Buchbesprechung
Leela Corman: Unterzakhn. Schocken
Book, New York, 2012.
Leela Corman liefert in ihrem neuen
Graphic Novel eine einfühlsame und packende
Darstellung der Zwillingsschwester Esther und Fanya, die als Kinder jüdischer
Einwanderer aus Polen (und Russland) in Lower East Side, New York aufwachsen
und die bitteren Lektionen des Lebens lernen.
Esther
arbeitet für eine Frau, die sowohl ein Burlesque-Theater („Horse and Rider“) als auch ein Bordell betreibt. Fanya unterstützt eine
Geburtshelferin, die auch illegale Abtreibungen durchführt.
Es
gelingt Corman, das facettenreiche Umfeld der Familie um das Jahr 1910 ästhetisch
glänzend darzulegen, wie zum Beispiel die grausamen Erfahrungen am Alltag die Weltanschauung
der Kinder prägen. Die in Florida lebende New Yorkerin führt das soziale Milieu
der beiden Schwester mit einprägsamen, monochromen, selbstsprechenden Bildern eindrücklich
vors Auge, wobei die überwältigende Kälte der Strasse als
Pädagogik zu wirken scheint.
Das
Bett mit vielseitiger Semantik steht irgendwie öfters im Mittelpunkt der Abhandlung,
welches natürlich nicht nur dem Schlafen, Liegen oder Ruhen dient, sondern der einzig
sichere Ort zu sein scheint, wo die beiden Schwester ihre Träume und Erlebnisse
mit Gebundenheit an Ängste und Zwänge austauschen, bevor sie einschlafen. Im Übrigen
bedeutet Unterzakhn (yiddish) Unterwäsche.
Die
imposante Veranschaulichung der Handlungen und die schmerzhaften Entscheidungen
der Zwillingsschwestern mit tragischen Folgen erinnert an die einschneidenden Werke
von Art Spiegelman. Ein fesselndes Buch, das man nicht aus der Hand lassen kann.
Es ist unmöglich, die Art und Weise, wie Corman diese rührselige Geschichte
erzählt, nicht zu mögen.
Leela ist Karikaturistin,
Illustratorin, Performerin und Ausbilderin für orientalischen Tanz. Die Autorin
lebt mit ihrem Mann, dem Karikaturisten und Pädagogen Tom Hart in Florida (USA).
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