Die
Rendite für spanische Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit ist zu Beginn der
Woche kräftig gestiegen. Ähnlich legte auch die Rendite für italienische
Staatspapiere mit vergleichbarer Laufzeit kräftig zu.
Die
EZB droht nun mit Interventionen auf
dem Anleihemarkt. Es ist die Rede davon, dass das Anleihekaufprogramm der EZB wiederbelebt werden soll.
Die
EZB hatte zuletzt im Mai 2010 europäische Staatsanleihen gekauft. Dann ging sie
dazu über, die Staatspapiere nicht mehr direkt am Markt zu kaufen. Die EZB hat
stattdessen angefangen, Kredite über 3-Jahres-Tender (LTRO) an die Banken zu leihen.
Die jüngsten Entwicklungen deuten darauf hin, dass die mit dem Einsatz von LTRO
ausgelöste Entspannung am Kapitalmarkt nicht anhalten kann.
Warum?
Es lohnt sich, einen Blick auf die unterschiedlichen Instrumente (QE versus LTRO) der beiden Notenbanken
zu werfen, um die Ansätze vergleichen zu können.
Die EZB: „repo-based monetary expansion“, (LTRO1 und LTRO2).
Die
Fed gibt relative wenig Kredit an Banken.
Die
EZB vergibt massiv Kredit an Banken.
Korrelation
von Risikoaufschlägen zwischen EU-Kern und EU-Peripherie, Graph: Laurence Mutkin, Morgan Stanley.
Die
Fed verkauft kurzfristige
Staatspapiere und kauft mit dem Erlös langfristige Staatspapiere. Das heisst,
dass die Fed am kurzen Ende des Marktes Kredit aufnimmt, und zwar zu praktisch
Null Zinsen, und legt diese Mittel in Staatspapiere mit höheren Renditen (rund
2%) am langen Ende des Marktes an. Die Fed verdient also dank Fristentransformation einen Batzen
Geld. Und sie geht damit kein Kreditrisiko ein, da sie ausschliesslich
erstklassige (Staats-) Papiere aufkauft.
Denn
es ist heute eine offene Frage, ob die Banken in drei Jahren (3-Jahres-Tender) in der Lage
sein werden, das via LTRO geliehene Geld zurückzuzahlen.
Es
ist nämlich ein offenes Geheimnis, dass die LTRO-Kredite überwiegend an die
Banken an der EU-Peripherie gegangen sind.
Was
machen aber die Banken mit dem via LTRO bereitgestellten Geld?
Unternehmen werden damit nicht finanziert.
Wie
der (anfängliche) Rückgang der Renditen für spanische und italienische
Staatspapiere nahelegt, haben die Banken in erster Linie Schuldtitel aus Italien,
Portugal und Spanien gekauft.
Das
Stichwort ist Carry Trade: Die
Banken z.B. aus Spanien und Italien haben mit dem LTRO-Geld, welches zu 1%
verzinst wird, jeweils spanische und italienische Staatsanleihen, die Renditen
über 4% abwerfen, gekauft. Das heisst, dass die Banken kurzfristige Erträge (carry) einstreichen können.
Da
die EZB sich aus ideologischen Gründen weigert, Staatsanleihen direkt am Markt
zu kaufen, fallen damit Banken ohne eigene Leistung Zinserträge zu. Hätte die
EZB die Schuldtitel direkt am Markt gekauft und für drei Jahre gehalten, hätte
sie selbst die Zinsen (carry) von den
Staaten kassiert, wie Heiner Flassbeck zum Ausdruck
bringt.
Im
Übrigen stecken die Banken nicht wegen Griechenland in einer tiefen Krise. Die
Euro-Krise ist keine Staatsschuldenkrise, sondern eine Folge der Finanzkrise,
die von Banken verursacht worden ist.
Die
von Banken verursachte Finanzkrise wird jedoch unter dem Einfluss von
Bankenlobby dogmatisch als Staatsschuldenkrise präsentiert. Die
Haushaltsdefizite sind aber in der Euro-Zone erst im Sog der Finanzkrise gestiegen, v.a.
aufgrund der Kosten der Bankenrettung.
Nun
beobachten wir anhand der jüngsten Turbulenzen an den Kapitalmäkten die
Kehrseite des Carry-Trades. Die
Banken haben allem Anschein nach die Staatspapiere zu einem hohen Preis
gekauft. Denn während die Renditen zur Zeit steigen, fallen die Anleihekurse. Die
Entwicklung der Renditen für Staatsanleihen im Allgemeinen deutet darauf hin,
dass die Banken die Schuldtitel zum Teil auf Kredit (Belehnung gegen
Sicherheit) gekauft haben, um noch mehr kurzfristige Erträge zu jagen.
Die
Position der angeschlagenen Banken hat sich deswegen inzwischen nicht
verbessert. Die EZB hat schliesslich kein Kapital zur Verfügung gestellt,
sondern „nur“ Liquidität bereitgestellt.
Die
EZB hätte wie die Fed dem Ansatz von QE (mengenmässige Lockerung der Geldpolitik)
folgen sollen. QE wäre günstiger als LTRO gewesen. Die EZB lässt sich aber von
Banken vorführen.
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