Buchbesprechung:
Frances Coppola: The Case for People’s Quantitative Easing, Polity Books, Sept 2019, London.
Dieses Buch argumentiert, dass der beste Weg, um eine schwer angeschlagene Wirtschaft wieder in Stand zu setzen, ist, das Geld unmittelbar an die Menschen zu geben anstatt mit QE (quantitative easing) über Finanzmärkte einzuschreiten.
Das Vorgehen nennt die Autorin „QE for People“ (QE für Menschen), und zwar in Form von Helicopter Money.
Zur Erinnerung: Es gibt eine klare Unterscheidung zwischen der Fiskalpolitik und dem Hubschraubergeld (Helicopter Money). Der Zweck der Fiskalpolitik ist die Umverteilung bestehender Mittel. Der Zweck des Hubschraubergeldes besteht darin, neues Geld zu schaffen und zu verteilen.
Die Erhöhung der Notenbankgeldmenge (base money) zur Bekämpfung der Deflation, die durch abnehmende Bankkredite ausgelöst wird, ist die Aufgabe der Zentralbank, betont Frances Coppola von Anfang an.
Das Geld ist nicht knapp.
Beispielsweise hat die US-Regierung im Sog der Subprime-Krise den Banken und Finanzinstituten in den USA im Rahmen des TARP-Programms sofort 700 Mrd. USD zur Verfügung gestellt. Der Nutzniesser war die Wall Street. Die Main Street hat aber nichts davon gehabt. So wurden Gewinne privatisiert, aber die Verluste sozialisiert. Es ist Zeit, das Geld durch die Zentralbanken direkt an das Volk zuzuteilen, so die feste Überzeugung der Autorin.
Bemerkenswert, dass die Idee von „Helicopter Drop“ von Milton Friedman stammt, von damals, um anhaltenden Konsequenzen der Great Depression in den 1930er Jahren Einhalt zu gebieten.
Coppola stellt zum Vergleich auch die gegenwärtigen Formen des QE-Konzeptes (von z.B. Buiter, Bernanke, Turner, Keen usw.) tabellarisch übersichtlich (short-term stimulus und long-term financing) dar, mit der Hervorhebung, dass es in erster Linie darum geht, den fatalen Auswirkungen der Fiscal Austerity gegenzusteuern und das Wirtschaftswachstum wiederherzustellen.
In einem lesenswerten Abschnitt (2) erklärt die Autoren ferner, wie das Geld im Fiat Money einfach aus der Luft (out of thin air) geschaffen wird und welche Rolle dabei die Bankreserven spielen. Auch das wichtige Thema, warum Investitionen vorgehen und Sparen später kommt, wird von ihr ausführlich beleuchtet.
Der hauptsächliche Begünstige des europäischen QE-Programms ist laut Coppola Deutschland. Berlin kann sich heute leisten, sich zu negativen Zinsen zu finanzieren, und zwar bis auf 10 Jahre. Überschuss-Länder in Europa exportieren heute ECB’s QE, um die Nachfrage aus dem Ausland zu bedienen. Das sei nicht nachhaltig. Defizit-Länder, die in der Zwangsjacke der EU-Fiskal-Regeln stecken, brauchen Luft zum Atmen.
QE für Menschen erfordert aber eine enge Zusammenarbeit zwischen der Zentralbank und der Regierung. Das ist ein Satz, den die Autorin im Buch mehrmals mit Nachdruck unterstreicht. Ein top-aktuelles Thema, welches ohne ideologische Scheukappen angepackt wird; eindrucksvoll informativ und wissenswert.
Frances Coppola: “The Case for People’s Quantitative Easing”, Polity Books, Sept 2019
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