„Der
Aufschwung, nicht der Abschwung ist der richtige Zeitpunkt für Sparmassnahmen“.
Keynes hat es vor 75 Jahren erklärt
und er hatte Recht.
Die
Kürzung der Staatsausgaben ist eine selbstzerstörerische Strategie, wenn die Wirtschaft
tief deprimiert ist. Es vertieft die Depression, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („The Austerity Agenda“) am Freitag in NY Times.
Der
Träger des Wirtschaftsnobelpreises, der sich zur Zeit in Grossbritannien
aufhält, fragt, warum also das Land die Staatsausgaben kürzt, wo es dies nicht
tun sollte? In den vergangenen paar Tagen habe Krugman nach eigenen Angaben die
Gelegenheit gehabt, mit einer Reihe von Anhängern der Cameron-Regierung
über diese Frage zu diskutieren. All diese Gespräche folgen dem gleichen
Kreisbogen: sie beginnen mit einer schlechten Metapher und enden mit der
Enthüllung von Hintergedanken.
Die
schlechte Metapher, die man sicherlich schon öfters gehört hat, entspricht der
Gleichsetzung des Schuldenproblems einer Volkswirtschaft mit dem
Schuldenproblem einer einzelnen Familie. Eine Familie, die hohe Schulden
angehäuft hat, muss die Gürter enger schnallen. Wenn also Grossbritannien zu
hohe Schulden angehäuft hat, was zutriffft, obwohl es sich dabei meistens um
private, und nicht um öffentlichrechtliche Verschuldung handelt, sollte es auch
das Gleiche tun? Was ist aber mit diesem Vergleich falsch?
Wenn
der private Sektor verzweifelt versucht, die Schulden abzubauen, sollte der
öffentliche Sektor das Gegenteil tun, d.h. ausgeben, wenn der private Sektor es
nicht kann oder nicht will. Es gilt auf alle Fälle, dass der Haushalt
konsolidiert werden soll, sobald die Wirtschaft sich erholt. Aber nicht jetzt,
betont Krugman. Der Aufschwung, nicht der Abschwung ist der richtige Zeitpunkt für
Sparmassnahmen.
Dies
ist aber keine neue Erkenntnis, wie der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor hervorhebt: Und
wenn Sie die Austerians darauf hinweisen, wie schlecht ihre Metapher ist,
reagieren sie fast immer im Sinne des Rückzugs: „es ist aber wichtig, dass die
Grösse des Staates schrumpfen“.
Der
Sparkurs in Grossbritannien hat also mit Schulden und Defizit wirklich nicht zu
tun. Es geht darum ,die Defizit-Panik als Vorwand zu verwenden, um soziale
Programme zu demontieren. Und es ist genau dasselbe, was in den USA geschieht,
hält Krugman fest.
Die
britischen Konservativen sind jedoch nicht ganz so roh wie ihre amerikanischen
Kollegen. Im Allgemeinen scheinen sie weniger bestimmt, den Reichen zu helfen
und die Armen zu bestrafen. Aber die Richtung der Politik ist das gleiche und
so ist die fundamentale Unaufrichtigkeit der Aufforderungen für die Austerität,
untertreicht Krugman mit Nachdruck.
Die
grosse Frage ist daher, ob das offensichtliche Scheitern der Sparpolitik, eine
Erholung der Wirtschaft hervorzurufen, zu einem „Plan B“ führt. Krugman
vermutet, dass es, selbst wenn ein solcher Plan bekanntgegeben würde, nicht
viel zustande bringen würde. Es ging nämlich nie um die wirtschaftliche
Erholung. Der Sparkurs war darauf angelegt, die Krise auszunutzen, nicht sie zu
lösen. Und es ist immer noch so, fasst Krugman zusammen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen