Die
Schweizerische Nationalbank (SNB) will sowohl Inflation als auch Deflation
verhindern. Ihr Ziel ist Preisstabilität, weil Inflation und Deflation zu
willkürlichen Einkommens- und Vermögensverteilung führen und das Wachstum
beeinträchtigen können.
Die
SNB führt die Geld- und Währungspolitik daher im Gesamtinteresse des Landes,
indem sie die Preisstabilität gewährleistet, und
dabei der konjunkturellen Entwicklung Rechnung trägt.
Die
SNB hat m.a.W. ein Doppelmandat ähnlich wie die US-Notenbank. Die Fed hat (dual mandate) sowohl Preisstabilität
als auch Vollbeschäftigung zum Ziel.
In
den vergangenen Wochen werden jedoch Stimmen laut, dass die Fed sich darauf
konzentrieren soll, die drohende Inflation zu bekämpfen. Der Teufel wird an die
Wand gemalt. Die Angst vor einer galoppierenden Inflation greift um sich.
Luigi Zingales fordert in einem Artikel
(„End Double Mandate to Save Fed’s Independence“)
in Bloomberg, dass die Fed sich auf
die Geldwertstabilität beschränken soll. Das Doppelmandat gebe der Fed „zu viel
Flexbilität“, um die Wirtschaftspolitik an die Stelle von Regierung zu
gestalten. Genau dies mache die Fed politisch verwundbar. „Die Zentralbank kann
unabhängig oder Aktivist sein. Aber nicht beides. Unabhängigkeit ist besser“,
fasst der an der University of Chicago, Booth
School of Business lehrende Wirtschaftsprofessor zusammen.
Inflation
und Lohnwachstum in den USA; Graph:
Mary Daly, Bart Hobijn and Brian Lucking, FRBSF,
Economic Letter, April 2012.
Es
ist einer der bemerkenswerten Aspekte über die anhaltende Wirtschaftskrise, wie
viele Menschen auf das Geschehen reagieren, indem sie z.B. Doktrinen folgen,
die die Probleme verschlimmern. Das Leiden von Spanien und Irland belegt, dass
ausgeglichene Haushalte und niedrige Verschuldung in guten Zeiten keinen Schutz
gegen Krise bieten, wie Paul Krugman
in seinem Blog zum Ausdruck
bringt.
Europäische
Entschediungsträger stellen verschärfte fiskalpolitische Regeln in den Mittelpunkt
ihrer politischen Agenda. Die breiter gefasste Euro-Krise zeigt aber die
Kehrseite der festen Wechselkurse und der unflexiblen Geldpolitik, sodass die
Rechten am Goldstandard doppelt scheitern, beschreibt Krugman weiter. Und die Kernschmelze
an Finanzmarkt führt die Notwendigkeit für eine effektive Regulierung der
Banken vor Augen. Die Rechte fordern sogar weniger öffentliche Intervention.
Prof.
Zingales Forderung nach Abschaffung des Doppelmandats der Fed ist deswegen in
diesem Lichte zu verstehen.
Warum
ist aber das Vorhaben falsch?
Weil
nach unten starre Nominal-Löhne (siehe hier) eine Realität sind.
Krugman
deutet auf eine etwas ältere Forschungsarbeit („Near-Rational Wage and Price Setting and the Optimal Rates of Inflation
and Unemployment“) von Akerlof, Dickens und Perry hin, wo die Autoren
zeigen, dass, wenn die Nominal-Löhne nach unten strarr (rigid) sind, es ein Austauschverhältnis (trade-off) zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit gibt: eine
niedrige, aber positive Inflation steht mit einer anhaltend depressiven Wirtschaft im Einklang.
Doch eine Zentralbank mit einem einzigen Mandat (single mandate) würde all zu wahrscheinlich darauf hinweisen, dass
die Preisstabilität gewährleistet und ihre Arbeit getan sei.
Hinzu
kommt die Wahrschleichkeit, dass wir eine Inflation benötigen (mehr als 2%), um
eine anhaltende Liquiditätsfalle zu vermeiden und man kann sehen, dass ein single mandate verheerende Auswirkungen
hätte, erläutert der an der University of
Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.
Fazit: Die Wahrheit ist, dass das
Doppelmandat (dual mandate) der Fed
eine Rettung in der derzeitigen Situation ist und viel mehr eine Rettung wäre,
wenn die Fed auch die Beschäftigungsseite dieses Mandats ernst nehmen würde,
fasst Krugman zusammen.
PS: Die SNB hat die Folgen der Finanzkrise,
die die Weltwirtschaft 2008/2009 erschüttert hat, mit deutlich weniger realwirtschaftlichem
Schaden überstanden als die EZB, die ja pathetisch auf Inflation fixiert ist.
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