Donnerstag, 8. März 2012

QE, Operation Twist und sterilized QE

Fed-Chef Ben Bernanke hat zwar vor ein paar Wochen angedeutet, dass es keine neue Runde der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik (genannt QE: quantitative easing) geben wird.

Aber es gibt offenbar Überlegungen, die im geldpolitischen Ausschuss der US-Notenbank derzeit angestellt werden, eine neue Art von Anleihekaufprogramm in Angriff zu nehmen, wie Jon Hilsenrath in einem ausführlichen Artikel („Sterilized Bond Buying an Option in Fed Arsenal“) in WSJ berichtet.

Die Fed könnte mit dem neuen Ansatz langfristige Anleihen (Hypotheken-Anleihen und US-Treasury Bonds) kaufen und sich gleichzeitig zu niedrigen Zinsen Geld am Markt leihen. Die ordentliche Fed-Sitzung findet nächste Woche statt. Es gilt heute aber nicht als sicher, dass die Fed ein neues Anleihekauf-Programm ankündigt.

Die neue Fed-Strategie zum Ankauf von Anleihen am Markt ist aber insofern von Bedeutung, als die Rohstoffpreise und Aktien dadurch weiter zulegen dürften oder der US-Dollar weiter fallen könnte, was unter Investoren die Wahrnehmung aufkommen liesse, dass auf diese Weise Inflation ausgelöst würde.

Die Fed hat bisher seit 2008 unterschiedliche Arten von Anleihekaufprogrammen an den Tag gelegt. Das Ziel war, die Renditen am langen Ende der Ertragskurve nach unten zu drucken, um Investitionen von Unternehmen und Ausgaben von privaten Haushalten anzukurbeln.


Sterilized Bond Buying, Graph: Jon Hilsenrath, WSJ

(1) QE: Quantitative Easing

Die Fed hat mit der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik (QE I und QE II) von 2008 bis 2011 in mehreren Runden rund 2‘300 Mrd. $ in den Markt gepumpt. Gekauft wurden v.a. US-Treasury Bonds und hypothekenbesicherte Wertpapiere.

(2) Operation Twist

Mit der Strategie Operation Twist (siehe auch hier) hat die Fed kurzfristige Staatspapiere verkauft und mit dem Erlös langfristige Anleihen gekauft. Die Fed hat mit Operation Twist Anleihen in Höhe von rund 400 Mrd. $ gekauft, ohne neues Geld zu schaffen.

(3) Sterilized QE

Das wäre der neue Ansatz der Fed. Die Fed könnte Geld druckend Anleihen am Markt aufkaufen, aber zugleich bestimmen, wie die Investoren und die Banken das Geld verwenden, indem sie die Liquidität sterilisiert.

Die Fed verfolgt mit diesen Programmen in erster Linie das Ziel, die Anzahl der ausstehenden langfristigen Anleihen in den Händen von Investoren und Banken zu reduzieren. Die Rendite würde folglich fallen und die Investoren animieren, mehr Risikobereitschaft erkennen zu lassen, was zu mehr Investitionen und einem Anstieg der Ausgaben der privaten Haushalte führen würde.

Der Unterschied zwischen den drei Ansätzen ist, wo das Geld herkommt und wo das Geld landet. Die Fed hat buchstäblich kein Geld gedruckt, sondern das Geld den Banken und Investoren elektronisch gutgeschrieben, wenn sie mit dem neuen Geld unter QE Anleihen angekauft hat. Daher ist die Mehrzahl der Fed-Vertreter der Ansicht, dass die Reserven, die die Fed erzeugt hat, keine Inflationsgefahr darstellen.

Mit dem dritten Ansatz würde die Fed laut Hilsenrath Geld schaffen, um langlaufende Anleihen zu kaufen. Die Fed würde aber das Geld „einsprerren“. Das heisst, dass sie sich das Geld von den Investoren kurzfristig (für z.B. 28 Tage) zu einem niedrigen Zinssatz wieder zurückleihen.

Die Transaktion ist eigentlich als „reverse repo“ (siehe mehr dazu hier und hier) bekannt. Ein zugehöriges Programm ist „term deposit“ (siehe mehr dazu hier und hier). Die Auswirkungen dieses Ansatzes sind aber ähnlich wie die von Operation Twist. Die Fed setzt jedoch die „reverse repo“-Programme für den Entzug der Liquidität ein, wenn sie den geldpolitischen Kurs straffen will. Aber die Strategie könnte dennoch zum Einsatz kommen, wenn die Fed die Liquidität feinsteuern muss.

Die Fed-Vertreter diskutieren daher laut Hilsenrath zur Zeit in New York die Vor- und Nachteile der drei Ansätze. Die dritte Strategie scheint mehr Optionen zu haben als die ersten zwei Strategien, was v.a. das Ausmass des Programms betrifft.

Das Anleihekaufprogramm „sterilized QE“ könnte darüber hinaus nicht nur mit Banken, sondern auch mit Finanzunternehmen umgesetzt werden, wie Geldmarktfonds, was die Flexibilität der Fed erhöhen würde, die Reserven zu managen.

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