Jeff Frankel argumentiert in seinem Blog, dass die
Entwicklungen der letzten fünf Jahre stark darauf hindeuten, dass das Inflation Targeting stark auf seine
Grenzen stösst. Wenn es Inflation
Targeting nicht mehr gäbe, welches Ziel würden die Zentralbanken
stattdessen anpeilen, um die Inflationserwartungen zu verankern?
Der
führende Kandidat ist wahrscheinlich die nominelle BIP-Steuerung (NGDP). Der Ansatz gewinnt
ziemlich plötzlich an Popularität, bemerkt der an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessor.
Die
Idee ist aber nicht neu. Die NGDP
war in den 1980er Jahren ein Kandidat, um das Money Targeting abzulösen, weil sie die Verletzlichkeit des zweiten
in Bezug auf die Verschiebungen in der Geldnachfrage nicht teilt, erklärt
Frankel.
Unter
bestimmten Bedingungen dominiert die NGDP nicht nur ein Money Target (wegen der Schocks in Bezug auf die
Umlaufsgeschwindigkeit), sondern auch ein Wechselkurs-Ziel (wenn Schocks in
Bezug auf die Wechselkurse gross sind) und ein Preisniveau-Ziel (wenn die
Angebotsschocks gross sind).
Zuerst
wurde die NGDP von James Meade (1978) vorgeschlagen. Dann haben sich auch
bedeutende Ökonomen wie Jim Tobin (1983), Charlie Bean (1983), Bob Gordon (1985),
Ken West (1986), Martin Feldstein & Jim Stock (1994), Bob Hall & Greg
Mankiw (1994), Ben McCallum (1987, 1999) und andere dafür interessiert.
Die
nominelle BIP-Steuerung wurde aber in den 1980er Jahren von keinem Land
aufgenommen. Es ist laut Frankel
erstaunlich, dass die Gründer der EZB
in den 1990er Jahren die NGDP nicht einmal in Erwägung
gezogen haben, um damit Inflationserwartungen zu verankern.
Aber
die NGDP ist nun zurück, dank begeistert bloggenden
Ökonomen wie Scott Sumner, Lars Christensen, David Beckworth, Marcus Nunes und
anderen. Die Ökonomen haben in der Gesellschaft der Blogosphäre für die
erfolgreiche Wiederbelebung dieser Idee gesorgt. Auch die Ökonomen von Goldman Sachs haben sich dafür engagiert.
Die
Anhänger der NGDP weisen darauf hin, dass der Ansatz das Problem der
übermässigen Straffung der Geldpolitik in Reaktion auf negative Schocks auf der
Angebotsseite nicht hätte.
Auf
lange Sicht besteht der Vorteil eines neuen Ansatzes darin, dass die nominelle
BIP-Steuerung robuster ist im Vergleich zu Konkurrenz (Goldstandard, Money
Target, Wechselkurs-Ziel oder CPI-Ziel), was die Schocks betrifft,
unterstreicht Frankel.
Warum
gewinnt aber die Idee plötzlich an diesem Punkt der Geschichte an Popularität?
Die
NGDP hätte in der aktuellen wirtschaftlichen Situation, die die weiten Teilen
der Welt heimsucht, andere Vorzüge: die Verfechter sehen sie als eine Möglichkeit,
eine monetäre Expansion, die zur Zeit dringend notwendig ist, zu erreichen,
betont Frankel.
Die
geldpolitische Lockerung in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften seit 2008,
wenn auch stark, war nicht stark genug, um die Arbeitslosigkeit zu senken, um
die potenzielle Produktion (output)
wiederherzustellen. Es ist schwer, den Realzins zu senken, wenn der Nominalzins
bereits nahe Null liegt. Dies hat manche Ökonomen wie Olivier Blanchard und Paul
Krugman veranlasst, Zentralbanken nahezulegen, ein höheres Inflationsziel
von 4 oder 5% anzupeilen.
Aber
die meisten Ökonomen und sogar ein höherer Prozentsatz der Zentralbanker sind
nur ungern bereit, Inflationsverankerung bei 2% aufzugeben. Natürlich kann man
erklären, dass der Übergang von 2% zu 4% Inflationsziel nur vorübergehend wäre.
Aber es ist schwer, abzustreiten, dass es die langfristige Glaubwürdigkeit in
Bezug auf die sakrosankte Zahl 2% verspielen könnte, legt Frankel dar.
Eine
Attraktion der nominellen BIP-Steuerung ist, dass man ein Ziel für das nominale
BIP festlegen könnte, welches im kommenden Jahre ein Wachstum 4 bis 5%
ausmachen würde, was einem Land, das auf der Schwelle zwischen der Erholung und
dem Abschwung taumelt, die Möglichkeit geben würde, so viel monetäre Lockerung
bereitzustellen wie ein Inflationsziel von 4% erfordert. Doch würde man den
hart erkämpften Fokus auf das Inflationsziel von 2% als die langfristige Verankerung
nicht aufgeben.
Die
nominelle BIP-Steuerung könnte daher helfen, die gegenwärtigen Probleme anzugehen
und zugleich eine dauerhafte Währungsordnung für die Zukunft zu sichern, fasst
Frankel als Fazit zusammen.
Es
ist schwer, herauszufinden, wie man die Welt in Ordnung bringt, wenn wir nicht
über ein zuverlässiges Modell verfügen, welches erklärt, was schief gelaufen
ist, fügt Mark Thoma in seinem Blog hinzu. Die
optimale Geld-Regel in einem Modell hängt davon ab, wie die Veränderungen der
Geldpolitik auf die Realwirtschaft übertragen werden. Hat es mit
Preisrigiditäten zu tun? Oder hat es mit nach unten starren Löhnen zu tun? Oder
sind es Probleme in Bezug auf die Informationsbeschaffung? Oder sind es Reibungen
im Kreditwesen? Die beste Antwort auf einen negative Schock in der Wirtschaft
variiert je nachdem, welche Art von Modell die Forscher anwenden, erläutert der
an der University of Oregon lehrende
Wirtschaftsprofessor.
Wir
brauchen daher für den Augenblick robuste Regeln. Inflation Targeting funktioniert in Modellen mit Preis-Rigiditäten
à la Calvo und eine Regel à la Taylor ergibt sich oft aus Modellen im
allgemeinen Sinne. Ist es aber die robusteste Regel angesichts der
Unsicherheiten in Modellen? Wir kennen das wahre Modell in der Makroökonomie
nicht, welches an dieser Stelle klar sein sollte, schlussfolgert Thoma.
Das heisst, es gilt, ein
Modell zu bevorzugen, welches funktioniert
und die optimale Regel herauszufinden, welche in diesem Modell
funktioniert, um es dann auszuführen.
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