Dienstag, 3. April 2012

Starre Nominallöhne


New Keynesian Modells haben mit sticky prices (rigide Löhne und Preise) zu tun.

In diesem Zusammenhang deutet Paul Krugman in seinem Blog (via Mark Thoma) auf eine neue Forschungsarbeit („Why Has Wage Growth Stayed Strong?“) der San Francisco Fed hin, wo atemberaubende Erkenntnisse über Nominallöhne präsentiert werden.

Das ist ein Thema, mit dem Krugman sich seit einer langen Zeit (z.B. siehe hier) beschäftigt. Die aktuelle Studie zeigt, dass viele Arbeitnehmer exakt Null-Lohnwachstum (in Dollar ausgedrückt) erfahren.

Die Frage, die sich stellt, ist, welche Folgen diese Beobachtungen der neuen Forschung für die Politik bedeuten? Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor sieht v.a. zwei Auswirkungen:

(1) Die Vorherrschaft der Null-Wachstum-Löhne liefert überwältigende Beweise dafür, dass die Wirtschaft unter Mangel an Nachfrage leidet, nicht an Mangel an Angebot. Es unterbietet auch eines der beliebtesten Argumente jener, die behaupten, dass die Wirtschaft ein angebotseitiges Problem hat: das Fortbestehen der niedrigen Inflation und positives Lohnwachstum trotz des niedrigen Niveau der Beschäftigung.


Veränderung der Nominallöhne (USA), Graph: San Francisco Fed, in: FRBSF Economic Letter April 2, 2012

Der Grund, warum wir ein positives Lohnwachstum haben, ist, dass Arbeitnehmer mit einer guten Verhandlungsposition sich Lohnerhöhungen erkämpfen können, während diejenigen, die über keine Verhandlungsposition verfügen, Lohnkürzungen gegenüber stehen, erklärt Krugman.

PS: Deutschland bietet dafür sicherlich ein gutes Beispiel: Die gewerkschaftlich gut organisierten Arbeitnehmer von Unternehmen, die im internationalen Wettbewerb stehen, erleiden weniger Reallohnverluste, während die Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor davon nicht einmal träumen können, wie Jens Berger in seinem lesenswerten Buch „Stresstest für Deutschland“ darlegt. PPS: Mittlerweile arbeitet jede/jeder Vierte in Deutschland für Niedriglohn.

(2) Die Starrheit der Löhne, auch in den USA, die ja einen der „flexibelsten“, d.h. brutalsten Arbeitsmärkte in der fortgeschrittenen Welt haben, macht es deutlich, wie riesig die Kosten für die Strategie der „internen Abwertung“ (internal devaluation) in der Eurzone in der Tat sind, wo (in der Peripherie) die Löhne nach unten gedrückt werden, bis die Wettbewerbsfähigkeit wiedererlangt wird. Durch die Forderung nach einer „internen Abwertung“ in Irland, Spanien und Portugal, um einen zweistelligen Verfall der Nominallöhne zu erreichen, verlangen die Deutschen und die EZB laut Krugman tatsächlich etwas, was im Grunde genommen nie passiert.

Jemand könnte sich nun aber in das Gespräch einklinken und sagen, dass dies beweise, dass die Lösung für die Arbeitslosigkeit darin liege, die Löhne noch flexibler zu gestalten. Nein. Wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, und der Schuldenabbau-Prozess (deleveraging) noch anhält, würde eine Kürzung der Löhne die Situation sogar noch verschlimmern.

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