Mittwoch, 29. Februar 2012

Hat die EZB demnächst ein negatives Eigenkapital?

Die EZB hat heute zum zweiten Mal zu einem festen Zinssatz von 1% Kredit an Banken für drei Jahre verliehen.

Insgesamt 800 Banken haben laut EZB nach dem zweiten langfristigen Refinanzierungsgeschäft (genannt LTRO) gefragt.

Die EZB hat 529,5 Mrd. Euro zugeteilt. Die Brutto Liquidität im System beläuft sich damit nach Angaben von Morgan Stanley auf 1‘203 Mrd. Euro. Die Überschussliquidität ist zugleich auf 800 Mrd. Euro gestiegen, wie in der Abbildung zu sehen ist.

Die EZB-Exposition gegenüber Staatsanleihen aus der EU-Peripherie und einer Vielzahl von anderen Vermögenswerten von zweifelhafter Qualität hat jedoch inzwischen Bedenken im Hinblick auf die Zahlungsfähigkeit der Zentralbank ausgelöst, wie FT Alphaville unterstreicht.

Die Bedenken sind fehl am Platz. Eine Zentralbank kann nicht Pleite gehen. Die grosse Mehrheit der EZB-Verpflichtungen lauten auf Euro und die EZB kann im Falle von Verlusten einfach mehr Geld drucken.

Kann aber eine Zentralbank durch ein negatives Eigenkapital ihre Handlungsfähigkeit verlieren?

Die kurze Antwort lautet: Nein, wie Thomas Jordan, Vize-Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in einem Referat im September 2011 hervorgehoben hat.


Liquidität und Überschussliquidität im Eurosystem, Graph: Elaine Lin und Calvin Tse, Morgan Stanley

Niedrige Zinsen - Trotz Haushaltsdefizit

Die Zinsen auf US-Staatsanleihen bleiben trotz des hohen Haushaltsdefizits niedrig. Es hiess aber, dass das niedrige Renditeniveau ganz besondere Faktoren widerspiegele und es sich dabei um ein „Rätsel“ handle.

Ist es aber ein Rätsel, wenn es vollkommen vorhersehbar und vorhergesagt war?, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog.

Was ist passiert?

Nachdem die Spekulationsblase auf dem Immobilienmarkt platzte, fing der private Sektor an, Schulden abzubauen. Es fand eine Verlagerung statt: vom mässigen Defizit (financial deficit) in den Überschuss (financial surplus), was die Wirtschaft anschliessend in eine Liquiditätsfalle (liquidity trap) drückte, wie Krugman erklärt.

Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor hatte bereits vor drei Jahren erläutert, dass das Haushaltsdefizit die Zinsen nicht in die Höhe treiben würde.

Es war keine exotische, in Eile erfundene Theorie, auf die sich Krugman bezogen hat, sondern das IS-LM-Modell, welches jeder Makroökonom kennen müsste.


Privatersparnisse (USA), Graph: Prof. Paul Krugman

Weitere Geldmarktpapiere mit negativen Renditen

Die Schweiz hat gestern wiederum ein Geldmarkt-Papier zu einer negativen Rendite verkauft.

Auf der Auktion der Geldmarkt-Papiere mit 3 Monaten Laufzeit (31. Mai 2012) gingen Gebote in Höhe von 3‘659 Mio. Franken ein.

Die Schweizerische Eidgenossenschaft hat 803,5 Mio. Franken zu einer Rendite von Minus 0,099% mit einem Einheitspreis von 100,025% zugeteilt.

Die Inflationsrate bewegt sich in der Schweiz seit Oktober 2011 im negativen Bereich und die Teuerung fällt seither weiter. Die deflationäre Entwicklung droht mittlerweile, sich zu verfestigen, wie die Ergebnisse der Versteigerung von Geldmarktpapieren seit Jahresbeginn andeuten.


Schweiz Geldmarktpapiere (Rendite), Graph: SIX Swiss Exchange

Dienstag, 28. Februar 2012

EZB bietet erneut 3-Jahres-Tender (LTRO)

Die EZB hatte am 21. Dezember 2011 zum ersten Mal in ihrer Geschichte Kredite mit 3 Jahren Laufzeit zu einem festen Zinssatz an die Geschäftsbanken vergeben, um die Refinanzierungsprobleme der Banken am Interbankenmarkt zu erleichtern.

Mehr als 500 Banken hatten damals Gelder in Höhe von insgesamt 489 Mrd. Euro aufgenommen.

Die EZB wird nun morgen den Banken zum zweiten Mal Geld für 3 Jahre zum Leitzins von derzeit 1,0% unlimitiert leihen.

Inzwischen hat die EZB die Anforderungen an Sicherheiten (collateral) für die Banken deutlich gelockert.

Die LTRO hilft, eine Kreditklemme und die Eskalation der Finanzkrise in der Eurozone zu unterbinden. Die Frage ist, ob die zusätzliche Liquidität die Kreditvergabe der Banken an die Realwirtschaft ankurbelt?


Kredit und Liquidität: Performance um Very Long LTROs, Graph: Laurence Mutkin, Morgan Stanley

3Monats-Libor-EONIA, FX Basis (Währungstauschgeschäfte) und 3m6m Euro Basis hatten im Anschluss aller LTROs wie erwartet eine gute Performance, um die Geldmärkte zu stützen.

End this Depression now!

Das neue Buch von Paul Krugman erscheint voraussichtlich im April 2012 im Verlag W. W. Norton, New York, London.

Die Grosse Rezession hält an, mittlerweile seit 4 Jahren.

Länder, die reichlich über Ressourcen, Talent und Wissen verfügen, leiden nach wie vor unter schmerzhaften der Auswirkungen der Kleinen Depression (Lesser Depression).

Warum? Wieso greift die Wirtschaftspolitik zu kurz?

Wie konnte sich die wirtschaftliche Situation so verschlimmern?

Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) befasst sich in seinem aktuellen Werk u.a. auch mit den politischen Folgen der ökonomischen Krise.


Mainstream-Ökonomen und empirische Evidenz

Die konservativen Politiker lassen keine Gelegenheit aus, die Euro-Krise immer noch als Staatsschuldenkrise darzustellen, obwohl Spanien und Irland, zwei Länder an der EU-Peripherie am Vorabend der Krise Haushaltsüberschüsse hatten. Die vom unterregulierten Bankensystem ausgelöste Finanzkrise wird dabei geflissentlich verschwiegen.

Solange über die Ursache der Misere in Europa ein Mythos gepflegt wird, dass nämlich schlechte Haushaltsführung dafür verantwortlich ist, dürfte einer Scheinlösung die nächste folgen.

Warum sind aber Konservativen heute weniger bereit, die Fakten zu betrachten, als vielmehr sich den Ansichten ihrer zusammengehörigen Gruppierung von Menschen zu verpflichten?

Paul Krugman deutet in diesem Kontext in seinem Blog auf einen Artikel von Chris Mooney („The Republican Brain: Why Even Educated Conservatives Deny Science – and Reality“) in AlterNet hin, wo der Autor erklärt, wie die Republikaner in den USA der modernen Klima-Wissenschaft mit Skepsis begegnen, indem sie Global Warming strikt ablehnen.

Es betrifft aber auch nicht-wissenschaftliche Fragen, wie z.B. die Behauptung, dass Präsident Obama ein Muslim sei. Der Glaube an diese Lüge ist laut Mooney sogar unter den besser gebildeten Republikanern von 2009 bis 2010 gestiegen, wie eine Studie des Politikwissenschaftlers John Sides, George Washington University belegt.

Montag, 27. Februar 2012

Bank of Israel belässt Leitzins unverändert

Die Bank of Israel (BoI) hat heute den Benchmark-Zins (base rate) auf 2,50% unverändert belassen.

Die Verbraucherpreise (CPI) waren im Januar unverändert. Die Inflation belief sich in den vergangenen 12 Monaten gemessen am Konsumentenpreisindex (CPI) auf 2,0%.

In den vergangenen vier Wochen hat sich Schekel gegen den Dollar um rund 0,7% aufgewertet. Gegen den Euro hat sich die israelische Landeswährung in derselben Zeitperiode um 2,7% abgewertet.

Die BoI hatte die Zinsen im Verlauf des vergangenen Jahres viermal erhöht. BoI-Präsident Stanley Fischer hat jedoch gegen Jahresende begonnen, den geldpolitischen Kurs erneut zu lockern.


Israel, Benchmark Zinssatz (2,5%), Graph: Bloomberg

Griechenland Anleihen-Tausch

Das Angebot zum Schuldenschnitt liegt vor. Die Anleger mit Staatsanleihen Griechenlands müssen sich bis zum 8. März 2012 entscheiden, ob sie Anleihen im Austausch-Programm andienen oder nicht. Es handelt sich dabei um griechische Staatspapiere im Wert von 206 Mrd. Euro.

Das offizielle Dokument ist nun online verfügbar, worauf Felix Salmon in seinem Blog hindeutet.

Das offizielle Angebot der griechischen Regierung zum Schuldenschnitt ist sehr kompliziert formuliert. Es kommt aber in erster Linie darauf an, (a) welche griechische Staatsanleihen Investoren halten, nach dem griechischen oder dem britischen Recht?, und (b) wo die Investoren wohnhaft sind, ob in den USA oder in Europa.

Am Schluss bekommen aber die Gläubiger mehr oder weniger die selben Dinge, wenn sie ihre Anleihen andienen. Nach dem Umtausch gibt es zwei Arten von neuen Anleihen: (1) Greek Bonds und (2) EFSF Bonds.

Zu (1): Wer eine Anleihe mit Nennwert von 1‘000 Euro andient, bekommt eine neue Staatsanleihe Griechenlands mit der Laufzeit bis 2042 mit einem Nennwert von 315 Euro.

Die Zinskupons sind gestaffelt (step-up coupon): 2% bis 2015 jährlich, 3% bis 2020, 3,65% bis 2021 und dann 4,3% von 2022 bis 2042.

Das heisst, dass es für 1‘000 Euro alte Anleihen 315 Euro neue Anleihen gibt.


Griechenland PSI (Private Sector Involvement), Graph: Daniele Antonucci, Morgan Stanley

Warren Buffett zertrampelt Gold Bugs

Warren Buffett ist bekannt dafür, dass er produktive Vermögenswerte unproduktiven vorzieht. Im aktuellen Jahresbericht 2011 (h/t FT Alphaville) an die Aktionäre von Berkshire Hathaway schreibt der amerikanische Grossinvestor, dass das Gold derzeit ein gewaltiger Favorit der Anleger sei, die vor allen sonstigen Vermögenswerten Angst hätten.

Gold hat jedoch zwei erhebliche Mängel, beschreibt der Unternehmer mit einem geschätzten Privatvermögen von 50 Mrd. US-Dollar. Gold habe zwar eine gewisse industrielle und dekorative Brauchbarkeit, aber die Nachfrage nach diesen Zwecken sei sowohl begrenzt als auch unfähig, neue Produktion zu absorbieren.

Wenn Sie eine Unze Gold für die Ewigkeit besitzen, werden Sie auch am Ende nur eine Unze Gold besitzen, so Buffett.

Was die meisten Gold-Käufer motiviert, ist ihre Überzeugung, dass die Reihen der beängstigten Menschen weiter wachsen würde.

Der heutige Goldbestand beträgt ca. 170‘000 Tonnen. Wenn all dieses Gold vermolzen würde, würde es einen Würfel von rund 21 Meter (68 feet) pro Kante bilden. Zum aktuellen Goldpreis von 1‘750 Dollar pro Unze hätte es einen Wert von 9‘600 Mrd. Dollar. Nennen wir es Würfel A.

Woran Europa krankt

Paul Krugman, der sich zur Zeit in Portugal befindet, beschäftigt sich in seiner lesenswerten Montagskolumne („What Ails Europe?“) in NYT mit der Frage, woran Europa krankt.

Die Dinge sind furchtbar hier in Portugal, bemerkt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor. Die Arbeitslosigkeit ist auf 13% gestiegen. In Griechenland, Irland und wohl auch in Spanien ist es sogar noch schlimmer. Europa als Ganzes scheint erneut in die Rezession abzugleiten, so Krugman.

Warum ist Europa der kranke Mann der Weltwirtschaft geworden? Jeder kennt die Antwort. Leider ist das Meiste, was die Menschen wissen, nicht wahr. Und falsche Geschichten über das europäische Leiden verzerren unseren ökonomischen Diskurs. Es gibt zwei Geschichten über die Krise Europas: die eine ist die der Republikaner und die andere ist die deutsche Erzählung, unterstreicht der Träger des Wirtschaftsnobelpreises mit Nachdruck.

Die republikanische Geschichte lautet, angetrieben durch die Wahlkampagne von Mitt Romney, dass Europa in Schwierigkeiten ist, weil es zu viel getan hat, um den Armen zu helfen. Daher beobachten wir nun den Todeskampf des Wohlfahrtsstaates, so die rechtsstehende Erzählung.


Sozialausgaben in der Eurozone nach Ländern, Graph: Prof. Paul Krugman

Sonntag, 26. Februar 2012

Was hat IQ mit Geldanlage zu tun?

Man muss nicht unbedingt ein Genie sein, um gute Investitionen am Kapitalmarkt zu tätigen. Ist es aber hilfreich, einen hohen IQ (Intelligenzquotient) zu haben?

Die Antwort lautet ja gemäss einer aktuellen Studie (The Journal of Finance, Dezember Ausgabe),  worauf Robert Shiller in einem lesenswerten Artikel („What High-I.Q. Investors Do Differently“) in NYT hindeutet.

Die Studie ist sicherlich provokant. Selbst nach Berücksichtung von Faktoren wie Einkommen und Bildung kommen die Autoren zum Schluss, dass die Menschen mit relativ hohem IQ i.d.R. ihr Investment-Portfolios mehr diversifizieren als die Menschen mit niedrigerem IQ.

Die Ergebnisse sind, dass die Menschen mit einem hohen IQ mit einem besseren Risiko-Rendite-Verhältnis Portfolios aufbauen als die Menschen mit einem niedrigeren IQ.

Gewiss ist Vorsicht geboten, bemerkt der an der Yale University lehrende Wirtschaftsprofessor. IQ-Test sind umstritten, da sie, was sie messen, und die Faktoren wie Einkommen, Qualität der Bildung und den familiären Hintergrund u.U. nicht vollständig erfassen. Aber die Resultate der Studie sind es trotzdem wert, darüber nachzudenken, v.a. wegen ihrer möglichen Auswirkungen, unterstreicht Shiller.

Die Forschungsarbeit („IQ and Stock Market Participation“) von Mark Grinblatt, University of California, Los Angeles, Matti Keloharju, Aalto University von Helsinki und Juhani Linnainmaa, University of Chicago greift auf einige ungewöhnliche Daten zurück. Die entscheidenden Zahlen stammen aus allen möglichen Orten in Finnland.

Hat das europäische Sozialstaatsmodell ausgedient?

Mario Draghi, der EZB-Präsident sagt in einem Interview („Q&A: ECB President Mario Draghi“) mit dem WSJ, dass das europäische Sozialmodell (siehe auch hier) ausgedient habe, wenn man sich v.a. die Jugendarbeitslosigkeit in einigen EU-Staaten anschaue.

Reflektiert aber die Euro-Krise tatsächlich das Scheitern des europäischen Sozialstaates? Das ist nämlich der Eindruck, den Draghi hinterlassen will. Mit der Aussage wird aber suggestiv unterstellt, dass die Euro-Krise auf die Last der hohen Staatsausgaben zurückzuführen ist.

Sind aber die zur Zeit notleidenden EU-Staaten Wohlfahrsstaaten? Nein, wie Paul Krugman in seiner Kolumne („Legends of the Fail“) in NYT im vergangenen Jahr beschrieben hat.

Die Euro-Krise besagt gar nichts darüber, ob das Sozialstaatsmodell nachhaltig ist oder nicht. Was heute feststeht, ist, dass die Sparpolitik (fiscal austerity) sich als Fehlschlag erwiesen hat.


Sozialausgaben in der Eurozone, Graph: Prof. Paul Krugman

GIPSI: Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und Italien sind mit roten Balken besonders gekennzeichnet.

Samstag, 25. Februar 2012

Euro-Krise und einfache Menschen

Bill Black hat mir heute morgen aus dem Gipfeltreffen der Modern Monetary Theory (MMT) in Rimini, Italien die folgenden Bilder geschickt.

Das Interesse der Bevölkerung war so gross, dass der Austragungsort hat in eine Basketball-Halle verlagert werden müssen, weil keine Hotel-Tagungsstätte mit mehr als 1‘200 Sitzplätzen verfügbar war.

Wohlgemerkt: es handelt sich dabei nicht nur um Führungskräfte, sondern auch ganz einfache Bürger.



Pictures: Courtesy of Prof. Bill Black

Collective Action Clause als Moral Hazard

Collective Action Clause (CAC) ist eine neue Art von Moral Hazard, schreibt Barry Ritholtz in seinem Blog. Es hat das Potenzial, allen Arten der Finanzierung von Staatsschulden zu schaden.

Die Struktur komme laut Ritholtz im Wesentlichen aus Europa. Es ist so, dass es nun eine Art von Schuldtiteln geben wird, wo die griechische Regierung sagt, dass sie die Schuldtitel bedient und dass es keine Änderung oder Ausnahme geben wird. Und wenn sie verspricht, zu zahlen, müssen die Investoren die neuen Bedingungen für die Papiere annehmen.

CAC stellt daher eine Alternative in den Umschuldungsverhandlungen, die mit Risiken verbunden sind, dar. Wenn eine Regierung eine Anleihe begibt und mit einer Methode die Option (eigentlich eine Art Put-Option) aufrechterhält, dass sie die Anleihe rückwirkend umstrukturieren kann, dann hat das Verprechen der Regierung keinen Sinn.

Europa ist jetzt im Begriff, sich in eine neue Form der Büchse der Pandora zu verwandeln. Wenn es die CAC-Klausel öffnet, öffnet es nicht nur für Griechenland, sondern auch für alle anderen Staaten wie z.B. Portugal, Irland, Spanien, Italien usw. erklärt Ritholtz.

Was wird jetzt im Markt passieren, wenn es zu CAC kommt? Wir wissen es nicht. Wir können darüber nur spekulieren, weil es keinen marktorientierten Preis gibt, auf den wir uns beziehen könnten. Zum Beispiel: eine Regierung begibt zwei Arten von Anleihen: die eine Anleihe mit CAC und die andere ohne CAC. Der Markt dürfte die Anleihe ohne CAC stärker als die andere mit CAC einschätzen. Der Markt würde also diese beiden Formen von Schuldtiteln unterschiedlich bewerten, so Ritholtz.

FDIC schliesst zwei kleine Banken

Die FDIC (Einlagensicherungsbehörde) hat am Freitag laut Washington Post zwei kleine Banken in Georgia und Minnesota geschlossen.

Damit ist die Anzahl der Banken, die im Jahre 2012 verstaatlicht wurden, auf 11 gestiegen, nachdem im Vorjahr insgesamt 92 Banken gescheitert waren.

Die Zahl der Bankschliessungen im Jahr 2012 markiert einen deutlichen Rückgang aus den beiden Vorjahren. Zu diesem Zeitpunkt vor einem Jahr hatten die Behörden 23 Banken geschlossen.

Die verstaatlichten  zwei Banken verfügen über ein Anlagevermögen von insgesamt 713 Mio. $ und Einlagen von 698,8 Mio $. Die Kosten der geschlossenen zwei Banken betragen für die öffentliche Hand 106,3 Mio. $.

Bankpleiten:
2012: 11
2011: 92
2010: 157
2009: 140
2008: 25
2007: 3

Freitag, 24. Februar 2012

Unaufrichtige Wahlkampagne

Laut Michael Kinsley ist es ein Fauxpas, wenn ein Politiker aus Versehen die Wahrheit sagt, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Freitagskolumne („Romney’s Economic Closet“) in NYT.

Das ist genau das, was am Dienstag passiert ist. Mitt Romney hat nämlich in einer Rede in Michigan auf eine Frage über den Abbau des Haushaltsdefizits geistesabwesend etwas ganz Vernünftiges gesagt: „Wenn Sie die Ausgaben kürzen, wird sich das Wirtschaftswachstum verlangsamen“.

Romney glaubt also daran, dass die Kürzung der Staatsausgaben auf dem Wachstum lastet, wenn alles andere unverändert bleibt.

Die Polizei der rechten Ideologie war, wie vorauszusehen war, entsetzt, hebt Krugman hervor. Und ein Sprecher von Romney hat versucht, die Bemerkung rückgängig zu machen. Aber Romney ist fast sicher ein geheimer Keynesianer.


Woher wissen wir das? Nun, während sein Verständnis von der Welt manchmal wackeling zu sein scheint, muss er über die verwüstende Sparpolitik in Griechenland, Irland und anderswo Bescheid wissen, legt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises dar.

Darüber hinaus wissen wir, an wen er sich wendet, um sich wirtschaftlich beraten zu lassen: Glenn Hubbard und Greg Mankiw. Während die beiden Männer treue Handlanger der Republikaner sind, haben beide auch lange Track Records als professionelle Ökonomen. Und was die Erfolgs- und Erfahrungsgeschichte betrifft, glaubt keiner der beiden an eine der Propositionen, die zum Lackmus-Test für die Möchte-gern-Präsidentschaftskandidaten der GOP geworden sind, erläutert Krugman.

Verunsicherung am Rohölmarkt

Der Preis für Rohöl in Euro ist mit 93,64 Euro (Nordseesorte Brent) auf den höchsten Stand seit der Einführung der Gemeinschaftswährung gestiegen. Aber auch in Dollar klettert der Preis am Ölmarkt wieder höher.

James Hamilton befasst sich in seinem Blog mit der Frage, was das alles für die US-Verbraucher an der Zapfsäule bedeutet.

Die Rede ist von Rohölpreis. Es gibt zwei beliebte Benchmarkt: West Texas Intermediate (WTI),  gehandelt in Oklahoma und Nordsee Brent, gehandelt in Europa. Historisch gesehen verlaufen die Preise eng aneinander. Es spielt keine grosse Rolle, auf welche Sorte man sich bezieht. Aber die Preise haben sich in den vergangenen Jahren aufgrund der mangelhaften Transport-Infrastruktur in den USA auseinander entwickelt.

Hamiltons Faustregel ist, dass für jeden Anstieg des Preises um einen Dollar für ein Barrel Rohöl US-Verbraucher wahrscheinlich 2 ½ $ mehr für einen Liter Benzin (gallon of gasoline) zahlen.

Die gelbe Kurve in der Abbildung zeigt den durchschnittlichen US-Verkaufspreis von Normalbenzin in den USA über die vergangenen vier Jahre.

Die blaue Kurve zeigt den Benzin-Preis, den man der Faustregel von Hamilton zufolge für den WTI zahlen müsste.

Die fuchsienfarbige Kurve zeigt die Prognose, wenn man davon ausgeht, dass die US-Verkaufspreise auf Brent basieren.


Rohöl, WTI und Brent, Graph: Prof. James Hamilton

Donnerstag, 23. Februar 2012

Das Weisse Haus will Unternehmenssteuern senken

Das Weisse Haus plant, die Körperschaftssteuer von 35% auf 28% zu senken. Präsident Obama schlägt ausserdem vor, dass Hersteller sogar eine weitere Kürzung (25%) geniessen. Zudem soll durch die Verhängung eines Mindestsatzes auf Erträge, die im Ausland erzielt werden, die Steuerzuflucht verhindert werden. Präsidents Vorhaben enthält aber darüber hinaus noch andere weniger inhaltliche Änderungen.

Mark Thoma vertritt in einem lesenswerten Artikel („Corporate tax cut: Good idea, but won’t stimulate economy“) in CBS Money Watch, dass es sich dabei hauptsächlich eher um eine Umverteilung der Steuerlast als um eine Senkung der Steuern handelt.

Der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor denkt nicht, dass die geplante Senkung der Körperschaftssteuer einen grossen Einfluss auf die Wirtschaft hätte.

Die Kürzung des Regelsteuersatzes dürfte keinen so grossen Effekt auf den Unternehmenssektor entfalten wie erwartet, weil die Steuersenkung als aufkommensneutral geplant ist. Um Aufkommensneutralität zu erreichen, müsste der Schnitt des Steuersatzes mit der Schliessung von Schlupflöchern begleitet werden, d.h. auf einer breiteren Basis, unterstreicht Thoma. So wird jedes Unternehmen, welches eine Steuererleichterung bekommt, an anderer Stelle von einem anderen Unternehmen, welches eine Steuererhöhung erlebt, abgeglichen. Während also manche Unternehmen davon profitieren, werden andere Unternehmen härter betroffen. Der Netto-Effekt dürfte am Schluss plus minus Null sein.

Griechenlands Staatsanleihen und Collective Action Clause

Die Ratingagentur Fitch hat gestern Griechenlands Kreditwürdigkeit von „CCC“ auf „C“ herabgestuft. Es bedeutet, dass in Kürze ein Zahlungsausfall (default) bevorsteht.

Was haben die Kleinanleger nun zu erwarten? Denn der für die privaten Gläubiger von griechischen Staatsanleihen geplante Schuldenschnitt (haircut) von 53,5% betrifft auch Kleinanleger.

Das griechische Parlament führt jetzt im Rahmen eines Anleihetausches nachträglich Kreditklauseln (Collective Action Clause) für griechische Staatspapiere ein.

Bei CAC handelt es sich um eine Vertragsklausel im Zusammenhang mit Mehrheitsbeschlüssen der Gläubiger in Bezug auf die Abwicklung von notleidenden Schuldtiteln.

Stimmt die Zweidrittelmehrheit der Anleihenbesitzer dem Schuldenschnitt (haircut) zu, können damit auch die Kleinanleger zu einem Schuldenerlass gezwungen werden, auch wenn sie urprünglich gegen den Schuldenschnitt gestimmt haben.


Griechenlands Staatsanleihen und Vertragsklauseln (CAC), Graph: BNP Paribas via WSJ

Mittwoch, 22. Februar 2012

Wo soll das Wachstum herkommen?

Was muss getan werden, um die gesamtwirtschaftliche Nachfrage anzukurbeln? Was ist zu tun, aus der Kleinen Depression zu kommen?

Ein Vorschlag ist die Rückkehr zum Goldstandard, was natürlich vollkommen töricht ist.

Ein weiterer Vorschlag ist Freihandel, d.h. weitere Massnahmen, um die Märkte kompletter zu machen.

In diesem Zusammenhang deutet Paul Krugman in seinem Blog auf einen Bericht („12 EU leaders call for open markets to fuel growth“) hin. Die europäischen Staats- und Regierungschef rufen demnach nach Massnahmen, um das Wachstum via open markets strategy (Abbau von Handelsbarrieren) zu fördern. Für eine Sekunde wundert sich der gutmütige Leser, ob der Austerian Consensus knackt. Weit gefehlt! Die Antwort der politischen Entscheidungsträger auf die mangelhafte Nachfrage (der Privatsektor hält sich mit Ausgaben zurück) ist, Deregulierung und Liberalisierung des Handels.

Das ist eine nicht nur eine schlechte, sondern auch eine irrelevante Idee, erklärt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor. Was würden solche Massnahmen zustande bringen, um die Schuldenlast der privaten Haushalte zu verringern? Was würden solche allgemeine Massnahmen verrichten, um den zerstörerischen Überschuss Deutschlands in der Leistungsbilanz einzugrenzen?

Unmögliche Hilfe für Griechenland

Das zweite Hilfspaket (im Wert von 130 Mrd. Euro) für Griechenland, das das erste vom Mai 2010 ersetzt, steht nun fest. Athen verliert damit die Hoheit über den Haushalt des Landes.

Griechenland ist nun offiziell ein Mündel der internationalen Gemeinschaft, wie Felix Salmon in seinem Blog bemerkt. Was die Finanzpolitik betrifft, verfügt das Land über keine wirkliche Unabhängigkeit mehr. Und wenn alles nach Plan läuft, wird Griechenland die Unabhängigkeit für viele, viele Jahre nicht zurückerlangen können.

Griechenland muss die Beträge für die Bedienung seiner Staatsanleihen in ein Sperrkonto, welches von Deutschland diktiert worden ist,  einzahlen. Die Besitzer der griechischen Staatsanleihen werden aus diesem Sperrkonto (offiziell als „Treuhandkonto“ genannt) bedient.

Der negative Bericht der Troika hinterlässt den Eindruck, als ob sie selbst nicht an eine Rettung Griechenlands glauben würde, wie Wolfgang Münchau in einem Kommentar („Die Atombombe der Krisenpolitik“) in FTD schreibt.


Greece Preliminary Debt Sustainability Analysis (DSA), Graph: via FT Alphaville

Kerninflation in der Schweiz weiterhin negativ

Die Kerninflation hat in der Schweiz im vergangenen Monat erneut einen negativen Wert verbucht: Minus 1,0%.

Wie das von der SNB gestern vorgelegte Monatsheft (Febr. 2012) darauf hindeutet, verläuft die Kerninflation in der Schweiz den vierten Monat in Folge im negativen Bereich.

Der getrimmte Mittelwert (TM15), der wie die Kerninflation ein geeigneteres Bild der Entwicklung der allgemeinen Inflation liefert, betrug im Januar 0,0%. Auch im Dezember war der Wert mit 0,0% unverändert.

Die Schätzungen der Kerninflation sind nützlich, weil die am Konsumentenpreisindex (CPI) gemessene Teuerung kurzfristigen Schwankungen unterliegt.

Gemessen am Produzenten- und Importpreisindex belief sich der Preisrückgang in der Schweiz im Januar 2012 innert Jahresfrist auf Minus 2,4%.


Schweiz: Kerninflation und der getrimmte Mittelwert, Graph: ACEMAXX ANALYTICS

PS: Der vorübergehende Anstieg der Teuerung im März 2011 ist im Wesentlichen auf einen Sondereffekt aufgrund eines höheren Erhebungsrhythmus der Preise für Bekleidung und Schuhe zurückzuführen.

Dienstag, 21. Februar 2012

Overton Fenster im Kontext mit Sparpolitik

Paul Krugman nimmt öfters kein Blatt vor den Mund, wenn es um offensichtlich krasse Übertretungen von Grundsätzen der Volkswirtschaftslehre geht.

Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises setzt sich seit einigen Wochen damit auseinander, wie töricht und zerstörerisch dumme vernichtende Ideen sind, die darauf hinauslaufen, wider besseren Wissens mitten in einem depressiven Umfeld der Wirtschaft am Abbau von Haushaltsdefizit festzuhalten.

Soll aber Krugman darauf verzichten, wie Karl Smith in seinem Blog andeutet, und stattdessen den Verfechtern dieser Ansätze einen gesichtswahrenden Abgang gewähren?

Chris Dillow (via Mark Thoma) erklärt in seinem Blog, warum es falsch wäre. Dillow legt dar, dass die Labour Party mit einer unglaublichen Lahmheit auf die wilden Sparmassnahmen (fiscal austerity) der Cameron Regierung reagiere, auch wenn die Sparpolitik kläglich versagt hat, weil es Cameron erlaubt, das Overton Fenster (Overton Window) zu verschieben, sodass dadurch nur unterschiedliche Schritte des rigorosen Sparkurses als „verantwortlich“ wahrgenommen werden.

Krugman versucht daher nach eigenen Worten, das Fenster zurückzuschieben, indem er einerseits Keynes  verteidigt und andererseits die gescheiterten Ideen in Bezug auf die Fiscal Austerity verspottet, wo Spott fällig wird.

Braucht es Politiker in der Mitte?

Während des Rennens um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner kommt in den letzten Tagen immer wieder die Frage auf, ob es in den USA einer dritten Partei bedarf?

Es werden Stimmen laut, die nach einem „zentristischen“ Kandidaten einer dritten Partei rufen. Was die Experten für eine solche Kandidatur fordern, ist in den Anregungen von Obama bereits vorhanden, bemerkt Paul Krugman dazu in seinem Blog.

Michael Bloomberg, der als Favorit einer dritten Kandidatur gehandelt wurde, hat sich in Sachen Wirtschaftskrise als vollkommen ignorant erwiesen, hebt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008) hervor.

Es ist aber laut Krugman eigentlich viel schlimmer. Was zentristische Helden definiert, ist, dass sie Menschen sind, die angesichts eines katastrophalen Konjunktureinbruchs, angetrieben durch die Missstände im privaten Sektor, und einer schweren Unterdeckung der Ausgaben, erklären, dass die vordringlichste Priorität der Wirtschaft „Abbau von Haushaltsdefizit“ ist.

Wirtschaftsbericht des US-Präsidenten 2012

Menzie Chinn deutet in seinem Blog darauf hin, dass es einen erheblichen Raum für steigende Löhne gibt.

Gestützt auf den am vergangenen Freitag veröffentlichten Economic Report of the President (hier) liefert der an der Wisconsin University, Madison lehrende Wirtschaftsprofessor die folgende Abbildung:

Die Preiserhöhungen (price markup) verlaufen seit 2001 über Lohnstückkosten (unit labor costs). Das ist ein interessanter Trend.


Kalkulationsaufschläge von Unternehmen über Lohnstückkosten (ausserhalb der Landwirtschaft) 1047-2011, Graph: Economic Report of the President, 2012 via Prof. Menzie Chinn

Montag, 20. Februar 2012

EZB: Jean-Claude Trichet versus Mario Draghi

Jean-Claude Trichet, der von November 2003 bis Oktober 2011 das Amt des EZB-Präsidenten innehatte, war ein plumper Verfechter der expansiven Sparpolitik (expansionary austerity). Er hat die Ansicht vertreten, dass die restriktive Fiskalpolitik expansiv sei.

Trichet glaubte daran, dass schonungsloses Sparen die wirtschaftliche Erholung vorantreiben würde, weil das Vertrauen ein Schlüsselfaktor sei. Die Idee war, dass die wilden Kürzungen der Staatsausgaben das Vertrauen von Konsumenten und Unternehmen fördern würde. Das Vertrauen würde dann die Konsumausgaben und die Investitionen ankurbeln.

Trichet hatte im April und im Juli 2011 die Zinsen angehoben, um die angebliche Hyperinflationsgefahr via expansive Sparpolitik zu bekämpfen. Der Glaube an Vertrauen Fee (confidence fairy), die nie aufgetaucht ist, hat sich inzwischen als fatal erwiesen.

Sein Nachfolger Mario Draghi hat unmittelbar nach der Amtsübernahme die sträflich dummen Zinsentscheidungen rückgängig gemacht. Dann hat der gegenwärtige EZB-Präsident eine grosse Ausweitung der Kreditvergabe (LTRO) arrangiert.

Sparpolitik: Schmerzen ohne Gewinn

Ein Abbau der Staatsausgaben mitten in einer depressiven Volkswirtschaft führt nicht zu einem Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage, sondern zur Kontraktion.

Vergangene Woche hat die EU-Kommission bestätigt, was jeder vermutet hat: die Volkswirtschaften, die sie abdeckt, schrumpfen. „Es ist noch keine offizielle Rezession, aber die einzige wirkliche Frage ist, wie tief der Abschwung sein wird“, bemerkt Paul Krugman in seiner lesenswerten Montagskolumne („Pain Without Gain“) in NYT.

Und dieser Abschwung trifft alle Länder, die sich von der letzten Rezession nie erholt haben. Schlimmer noch: europäische Politiker und nicht wenige einflussreiche Akteure sind immer noch mit der ökonomischen Doktrin vermählt, die für diese Katastrophe verantwortlich ist, hebt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises hervor.

Insbesondere im Frühjahr 2010 kam die Sparpolitik ganz in Mode in den europäischen Hauptstädten. Die Doktrin behauptet, dass die direkten negativen Auswirkungen der Ausgabenkürzungen auf die Beschäftigung durch Änderungen des „Vertrauens“ ausgeglichen würden, sodass die wilden Kürzungen zu einem kräftigen Anstieg von Konsum und Investitionen führen würden, während Länder, die solche Kürzungen nicht vornehmen, einer Kapitalflucht und steigenden Zinsen gegenüberstehen würden.

Nun liegen die Ergebnisse vor: die Vertrauen Fee (confidence fairy) hat es versäumt, aufzutreten. Keines der Länder, die die Ausgaben gekürzt hat, sieht den vorhergesagten Anstieg der Investitionen des privaten Sektors. Stattdessen erzwingen die depressiven Auswirkungen der rigorosen Sparpolitik sinkende Ausgaben der privaten Haushalte, erklärt Krugman.

Sonntag, 19. Februar 2012

Sparpolitik und Wachstum

Angesichts der Tatsache, dass Europa in eine Rezession fällt und Griechenland in den Abgrund stürzt, ist die Frage, die sich in diesen Tagen immer wieder stellt, was noch zu tun ist, um die Verfechter der Sparpolitik (fiscal austerity) davon zu überzeugen, dass die Kürzung der Staatsausgaben mitten in einer Depression eine schreckliche Idee ist.

Nach allem bedurfte es des vorhersehbaren und vorhergesagten Ausfalls eines unzureichenden Konjunkturpakets, um die politische Elite zu überzeugen, dass der Stimulus nie funktioniert und dass wir das Augenmerk sofort nach Sparkurs richten müssen, unabhängig davon, was die Wirtschaftsforschung, die ja drei Generationen wert ist, besagt, dass es genau der falsche Weg war, rigorose Sparmassnahmen zu ergreifen, bemerkt  Paul Krugman in seinem Blog dazu.

Warum löst aber das überwältigende und massgebende Scheitern der Sparpolitik in Europa keine ähnliche Reaktion aus?

In der untenstehenden Abbildung vergleicht Krugman zwei Massnahmen, die von europäischen Ländern getroffen worden sind.

Die x-Achse zeigt die Veränderung der realen Staatsausgaben für Güter und Dienstleistungen beginnend im ersten Quartal 2008 bis heute (sofern durch Eurostat verfügbar), gemessen als Prozentsatz des BIP im I. Quartal 2008. (PS: Es bedeutet, dass die griechischen Sparmassnahmen nicht ganz berücksichtigt sind).


Europa und Sparpolitik, Graph: Prof. Paul Krugman