Peter Dorman befasst sich in seinem Blog Econospeak mit der politischen Ökonomie
der gesamtwirtschaftlichen Politik (macro-policy).
Es
gibt zwei Lager, wenn man es salopp ausdrücken darf: diejenigen, die in erster
Linie durch die Gefahren des Einkommens motiviert sind, und diejenigen, die
durch die Gefahren des Vermögens motiviert sind.
Bedrohungen
des Einkommens nehmen die Form von Arbeitslosigkeit, Lohneinbussen und Verluste
der öffentlichen Zuwendungen ein. Die wirtschaftspolitischen Massnahmen, die
für diese Gruppe interessant sind, sind i.d.R. keynesianischer Art: lockere
Geldpolitik und expansive Fiskalpolitik, d.h. Massnahmen, die der Ankurbelung
der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage dienen.
Bedrohungen
des Vermögens nehmen die Form von Inflation und Zahlungsunfähigkeit (default) ein. Die wirtschaftspolitischen
Massnahmen, die für diese Gruppe interessant sind, werden i.d.R. als orthodox
bezeichnet: straffe Geldpolitik, Einschränkungen der Neuverschuldung der
öffentlichen Hand und Feindseligkeit gegenüber Massnahmen, welche die
Rentabilität der den Vermögens- und Kreditmärkten zugrunde liegenden Basiswerte
verringern, was öfters als „Flexibilität des Arbeitsmarktes“ verhüllt präsentiert
werden.
Wichtig
ist, sich zu vergegenwärtigen, dass Dorman hierbei aus ökonomischer Sicht kein
Urteil darüber fällen will, was richtig, was falsch ist oder was gut, was
schlecht ist. Er bezieht sich darauf, bestimmte politische Konstellationen an
bestimmten Interessen anzubringen.
Entsprechen
aber diese Perspektiven Klasseninteressen?
Ja und nein. Klar ist, dass
wohlhabende Personen wahrscheinlich mehr besorgt um das Vermögen sind als um
das Einkommen. Und das Umgekehrte gilt für diejenigen, die über wenig Vermögen
verfügen. Dennoch gibt es keine strikte Zuordnung, hebt Dorman hervor.
Wie
wirken sich diese Perspektiven auf den wirtschaftspolitischen Diskurs aus?
Was
wir von Orthodoxie wissen, ist, dass der Standpunkt explizit auf
Vermögenseffekte beruht. Das heisst, dass die Inflation immer gleich um die
Ecke lauert und jede zusätzliche Kreditaufnahme der öffentlichen Hand den Weg
zu Zahlungsunfähigkeit ebnet: „die Menschen müssen lernen, mit weniger
auszukommen und alle Schulden in vollem Umfang zurückzahlen“.
Inflation
wird von Orthodoxie in erster Linie als Bedrohung für das Einkommen
präsentiert, als die „grausamste aller Steuern“. Die Identität zwischen
Einnahmen und Ausgaben (was durch die Leistungsbilanz angeglichen wird) wird
dabei natürlich geflissentlich beiseite gelegt. Das heisst, dass der ganze
Appell darauf basiert, Verwirrung zu stiften. Daher spielt die politische
Ökonomie in der Gestaltung des Diskur um die wirtschaftliche Belange eine
stärkere Rolle, unterstreicht Dorman.
Auf
der keynesianischen Seite betrifft die Bedrohung des Nachfrageausfalls im Hinblick
auf Gewinne und die Ansprüche der Märkte auf Gewinne. Und die Argumente in
Sachen Inflation sind einfach überzogen.
Es
gibt aber auch einen emotionalen Aspekt, der die Zeit betrifft. Keynesianer
betonen die Bedeutung des Potenzials auch für die nahe Zukunft in Bezug auf die
künftige Produktion von Wohlstand, indem sie Optimismus zum Ausdruck bringen. Das
heisst, dass es dabei um eine zupackende Haltung, eine anpackende Mentalität
handelt. „Folgen wir der richtigen Wirtschaftspolitik, können wir gemeinsam
eine höhere Lebensqualität erreichen“. Die Orthodoxen, die sich um den Schutz
des Vermögens aus der Vergangenheit kümmern, drücken eine Art Sturheit aus.
Interessant
ist, dass Dorman auf das Argument „Vertrauen“ auf der Seite der Orthodoxen
nicht eingeht. In der öffentlichen Debatte versuchen die Orthodoxen die
Bedrohung des Vermögens auch als Gefahr für diejenigen ohne Vermögen gleich darzustellen.
Ihre Argumentation lautet, dass die Reichtum-Inhaber eine entscheidende Rolle
bei Investitionen spielen und die Investitionen der Schlüssel zum Schutz des
Einkommens sind. Es ist natürlich Unsinn.
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