Sonntag, 8. April 2012

Finanzinnovationen und Demokratisierung der Wall Street


BWL-Studenten und Mitglieder der Bewegung “Occupy Wall Street” haben etwas Gemeinsames: ein tiefes Interesse an der Demokratisierung der Wall Street, schreibt Robert Shiller in einem etwas eigenartigen Artikel („Democratize Wall Street, for Social Goods“) in NYT.

An der Universität Yale, wo Shiller seit 25 Jahren lehrt, höre er in letzter Zeit eine grosse Übereinkunft von seinen Studenten über finanzielle Innovationen im Zusammenhang mit Social Media. Eine solche Innovation (crowdfunding, mehr dazu hier) ist im Gesetzesentwurf (JOBS Act) von Präsident Obama eingebettet. Die Idee beinhaltet Web Sites, die Investoren helfen, kleine Mengen an Kapital für Projekte zu beschaffen, die sie online lesen und die sonst fürs Geld ausgehungert wären, legt Shiller dar. (PS: Ich bin davon nicht begeistert: Warum? Siehe hier).

Es kann gut sein, dass es auf den ersten Blick Enttäuschungen gibt, aber das Konzept kann sich damit beschäftigen, wie die anderen demokratisierenden Finanzinnovationen, welche schliesslich viel Gutes für die Gesellschaft bringen, argumentiert Shiller.

„Finanzinnovationen nehmen natürilich unerwartete Formen an, aber wir können einige atemberaubende Verwandlungen in den Karrieren der heutigen Studierenden erwarten“, so der Autor des lesenswerten Buchen Animal Spirits. Und trotz der Schädigung ihres Rufes aus der Subprime-Krise konnten Finanzinnovationen zur Lösung der kniffligen Probleme beitragen, beschreibt Shiller weiter.

Entgegen der landläufigen Meinung in diesen Tagen verzeichnet die Geschichte des Finanzwesens „immer weitere Kreise der Aktivität“ mit Produkten, die von Venture Capital bis Hypotheken und zu verschiedenen Formen von Versicherung, Ersparnissen und Renten reichen. Die Fehler in Institutionen, die zur jüngsten Finanzkrise beigetragen haben, können korrigiert werden, hebt Shiller hervor: „Die künftige Herausforderung, sowohl für die Studenden für die Finanzwelt als auch für solche, die diese besetzen wollen, ist wirklich die Wall Street zu demokratisieren“.

Dieses Zeug „Finanzinnovation“ scheint in Shillers Augen etwas ziemlich Magisches zu sein, was sogar zur Verringerung der sozialen Ungleichheit führen kann. Gibt es etwas, was Finanzinnovation nicht tun kann, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen?

Finanzinnovationen hatten auf den Finanzmärkten ihre Erfolge. Aber manche davon sorgen aber nur für eine Umverteilung von Einkommen, sowohl mit als auch ohne Absicht, ohne in Sachen Effizienz viel hervorzubringen. Es entstanden katastrophale Kosten, weit und breit, bemerkt Mark Thoma dazu in seinem Blog kritisch. Es gibt keine Neuigkeiten darüber, was die Wirtschaft seither durchgemacht hat. Thoma bleibt daher im Hinblick auf die Wall Street skeptisch. Der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor würde lieber mehr Wert darauf legen, das Finanzystem in Zukunft stabil zu halten.

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