Samstag, 14. April 2012

Abschwung im Jahr 5


Paul Krugman hat gestern am Pomona College einen Vortrag über die mittlerweile seit 5 Jahren anhaltende Krise gehalten.

Im Mittelpunkt stand die Frage: was haben wir im Verlauf der Krise gelernt?

Wie man an der Erwerbsquote, dem Verhältnis der Beschäftigten zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, erkennen kann, steckt die Wirtschaft nach wie vor in einer Depression.

Die Kennzahl (employment-population ratio) gibt Auskunft über die Fähigkeit der Wirtschaft, um Arbeitsplätze zu schaffen.

Die hohe Arbeitslosigkeit ist derzeit nicht strukturell, sondern zyklisch. Es gibt zwar laut Krugman Anzeichen dafür, dass die NAIRU (inflationsstabile Arbeitslosenquote), nicht bindend, angestiegen ist, aber wahrscheinlich wegen der erweiterten Arbeitslosenversicherung, welche nicht anhalten dürfte, falls die Wirtschaft sich wieder erholt.


Erwerbsquote (US-Wirtschaft), Erwerbstätige im Alter von 25 bis 54 Jahren, Graph: Prof. Paul Krugman




Arbeitslosigkeit ist nicht strukturell, Graph: Prof. Paul Krugman

Auf der Seite der aggregierten Nachfrage:

Es gab zu Beginn der Finanzkrise einen „Bagehot-Moment“ (siehe auch hier), wo die riskaten Anlagen wesentlich gemieden wurden. Danach gilt es aber die Aussage des Fisher/Keynes-Modells: „Es ist insbesondere ein herausragendes Merkmal des Wirtschaftssystems, welches, während es in Bezug auf die Produktion (output) und die Beschäftigung heftigen Schwankungen unterliegt, nicht gewaltig instabil ist. In der Tat scheint das Wirtschaftssystem in der Lage, in einem chronischen Zustand der subnormalen Aktivität für einen längeren Zeitraum zu verbleiben, ohne eine deutliche Tendenz entweder in Richtung einer Erholung oder in Richtung eines vollständigen Zusammenbruchs“.

Es gibt zwar einige Menschen, die mit dem Hinweis auf die sehr niedrigen Zinsen behaupten, dass es einen Mangel an sicheren Anlagen (siehe auch hier) gibt. Aber die implizierte erwartete Rendite der US-Treasury Bonds mit 10 Jahren Laufzeit beträgt heute 1,79%.

Auf der Seite des aggregierten Angebots:

Wo ist die Deflation? Das Wachstum der Löhne ist zwar schwach, aber nicht so wie die Jahre 1980-1984 nahelegen würden. Die Löhne sind nicht gefallen. Es gibt starke Anzeichen, dass die Löhne nach unten starr sind.

Eine Deflation im japanischen Stil scheint laut Krugman heute unwahrscheinlich. Aber das Fehlen der Deflation bedeutet nicht, dass alles in Ordnung ist.

Fazit:

Finanzkrisen: diesmal ist es nicht anders.

Die Liquiditätsfalle (nach dem IS-LM Modell) widerspiegelt (der Finanzkrise nach) die Fakten.

Fiskalpolitik funktioniert.

Die um die Erwartungen erweiterte Phillips-Kurve bricht bei niedrigen Inflationsraten zusammen, was starke Argumente für eine expansive Wirtschaftspolitik (Massnahmen zur Belebung der Konjunktur und Lockerung der Geldpolitik) liefert, wobei die Preisstabilität kein angemessenes Kriterium ist.

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