Donnerstag, 21. Juni 2012

Bond Vigilantes und Deutschland


An einer Industrie-Konferenz in Monaco am Dienstag sollen mehr als 50% der Hedge Funds Manager abgestimmt haben, dass die Rendite der deutschen Staatsanleihen sich innert Jahresfrist verdoppeln werde.

Die führenden Hedge Funds Manager wetten auf einen Ausverkauf von German Bonds in den kommenden Monaten, berichtet FT aus London. Jedes analytische Modell von Hedge Funds signalisiere, dass der Markt für deutsche Staatspapiere „zu teuer“ sei. Das Rendite-Niveau sei deshalb so gedrückt, weil „eine grosse Kapitalflucht“ aus dem Rest der Eurozone stattgefunden habe. Die Rendite der deutschen Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit ist am ersten Juni auf 1,13% gefallen. Aktuell notiert die Rendite auf 1,61%.

Die Funds Manager vertreten die Ansicht, dass die Euro-Krise zu weit gegangen sei, um keine Auswirkung auf Deutschland zu entfalten. John Paulson taucht unter den Namen von Hedge Funds Managern, die die German Bonds angeblich leerverkaufen (d.h. „shorten“), auf. Auch Bill Gross von PIMCO ist „bearish“ auf deutsche Staatsanleihen.

Es sind v.a. die Verfechter der Austerität, die im Angesicht der Massenarbeitslosigkeit in der Eurozone eine scharfe Kürzung der Staatsausgaben fordern. Das Argument lautet: Der Haushalt muss konsolidiert werden, um die Anleihemärkte zufriedenzustellen. Die Anleihemärkte selbst scheinen aber damit nicht einverstanden zu sein. Ganz im Gegenteil: Deutschland soll mehr Kredit aufnehmen. Bereinigt um die Inflation ergeben sich zur Zeit sogar negative Renditen.

Die Finanzagentur hat gestern Schatzwechsel mit zwei Jahren Laufzeit mit einem Kupon von Null Prozent für 5 Mrd. Euro verkauft, und zwar wieder zu einer negativen Rendite.

Die Logik der Liquiditätsfalle legt nahe, dass die Haushaltsdefizite in einem depressiven Umfeld der Wirtschaft mit dem privaten Sektor nicht in Konkurrenz treten, sodass es nicht zu einem Anstieg der Zinsen kommt. Die öffentliche Hand findet eine Verwendung für die überschüssigen Ersparnisse  der Privatwirtschaft. 

Es ist entscheidend, dass der Staat diese Rolle spielt, weil der Versuch des privaten Sektors weniger auszugeben (als eingenommen) eine tiefe Depression verursachen würde. Denn mehr Ersparnisse der privaten Haushalte bedeutet weniger Nachfrage für Unternehmen. Damit die Wirtschaft funktioniert, sorgt der Staat dafür, dass die Verbindung zwischen Sparen und Investieren in Takt bleibt.

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