Freitag, 5. September 2008

The Subprime Solution

Buchbesprechung*:

Robert J. Shiller: The Subprime Solution. How Today’s Global Financial Crisis Happened, and What to Do about It. Princeton University Press, Princeton and Oxford, August 2008.


Die Subprime-Krise hält die Märkte seit einem Jahr weltweit in Atem. Die Angst vor einem tiefen Konjunkturabschwung lässt die globalen Finanzmärkte nicht zur Ruhe kommen. Aus der amerikanischen Immobilienkrise wurde eine ernste Gefahr für die Weltwirtschaft mit noch immer nicht abschätzbaren Folgen. Robert J. Shiller, Professor für Wirtschaft an der Yale University zählt zu den einflussreichsten Ökonomen. Er ist Begründer des Forschungsgebiets „Behavioural Finance“ und stellt die allgemeingültige Theorie der effizienten Märkte in Frage. In seinem Buch „Irrationaler Überschwang“ warnte er im März 2000 vor einem Crash auf dem Aktienmarkt. Grund: Die dot.com-Spekulationsblase stünde kurz vor dem Platzen. 2004 gab er die korrekte Prognose ab, dass auf dem amerikanischen Immobilienmarkt sich eine Bubble gebildet hat. Er lag erneut richtig. Jetzt meldet sich Shiller wieder zu Wort. Sein brandneues Buch „The Subprime Solution“ ist kürzlich erschienen.

Die Entwicklungen der Kreditmarktkrise betrachtet er anhand der verhaltensorientierten Finanztheorie. Die Subprime-Krise sei ein Wendepunkt in unserer Wirtschaft und unserer Kultur. Die US-Notenbank (Fed) habe eine Reihe von neuen Kreditfazilitäten (TAF, TSLF, PDCF usw.) eingeführt. Aber wir wissen nicht, ob deren Reichweite so beschaffen ist, dass sie die fundamentale Krise des Vertrauens, welches „am Herz der Subprime-Krise“ liege, lösen können.

Die Bubbles sind seiner Ansicht nach das Ergebnis des „deplatzierten Vertrauens“. Die Lösung müsse daher folgende Ziele im Auge behalten: 1) Verbesserung der Informationsinfrastruktur. D.h. bessere Finanzberatung und grösseren Konsumentenschutz in einem grösseren Segment der Gesellschaft. 2) Ausbreitung des „Geltungsbereichs“ der Finanzmärkte, um ein weites Feld der Wirtschaftsrisiken zu decken. Zum Beispiel: Neue Future Märkte in Chicago. 3) Schaffung von „retail financial instruments“, um eine grössere Sicherheit für Konsumenten bereitzustellen. Mit seiner pragmatischer Haltung will Shiller nicht bestrafen, sondern behandeln. Wenn er z.B. über die Vergabe von Hypotheken mit Lockvogelzinsen redet, denkt er in sozialen und kulturellen Zusammenhängen. Immer wieder stellt er die psychische Disposition des Problems im Hinblick auf die Risikowahrnehmung und das Risikomanagement in den Mittelpunkt seiner Analyse. Ziel ist es, er nennt es „Financial Democracy“, das Sicherheitsnetz für die Gesellschaft umfassend zu verstärken, um auf diese Weise den Wohlstand zu erhöhen. Dafür bedarf es einer demokratischen Verbreitung der Innovationen der modernen Finanz-Technologie, sodass die Risikostreuung sachgemässe Anreize fördert und die Gefahr von „Moral Hazard“ einschränkt. Shiller durchleutet die Geschichte der Immobilienmärkte und zeigt die Ursachen von Spekulationsblasen auf. Beide sind hochinteressante Kapitel. Dabei verschont er weder die Fed noch den ehemaligen Fed-Chef Alan Greenspan.

Er betont die Wichtigkeit von „Bail outs“, die kurzfristig auf alle Fälle den wegen betrügerischen Angeboten überschuldeten Eigenheimbesitzern und gebeutelten Hypothekenbanken zugute kommen sollten. Langfristig schlägt er ein „6-Wege-Programm“ vor, um Informationsinfrastruktur zu verbessern: 1) Eine umfassende Finanzberatung, 2) Eine verbraucherorientierte staatliche Aufsichtsbehörde, 3) Vereinbarungen und Standards in bezug auf das Ausfallrisiko, 4) Eine Anzeigepflicht für Wertschriften, 5) Eine lückenlose, nationale Datenbank, was finanzielle Situation von Individuen betrifft, 6) Ein neues System von Wirtschaftsmasseinheiten. Shiller warnt aber davor, dass die Berichtigung am Immobilienmarkt sich um mehrere Jahre verstrecken kann. Ein volkommen konzentriert geschriebenes, hochspannendes Buch. Ein vielschichtiges und sehr informatives Werk über die anrollende Subprime-Krise. Unbedingt lesen.

* erschienen in der Ausgabe 204 vom 5. September 2008

CEZMI DISPINAR

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