Aktuelle
Wahrergebnisse in Europa scheinen buchstäblich zu zeigen, was es bisher
Wirtschaftsdaten nicht gelungen ist, zu zeigen: die Austerität-Doktrin in
Europa ist ein dicker, fetter Misserfolg, schreibt Paul Krugman in seinem Blog. Zu Recht.
Der
Träger des Wirtschaftsnobelpreises kündigt zugleich mit Hinweis auf BusinessInsider an, dass es nun offiziell ist, dass
Keynes Recht hatte. Es gibt seit drei Jahren fatale
Warnungen davor, dass die Bond Vigilantes im Angriff
seien. Es gilt sich aber immer wieder zu vergegenwärtigen, dass die Rendite der
US-Treasury Bonds mit 10 Jahren Laufzeit nach wie vor unter 2% verbleibt.
Es
ist daher wichtig, zu verstehen, dass das, was wir gerade beobachten, nicht ein
Scheitern der orthodoxen Ökonomie ist. Die Standard-Volkswirtschaftslehre ist
in diesem Fall die keynesianische Position. Das heisst, dass die Ökonomie
darauf basiert, was der Berufsstand in den vergangenen drei Generationen
gelernt hat und worauf es in den meisten
Lehrbüchern ankommt, legt Krugman dar.
Die
Austerität (d.h. rigorose Sparmassnahmen) ist einfach aus der Luft gegriffen
worden, um mit ein paar zweifelhaften historischen Beispielen Vorurteilen der
Elite zu dienen.
Und
das Fazit lautet, dass Keynesianer
völlig Recht haben und die Austerians (Anhänger
des Marktfundamentalismus der Österreichischen Schule) völlig falsch liegen,
und zwar auf Kosten von vielen Menschen.
Veränderung
in Arbeitskosten (2009 – 2011), Graph:
Prof. Paul Krugman
Die
Wirtschaftsstrategie des Euro-Raumes ruht auf zwei Säulen: (1) Vertrauen durch
Fiscal Austerity und (2) „internal
devaluation“ (d.h. interne Abwertung).
Der
Punkt (1) bedeutet ohne Zweifel eine Katastrophe.
Der
Punkt (2) bedeutet, Löhne und Preis drücken, um Wettbewerbsfähigkeit zu
erlangen, nicht durch die Abwertung der Währung, weil die Krisenstaaten der
Euro-Zone keine eigene Währung haben, aber nun die Löhne im Vergleich zu
Handelspartnern kürzen müssen. Das ist in den Krisenstaaten, die in guten
Zeiten einen viel schnelleren Anstieg der Inflation als im Rest Europas erlebt
haben, von entscheidender Bedeutung. Der Prozess muss jetzt rückgängig gemacht
werden.
Als
der Euro eingeführt wurde, lautete der Anspruch, dass die Reformen die
Arbeitsmärkte flexibilisieren würden. Das heisst, dass die Löhne leicht steigen und
fallen würden.
Die
aktuellen Daten von Eurostat
zeigen, dass selbst in Irland, wo diesbezüglich
„Fortschritte“ erzielt worden sind, die Löhne nur wenig nach unten gedrückt
werden konnten. Da die Arbeitskosten inzwischen im Rest der Euro-Zone gestiegen
sind, ist die aktuelle interne Abwertung im Fall von Irland höher. Krugman
errechnet einen Wert von rund 5 ½%. Die
Anpassung erfolgt m.a.W. schmerzhaft langsam und nicht schnell genug, um eine
Katastrophe des gegenwärtigen Kurses zu vermeiden.
Und
Deutschland müsste eine „internal revaluation“ (interne
Aufwertung) erleben, hebt der an der Princeton
University lehrende Wirtschaftsprofessor hervor. Das heisst, dass die
relativen Kosten ansteigen müssen.
Krugman
schlägt im Grunde genommen drei Schritte zur Rettung der
Gemeinschaftswährung vor:
(a) Die
EZB würde Staatsanleihen der Euro-Staaten aufkaufen.
(b) Die
Länder mit einem grossen Aussenhandelsüberschuss ( Kern der Euro-Zone) müssten
kurzfristig eine starke Nachfrage nach Gütern aus den Ländern mit unhaltbaren
Aussenhandelsdefiziten (Peripherie der Euro-Zone) entwickeln.
(c) Die
Länder mit einem grossen Aussenhandelsüberschuss (wie z.B. Deutschland,
Niederlande usw.) würden mittelfristig eine moderate Inflation von 3 bis 4%
zulassen, um Ländern mit einem grossen Aussenhandelsdefizit keine kostspielige Deflation aufzunötigen.
Das
heisst: eine expansive Geldpolitik durch die EZB und ein Konjunkturprogramm für
Deutschland.
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