Samstag, 21. April 2012

Unterzakhn


Buchbesprechung

Leela Corman: Unterzakhn. Schocken Book, New York, 2012.


Leela Corman liefert in ihrem neuen Graphic Novel eine einfühlsame und packende Darstellung der Zwillingsschwester Esther und Fanya, die als Kinder jüdischer Einwanderer aus Polen (und Russland) in Lower East Side, New York aufwachsen und die bitteren Lektionen des Lebens lernen.

Esther arbeitet für eine Frau, die sowohl ein Burlesque-Theater („Horse and Rider“) als auch ein Bordell betreibt. Fanya unterstützt eine Geburtshelferin, die auch illegale Abtreibungen durchführt.

Es gelingt Corman, das facettenreiche Umfeld der Familie um das Jahr 1910 ästhetisch glänzend darzulegen, wie zum Beispiel die grausamen Erfahrungen am Alltag die Weltanschauung der Kinder prägen. Die in Florida lebende New Yorkerin führt das soziale Milieu der beiden Schwester mit einprägsamen, monochromen, selbstsprechenden Bildern eindrücklich vors Auge, wobei die überwältigende Kälte der Strasse als Pädagogik zu wirken scheint.

Das Bett mit vielseitiger Semantik steht irgendwie öfters im Mittelpunkt der Abhandlung, welches natürlich nicht nur dem Schlafen, Liegen oder Ruhen dient, sondern der einzig sichere Ort zu sein scheint, wo die beiden Schwester ihre Träume und Erlebnisse mit Gebundenheit an Ängste und Zwänge austauschen, bevor sie einschlafen. Im Übrigen bedeutet Unterzakhn (yiddish) Unterwäsche.

Die imposante Veranschaulichung der Handlungen und die schmerzhaften Entscheidungen der Zwillingsschwestern mit tragischen Folgen erinnert an die einschneidenden Werke von Art Spiegelman. Ein fesselndes Buch, das man nicht aus der Hand lassen kann. Es ist unmöglich, die Art und Weise, wie Corman diese rührselige Geschichte erzählt, nicht zu mögen.

Leela ist Karikaturistin, Illustratorin, Performerin und Ausbilderin für orientalischen Tanz. Die Autorin lebt mit ihrem Mann, dem Karikaturisten und Pädagogen Tom Hart in Florida (USA).

Keine Kommentare: