Am
Donnerstag gab es am Devisenmarkt
einige Handelsabschlüsse für den Euro, die unter dem von der Schweizerischen Nationalbank
(SNB) festgelegten Mindestkurs lagen.
Heute
stand in den Medien zu lesen, dass in der Nacht auf Ostermontag es wieder
passiert sein soll: der Mindestkurs der SNB von 1,20 gegenüber dem Euro sei
unterschritten.
Damit
wäre der von der SNB am 6. September 2011
festgelegte Untergrenze zum zweiten Mal innert wenigen Tagen unterschritten.
Was
ist davon zu halten? Die Ereignisse lassen Zweifel an der Entschlossenheit der
SNB aufkommen, den Mindestkurs durchzusetzen. Das
ist zumindest der Eindruck, den die Mainstream-Medien beim Leser hinterlassen.
Thomas Jordan, Vizepräsident der Schweizerischen
Nationalbank (SNB) hat heute deswegen
zu einem Gespräch zum Thema Euro-Franken-Mindestkurs eingeladen und „in aller
Klarheit festgehalten, dass solche Zweifel fehl am Platz sind“.
Die
SNB setzt den Mindestkurs mit
allen Mitteln durch. „Wir sind bereit, dazu unbegrenzt Devisen zu kaufen.
Unsere Politik ist in dieser Hinsicht völlig unverändert“, hob Jordan hervor.
Euro-Franken
Wechselkurs-Entwicklung, Graph: SNB,
Rechenschaftsbericht 2011
Was
ist genau vorgefallen?
Jordan
erklärt, dass der Euro-Franken-Wechselkurs am letzten Donnerstag innerhalb von
wenigen Sekunden von 1,2020 auf 1,2000 gesunken ist. „Trotz den in den
Handelssystemen gestellten Offerten der SNB, bei 1,20 Euro zu kaufen, kam es zu
vereinzelten Abschlüssen unterhalb von 1,20 Franken pro Euro“, schildert Jordan
weiter.
Für
kurze Zeit war somit ein sog. segmentierte
Markt zu beobachten, bei dem es zu Handelsabschlüssen unterhalb des besten
Preises kam. Diese Situation sei laut Jordan aber inner weniger Sekunden durch Arbitrage zum Verschwinden
gebracht worden.
Wie
konnten Handelsabschlüsse unter 1,20 Franken pro Euro erfolgen, obwohl die SNB
jederzeit im Markt präsent ist?
Der
Devisenmarkt ist ein dezentraler Markt. Devisen werden nicht an einer Börse
gehandelt, sondern im direkten Austausch zwischen Marktteilnehmern.
„Jede
Bank hat ihre individuelle Gruppe an Gegenparteien, wobei insbesondere Banken mit
einer minderen Bonität nur über eine geringe Zahl von Gegenparteien verfügen“,
erläutert Jordan.
„Die
Kurse unter 1,20 Franken pro Euro wurden von Banken abgeschlossen, die über keine Limitenvereinbarung mit der SNB
verfügen, die also nicht mit der SNB handeln können oder wollen“.
„Da
es keinen Zwang zu Geschäftsabschlüssen zu den besten Preisen gibt, sind solche
Anomalien nie ganz auszuschliessen“,
legt Jordan dar.
Wie
ist die SNB operativ organisiert, um den Mindestkurs durchzusetzen?
„Die
SNB überwacht den Devisenmarkt von der Markteröffnung in Asien am Sonntagabend
bis zum Marktschluss in New York am Freitagabend ununterbrochen. Dies gilt auch
für die Feiertage“, unterstreicht Jordan.
Die
Banken haben über elektronische Handelssystem jederzeit Zugang zu den Angeboten
der SNB.
Exportgewichteter
Aussenwert des Frankens, Graph: SNB,
Quartalsheft I, 2012
Gilt
der Mindestkurs weiterhin?
Ja,
und ohne Wenn und Aber, hebt Jordan hervor.
Der
Schweizer Franken ist laut SNB immer noch überbewertet
und stellt für die Schweizer Wirtschaft eine grosse Herausforderung dar.
Die
SNB steht bereit, jederzeit weitere Massnahmen zu ergreifen, falls es die
Wirtschaftsaussichten und Deflationsgefahren dies
erfordern.
Devisenkurse
USD/CHF und EURO/CHF, Graph: SNB,
Quartalsheft I, 2012
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