Jens Weidmann, der Präsident der Deutschen
Bundesbank kritisiert in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung die lockere Geldpolitik der EZB.
Weidmann
meint also, dass die EZB nicht zur Rettung der Euro-Zone eilen soll. Bundesbank-Präsident
vertritt damit die Interessen der Rentiers. Es sind in erster
Linie die Banken, die grosse Summen
an Krediten an die Peripherie der EU verliehen haben. Die Banken sollen nun auf
Kosten von anderen (d.h. der Peripherie der Euro-Zone) vor Verlusten geschützt
werden. Denn der Kern der Eurozone ist Kreditgeber, während die Peripherie der
Kreditnehmer ist.
Warum
wäre aber in der derzeitigen Situation etwas mehr Inflation von Vorteil?
Es
geht um das Problem der Debt-Deflation (mehr
dazu hier und hier). Weil das fallende
Preisniveau den realen Wert der Verschuldung erhöht und die ganze Wirtschaft in
eine sich verstärkende Abwärtsspirale gerät. Und es kommt am Schluss zu Depression.
Niemand will Geld aufnehmen und niemand will investieren.
Was
ist zu tun? Einfach die Geldversorgung zu erhöhen, hilft nicht weiter; es muss
viel mehr getan werden, weil die Zinsen bereits auf der Null Untergrenze
liegen. Da die Verbraucher und Investoren weitere Preissenkungen erwarten,
unternehmen sie nichts, was Konsum und Investitionen betrifft. Die Schuldner
sind aber in Bezug auf ihre Bilanzen mehr eingeschränkt als die Gläubiger (Stichwort:
Bilanz-Rezession; balance sheet recession).
Weidmann
ist nicht nur gegen die expansive Geldpolitik, sondern auch gegen die expansive
Fiskalpolitik. Das Deficit Spending
läuft den Interessen der Anleihegläubiger zuwider. Etwas mehr lockere
Geldpolitik könnte die Eurozone aus der Krise holen. Aber es ist die Deflation,
nicht die Inflation, die den Interessen der Gläubiger, d.h. der Banken im Kern
der Eurozone dienen. 85% der öffentlichen Schuldtitel wird in Deutschland vom
Bankensektor gehalten. Die Staaten sind in der Eurozone zum grössten Teil bei
den Banken verschuldet.
Weidmann
verfolgt daher eine gläubiger-freundliche Politik, die aber in der gegenwärtigen
depressiven Situation auf der Wirtschaft lastet. Es ist nämlich kein
Null-Summen-Spiel. Das heisst, dass, während die Rentiers vor Verlusten geschützt
werden, auf alle anderen Wirtschaftsubjekten viel grössere Verluste aufgenötigt
werden.
Inflation verringert die
realen Verbindlichkeiten der Schuldner (Kreditnehmer) und die realen
Vermögenswerte der Gläubiger (Kreditgeber). Wenn die Arbeitnehmer sich über
sinkende Reallöhne beklagen, gilt es als ein Skandal. Wenn aber die Rentiers
anfangen zu flennen, weil die für sie wichtigen Preise (das sind beispielsweise
Zinssätze) fallen, dann kommen Very
Serious People wie Jens Weidmann zu Hilfe.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen