(Nur für Streber)
Portugal
und Spanien befinden sich in einer Bilanzrezession.
Auch die US-Wirtschaft steckt in einer Bilanzrezession (balance sheet recession).
Das heisst, dass private Haushalte und Unternehmen ihre Schulden abbauen (deleveraging), wenn auch die Zinsen
praktisch auf Null Prozent liegen.
In
dieser Situation gelten viele normale ökonomische Sachverhalte nicht mehr, wie Richard Koo, der den Begriff „Bilanzrezession“ geprägt hat, in einem aktuellen Interview („Amerika und Europa nähern sich Japan an“) hervorhebt. Die
Unternehmen maximieren in einer Bilanzrezession nicht länger ihre Gewinne.
Stattdessen minimieren sie notgedrungen ihre zu hohe Verschuldung, weil sie
ansonsten ihre Kreditwürdigkeit verlieren, erklärt der Chefökonom von Nomura Research Institute in Tokio.
Ryan Avent und Matt Yglesias debattieren
derzeit darüber, ob es wirklich auf die Null Untergrenze (siehe Liquiditätsfalle) ankommt, was
die Geldpolitik betrifft, was ja damit zu tun hat, ob die Fed versagt, ihre
Arbeit zu machen.
Paul Krugman ergreift in seinem Blog gern das Wort und
unterstreicht zwei Aspekte, dass es eine Situation ist, in der die Fed die Zinsen
deutlich senken würde, wenn sie könnte. Basierend auf historischen Beziehungen
zwischen Arbeitslosigkeit, Inflation und Leitzinsen „sollte“ die Fed die Zinsen
auf etwa Minus 4% senken. Aber die
Fed kann es nicht. Was sie tun könnte, ist, die realen Zinssätzen zu senken,
und zwar durch die Erhöhung der erwarteten Inflationsrate.
Avent
hat Recht, zu betonen, dass eine Anhebung des Inflationsziels (inflation targeting), in wirtschaftlicher
Hinsicht, so sehr das Gleiche wäre wie eine Zinssenkung, unterstützt Krugman. Avent argumentiert
weiter, dass die wirkliche Einschränkung in Sachen Geldpolitik politisch ist,
nicht technisch und dass die Fed daher den Dienst verweigert.
Yglesias
legt dar, dass der Unterschied zwischen der konventionellen und der
unkonventionellen Geldpolitik folgenreich ist, sodass es gut etablierte Regeln
und Vereinbarungen darüber gibt, wie die Fed die kurzfristigen Zinssätze festlegt,
wobei so etwas wie eine Anpassung des Inflationsziels das Betreten von Neuland
bedeute, auch wenn die strenge Wirtschaftslehre besage, dass es so ziemlich das
Gleiche sei.
Die
Inflationserwartungen zu ändern, dürfte, was die Auswirkungen betrifft, ähnlich
sein wie gerade Zinssenkungen, aber es ist in Bezug auf die Umsetzung
unterschiedlich, legt Krugman dar.
Die
Fed kann die Zinssätze einfach senken, indem sie dem Open Market Trading Desk (siehe hier) anordnet, es zu tun. Die
Fed kann die Inflationserwartungen nur dann ändern, wenn sie auf die
Überzeugungen am Markt Einfluss nimmt, in dem Sinne, was sie später einmal
unternehmen will, durch glaubwürdiges Versprechen natürlich, unverantwortlich
zu wirken, was aber eine strittige Aufgabe bedeutet.
Fazit: Die Null Untergrenze ist
entscheidend. Auf alle Fälle, betont der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor: „lass uns
die Fed von links bedrängen und fordern, mehr zu unternehmen“. Aber Krugman
hofft, dass es möglich sei, zugleich die Einsicht zu akzeptieren, dass die Fed
mehr tun könnte und sollte und dass es auf der Null Untergrenze schwer ist. Und
es würde helfen, wenn die Fed fiskalpolische Unterstützung hätte, fasst Krugman
zusammen.
PS: Steckt die Wirtschaft in
einer Liquiditätsfalle, spielt es
keine Rolle, wie viel Geld die Zentralbank drückt, es sei denn, die Zentralbank
verspricht höhere Inflation. Siehe dazu mehr in einer älteren (1998) Forschungsarbeit („Japan’s Trap“) von Paul Krugman.
1 Kommentar:
In solch einer Situation (Debt-Deflation) bringtes absolut NICHTS,wenn eine ZB höhere Inflation "verspricht".
Oder wie sich Wirtschaftsminister Karl Schiller ausdrückte,wenn er über die Problematik der "Kreditnehmer-Kette" ( ZB-Banken-Kreditnehmer) sprach :
"Man kann die Pferde zwar zur Tränke führen. Man kann sie aber nicht zwingen, das Wasser zu saufen."
weico
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