Freitag, 6. April 2012

Macro Blogs versus Micro Blogs


Es ist ein offenes Geheimnis, dass makroökonomische Fragen in der Blogosphäre und in den Nachrichten im Allgemeinen häufiger auftreten als mikroökonomische Fragen. Warum? Die Antwort ist einfach: Nachfrage und Angebot. Warum ist aber Macro mehr gesucht als Micro?

Peter Dorman bemerkt in econospeak, dass er ein Mikroökonom ist und es viele Leute wie ihn gibt. Er kenne die Prozentsätze nicht, aber er sei sicher, dass Mikroökonomen einen grossen Anteil an der globalen Wirtschaft ausmachen. Viele wichtige Ideen und empirische Erkenntnisse werden die ganze Zeit durch die Mikro-Pipeline geleitet, argumentiert Dorman.

„Doch wenn Sie über die Wirtschaft sonst nichts wussten als das, was Sie in der Blogosphäre lesen, dann würden Sie denken, dass die meisten Ökonomen auf der Makro-Seite sind, sodass die wichtigsten Schulen im Makro bestimmen, wie wir intellektuell sortiert werden und dass die reale Bedeutung der Wirtschaftswissenschaften v.a. Wirtschaftswachstum, Beschäftigung, Inflation usw. betrifft und dass die Makroökonomie dort ist, wo die Ideen herkommen“.

Wie kommt das?

Ist es, weil „die Finanzkrise und die weltweiten Konsequenzen wie die Politik der bitteren Fiskalhaushalte derzeit im Mittelpunkt stehen? Oder weil die Nachrichten in Makroökonomie viel schneller zirkulieren, mit neuen Daten, die jeden Tag auftauchen? Oder ist es, weil die ideologischen Implikationen der makroökonomischen Streitigkeiten deutlicher sind als die mikroökonomischen Meinungsverschiedenheiten?“.

Oder weil die wichtige Akteure wie Mark Thoma und Paul Krugman hauptsächlich über die Makroökonomie berichten? Tatsächlich geschehen grosse Dinge auf der Mikro-Seite des Ganges, betont Dorman.

Der Klimawandel verbleibt eine der weltweit grundlegenden Herausforderungen. Der Kampf gegen die Massenarmut hat eine mikro-ähnliche Wendung eingenommen. Und eine intellektuelle Drama der grossen Bedeutung unter Zeitlupe findet in Wohlfahrtsökonomie statt. Es zerbröckelt unter dem Gewicht der Verhaltensökonomie und damit zusammenhängenden Bedrohungen, schildert Dorman weiter.

Applied Microeconomics (z.B. industrial organization, labor economics, public economics, healt economics usw.) ist weitgehend ein Autopilot, sodass theoretische Entwicklungen meist aus dem Blickwinkel geraten, aber die ganze Idee der Blogosphäre ist, dass alles potenziell in Betrachtung ist. Wie kommen wir aber dahin, fragt Dorman, wo Millionen von Online-Lesern empfinden, dass der Tag nicht vollständig ist, ohne eine Dosis von mikroökonomischer Kontroverse? Oder dass ihr Vokabular etwas vermisst, wenn es network externalities (Netzwerk-Effekte) und subgame perfection (das teilspielperfekte Gleichgewicht in Spieltheorie) nicht einschliesst?

PS:

Mark Thoma macht in seinem Blog auf ein paar mikroökonomische Blogs aufmerksam, obwohl er zugleich betont, dass er dies nicht gern tue, weil er manche mag vergessen haben, und weil es ärgerlich ist, übersehen zu werden. Dennoch erwähnt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor auf die folgenden Micro Blogs: Digitopoly, The Leisure of the Theory Class, Environmental Economics, Sports Economist und Cheap Talk. Auch Freakeconomics betreibt viel Micro.


PPS:

Makroökonomie hat viel grössere Auswirkungen auf das Leben der Menschen und damit auf die Politik als Mikroökonomie, weil, wenn die Regierung Fehler macht, Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren, wie Noah Smith in seinem Blog ergänzt.

Es gibt aber Finanz-Blogs, die viele mikroökonomische Aspekte eindecken, und meiner Ansicht nach v.a. in Europa viel mehr Beachtung finden, wie der kürzlich ausgeschriebene Wettbewerb von smava zeigt. Es ging um „Finance Blog of the Year 2012“, nicht um Blogs mit makroökonomischem Inhalt. Ein makroökonomischer Beitrag darüber, ob zur Zeit Inflations- oder Deflationsgefahr überwiegt, oder ob die Vermögensschere sich weiter spreizt, scheint im Allgemeinen weniger Interesse zu wecken als die unbedingte Empfehlung, welche Aktien und Funds zu kaufen sind, um schnell Geld zu verdienen.

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