(Nur für Streber)
Die
Geldmärkte des Euroraums sind seit Beginn der Krise durch eine Segmentierung
gekennzeichnet: Banken, die reich an Cash sind und Banken, die arm an Cash
sind.
Wie
können die Geldmärkte aber wiederbelebt werden, sodass sie wieder richtig
funktionieren?
Wie
FT Alphaville ausführlich darlegt, werden seit 2007 Interbank-Kredite (interbank lending) durch die
Zentralbank-Kredite ersetzt, weil Banken angesichts der unsicheren Konditionen
und der längeren Laufzeiten immer zurückhaltender werden, aneinander Geld zu
leihen.
Die
Kernschmelze am Hypothekenmarkt (subprime
crisis) hat zuerst Kredit-Instrumente getroffen. Mit dem Überschnappen der
Spannungen auf die weltweiten Geldmärkte Anfang August 2007 hat die Krise eine systemische
Form erreicht.
Der
Stress hat sich alsbald im massiven Anstieg der Aufschläge für unbesicherte
Kredite, die am stärksten Kreditrisiken von Gegenparteien ausgesetzt sind, materialisiert.
Der
TED-Spread (d.h. die Differenz zwischen dem 3-Monats-Libor und dem OIS-Satz),
der als verlässlicher Indikator für das Risikomass am Interbankenmarkt gilt,
hat sich nach der Lehman-Pleite heftig ausgeweitet. Auch der Fluss der
Liquidität von Banken, die reich an Cash sind, an die Banken, die arm an Cash
sind, ist zum Erliegen gekommen. Die Banken haben angefangen, das überschüssige
Geld bei den Zentralbanken zu parken, anstatt es an andere Banken als
Gegenleistung für Zinsen zu leihen. Die cash-armen Banken waren dadurch
gezwungen, die Liquidität bei der Zentralbank zu beschaffen.
LIBOR-OIS-Spread
und Euribor-Spread, Graph: Benoit
Coeuré, Mitglied des Direktoriums der EZB
Die
Spannungen an den Geldmärkten veranlassten die Banken, die
Geldmarkt-Finanzierung mit Mitteln der Zentralbank zu ersetzen. Die Zentralbanken
wurden auf diese Weise zum Vermittler (intermediaries)
für den Interbankenhandel, wie an der wachsenden Bilanzsumme der Notenbanken zu
erkennen ist.
Benoit Coeuré, Mitglied des
Direktoriums der EZB denkt nicht unbedingt, dass die Einlagen bei der
Zentralbank per se ein Problem darstellen, da sie aus buchhalterischen
Besonderheiten entstehen.
Dennoch
fiel die Kreditvergabe über Nacht (over
night) ,da die Banken sich aus dem unbesicherten Markt zurückzogen. Das
Stressausmass dafür ist der Euribor-EOINA-Spread.
Coueré
redet von einem „run on repo“ in den
USA, was eine Kontraktion im Repo-Geschäft bedeutet, plus erhöhte Abschläge (haircuts) für Sicherheiten (collateral). In Europa hingegen findet
das Repo-Geschäft zunehmend mit gesicherten Krediten statt, plus eine
Zerspitterung der Geldmärkte entlang der nationalen Grenzen. Die Streuung des Zugangs der Banken zu
Finanzierungsmitteln im Euroraum nimmt folglich zu, wobei die Banken in den von
der Finanzkrise besonders stark angeschlagenen Volkswirtschaften es schwer
haben, selbst den Handel mit besicherten Krediten aufrechtzuerhalten. Das
bedeutet am Ende, dass die Abhängigkeit des Bankensystems vom Zentralbankgeld zunimmt.
Cash
Kredithandel in der Eurozone in Bezug auf die Laufzeit des Geschäftes, Graph: Benoit Coeuré, Mitglied des
Direktoriums der EZB
Deswegen
sind Massnahmen durch die Zentralbanken nötig, um die Kreditklemme zu
unterbinden. Was ist aber konkret zu tun? Laut Coueré gibt es zwei Arten von Massnahmen.
Die eine ist, die Bankbilanzen zu stärken und die andere ist, den sich selbst
verstärkenden Kreislauf (loop)
zwischen Banken und Staatsanleihen zu durchbrechen und zu einer einheitlichen
Aufsicht auf europäischer Ebene überzugehen.
Die
Eurozone wird zwar als ein Raum bezeichnet, wo der Zinssatz durch die EZB
festgelegt wird. Aber wie FT Alphaville
unterstreicht, kann die Finanzierung auf einem dysfunktionalen Geldmarkt die
Auswirkung entfalten, dass die cash-reichen Banken im Norden die Liquidität an
sich ziehne, währen die cash-armen Banken im Süden sich den Kredit bei der
Zentralbank besorgen müssen.
Wenn
das der Fall ist, dann kommt die niedrige (ungesicherte) Kreditvergabe an die
Peripherie nicht durch, was nahelegt, dass der Repo-Satz als Zielgrösse für die Interventionen der Zentralbanken mehr
an Bedeutung gewinnt.
PS:
Es gibt grundsätzlich drei Instrumente am Geldmarkt: (1) Federal Funds (Leitzins), (2) Eurodollars, und (3)
Repo und
es
gilt in Bezug auf den Zinssatz: Reposatz < FF Satz < Eurodollar Satz.
PPS:
(a) Der
Aufschlag für unbesicherte Kredite:
TED-Spread=
3 Monats-Libor – Rendite 3 Monats US-Schatzwechsel
(b)
Der Aufschlag für besicherte Kredite (USA):
Libor-OIS
Spread= 3 Monats Libor – OIS-Satz
(c) Der
Aufschlag für besicherte Kredite (Euroland): Euribor-Spread.
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