Paul Krugman hat gestern am Pomona College einen
Vortrag über die mittlerweile seit 5 Jahren anhaltende Krise gehalten.
Im
Mittelpunkt stand die Frage: was haben wir im Verlauf der Krise gelernt?
Wie
man an der Erwerbsquote, dem Verhältnis der Beschäftigten zur Bevölkerung im
erwerbsfähigen Alter, erkennen kann, steckt die Wirtschaft nach wie vor in
einer Depression.
Die
Kennzahl (employment-population ratio)
gibt Auskunft über die Fähigkeit der Wirtschaft, um Arbeitsplätze zu schaffen.
Die
hohe Arbeitslosigkeit ist derzeit nicht strukturell, sondern zyklisch. Es gibt
zwar laut Krugman Anzeichen dafür, dass die NAIRU (inflationsstabile Arbeitslosenquote), nicht bindend,
angestiegen ist, aber wahrscheinlich wegen der erweiterten
Arbeitslosenversicherung, welche nicht anhalten dürfte, falls die Wirtschaft
sich wieder erholt.
Erwerbsquote
(US-Wirtschaft), Erwerbstätige im Alter von 25 bis 54 Jahren, Graph: Prof. Paul Krugman
Arbeitslosigkeit
ist nicht strukturell, Graph: Prof.
Paul Krugman
Auf
der Seite der aggregierten Nachfrage:
Es
gab zu Beginn der Finanzkrise einen „Bagehot-Moment“
(siehe auch hier), wo die riskaten Anlagen
wesentlich gemieden wurden. Danach gilt es aber die Aussage des
Fisher/Keynes-Modells: „Es ist insbesondere ein herausragendes Merkmal des
Wirtschaftssystems, welches, während es in Bezug auf die Produktion (output) und die Beschäftigung heftigen
Schwankungen unterliegt, nicht gewaltig instabil ist. In der Tat scheint das
Wirtschaftssystem in der Lage, in einem chronischen Zustand der subnormalen
Aktivität für einen längeren Zeitraum zu verbleiben, ohne eine deutliche
Tendenz entweder in Richtung einer Erholung oder in Richtung eines
vollständigen Zusammenbruchs“.
Es
gibt zwar einige Menschen, die mit dem Hinweis auf die sehr niedrigen Zinsen
behaupten, dass es einen Mangel an sicheren Anlagen (siehe
auch hier) gibt. Aber die implizierte erwartete Rendite der US-Treasury Bonds
mit 10 Jahren Laufzeit beträgt heute 1,79%.
Auf
der Seite des aggregierten Angebots:
Wo
ist die Deflation? Das Wachstum der
Löhne ist zwar schwach, aber nicht so wie die Jahre 1980-1984 nahelegen würden.
Die Löhne sind nicht gefallen. Es gibt starke Anzeichen, dass die Löhne nach unten starr sind.
Eine
Deflation im japanischen Stil scheint laut Krugman heute unwahrscheinlich. Aber
das Fehlen der Deflation bedeutet nicht, dass alles in Ordnung ist.
Fazit:
Finanzkrisen:
diesmal ist es nicht anders.
Die
Liquiditätsfalle (nach dem IS-LM
Modell) widerspiegelt (der Finanzkrise nach) die Fakten.
Fiskalpolitik
funktioniert.
Die
um die Erwartungen erweiterte Phillips-Kurve bricht bei niedrigen
Inflationsraten zusammen, was starke Argumente für eine expansive Wirtschaftspolitik
(Massnahmen zur Belebung der Konjunktur und Lockerung der Geldpolitik) liefert,
wobei die Preisstabilität kein angemessenes Kriterium ist.
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