Es
ist ein offenes Geheimnis, dass makroökonomische Fragen in der Blogosphäre und
in den Nachrichten im Allgemeinen häufiger auftreten als mikroökonomische
Fragen. Warum? Die Antwort ist einfach: Nachfrage und Angebot. Warum ist aber
Macro mehr gesucht als Micro?
Peter Dorman bemerkt in econospeak, dass er ein
Mikroökonom ist und es viele Leute wie ihn gibt. Er kenne die Prozentsätze
nicht, aber er sei sicher, dass Mikroökonomen einen grossen Anteil an der
globalen Wirtschaft ausmachen. Viele wichtige Ideen und empirische Erkenntnisse
werden die ganze Zeit durch die Mikro-Pipeline geleitet, argumentiert Dorman.
„Doch
wenn Sie über die Wirtschaft sonst nichts wussten als das, was Sie in der
Blogosphäre lesen, dann würden Sie denken, dass die meisten Ökonomen auf der
Makro-Seite sind, sodass die wichtigsten Schulen im Makro bestimmen, wie wir
intellektuell sortiert werden und dass die reale Bedeutung der
Wirtschaftswissenschaften v.a. Wirtschaftswachstum, Beschäftigung, Inflation
usw. betrifft und dass die Makroökonomie dort ist, wo die Ideen herkommen“.
Wie
kommt das?
Ist
es, weil „die Finanzkrise und die weltweiten Konsequenzen wie die Politik der
bitteren Fiskalhaushalte derzeit im Mittelpunkt stehen? Oder weil die
Nachrichten in Makroökonomie viel schneller zirkulieren, mit neuen Daten, die
jeden Tag auftauchen? Oder ist es, weil die ideologischen Implikationen der
makroökonomischen Streitigkeiten deutlicher sind als die mikroökonomischen
Meinungsverschiedenheiten?“.
Oder
weil die wichtige Akteure wie Mark Thoma
und Paul Krugman hauptsächlich über
die Makroökonomie berichten? Tatsächlich geschehen grosse Dinge auf der
Mikro-Seite des Ganges, betont Dorman.
Der
Klimawandel verbleibt eine der weltweit grundlegenden Herausforderungen. Der
Kampf gegen die Massenarmut hat eine mikro-ähnliche Wendung eingenommen. Und
eine intellektuelle Drama der grossen Bedeutung unter Zeitlupe findet in
Wohlfahrtsökonomie statt. Es zerbröckelt unter dem Gewicht der
Verhaltensökonomie und damit zusammenhängenden Bedrohungen, schildert Dorman weiter.
Applied Microeconomics (z.B. industrial organization, labor economics, public economics, healt
economics usw.) ist weitgehend ein Autopilot, sodass theoretische
Entwicklungen meist aus dem Blickwinkel geraten, aber die ganze Idee der
Blogosphäre ist, dass alles potenziell in Betrachtung ist. Wie kommen wir aber dahin,
fragt Dorman, wo Millionen von Online-Lesern empfinden, dass der Tag nicht
vollständig ist, ohne eine Dosis von mikroökonomischer Kontroverse? Oder dass
ihr Vokabular etwas vermisst, wenn es network
externalities (Netzwerk-Effekte) und subgame perfection (das
teilspielperfekte Gleichgewicht in Spieltheorie) nicht
einschliesst?
PS:
Mark Thoma macht in seinem Blog auf ein paar
mikroökonomische Blogs aufmerksam, obwohl er zugleich betont, dass er dies
nicht gern tue, weil er manche mag vergessen haben, und weil es ärgerlich ist, übersehen
zu werden. Dennoch erwähnt der an der University
of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor auf die folgenden Micro Blogs: Digitopoly, The Leisure of the Theory Class, Environmental Economics, Sports Economist und Cheap Talk. Auch Freakeconomics betreibt viel Micro.
PPS:
Makroökonomie
hat viel grössere Auswirkungen auf das Leben der Menschen und damit auf die
Politik als Mikroökonomie, weil, wenn die Regierung Fehler macht, Menschen ihre
Arbeitsplätze verlieren, wie Noah Smith
in seinem Blog ergänzt.
Es
gibt aber Finanz-Blogs, die viele mikroökonomische Aspekte eindecken, und
meiner Ansicht nach v.a. in Europa viel mehr Beachtung finden, wie der kürzlich
ausgeschriebene Wettbewerb von smava zeigt. Es ging um „Finance
Blog of the Year 2012“, nicht um Blogs mit makroökonomischem Inhalt. Ein makroökonomischer
Beitrag darüber, ob zur Zeit Inflations- oder Deflationsgefahr überwiegt, oder ob
die Vermögensschere sich weiter spreizt, scheint im Allgemeinen weniger Interesse zu wecken
als die unbedingte Empfehlung, welche Aktien und Funds zu kaufen sind, um
schnell Geld zu verdienen.
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