Wo
wäre Google heute ohne die staatlich
geförderten Investitionen im Internet und ohne den Zuschuss von US National Science Foundation (NSF), der
die Entdeckung des eigenen Algorithmus finanziert hat, schreibt Mariana Mazzucato in einem lesenswerten
Artikel („Without state spending there’d be no Google or GlaxoSmithKline“) in
The Guardian.
Wo
wären GlaxoSmithKline oder Pfizer ohne 600 Mrd. $, die das US National Institute of Health in die
Forschung und Entwicklung investiert hat, was zu 75% zu den innovativsten neuen
Medikamenten in den letzten 10 Jahren geführt hat?
Die
Rolle des Staates in jedem dieser Fälle hatte nicht einfach mit der Korrektur
von „Marktversagen“ zu tun. Was die öffentliche Hand getan hat, war, grosses
Risiko einzugehen, bevor der Privatsektor es gewagt hat, einzusteigen. Der
Staat hat „unternehmerisch“ gehandelt, hebt die an der University of Sussex (UK) lehrende Wirtschaftsprofessorin hervor.
Im
Biotech-Sektor ist Venture Capital erst 15 Jahre nach den
Investitionen der öffentlichen Hand in die Biotech-Wissensbasis eingestiegen.
Im Nanotech-Sektor waren es die
Wissenschaftler von NSF, die den Begriff geprägt haben, bevor die
Privatwirtschaft die Ertragschancen erkannt hat, erläutert Mazzucato weiter.
Der
Staat ist nicht nur wichtig, der Wirtschaft während Rezessionen durch die
Fiskalpolitik einen Kick-Start zu
geben, sondern auch in Boom-Zeiten die Wege zu ebnen, die mit dem Beginn der
neuen technologischen und Marktchancen einhergehen. In solchen Zeitperioden
wartet der Privatsektor auf die öffentliche Hand, die schwere und riskante
Investitionen tätigt. Keynes hat einst
Unternehmen daher als „domesticated
animals“ beschrieben, die die staatliche Hilfe benötigen, um Löwen werden
zu können.
Mazzucato
beschreibt die wesentlichen Merkmale der
Innovation wie folgt:
(1) Innovation is kollektiv, was unterschiedliche
Arten von Unternehmen, finanzielle Mittel und staatliche Institutionen
einschliesst.
(2) Innovation ist aber auch unsicher, mit hohen Ausfallraten,
aber auch mit hohen Renditen verbunden, wobei die öffentliche Hand das grösste
Mass an Risiken und Unsicherheiten übernimmt und
(3) kumulative Innovation von
heute baut auf Innovation von gestern. Das heisst, dass bestimmte Agenten in
der Lage sind, sich entlang der Innovationskurve strategisch zu positionieren
und im gesamten Area mehr Erträge zu erlangen als den eigenen marginalen
Beitrag. Das Risikokapital tritt spät ein und kassiert aus der Industrie ab,
die es nicht selbst erstellt hat.
Fazit: Prof. Mazzucato betont mit Bezug
auf Grossbritannien, dass die Neuordnung (rebalancing)
der Wirtschaft nicht nur eine Neuordnung weg vom Finanzsektor ab in Richtung
Fertigung ist, sondern die Neuordnung von Indikatoren der wirtschaftlichen
Leistungsfähigkeit, die in allen Sektoren „zu finanzsektor-lastig“ geworden sind,
sodass kurzfristige Gewinne anstatt Wertschöpfung belohnt werden.
Eine
öffentliche Investitionsbank könnte helfen, ein Finanzsystem zu schaffen,
welches Innovation dient, statt Innovation, die dem Finanzwesen dienen. Vorerst
muss aber darüber diskutiert werden, woher die Werte kommen. Und „wir müssen
lernen, nicht nur einzelne Unternehmer zu feiern, sondern auch die aktiven
Investitionen der öffentlichen Hand, die einen guten Start ermöglichen“.
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