Die
Anzeichen mehren sich, dass die Euro-Krise
sich allmählich verschärft. Die Renditedifferenz zwischen spanischen
Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit und den vergleichbaren deutschen Bundesanleihen
vergrössert sich.
Im
Blickwinkel des öffentlichen Interesses steht heute die EZB-Sitzung in Frankfurt. Die Pressekonferenz der EZB wird mit
Spannung erwartet. Die Vernunft legt nahe, dass die EZB die Zinsen senkt und
darüber hinaus anfängt, Staatsanleihen der von der Krise stark angeschlagenen
Länder an der Peripherie der Euro-Zone zu kaufen.
Würde
die EZB sich verpflichten, unbegrenzt Staatspapiere zu kaufen, könnte sie die
sich inzwischen verstärkende Abwärtsspirale im Euroland unterbinden. Die Fed in den USA und die BoE in Grossbritannien stellen
unbegrenzt Liquidität zur Verfügung. Die Rendite der Staatsanleihen in den
Ländern mit der eigenen Währung notiert jeweils weiter auf einem historisch tiefen
Niveau.
Wenn
die EZB nur sagen würde, dass sie zur Not unbegrenzt
Staatsanleihen kaufen würde, müsste sie die Kaufaktivitäten in der Praxis gar
nicht erst wahrnehmen. Denn die Investoren würden sich dann darauf verlassen,
dass sie ihr Geld wieder zurückbekommen. Voraussetzung ist, dass die EZB ihre
unbegrenzte Schlagkraft mit Nachdruck unterstreicht.
Die
EZB soll also klarstellen, dass sie Bonds dauerhaft kaufen will, genau so wie
die US-Notenbank. Die EZB könnte, wie Barry Eichengreen hervorhebt,
sogar einen Schritt weiter gehen, indem sie sich bereit erklärt, eine Obergrenze für Risikoaufschläge von
Staatsanleihen zu verteidigen. Die EZB würde damit dem Beispiel der
Schweizerischen Nationalbank (SNB) folgen, die für den
Wechselkurs des Schweizer Frankens ebenfalls eine Obergrenze festgelegt hat,
hält der an der University of California,
Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor fest.
Die
Rede ist im Grunde genommen von Chuck
Norris-Effekt der Geldpolitik, welcher von der SNB meisterhaft vorpraktiziert wird.
Die
EZB soll eine Zinssenkung mit weiteren flankierenden Massnahmen (unkonventionelle
Instrumente) unterstützen. Die EZB würde mit dem Zinssignal Zeichen setzen,
dass die von der Krise schwer geplagten Volkswirtschaften Rückendeckung bekommen.
Die
blosse Existenz eines lender of last resort
würde die Kaskade des Vertrauensverlustes stoppen, bemerkt Paul de Grauwe in seiner unbedingt lesenswerten Forschungsarbeit.
Es
droht auch keine Inflationsgefahr, weil die Banken aus Angst keine Kredite
vergeben, sondern das Geld horten. Die EZB ist aber bekanntlich von der
Inflation besessen und kümmert sich nicht gern um die Finanzstabilität oder das
Wirtschaftswachstum im Euroland.
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