Was
steckt hinter den Bemühungen, den Staat zurückzudrängen?
Paul Krugman befasst sich in seiner lesenswerten
Kolumne („Prisons, Privatization,
Patronage“) am Freitag in NY Times mit der Frage, welche Absichten mit dem Versuch, die Dienstleistungen
der öffentlichen Hand zu privatisieren, verfolgt werden.
In
den vergangenen Tagen hat NY Times mehrere erschreckende
Berichte über das System von New Jerseys Übergangsheime veröffentlicht. Das Schrecken,
das beschrieben wird, ist Teil eines breiter angelegten Musters, in welchem
wesentliche Funktionen des Staates privatisiert und abgebaut werden.
Es
ist eine schreckliche Geschichte, schildert Krugman: „Aber man muss es wirklich
in einem breiteren Zusammenhang eines landesweiten Laufwerks der amerikanischen
Rechten sehen, die staatlichen Aufgaben zu privatisieren“. Was verbirgt sich
hinter diesem Laufwerk?
Man
könnte versucht sein, zu sagen, dass es den konservativen Glauben an den Magie
des Marktes widerspiegelt. Und dass es sicherlich die Art und Weise ist, wie
die rechten Politiker das Thema angehen.
Aber
wenn man eine Minute darüber nachdenkt, lässt sich realisieren, dass die
Unternehmen, die die Gefängnisanlagen (prison-industrial
complex) bilden, bestimmt nicht in einem freien Markt konkurrieren. Sie
leben stattdessen von staatlichen Aufträgen. Es gibt keinen Markt hier. Und es
gibt daher keinen Grund, magische Gewinne aus Effizienz zu erwarten. Und die
Privatisierung von Gefängnissen wird tatsächlich, trotz vieler Versprechen, sicherlich
zu hohen Kosteneinsparungen führen.
Was
steckt also hinter dem Versuch, die Gefägnisse zu privatisieren und so ziemlich
alles andere auch? Eine Antwort ist, dass die Privatisierung als heimliche Form
von staatlicher Kreditaufnahme dienen kann. Wir hören viel über die versteckten
Schulden, welche die Staaten in Form von Pensionsverpflichtungen eingegangen
sind. Wir hören aber nicht viel über die versteckten Schulden in Form von langfristigen
Verträgen mit Unternehmen, die angeheuert werden, um die Gefängnisse, Schulen
usw. zu betreiben, erklärt der an der University
of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.
Eine
andere Antwort ist, dass die Privatisierung eine Möglichkeit ist, die
Beschäftigten im öffentlichen Dienst loszuwerden, die die Angewohnheit haben,
sich in Gewerkschaften zusammenzuschliessen und sich tendenziell an Demokraten
zu wenden.
Die
wichtigste Antwort ist aber ganz sicher, dem Geld zu folgen. „Mach dir nichts
daraus, wie die Privatisierung auf die Haushalte auswirkt. Denke daran, was es
für die Wahlkampagne und die privaten Finanzen von Politikern und ihren
Freunden zustande bringt“, legt Krugman dar.
Nun
wird jemand sicherlich darauf hinweisen, dass die Regierungen ohne
Privatisierung auch ihre eigenen Probleme von ungebührlicher Einflussnahme
haben, dass Gefängniswärter und Lehrergewerkschaften auch politischen Einfluss
ausüben und dieser Einfluss manchmal in der öffentlichen Ordnung Verzerrungen
hervorbringt. Aber solche Einflüsse bleiben tendenziell relativ transparent,
betont Krugman.
Der Punkt ist, dass man
sich nicht vorstellen soll, das, was NY Times über die Privatisierung des
Gefängnisses von New Jersey entdeckt hat, ein isolierter Fall von Fehlverhalten
ist. Es ist stattdessen fast sicher der Blick in eine allgegenwärtige und
wachsende Realität von einem korrupten Nexus von Privatisierung und
Vetternwirtschaft, welche den Staat in weiten Teilen des Landes untergräbt.
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