Eine
Liquiditätsfalle ist ein Umstand, wo der private Sektor im Zuge der anhaltenden
negativen Animal Spirits, die durch
das Platzen Vermögenswerte- und Kredit-Blase verursacht wurden, wegen der
schwer beschädigten Bilanzen Schulden abbaut (deleveraging).
In
einer Liquiditätsfalle können Animal Spirits des privaten Sektors nicht durch
eine Senkung der kurzfristigen Zinsen wiederbelebt werden, weil es keine
Nachfrage nach Krediten gibt. Das bedeutet letzlich, dass die herkömmliche
Geldpolitik in einer Liquiditätsfalle nicht funktionniert, schreiben Paul McCulley und Zoltan Pozsar in einer neuen, lesenswerten Forschungsarbeit („Does Central Bank Independence Frustrate
the Optimal Fiscal-Monetary Policy Mix in a Liquidity Trap?“)
Der
Punkt ist, dass die konventionelle Geldpolitik nicht greift, weil die Nachfrage
nach Krediten in der Wirtschaft ausfällt. Der Transmissionsmechanismus bricht
also zusammen.
Ein
anderer Punkt, auf welchen die Autoren hindeuten, ist, dass die Notenbanker wie
Ben Bernanke sich dieser Tatsache überaus
bewusst sind. Man braucht nur die Analyse („Some
Thoughts on Monetary Policy in Japan“) von Bernanke aus dem Jahr 2003 zu
lesen, wo der Fed-Präsident sich mit Japans Deflation auseinandersetzt.
Seigniorage
Gewinne von der Fed an das Schatzamt (US-Treasury), Graph: Paul McCulley und Zoltan Pozsar, GIC Global Society of Fellows, March 26, 2012
Der
Schuldenabbau ist ein notwendiger Schritt, der getan werden muss, damit ein
sich selbst tragender wirtschaftlicher Aufschwung statt finden, heben McCulley
und Pozsar hervor.
Die
Autoren fahren fort: damit der private Sektor Schulden tilgt (de-leveraging), ohne eine Depression
auszulösen, muss der öffentliche Sektor sich in die entgegengesetzte Richtung
bewegen und re-lever betreiben.
Weshalb
Sparmassnahmen (fiscal austerity) als
die absolut falsche Medizin gelten. Die traditionellen Lehrbücher beziehen sich
darauf nicht, aber die Inflation kann in diesem Marktumfeld kein Problem
darstellen. Die Zusammenarbeit zwischen der Finanzverwaltung und der
Zentralbank ist daher enorm wichtig.
Crowding-out (Verdrängung der privaten
Investitionen durch ansteigende Zinsen als Folge einer zunehmenden
Staatsverschuldung), Überhitzung der Wirtschaft und Anstieg der Zinsen sind also
unwahrscheinlich, da es keine Konkurrenz um die Finanzmittel aus dem privaten
Sektor gibt. Für Hinweise schaut man sich die Auswirkungen der
Staatsverschuldung auf die langfristigen Zinsen in den USA während der Grossen
Depression und neuerdings auch in Japan an.
In
Bezug auf die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik (QE: quantitative easing)
unterstreichen die Autoren, dass das „Geld drucken“ in einer Liquiditätsfalle
nicht inflationär ist. Geld funktioniert wie Geld: nach Billionen an
überschüssigen Reserven in den Bilanzen der Banken tut das Geld nichts. Bis der
private Sektor den Schuldenabbau zu Ende führt und wieder nach Krediten fragt, ist
es unwahrscheinlich, dass das „Geld drucken“ zu Inflation führt.
PS:
Animal Spirits sind
irrationale Elemente im Wirtschaftsgeschehen (wie z.B. Instikte, Emotionen,
Herdenverhalten usw.), die nach dem keynesianischen Ansatz zu konjunkturellen
Schwankungen und zu unfreiwilliger Arbeitslosigkeit führen können. Die
Instabilität im Wirtschaftssystem ergibt sich m.a.W. aus der menschlichen
Natur.
PPS:
Paul
McCulley ist ein ehemaliger Managing Director bei PIMCO. Er prägte die Begriffe
„Minsky Moment“ und „Schatten Bankensystem“ (shadow banking). McCulley war bei PIMCO der beste Mann. Nachdem der
Portfolio Manager sich mit Bill Gross und Mohamed El-Erian in Bezug auf die
Analyse der Krise nicht einig war, verliess er die Pacific Investment Management Company. Gross und El-Erian hatten im
Sog der Finanzkrise versucht, das Rad in makroökonomischer Hinsicht neu zu
erfinden und sind schliesslich daran gescheitert. McCulley hat Recht behalten.
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