Donnerstag, 2. Oktober 2008

Graphic Storytelling and Visual Narrative

Buchbesprechung:*

Will Eisner: Graphic Storytelling and Visual Narrative. Principles and Practices From the Legendary Cartoonist. W. W. Norton, New York, London. 2008.


Der Begriff „Graphic Novel“ (grafischer Roman) ist auf Will Eisner zurückzuführen. Eisner hat die Entwicklung der Comicswelt im 20. Jahrhundert massgeblich geprägt. Seinen ersten Comic hat er (Jahrgang: 1917) 1933 in einer Schülerzeitung veröffentlicht. Ab 1936 zeichnete Eisner für die Zeitschrift Wow!. 1940 schuf er eine eigene Comic-Reihe „The Spirit“. Sein grandioses Buch „Ein Vertrag mit Gott“ publizierte der begnadete Zeichner und Geschichtenerzähler 1978. Eisner erhielt für seine Werke zahlreiche Auszeichnungen. Diese beiden Bücher basieren auf das Unterrichtsmaterial seines legendären Kursus an der New York’s School of Visual Arts.

Die Erstausgaben der Bücher waren von dem eigens von ihm geführten, kleinen Verlag „Poorhouse Press“ publiziert worden. Nun präsentiert das Verlagshaus W. W. Norton freundlicherweise die beiden Meisterwerke, die Generationen von Künstlern, Studenten, Lehrkräften und Fans inspiriert haben, in überarbeiteter und erweiterter Form in einem aus technischer Sicht tadellosen Zustand.

Comic gilt im wesentlichen als ein visuelles Medium von erfassten Bildern. Im ersten Band befasst sich Will Eisner mit der Aufgabe und dem Prozess der Geschichtserzählung. Wenn auch in erster Linie die Aussenwahrnehmung und die Aufmerksamkeit durch die künstlerische Darstellung zwingend erscheint, so gilt die Geschichte nach Ansicht von Eisner als die meist kritische Komponente in einem Comic. Er zeigt dies an einem breiten Spektrum von Arbeitsmethoden auf. Beispiele umfassen auch die Werke von anderen international hochgeschätzten Künstlern wie Art Spiegelman und Robert Crumb. Die Kunst von „Graphic Storytelling“ wird hier in Grundsätze umgegossen, sodass deren Studium jeden Comic Zeichner, Autor und Filmemacher brennend interessieren müsste.

Will Eisner: Comics and Sequential Art. Principles and Practices From the Legendary Cartoonist. W. W. Norton, New York, London. 2008.


Im zweiten Band beleuchtet Will Eisner den Konzeptentwurf, Grundsätze des Comics, einschliesslich die bildlichen Darstellungen, Perspektiven, Rahmen, Figuren im Raum usw. Es gelingt dem Autor fliessend, eindrücklich zu zeigen, wie sich Kunst und Literatur in der Comic-Welt überschneiden. Nach Eisner ist Comic als sequentielle Kunst zu verstehen. Kein Comic-Zeichner und kein Filmemacher auf der Welt kommt an diesen Standardwerken vorbei.

Cezmi Dispinar

* erscheint in der Ausgabe 206 von 3. Oktober 2008.

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