen: die Besessenheit von Inflation: seit mindestens drei Jahren warnen rechtsstehenden Ökonomen, Experten und Politiker vor einer galoppierenden Inflation, die gleich um die Ecke lauert, und sie liegen damit immer noch falsch, erklärt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises. Die Inflation verläuft an diesem Punkt ein wenig unterhalb der von der Fed festgelegten Zielmarke.

Nun hat die Fed ein Doppelmandat: die Fed soll sich sowohl um die Beschäftigung als auch um die Preisstabilität kümmern. Und während wir gegenwärtig mehr oder weniger Preisstabilität gemäss Definition der Fed haben, ist die Wirtschaft bei weitem nicht bei Vollbeschäftigung. Das bedeutet laut Krugman, dass die Fed zu wenig unternimmt, nicht zu viel.


Jahresteuerung gemäss BPP, Graph: BPP Index via Prof. Paul Krugman

PS: Das Billion Prices Project (BPP) verwendet die Preise via Internet, um eine angemessene Messgrösse in Bezug auf die Jahresteuerung zu gestalten, welche völlig unabhängig von öffentlichen Behörden ist. Die Daten decken sich nicht perfekt mit den CPI-Daten, sollten sie auch nicht. Aber der BPP-Index ist genauso "still" wie die offizielle Zahlen (Verbraucherpreis-Index).


Krugman unterstreicht zugleich, dass eine aggressivere Geldpolitik der Fed zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit zu einer Inflation über dem Zielwert von 2% führen könnte. Aber der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor erinnert an das Doppelmandat: wenn die Fed sich weigert, trotz einer katastrophalen Leistung in Sachen Beschäftigung auch nur das geringste Risiko in Sachen Inflation einzugehen, verstösst sie gegen ihre eige Gründungsurkunde. Und darüber hinaus wäre ein Anstieg der Inflation auf 3% oder sogar 4% für die Wirtschaft sogar fast sicher hilfreich.

Bernanke mag zwar darauf bestehen, dass er und seine Kollegen von der Politik nicht tangiert werden, aber diese Behauptung ist mit den Massnahmen der Fed schwer abzugleichen oder vielmehr mit dem Fehlen von Massnahmen, erläutert Krugman.

Wie viele Beobachter feststellen, zeigen die Prognosen der Fed selbst, dass in den kommenden Jahren mit einer niedrigen Inflation und hoher Arbeitslosigkeit zu rechnen ist. Angesichts dieser Aussichten versteht sich mehr mengenmässige Lockerung der Geldpolitik („quantitative easing“) von selbst. Doch die kürzlich veröffentlichten Sitzungsnotizen des geldpolitischen Ausschusses der Fed vom 13. März belegen, dass die Fed geneigt ist, nichts zu unternehmen, bis die Dinge sich verschlechtern. 

Was ist also los? Krugman denkt, dass die Fed-Vertreter, ob sie es zugeben oder nicht, sich eingeschüchtert fühlen und amerikanische Arbeitnehmer den Preis für ihre Schüchternheit zahlen.

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