Dienstag, 5. Juni 2012

SNB und Chuck-Norris-Effekt


Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat heute die Treuerungsprognosen für die Schweiz veröffentlicht. Demnach rechnet das BFS für 2012 mit einer durchschnittlichen Jahresteuerung von rund -0,4%. Für die 12 Monate des Jahres 2013 erwartet das BFS eine Teuerung von +0,5%.

Während die Rendite der schweizerischen Staatsanleihen mit einem Jahr Laufzeit derzeit auf 0,25% beläuft, betragen die Renditen der Staatspapiere mit 2 (-0.228%) , 3 (-0,114%) und 4 (-0,06%) Jahren Laufzeit jeweils negativ.

Vor dem Hintergrund der schweren Verwerfungen im europäischen Finanzsystem fällt es auf, dass der Druck aus dem rechten Rand des politischen Spektrums in der Schweiz in den letzten Tagen zugenommen hat, den geldpolitischen Kurs der SNB zu untergraben.

Die Very Serious People (VSP) haben in der Schweiz auf den Mindestkurs der SNB abgesehen. Der ehemalige UBS-Chef Oswald Grübel fordert z.B. die Abschaffung des Mindestkurses von 1,20 Franken pro Euro. Welchem Ziel soll aber dieses Vorhaben im Angesicht der zunehmenden Wahrscheinlichkeit eines bevorstehenden Euro-Untergangs und des androhenden Bank Runs im Euroland dienen?

Eine Aufhebung der Untergrenze würde im gegenwärtigen Umfeld der Wirtschaft eine sofortige Aufwertung des Frankens um 20 bis 25% bedeuten.

Die SNB ist entschlossen, wie SNB-Präsident Thomas Jordan vor ein paar Tagen mit Nachdruck unterstrichen hat, den Mindestkurs auch in Zukunft selbst unter schwersten Bedingungen mit aller Konsequenz durchzusetzen und die Geldpolitik darauf auszurichten, sodass dieser Mindestkurs aufrechterhalten bleibt.


Schweiz Zinsstrukturkurve, Graph: SIX Swiss Exchange

Es gibt weltweit nur vier Volkswirtschaften, wo die CDS-Prämien für die Staatsanleihen jeweils weniger als 100 Basispunkte betragen. Die Schweiz gehört auch dazu, mit den USA, Grossbritannien und Schweden.

Weil alle diese Länder über eine stabile Regierung mit einer eigenen Landeswährung verfügen, können sie Notfall aus der Luft Geld schaffen, um sich gegen „asymmetric shocks“ (wie der Kollaps einer Währungsunion) zu wehren.

Die Schweiz braucht aber nicht einmal Geld zu drucken. Die Eidgenossenschaft kann sich am Kapitalmarkt die Mittel zu negativen Zinsen beschaffen. Die Anleger überlassen der SNB ihre überschüssige Ersparnisse gern und sie zahlen sogar darauf, dass sie dem Schweizer Staat Geld leihen.

Die Schweiz hat am Geldmarkt zuletzt heute Staatspapiere mit 3 Monaten Laufzeit (06. Sept 2012) zu Minus 0,750% verkauft. Es gingen Gebote in Höhe von 4‘079 Mio. Franken ein. Zugeteilt wurden 755 Mio. Franken.

Die SNB, die eine glaubwürdige Zentralbank mit einer glaubwürdigen Zielsetzung ist, hat bisher meisterhaft unter Beweis gestellt, dass sie mit der Ankündigung eines Mindeskurses für die Landeswährung weiterhin den lockeren Kurs der Geldpolitik fortfahren kann, auch wenn die Zinsen auf der Nullgrenze liegen. Das nennt man Chuck-Norris Effekt der Geldpolitik. Die SNB muss also nur sagen, dass sie Euro gegen Franken kauft, und zwar unbegrenzt. Es reicht, darauf hinzuweisen. Der Mindestkurs bleibt bestehen. Die SNB hat also reichlich Spielraum, ihr Abwehrdispositiv aufrechtzuerhalten.

PS:

Very Serious People (VSP) ist ein von Paul Krugman geprägter Begriff, um in erster Linie die Ökonomen und Politiker zu beschreiben, welche das Wirtschaftsleben als Moralfabel darstellen, wobei Inflation und Schulden als Sünde gelten. Wer gesündigt hat, muss demnach gestraft werden. Das bedeutet z.B. mit Bezug auf die gegenwärtige Krise „Gürtel-enger-schnallen“. 

Die VSP schlüpfen die Finanzkrise gern in ein moralisches Gewand. Das Leiden in Depression ist daher gut und natürlich. Nichts sollte getan werden, um das Leid zu lindern. Die Ansicht, die die VSP äussern, gelten deshalb als massgebend und seriös. Die VSP beschwören gern Bond Vigilantes herauf und berufen sich auf Vertrauen Fee.


update:
@Martin Burch:
siehe bitte die nachstehende Abbildung:



1 Kommentar:

Martin Burch hat gesagt…

"...Die Schweiz hat am Geldmarkt zuletzt heute Staatspapiere mit 3 Monaten Laufzeit (06. Sept 2012) zu Minus 0,750% verkauft..." Das Datum stimmt so nicht.
Gruss
Martin