Samstag, 16. Juni 2012

Schweizer Grossbanken unter Druck


Die SNB hat am Donnerstag den Bericht zur Finanzstabilität 2012 vorgestellt. Wie Jean-Pierre Danthine, Vize-Präsident der SNB in einem Referat hervorhob, hat sich das Umfeld des Schweizer Bankensektors seit einem Jahr verschlechtert.

(1) Die europäische Schuldenkrise hat sich verschärft.

(2) Das Wachstum der globalen Wirtschaft hat sich abgeschwächt.

(3) Die Lage am Schweizer Hypotheken- und Immobilienmarkt hat sich nicht entspannt.

Bleibt das Risiko einer weiteren Verschlechterung des Umfelds hoch, wären insbesondere die zwei Grossbanken von einem solchen Szenario betroffen.

Die SNB hält eine mögliche mittelfristige Preiskorrektur am Schweizer Immobilienmarkt für die grösste Gefahr für die Schweizer Banken. Danthine  sieht daher bei den Grossbanken Handlungsbedarf. Ziel ist, die Widerstandsfähigkeit des Schweizer Bankensystems zu stärken.

Die beiden Schweizer Grossbanken haben seit Juni 2011 (a) das Eigenkapital aufgestockt und (b) die risikogewichteten Aktiven reduziert.

Die Ausstattung der Grossbanken mit verlusttragendem Kapital bleibt aber nach Ansicht der SNB trotz Fortschritte weiterhin unterhalb des Niveaus, das eine ausreichende Widerstandskraft gewährleisten würde.


CDS-Prämien für UBS und Credit Suisse, Graph: SNB in: „Financial Stability Report 2012“

(a) Das Verlustpotenzial der Grossbanken im Verhältnis zum Eigenkapital ist laut SNB im Falle einer weiteren Zuspitzung der Euro-Krise beträchtlich.

(b) Beide Schweizer Grossbanken befinden sich im internationalen Vergleich gemessen an Basel III-Regulierung) unterhalb des Durchschnitts.

(c) Der Verschuldungsgrad beider Grossbanken bleibt trotz Abbau der risiko-gewichteten Aktiven (RWA: Risk Weighted Assets) sehr hoch.

Die UBS verfügt per Ende März 2012 über ein verlusttragendes Kapital von 2,7%, die Credit Suisse hingegen von nur 1,7% der Netto-Bilanz. Das bedeutet, dass das Kapital nicht ausreichen würde, einen Verlust von über 3% der Netto-Bilanzsumme aufzufangen.

Die Banken haben sich ihre risikogewichteten Aktiven deutlich reduziert. Aber es heisst nicht unbedingt, dass die Banken daher weniger Risiken eingehen, weil die Berechnungen der RWA nach mathematischen Modellen (ohne Transparenz) mit theoretischen Preisen ermittelt werden. Die Staatsanleihen müssen beispielsweise nicht mit Eigenkapital unterlegt werden. Die Staatspapiere werden mit Null Risiko-Gewicht in den Berechnungen berücksichtigt.


Risk Profil, Schweizer Banken im Inland, Graph: SNB in: „Financial Stability Report 2012“

Die Punktzahl für jede Bank gibt einen Überblick über Indikatoren für verschiedene Aspekte von Banken im Immobilienmarkt in Sachen Risiko-Übernahme zwischen 2007 und 2011. Je höher die Punktzahl, desto ausgeprägter ist das Risikoprofil.

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