Der
letzte Schrei ist, dass die expansive Geldpolitik im Allgemeinen ein Geschenk
an die Banken und Plutokraten sei, wie in einem Artikel („How the Fed Favors The 1%“) im WSJ veranschaulicht wird. Das WSJ
stellt die Behauptung auf, dass es bei der ganzen Debatte über „1% versus 99%“ eigentlich
darum gehen sollte, die Fed zu zügeln oder vielleicht ganz abzuschaffen.
Paul Krugman bedauert vor diesem Hintergrund in seinem Blog, dass auch einige
gute Leute wie z.B. Simon Johnson und Daron Acemoglu leider zumindest eine Version der Geschichte ("Who captured the Fed?") abkaufen.
Was
stimmt aber mit der Idee nicht, dass das Anwerfen der Druckmaschine ein
Geschenk an die Plutokraten sei, wie in den vergangenen Wochen v.a. aus der
rechten Seite des politischen Spektrums verbreitet wird?
Sowohl
Joe Wiesenthal als auch Mike Konczal haben darauf hingewiesen, dass die mengenmässige Lockerung
der Geldpolitik (QE: quantitative easing)
nicht von Finanziers und Rentiers (siehe dazu mehr hier und hier) einer ahnungslosen
Bevölkerung aufgenötigt worden ist. Die QE wird nämlich trotz Protestgeschreie
aus dem Finanzsektor umgesetzt.
Darüber
hinaus möchte Krugman über die Wirtschaft reden. Die naive (oder absichtlich
irreführende) Version der Fed-Politik ist, zu behaupten, dass Ben Bernanke das
„Geld“ einfach Banken „gebe“. Was die Fed wirklich macht, ist, natürlich, Dinge
zu kaufen, i.d.R. kurzfristige Staatspapiere, heutzutage manchmal auch andere
Papiere. Es ist also kein Geschenk.
Um
zu behaupten, dass es effektiv ein Geschenk ist, muss man belegen, dass die
Preise, die die Fed zahlt, künstlich hoch sind oder gleichwertig, dass die
Zinssätze künstlich niedrig gedrückt werden, erklärt Krugman. Wenn man aber
darüber nachdenkt, ist die Behauptung bizarr.
Was
ist un-künstlich, oder wenn man will, „natürlicher“ Zinssatz? Wie es sich
herausstellt, ist der natürliche Zinssatz der Satz, welcher zu einer stabilen
Inflation führt, in mehr oder weniger Vollbeschäftigung.
Zur
Zeit herrschen niedrige Inflation und hohe Arbeitslosigkeit, was stark darauf
hinweist, dass der natürliche Zinssatz unter dem aktuellen Niveau liegt. Die
Fed-Politik ist nicht irgendeine Art von Geschenk an die Banken. Es ist nur ein
Versuch, der Wirtschaft das zu geben, was sie benötigt, argumentiert Krugman.
Ferner:
Die Bemühungen der Fed, um dies zu tun, helfen Banken wahrscheinlich nicht.
Ganz im Gegenteil. Die Banken nehmen weitgehend kurzfristige Kredite auf und
vergeben langfristige Kredite. Alles, was den Spread zwischen den kurzfristigen
und langfristigen Zinssätzen zusammendrückt, ist sehr wahrscheinlich schädlich
für die Erträge der Banken. Und was die Fed heute eigentlich macht, ist, den
Spread weitgehend zu komprimieren.
Wie
tut die expansive Geldpolitik aber dem 99 Prozent angeblich weh? Wer ist alles im
Land auf die festverzinslichen Anleihen angewiesen? Es sind die typischen
pensionierten Amerikaner, die weitgehend von der sozialen Sicherheit leben. Die
Social Security ist aber gegen die
Inflation indexiert. Das heisst, dass das Fundament der Altersversorgung vor
Inflation geschützt ist.
Nein,
bemerkt Krugman mit Nachdruck. Die wahren Opfer der expansiven Geldpolitik sind
die gleichen Leute, wie die Mythologie derzeit nahelegt, die solche Politik
vorantreiben. Und das erklärt, warum wir von dem Gegenteil hören. Es ist George
Orwells Welt, in der wir leben, fasst Krugman zusammen.
PS:
Rentier (siehe dazu mehr hier und hier) sind Leute, die von
Kapital und Immobilienerträgen leben, ohne selbst noch aktiv am Geschäftsleben
teilzunehmen.
PPS:
Plutokratie: Die Herrschaft
des Geldes („Geldadel“).
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