James Hamilton schreibt in seinem Blog mit Bezugnahme auf einen neulich in NYT erschienen Artikel („The High Cost of Gambling on Oil“) von Joseph P. Kennedy II, dass die Spekulation nicht die Ursache für
höhere Energiepreise ist.
Der
ehemalige Kongressabgeordnete aus Massachusetts und Gründer, Vorsitzender und
Präsident der Citizens Energy Corporation,
schlägt vor, um Energie für alle erschwinglich zu machen, „reine Öl-Spekulanten
aus Warenbörsen in den USA vollständig zu verbannen“.
Kennedy
erklärt wie folgt (meine freie Übersetzung), warum er glaubt, dass die
Spekulanten für die hohen Preise, die wir derzeit fürs Öl zahlen müssen,
verantwortlich sind:
„Heute
beherrschen die Spekulanten den Handel mit Öl-Futures. Laut Aussagen von
Michael W. Masters, dem Spezialisten für Commodities aus dem Jahr 2009 werden
auf den Märkten für Öl-Futures regelmässig mehr als eine Milliarde Barrel Öl am
Tag gehandelt. Da die ganze Welt gegenwärtig nur rund 85 Mio. (nassen) Barrel Öl
am Tag herstellt, bedeutet es, dass mehr als 90% des Handels auf den Austausch
von „Papier“ Barrels zwischen den Händlern untereinander zurückzuführen ist“.
Es
stimmt, dass die meisten Käufer von Future-Kontrakten eigentlich an keiner
physischen Lieferung von Öl interessiert sind. Wenn ich einen Kontrakt zu einem
bestimmten Datum kaufe, plane ich i.d.R., den Kontrakt später an jemanden
anderen zu verkaufen, sodass ich den Markt mit einem Cash-Gewinn oder Verlust
verlasse, aber es findet dadurch kein physisches Öl statt. Es gilt jedoch in
Erinnerung zu rufen, dass es für jeden Käufer eines Future-Kontraktes auch
einen Verkäufer gibt, hebt Hamilton hervor.
Die
Person, die den anfänglichen Kontrakt an mich verkauft hat, möchte
wahrscheinlich den Kontrakt auch zu einem späteren Zeitpunkt loswerden. „Ich
kaufe und er verkauft am ursprünglichen Kontrakt-Zeitpunkt. Er kauft und ich verkaufe
an einem späteren Zeitpunkt. Einer von uns verlässt den Markt mit Gewinn, der
andere mit Verlust. Keiner von uns erhält jemals physisches Öl“, legt der an
der University of California, San
Diego lehrende Wirtschaftsprofessor dar.
Ein
Beispiel: Rohöl Future-Kontrakt Mai. Ein einziger Kontrakt, wenn bis zur
Fälligkeit gehalten wird, fordert vom Verkäufer 1‘000 Barrel Öl (Cushing Sorte) zu liefern, irgendwann im
Monat Mai. Am vergangenen Freitag wurden 227‘000 Kontrakte
gehandelt, entsprechend 224 Mio. Barrel Öl, was in der Tat ein grosses
Vielfaches der täglichen Herstellung darstellt.
Es
ist aber bemerkenswert, dass am Ende des Freitags die Summe des Open Interest (alle offene Positionen in
einem Termin-Kontrakt) nur 128‘000 Kontrakte betragen hat, also viel kleiner
als die Gesamtzahl der Trades während
des Tages und nicht viel unterschiedlicher als die Summe von Open Interest am Ende des Donnerstags.
Viele
der Händler, die am Freitag einen Kontrakt gekauft haben, haben denselben
Kontrakt später im Laufe des Tages wieder verkauft. Wenn argumentiert wird,
dass der Kauf des Kontrakts am Morgen in der Früh den Preis hochtreibt, ist
anzunehmen, dass der Verkauf am Nachmittag den Preis unten bringen müsste, erläutert Hamilton.
Es
ist unklar, gestützt auf welchen Mechanismus Kennedy behauptet, dass die
kombinierte Wirkung von einem Kauf und dem anschliessenden Verkauf einen
Netto-Effekt auf den Preis erzeugt. Der einzige Weg aber, wie Kennedy die
grossen Zahlen hinkriegt, ist, den Kauf und den anschliessenden Verkauf des
gleichen Auftrags durch dieselbe Person als zwei verschiedene Trades zu zählen, unterstreicht Hamilton.
Mark Thoma bietet in seinem Blog eine Reihe von
Analysen und Studien, die sich gegen die „Spekulations-Hypothese“ stellen.
Hier ist der Link zur Kolumne („The Oil Nonbubble“) älteren Datums von Paul Krugman, warum der Anstieg des
Ölpreises aus ökonomischer Sicht keine Spekulation darstellt.
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