Sonntag, 25. Januar 2009

The Return of Depression Economics and
the Crisis of 2008

Buchbesprechung:

Paul Krugman: The Return of Depression Economics and the Crisis of 2008. W.W. Norton, London, 2009.


Im Anschluss an die Asien-Krise in den 1990er Jahren hatte Paul Krugman, Nobelpreisträger des Vorjahres, 1999 ein viel beachtetes Buch veröffentlicht. Nun legt der renommierte Kolumnist der New York Times eine neue Auflage dessen vor, erweitert um das Thema der anrollenden Rezession, die in den USA im Dezember 2007 und in Europa am Ende des II. Quartals 2008 begonnen hat. Es gibt keinen Zweifel darüber, dass der Präsedenzfall der gegenwärtigen Krise die „Great Depression“ ist. Die Welt befindet sich in einer Wirtschaftskrise, in der die Geldpolitik ihre Wirkung verloren hat und nur noch Fiskalpolitik helfen kann.


Top-Ökonomen wie der Autor dieses aktuellen Werkes setzen sich derezit für fiskalpolitische Massnahmen ein. Selbst der Sachverständigenrat in Deutschland spricht sich erstmals seit Jahrzehnten für Konjunkturpakete aus. Krugman ist mit Sicherheit der weltweit meist gelesene Ökonomie-Blogger und ein gefragter Wirtschaftsprofessor an der Princeton University. Er hat dieses Buch ursprünglich nicht geschrieben, um aufzuzeigen, warum die Asien-Krise passiert ist, sondern wie diese Katastrophe geschehen konnte und und wie sie verhindert werden kann und wie die Opfer sich wieder erholen können.

Zunächst einmal hält Krugman fest, dass die Weltwirtschaft trotz des Ausmasses der heutigen Krise nicht in einer Depression steckt. Was heisst es aber, dass die Depression Economics zurückgekehrt ist? Erstmals seit den 1930er Jahren gilt es als sicher, dass der weltweite Einbruch der aggregierten Nachfrage auf dem Wohlstand der Menschen lastet. Niemand war darauf vorbereitet, da das Schwergewicht in der Wirtschaftspolitik bisher angetrieben vom Marktfundamentalismus auschliesslich auf die Angebotsseite gelegt wurde. Nun braucht die Welt eine Rettungsoperation. Das Problem muss sofort angegangen werden. Erstens müssen die Banken wieder Kredite vergeben. Zweitens muss Geld ausgegeben werden. Die erste Aufgabe ist die schwierigere, fügt Krugman hinzu. Das Vertrauen ist dahin und die Banken sind stark unterkapitalisiert. Daher müsse die Eigenkapitalbasis der Finanzinstitute gestärkt werden wie es die Roosevelt-Administration durch die Reconstruction Finance Corporation (RFC) in 1933 in den USA praktiziert hat und wie Schweden am Anfang der 1990er Jahre vorgegangen ist, um die Landesbanken zu rekapitalisieren. Die Geldspritzen, die bislang erfolgt sind, greifen laut Krugman im Verhältnis zu BIP zu kurz. Es ist zudem nicht klar, wie das Schattenbanken-System durch die Rettungsprogramme erreicht werden soll. Ausserdem ist es nicht festgelegt worden, dass die Banken die Gelder wieder als Kredit an die Wirtschaft weiterleiten. Die Versuchung für die Banken ist gross, das Geld zu horten. Ein anderer Ansatz, um die Credit Crunch (Kreditklemme) zu lösen, läuft über die US-Notenbank (Fed). Die Fed soll direkte Kredite an die Privatwirtschaft („nonfinancial sector“) vergeben, wie sie es mit dem Ankauf von Commercial Paper (CP) bereits getan hat. All diese Aktionen sollten aber weltweit koordiniert in Angriff genommen werden. Grund: Die Globalisierung der Finanzwelt. Krugman begrüsst daher die IWF-Kredite an die sog. Schwellenländer. Auch die Devisen-Swap-Linien der Fed an die Entwicklungsländer seien richtige Massnahmen. Aber selbst wenn das Finanzsystem wieder auf die Beine kommen sollte, wird die Welt mit einer gewaltigen Nachfragelücke konfrontiert sein. Was ist zu tun? Krugman plädiert ohne Umschweife für Fiskal-Stimulus à la Keynes. Man soll sich jedoch davor nicht abschrecken lassen, wenn manche Kreise das Ganze als „sozialistisch“ bezeichnet. Die Rekapitalisierung der Banken dürfte Krugman zufolge solche Dimensionen erreichen, dass eine vorübergehende Verstaatlichung eines signifikanten Teils des Finanzsystems unvermeidbar wird. Was die Regulierung betrifft, schreibt Krugman, dass er keine Einzelheiten darüber vorlegen wolle, aber der Grundsatz klar sein sollte: Alles, was während dieser Finanzkrise gerettet wird, weil es eine wesentliche Rolle im Finanzmechanismus spiele, solle reguliert werden, und zwar dann, wenn keine Krise ist, damit keine weitere exzessiven Risiken eingegangen werden. Ein ohne Fachjargon, locker geschriebenes grossartiges Buch. Sehr informativ und wegweisend.

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