Sonntag, 10. Juni 2012

Warum die Fed mehr unternehmen soll


Das Argument für zusätzliche geldpolitische Massnahmen ist unkompliziert, schreibt Christina Romer (via Mark Thoma) in einem lesenswerten Artikel („It’s the Fed’s Time to Step Up”) in NY Times.

Nach dem Gesetz soll die Fed für die maximale Beschäftigung und stabile Preise sorgen. Doch die Arbeitslosenquote liegt bei 8,2%. Das heisst gut zwei Prozentpunkte über dem Wert, den die pessimistischen Fed-Mitglieder für nachhaltig halten. Darüber hinaus ist es wahrscheinlich, dass die Serie von enttäuschenden Daten und die sich vertiefende Krise in Europa die konjunkturelle Schwäche fortsetzen, betont die an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessorin.

Einige Fed-Vertreter behaupten, dass die Geldpolitik bereits ihren Anteil beigetragen hat. Sowohl der Fed-Vorsitzende als auch seine Stellvertreterin haben neulich über die Notwendigkeit von zusätzlichen kurzfristigen Konjunkturmassnahmen (fiscal stimulus) als Teil eines schrittweise erfolgenden Defizitabbau-Plans gesprochen, erinnert die ehemalige Wirtschaftsberaterin des Präsidenten Obama.

Und viele Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses der US-Notenbank plädieren für mehr effektive fiskalpolitische Massnahmen und Abhilfen für das Wohnungswesen. Aber nichts scheint zu passieren. Die Fed, die als unabhängige Stelle aufgebaut wurde, genau das zu tun, was sonst Politiker nicht tun können oder wollen, ist die einzige glaubwürdige Quelle für sofortige Massnahmen für die US-Wirtschaft, betont Romer.

Prof. Romer will auch das Argument, dass die Fed nicht agieren soll, weil der Kongress keine Freude daran hätte und daher zurückschlagen könnte, nicht gelten lassen. Sie wirft nämlich die Frage auf, wofür die Entscheidungsträger der Fed ihre Unabhängigkeit sonst bewahren? Wenn die Rettung von Millionen von Amerikanern vor der Qual der Arbeitslosigkeit kein Grund ist, die Unabhängigkeit zu riskieren, was ist es denn?

Im Jahr 1958, als die Fed eine unpopuläre Entscheidung traf, um die Inflation zu bekämpfen, sagte William McChesney Martin, ein sehr weiser Fed-Vorsitzende: „wenn das System im Prozess der Handlungen für solides Geld seine Unabhängigkeit verlieren sollte, wäre es in der Tat ein Grund, darauf stolz zu sein. Und der Erfolg wäre schliesslich ganz toll“. 

Der derzeitige Fed-Chef Ben Bernanke sollte dazu die Worte „und die Vollbeschäftigung“ hinzufügen und die Zeile auf seinen Badezimmerspiegel kleben, fasst Romer zusammen.

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